Picrorhiza kurroa / Kutki

In Nepal ist Kutki eine der wichtigsten Heilpflanzenkulturen. Auf meiner Reise nach Nepal konnte ich eine Kräuterfarm in der Nähe von Kathmandu besuchen. Die Pflanzen werden in Halbkultur in Höhenlagen ab 3.000 bis 5.000 Metern angebaut.

Als ich die ersten Kutki-Pflanzen vor mir hatte konnte ich es mir auch hier nicht verkneifen, gleich ein kleines Stück von dem bitteren Blatt zu probieren. Nach ein paar Minuten spürte ich die erste Wirkung: Ein Kribbeln, das vom Bauch aus an den Innenseiten der Beine bis in die Zehenspitzen ging! Solche Sofortreaktionen hat nicht jeder, aber mir zeigt es, daß hier eine starke Heilpflanze am Wirken ist. Für mich ist es daher kein Wunder, dass Kutki dort, wo es bekannt ist, als Medizin hoch geschätzt wird. In erster Linie dient es als hochwirksames Lebermittel. Die hepatoprotektive (leberschützende) Wirkung soll sogar besser sein als die der silymarinhaltigen Mariendistel.

In der indischen Mythologie gibt es einen Gott der indischen Medizin: Dhanvantari. Es heißt, Dhanvantari habe sich selbst mit Kutki behandelt.

In Nepal, Tibet, Indien und China werden Blätter und Rhizome seit Jahrhunderten geschätzt. Es wirkt gallefördernd, (fett-)verdauungsfördernd, appetitanregend, entzündungshemmend, antidiabetisch, gegen Leberzirrhose, Hepatitis, Fieber, Verstopfung, Gelbsucht, Asthma, Infekte, Schluckauf, sowie gegen Autoimmunerkrankungen wie z.B. Schuppenflechte oder rheumatoider Arthritis. Nach neuesten Erkenntnissen hat sich Kutki als besonders abwehrkraftsteigerndes Heilkraut erwiesen. Es enthält die immunmodulierenden Picrogentioside. Als Antioxidans hat es eine ähnliche Wirkung wie die körpereigene Superoxiddismutase: Es kann einen verminderten Glutathion-Spiegel wieder anheben.

Kutki ist eine der vielen wertvollen Heilpflanzen, die aufgrund rücksichtsloser Plünderung der Bestände in der Natur inzwischen selten geworden ist, und als bedrohte Art auf der Liste des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) aufgeführt wird. Der nepalesische Staat hat die unkontrollierte Ausfuhr verboten, aber dadurch wird es jetzt eben vielfach illegal gehandelt. Denn gesammelt werden darf nur noch mit einer staatlichen Erlaubnis, und die haben nur wenige. Das Hauptverbreitungsgebiet ist Nepal, und hier ist das Sammeln von Kutki eine wichtige Einnahmequelle für die arme Bevölkerung außerhalb der Städte.

Katuka (die Sanskrit-Bezeichung) ist im Ayurveda wohl das wichtigste Bittertonikum. Es ist ein wichtiger Bestandteil der indischen Hausapotheken seit Jahrhunderten. Die Wirkung ist auch vergleichbar mit der von gelbem Enzian, es wird in Indien als Substitut für indischen Enzian (Gentiana kurroo) verwendet. In kleinen Mengen gilt es als Rasayana - also Vitalisierungsmittel, in größeren Mengen baut es Fett ab, und wird daher auch bei Adipositas mit Erfolg angewendet. Zubereitungen von Kutki werden immer mit Fett oder Alkohol hergestellt, denn die wichtigsten Inhaltstoffe lösen sich nicht in Wasser.

Kutki ist ein Braunwurzgewächs (Scrophularaceae) und mag gerne mineralreiche, feuchte Erde, verträgt auch Halbschatten, kommt aber auch mit normaler Gartenerde zurecht. Diese Staude ist nicht als Zimmerpflanze geeignet, wächst aber in unseren kühl-gemäßigten Breiten draussen ganz gut. Im Sommer erscheinen zierliche hellviolette Blüten mit sehr langen Staubgefäßen, die der Pflanze ihr charakteristisches Aussehen geben.

Haltbarkeit: frostfest, ausdauernd

Hoehe/Platzbedarf: 30/30