Spijsvertering / Verdauungssystems

Beschwerden des Magens und des Darmtraktes (einschließlich Verdauungsstörungen, Appetitmangel, Krämpfen) http://www.drugbase.de/de/datenbanken/arzneipflanzen/

Beschwerden des Verdauungssystems werden durch funktionelle und chronische Störungen, psycho-somatische Probleme, wie Reizmagen und Reizdarm sowie verschiedene Formen der Dyspepsie hervorgerufen. Psychosomatische Probleme führen nicht zu pathologischen oder morphologischen Veränderungen; sie äußern sich durch Störungen in der Beweglichkeit und Kontraktionsfähigkeit des Darms oder der Resorption von Nährstoffen, ferner durch eine schlecht regulierte Sekretion von Magensaft und von Verdauungsenzymen. Symptome sind Sodbrennen, Appetitmangel, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen oder Regurgitation des Mageninhalts.

Behandlung

Neben diätetischen Maßnahmen und dem Verzicht gewisse Speisen, kann eine Behandlung mit Phytopharmaka sinnvoll sein. Dabei werden Arzneipflanzen eingesetzt, die die Sekretion der Verdauungsenzyme anregen, den Magensaft abpuffern, die Darmmotilität erhöhen aber Krämpfe mildern und entzündungshemmend wirken.

Drogen mit ätherischen Ölen oder Scharfstoffen (Aromatica, Acria); erstere werden meist als Karminativa bezeichnet. Sie fördern die Sekretion von Verdauungssäften bei Patienten mit Appetitmangel und Dyspepsie. Sie wirken schwach krampflösend und weisen entzündungshemmende, antibakterielle und antimykotische Eigenschaften auf.

Drogen mit Bitterstoffen (Amara, Amara-Aromatica), wie Iridoide und Sesquiterpene, Alkaloide, Triterpene und Flavonoide, die die Produktion von Speichel, Magensaft und Galle anregen.

Drogen mit Schleimstoffen (Mucilaginosa) schützen die Schleimhäute von Magen und Darm.

Hydrolytische Enzyme (wie z. B. Papain, Bromelain, Ficin) kann man dann einsetzen, wenn die endogene Enzymproduktion reduziert ist.

Drogen mit Tropan und anderen Alkaloiden haben krampflösende Eigenschaften, da sie an muscarinerge ACh-Rezeptoren der glatten Darmmuskulatur binden.

Kontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Karminativa.

Wichtige Arzneipflanzen und Pflanzen der Volksmedizidin

Karminativa mit ätherischen Ölen: Achillea millefolium, Angelica archangelica, Artemisia vulgaris, Carum carvi, Coriandrum sativum, Elettaria cardamomum, Foeniculum vulgare, Matricaria recutita, Mentha x piperita, Pimpinella anisum, Rosmarinus officinalis. Drogen mit Scharfstoffen: Acorus calamus, Allium cepa, Allium sativum, Allium ursinum, Alpinia officinarum, Brassica nigra, Iberis amara, Sinapis alba, Tropaeolum majus, Zingiber officinale. Drogen mit Bitterstoffen: Artemisia absinthium, Centaurea benedicta (=Cnicus benedictus), Centaurium erythraea, Cichorium intybus, Cinchona pubescens, Citrus aurantium subsp. aurantium, Gentiana lutea, Harungana madagascariensis, Marrubium vulgare, Marsdenia cundurango, Menyanthes trifoliata, Quassia amara. Pflanzliche Enzyme: Ananas comosus, Carica papaya, Ficus carica. Krampflösende Drogen: Atropa belladonna und andere Arten mit Tropan-alkaloiden.

Gastritis und Magengeschwüre

Akute Gastritis, (eine Entzündung der Magenschleimhäute) kann durch Alkoholabusus, Arzneimittel oder eiskalte Getränke hervorgerufen werden. Chronische Gastritis zeichnet sich durch eine reduzierte Salzsäure-Produktion (HCl) und einem Reflux von Darminhalt in den Magen aus. Magengeschwüre können die Folge sein. Geschwüre in Magen und Zwölffingerdarm (Duodenum) werden durch das Bakterium Helicobacter pylori hervorgerufen, das gute Wachstumsbedingungen vorfindet, wenn die Schleimhäute entzündet sind. Magenkrämpfe können diese Erkrankung begleiten.

Behandlung

H. pylori wird zunächst mit Antibiotika behandelt, auch Phytotherapeutika können Gastritis und Geschwüre positiv beeinflussen. Die Sekretion von Magensaft kann durch Tropanalkaloide, wie Atropin, reduziert werden. Schleimhäute können durch Mucilaginosa und entzündungshemmende Drogen behandelt werden. Krämpfe und Koliken lassen sich mit Phytotherapeutika therapieren, die ätherische Öle oder Tropanalkaloide enthalten. Jede Behandlung sollte von dietätischen Maßnahmen begleitet werden: Verzicht auf saure, sehr süße oder scharf gewürzte Speisen und Getränke, Alkohol, Kaffee und geschwürfördernde Medikamente. Ebenso sollte Stress vermieden werden.

Wichtige Arzneipflanzen

Achillea millefolium, Althaea officinalis, Alpinia officinarum, Angelica archangelica, Atropa belladonna, Calendula officinalis, Carum carvi, Coriandrum sativum, Glycyrrhiza glabra, Malva sylvestris, Matricaria recutita, Melissa officinalis, Mentha x piperita, Mentzelia cordifolia. Volksmedizinisch genutzte Pflanzen: Citrus aurantium subsp. aurantium, Crocus sativus, Juglans regia, Lavandula angustifolia, Levisticum officinale, Linum usitatissimum, Lythrum salicaria, Thymus serpyllum.

Durchfall, Kolitis und Diverticulitis

Akuter Durchfall kann durch psychosomatische Störungen, durch Infektionen (Viren, Bakterien, Pilze und Parasiten) oder Chemikalien (Alkoholabusus, Schwermetalle, Laxative, Antibiotika und viele andere Xenobiotika) hervorgerufen werden. Ein chronischer Durchfall kann aus einem akuten Durchfall entstehen; er kann jedoch auch auf organische Störungen des Darms, des Pankreas, auf Lebensmittelallergien oder Hormonstörungen zurückgehen.

Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zählen zu den chronischen Darmentzündungen. Morbus Crohn (Enteritis regionalis) betrifft den unteren Dünndarm und den Dickdarm; er zeichnet sich durch Durchfälle, Bauchschmerzen, Fistel- und Geschwürbildung und Fieber aus. Colitis bezeichnet eine akute oder chronische Schleimhautentzündung des Dickdarms, an der auch tiefere Wandschichten beteiligt sind. Psychosomatische und Autoimmunstörungen sowie parasitäre Infektionen können Auslöser sein. Diverticulitis kann infolge einer altersbedingten Atrophie des Dickdarms auftreten. Sie zeichnet sich durch chronisch entzündete Darmdivertikel (Darmausstülpungen) aus.

Behandlung

Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sollten Zucker und Getreideprodukte (z. B. Brot) meiden und eine strenge Diät einhalten. Zusätzlich kann die Gabe beruhigender, krampflösender, entzündungshemmender, antiallergener, karminativer und quellender Phytopharmaka sinnvoll sein. Gegen Durchfall werden eingesetzt: Mittel, die die Darmmotilität herabsetzen (z. B. Opium oder Uzara; adstringierende Gerbstoffe (die an Mikroorganismen und Darmrezeptoren binden); entzündungshemmende Drogen (mit Schleimstoffen und ätherischen Ölen); giftbindende Mittel (z. B. aktivkohle, medizinische Kohle, Heilerde, Kaolin); aufquellende Drogen oder Substanzen (z.B. Leinsamen); Enzymsubstitution; die Anwendung besonderer Hefen (z. B. Saccharomyces boulardii). Dem Wasser- und Mineralstoffverlust kann durch Gabe von Elektrolyten und Glucose entgegengewirkt werden.

Wichtige Arzneipflanzen

Adstringierende Drogenpflanzen: Camellia sinensis, Hamamelis virginiana, Krameria lappacea, Lythrum salicaria, Potentilla erecta, Rubus fruticosus, Quercus robur, Vaccinium myrtillus. Pflanzen mit entzündungshemmenden und karminativen Eigenschaften: Carum carvi, Ferula assa-foetida, Foeniculum vulgare, Matricaria recutita, Mentha x piperita, Pimpinella anisum. Spasmolytische und beruhigende Drogenpflanzen: Pachycarpus-Arten, Papaver somniferum, Xysmalobium undulatum. Adsorbierende und quellende Drogen: Agar aus Rotalgen; Pektine aus Ceratonia siliqua, Citrus, Pyrus, Malus; Linum usitatissimum, Plantago afra, Plantago ovata. Volksmedizinisch genutzte Pflanzen: Aesculus hippocastanum, Agrimonia eupatoria, Castanea sativa, Fragaria vesca, Galeopsis segetum, Geum urbanum, Hypericum perforatum, Okoubaka aubrevillei, Potentilla anserina, Rubus idaeus.

Verstopfung

Verstopfung kann durch ballaststoffarme Nahrung, Bewegungsmangel, psychosomatische Störungen, Fettleibigkeit, Arzneimittel (z. B. Opium, Morphin, Anticholinergika, Fiebermittel, Sympathomimetika, Antidepressiva und Abführmittel) und organische Störungen (Hämorrhoiden, Darmreizung und -Entzündung sowie Darmtumore) hervorgerufen werden.

Behandlung

Die Darmträgheit soll durch körperliches Training und ballaststoffreiche Nahrung überwunden werden. Soweit notwendig, können pflanzliche Wirkstoffe, z. B. Drogen mit quellenden und osmotischen Eigenschaften eingesetzt werden. Stimulierende Abführmittel (Anthrachinondrogen) werden zwar von den Patienten oft wegen der schnellen Wirkung bevorzugt, führen jedoch zu chronischer Verstopfung und sollten deshalb vermieden werden. Die Anthrachinonglykoside werden im Darm zu den wirksamen freien Anthronen und Anthranolen umgewandelt; diese stimulieren die Freisetzung von Histamin und Prostaglandinen und erhöhen damit die Darmmotilität. Die Resorption von Na+- und Cl–-Ionen wird vermindert, wodurch der Wassergehalt des Stuhls osmotisch erhöht wird. Im Dickdarm kommt es außerdem zu einer vermehrten Schleimbildung. Zusammen führen diese Einzeleffekte zu einer schnellen Abführwirkung.

Wichtige Arzneipflanzen

Laxative: Aloe vera (= A. barbadensis), Aloe ferox, Rhamnus catharticus, Rhamnus frangula, Rhamnus purshianus, Rheum officinale, Rheum palmatum, Ricinus communis, Senna alexandrina. Ballaststoffreiche und quellende Drogen: Agar from Gelidium, Ahnfaltia-Arten; Astracantha gummifera, Ficus carica, Linum usitatissimum, Plantago afra, Plantago arenaria, Plantago ovata, Tamarindus indica, Triticum aestivum. Osmotisch wirksame Substanzen: Mannitol, Sorbitol aus diversen Früchten. Volksmedizinisch genutzte Pflanzen: Bryonia dioica, Citrullus colocynthis, Convolvulus scammonia, Hibiscus sabdariffa, Ipomoea orizabensis, Ipomoea purga, Prunus spinosa, Rosa canina, Strychnos nux-vomica.

Hämorrhoiden und Proktitis

Proktitis bezeichnet die Entzündung der Mastdarmwand; man findet sie häufig bei Patienten mit Morbus Crohn und Kolitis. Symptome sind Krämpfe des Schließmuskels, Verstopfung und Analjucken. Innere und äußere Hämorrhoiden entstehen durch Weitung der Mastdarmarterien; diese können bluten und entzündet sein.

Behandlung

Hämorrhoiden und Proktitis können lokal mit entzündungshemmenden, adstringierenden, antimikrobiellen, krampflösenden, blut- und schmerzstillenden Phytotherapeutika behandelt werden.

Wichtige Arzneipflanzen und Pflanzen der Volksmedizin

Aesculus hippocastanum, Arnica montana, Atropa belladonna, Fagopyrum esculentum, Hamamelis virginiana, Hypericum perforatum, Matricaria recutita, Myroxylon balsamum, Potentilla erecta, Quercus robur, Ruscus aculeatus, Symphytum officinale.