• "Licht"

  • Lichtinstallationen von: Werner Zülch, Zaki Al Maboren, Silvia und Lutz Freyer, Kolor-Cubes, Axel Kretschmer, Andara Shastika, Henrik Langsdorf, Eberhard Weyel und Olaf Val.

  • Weinbergterrassen Kassel

  • 1. – 28.08.2021



Licht

In Kassel fand im August 2021 "Licht" statt, und zwar immer dann, wenn "kein Licht scheint", nämlich täglich Abends ab 20.00 Uhr am Kasseler Weinberg. Zu sehen waren Lichtinstallationen von etlichen Kasseler Künstlern und Künstlerinnen. Ich wurde eingeladen, etwas zu dem Projekt "Bewegungs-Perspektiven" von MiKi Lazar beizusteuern.

Gemeinsam mit Sebastian Schulze-von Hanxleden und Herwig Thol hat Miki Lazar das Rondell am Weinberg (Bild rechts) in ein digitales Phanakistiskop bzw. ein Zoetrop mit einer elf Meter langen „Leinwand“ aus PUR-Flachschläuchen verwandelt.

Mit Arbeiten von: Aliaa Aboukhaddour, Joel Baumann, Echo Can Luo, Jörn Budesheim, Thomas Stellmach, Christine Reinkens, Angelika Werner, Walter Peter, Staatstheater Kassel, Aktions Theater Kassel, Milahaprilla, Michael (MiKi) Lazar, Herwig Thol, Sebastian Schulze von Hanxleden, Günter Schleiff, Axel Kretschmer, Martina Doll und Kilian Kretschmer.


Das Rad des Lebens

Phanakistiskope, auch Phantaskope sowie Wunder- oder Lebensräder genannt, wurden Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt. Sie sind Kinder der Zeit, als die Bilder langsam laufen lernten. Das Phenakistiskop (von altgriechisch phenax „Täuscher“, und skopein „betrachten“; wörtlich „Augentäuscher“) wurde zeitgleich von dem belgischen Physiker Joseph Antoine Ferdinand Plateau sowie vom österreichischen Professor für Praktische Geometrie Simon Stampfer entwickelt. 1833 wurden bereits die ersten Modelle in London als Unterhaltungsmedium auf den Markt gebracht.


Wundertrommel

Demselben Prinzip gehorcht das Zoetrop oder Zootrop (im Volksmund auch Wundertrommel):

Es besteht aus einer dunklen, oben offenen drehbaren Trommel, an deren Rand sich in regelmäßigen Abständen enge Schlitze befinden. An der Innenwand der Trommel liegt ein Papierstreifen mit gezeichneten Bewegungsphasen oder Fotografie-Reihen, mit ebenso vielen Bildern wie die Trommel Schlitze hat. Die Trommel wird in Drehung versetzt und der Betrachter blickt durch die vorbeiziehenden Schlitze auf den Papierstreifen. (Wiki)

Wie beim Daumenkino wird die Stroboskopische Bewegung ausgenutzt, um die Illusion eines kontinuierlichen Bewegungsablaufes zu erzeugen.


Bewegungsstudien von Eadweard Muybridge

Eadweard Muybridge hielt im Jahr 1878 erstmals die einzelnen Phasen des Bewegungsablaufs eines galoppierenden Pferdes im Bild fest und begründete damit die Chronofotografie. Seine bekannten Bewegungsstudien von Männern und Frauen beeinflussen Künstler wie Marcel Duchamp oder Francis Bacon.

Heute gehören diese Bilder gleichsam zu unserem gemeinsamen kulturellen Gedächtnis.


Bewegungsstudien von Charles Darwin

In unmittelbarer zeitlicher Nähe ist ein weiteres paradigmatisches "Bewegungsbild" entstanden, welches sicher noch stärker zu unserem gemeinsamen Bildervorrat zählt wie die Bilder von Eadweard Muybridge. "Über die Entstehung der Arten" ("On the Origin of Species") ist das Hauptwerk des britischen Naturforschers Charles Darwin. Es wurde am 24. November 1859 veröffentlicht. Heute verknüpft man dieses Buch gerne mit der Vorstellungen einer Reihe energisch voranschreitender männlicher Wesen, die ihren evolutionären Auftrag zu erfüllen haben und entsprechend in Eile sind.


Eurythmische Bewegungsstudie: Tanz die Evolution!

Aus diesen Zutaten sind insgesamt neun Blätter entstanden, die ich eigens für die Installation von Miki gezeichnet habe. Ein Mann, der direkt einer Bewegungsstudie von Muybridge entnommen ist, verwandelt den Vorwärtsdrang seiner männlichen Kollegen in eine Eurythmie, er "tanzt", hüpft oder stolpert vielmehr die neun Buchstaben der Evolution.