Vom Freitag, den 11. Dezember bis zu Beginn des Jahres 2021 zeigen die beiden Kassler Künstler Michael Evers und Jörn Budesheim im kunstbalkon Kassel neue Arbeiten. Unter dem Titel "Aufheben" werden kleinformatige Zeichnungen und Collagen zu sehen sein. Eine Eröffnung findet leider nicht statt, die Ausstellung wird jedoch virtuell hier auf kunstbalkon.de zu sehen sein und im kommenden Jahr nach Beendigung des Lockdown (hoffentlich) ihre Türen öffnen.

Die Ausstellung war ursprünglich bereits für den April des Jahres geplant und wurde dann aufgrund des Lockdowns von Mal zu Mal verschoben. Jetzt haben wir entschieden, die Ausstellung aufzubauen, um sie zumindest virtuell präsentieren zu können - auch in der Hoffnung, dass sich die Situation zu Beginn des Jahres 2021 soweit entspannt, dass der Besuch von Ausstellungen wieder möglich sein wird. Denn die sinnliche Präsenz der Kunstwerke ist letztlich durch nichts zu ersetzen. Und das gilt natürlich nicht nur für die Kunst: Gegenwart lässt sich nicht durch Zoom wettmachen. Dennoch ist es "absolut nachvollziehbar, dass in der aktuellen Situation die Reduktion der Infektionszahlen und damit die Rettung von Menschenleben oberste Priorität hat", wie der Museumsbund schreibt. Und weiter: "Museen sind wichtige Erlebnis- und Bildungsorte, die für eine positive gesellschaftliche Entwicklung unverzichtbar sind." Das gilt natürlich nicht nur für Museen, sondern auch für die vielen "kleinen" kulturellen Initiativen wie zum Beispiel den kunstbalkon in Kassel.


Michael Evers "Briefe an Carus"

"Der Hauptort der Selbstverständigung des Menschen als Mensch und eben nicht bloß als tierische Lebensform geschieht im Kunstwerk. Wir sind in dem Sinne fundamental kulturelle Lebewesen, weil wir überhaupt erst im Spiegel von Kunstwerken zum Menschen werden", schreibt der deutsche Philosoph Markus Gabriel. Damit sind die entscheidenden Stichworte gefallen: Die beiden Künstler Michael Evers und Jörn Budesheim verbindet ein leidenschaftliches Interesse für philosophische Fragestellungen. Kunst und Philosophie stehen dabei in einem spannungs- und lustvollen Verhältnis. Der Titel der Ausstellung spiegelt das wider: "Aufheben" bezeichnet gemäß dem deutschen Philosophen Hegel einen Prozess, bei dem etwas sowohl aufgelöst, überwunden als auch bewahrt wird: Kann man mit ästhetischen Mitteln den Unterschied zwischen Kunst und Philosophie "aufheben"?

Den Besucher erwarten Arbeiten, die auf die Kraft der Sinnlichkeit setzen. Malerei, Zeichnung und Farbe sind durch nichts zu ersetzen. Philosophische Begriffe, Bruchstücke und Zitate fügen sich ein oder treten als Irritation hinzu. Die unterschiedlichen ästhetischen Ansätze von Evers und Budesheim kommen dabei in einen Dialog - ohne sich gegenseitig aufzuheben. Zu der Veranstaltung im Kunstbalkon war ursprünglich ein Künstlergespräch geplant. Wir hoffen nach wie vor, dass das möglich sein wird. Der genaue Termin des Gesprächs wird auf der Seite www.kunstbalkon.de rechtzeitig angekündigt. 

Jörn Budesheim "Was zu zeigen war"

Die Ausstellung wird auf kunstbalkon.de virtuell präsentiert (einfach klicken) und hoffentlich im Frühjahr 2021 zu besuchen sein! 

Michael Evers, die Kunst der Kunst 
Jörn Budesheim, wie viel Sterne stehen 
Jörn Budesheim, Hegels Brille
Michael Evers, Sprich das Ganze

Sendung: hr2-kultur, "Am Morgen", 21.12.2020

In der Sendung: hr2-kultur, "Am Morgen" vom 21.12.2020 ist die Internetpräsenz des Kunstbalkons in Zeiten des Virus unter die Lupe genommen worden und dabei auch die Ausstellung "Aufheben". Das Feature in der Frühkritik nimmt sich immerhin 6:26 Min Zeit, dort heißt es: 


"Der Kunstbalkon in Kassel macht weiter (Stefanie Blumenbecker)


Produzenten-Galerien sind eine Form der Selbstermächtigung von Künstlern: Man schließt sich zusammen, mietet Räume und kann so die eigene Kunst präsentieren. Eine der ältesten Produzenten-Galerien in Kassel nennt sich "Kunstbalkon" und existiert bereits seit Ende der 1980er Jahre. hr2-Kunstkritikerin Stefanie Blumenbecker hat den "Kunstbalkon" im Internet besucht. ..."



Auf die Frage, ob die Vermittlung der Kunstwerke über das Internet überzeugen kann, gibt Stefanie Blumenbecker zunächst zu bedenken, dass es die Kunstwerke schwer haben, denn die Oberfläche eines Bildschirms zu Hause ist einfach nicht das beste Medium für Kunstwerke, insbesondere für Zeichnungen, die so viel mit Haptik zu tun haben.


"Trotzdem, mich haben diese Zeichnungen ganz unmittelbar berührt. Beide Künstler sind sehr, sehr gute Zeichner; die Arbeiten sind sinnlich ansprechend und sie setzen Gedankenimpulse frei. Sie sind ästhetisch ganz reduziert, da sind nur wenige Farben, die eingesetzt werden. Sie sind sehr frei in der Gestaltung. Und ich würde sie wirklich gerne einmal im Original sehen."


Der podcast ist hr2 nachzuhören > www.hr2.de/podcasts (nicht mehr verfügbar)