Ambrogio de PREDIS

MADV

62/13.b

C. NOOTH d'après un dessin* d'Ambrogio de PREDIS,

(vers 1455-documentée en 1522), 

Hambourg, Hamburger Kunsthalle,

Étude de jeune femme de profile à gauche 

18,2 x 25,4 cm 

autre exemplaire : inv.2005.0.2.5.1 (cf. notice no.12) 

en dessous : 

Fra Filippo Lippi del. ; Nooth fec  /  Tiré du Cabinet du Mr. Denon

*Bibl. : vente Denon, Paris, 1826, no.523, p. 144 

(Fra Filippo Lippi)


C. NOOTH (-?-)


Ambrogio de PREDIS 

cf. 

SAUR AKL

cf.

SAUR BBI 8, 133

Predis, Ambrogio de  ( Predis , Giovanni Ambrogio de; De Predis, Giovanni Ambrogio), 

painter, *about 1455 Mailand, + 23.10.1508 Mailand

 - I - DA XXV ; DEB IX; ELU IV ; PittItalQuattroc ; ThB XXVII.

cf.

ThB XXVII, 368-370

Predis (Preda), Ambrogio (Giov. Ambr.) de , Maler von Mailand , *um 1455, Bruder der Bernardino (s.u.) , Cristoforo (s.d.) und Evangelista (s.u.). 

Vielleicht zu identifizieren mit einem am 7.3.1522 in der Pfarre S. Eufemia in Mailand genannten 

Magistro Ambrosio pictore.

Gesicherte Werke

Das berühmte weibl. Profilbildnis der Ambrosiana, in dem man Anna Sforza (1476/1497), die erste früh verstorbene Gattin des Alfonso d'Este vermutet hat, wahrscheinlich gemeinsames Werk Leonardos und Predis.  

Ähnlich, aber schwächer, ein Bild der ehemaligen Sammlung Salting in London sowie ein zweites im Czartoryski-Museum in Krakau. 

Mit den genannten Bildern, durchwegs Profilbildnissen, 

gehören die Zeichnungen der Ambrosiana, Bildnis des jungen Massimiliano Sforza, 

eine Rötelzeichnung eines Damenprofils in der Ambrosiana, 

die Silberstiftzeichnung eines Jünglingsporträts im British Museum 


und ein Studienblatt der Kunsthalle in Hamburg zusammen.


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MÜNCHEN


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Gsearch Nooth fec Lithographie Web

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SENEFELDER

2.3. Alois Senefelder und die Erfindung der Lithographie

Alois Senefelder, Sohn des aus Königshofen in Franken stammenden Hofschauspielers Peter

Senefelder und dessen Frau Katharina wird am 6. November 1771 in Prag geboren16.


12 Ebd., S. 31

13 Ebd., S. 34 f.

14 Zur ausführlichen Beschreibung der chemischen Vorgänge vgl. Zeidler (2008), S. 19 f.

15 Zeidler (2008), S. 22 f.

16 Holland (1892), S. 8 

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Die Familie übersiedelt 1778 nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Mannheim nach

München, da der Vater am dortigen kurfürstlichen Hof eine Anstellung als Schauspieler

erhält.

Alois Senefelder besucht seit 1783 das Kurfürstliche Gymnasium in München17 und studiert

im Anschluss, dem Wunsch seines Vaters entsprechend18, an der Universität Ingolstadt die

Rechtswissenschaften.

Nach dem Tod des Vaters 179119, muss Senefelder das Studium aus Geldmangel aufgeben

und betätigt sich, dem Beruf seines Vaters - und auch seiner eigenen Neigung - folgend, als

Schauspieler und Theaterdichter20.

Sein Stück „Die Mädchenkenner“ wird 179221 in München am kurfürstlichen Hoftheater

aufgeführt, und er kann durch den Verkauf des dazugehörigen Textes einen Gewinn von 50

Gulden erwirtschaften22.

Nachdem jedoch der Text eines weiteren Stückes durch das Verschulden eines Druckers nicht

rechtzeitig fertig gestellt werden kann und ihm dadurch ein Verlust von 100 Gulden23

entsteht, entschließt sich Senefelder um 179424 ein kostengünstiges Druckverfahren zu

entwickeln um seine Werke selbst zu vervielfältigen25.

In seinem 1818 erstmals veröffentlichten „Vollständigen Lehrbuch der Steindruckerey“26

beschreibt Senefelder detailliert seine zahlreichen Versuche mit den verschiedensten

Materialien und wie es ihm 1796 schließlich gelingt mit einer fetthaltigen Tinte von besonders

behandelten Steinplatten aus Solnhofener Kalkstein zunächst Abdrücke im

Hochdruckverfahren anzufertigen: „Ich hatte eben eine Steinplatte sauber abgeschliffen […]

als meine Mutter einen Waschzettel geschrieben haben wollte. Die Wäscherin wartete schon

auf die Wäsche, es fand sich aber nicht gleich ein Stückchen Papier bei der Hand; […] auch

die gewöhnliche Schreibtinte war eingetrocknet […] so besann ich mich nicht lange, und

schrieb den Waschzettel einstweilen mit meiner vorrätigen aus Wachs, Seife und Kienruß


17 Wolf (1990), S. 639

18 Senefelder (1821), S. 1

19 Ebd., S. 2

20 Ebd., S. 1 f.

21 Wolf (1992), S. 637

22 Senefelder (1821), S. 2

23 Ebd., S. 3

24 Ebd., S. 2

25 Ebd., S. 3 f.

26 Senefelder, Alois (1818): Vollständiges Lehrbuch der Steindruckerey. München: Thienemann

<>

2.4. Die Verwendung der Lithographie in den ersten Jahren seit ihrer Erfindung

Um seine Erfindung wirtschaftlich nutzen zu können versucht Senefelder anfangs diese gegen

missbräuchliche Verwendung schützen zu lassen. Ein „Privilegium exclusivum“ für Bayern

wird, datiert auf den 3. September 1799, durch den Bayerischen Kurfürsten Maximilian

Joseph IV., dem späteren König Maximilian I., verliehen.

Jedoch bereits Ende September 1799 schließt Senefelder mit dem Musikverleger Johann

Anton André aus Offenbach am Main einen Vertrag, demzufolge er sich verpflichtet André

„die Kunst gegen eine angemessen Belohnung in ihrer ganzen Ausdehnung mitzutheilen“34

und den Aufbau einer Steindruckerei in Offenbach zu begleiten35.

Eine Verbreitung, an der nun André, dessen Brüder und Senefelder selbst mitwirken, erfolgt

zunächst durch weitere Patentanträge, so zum Beispiel 1800 in London36, 1802 in Paris37 und

1803 in Wien38, und der Einrichtung von Steindruckereien. Dabei liegt die Zielsetzung

zunächst auf der Verwendung für wirtschaftliche Zwecke39, wie der Text- oder Notendruck.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird die Lithographie jedoch auch von Künstlern als

neue Technik zur bildlichen Darstellung aufgegriffen, zeichnet sie sich doch durch vielfältige

gestalterische Möglichkeiten aus: „Durch den freien Umgang mit der Zeichenfeder oder dem

Pinsel, durch die unbeschwerte Handhabung der Kreide, den malerischen wie den graphischen

Umgang mit dem Material bietet das Verfahren den Lithographen und Künstlern äußerst

differenzierte Möglichkeiten der Darstellung.“40

Außerdem erfordert die Lithographie weder spezielle chemische Kenntnisse des Künstlers,

wie beispielsweise bei der Radierung, noch ist besonderes handwerkliches Geschick mit

Werkzeugen wie etwa beim Kupferstich nötig.

Neben der künstlerischen Verwendung entwickelt sich die Lithographie aufgrund ihres

Kostenvorteils und in Verbindung mit der Schnelligkeit der Steindruckpresse zu einem

industriellen Massendruckverfahren, welches Vervielfältigungen, in hohen Auflagen erlaubt.

Während sich die Lithographie dabei insbesondere bei der Vervielfältigung von Bildern und

der Kombination von Schrift mit graphischen Elementen, wie dem Musiknotendruck und dem


34 Senefelder (1821), S. 42

35 Ebd., S. 42

36 Weber (1964), S. 22

37 Janzin/Güntner (2007), S. 332

38 Wiegendrucke der Lithographie (1988), S. 5

39 Koschatzky/Sotriffer (1985), S. 18

40 Zeidler (2008), S. 110

8

Druck geographischer Karten etabliert, bleibt der reine Druck von Schrift weiterhin dem

Buchdruck vorbehalten.41

3. Bestandsgeschichte der Sammlung Lithographica der Bayerischen Staatsbibliothek42

Dieser Abschnitt bemüht sich - unter Berücksichtigung der ungünstigen Quellenlage - die

Bestandsgeschichte der Sammlung „Lithographica“ der Bayerischen Staatsbibliothek

darzustellen. Einführend dazu wird, neben einer kurzen Erläuterung der Stellung der

Bayerischen Staatsbibliothek zur Bayerischen Akademie der Wissenschaften, eine kurze

Beschreibung dieses Bestandes gegeben.

3.1. Bayerische Staatsbibliothek und Bayerische Akademie der Wissenschaften

Die 1558 als Hofbibliothek durch Herzog Albrecht V. gegründete spätere Bayerische

Staatsbibliothek untersteht in den Jahren 1807 bis 1827 als sogenanntes „Attribut“43 der

Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

Der 175944 gegründeten Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde von ihrem

Gründer, Maximilian III. Joseph, zur Aufgabe gesetzt, als Forschungseinrichtung „alle Sachen

mit Ausnahme der Glaubenssachen und politischen Streitigkeiten ... zu Gegenständen der

Untersuchung zu nehmen“45.

Stand die Hofbibliothek bereits seit Gründung der Akademie deren Mitgliedern zur Nutzung

offen46, so wird die zunächst eigenständige Bibliothek der Akademie 1804 in die

Hofbibliothek integriert und übernimmt die Aufgabe einer Akademiebibliothek.

Die Funktion einer Akademiebibliothek hat die Bayerische Staatsbibliothek bis heute inne, so

dient sie deren Mitgliedern weiterhin als Forschungsbibliothek und sammelt die durch den

Schriftentausch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit „zahlreichen Akademien,


41 Ebd., S. 110

42 Der Übersichtlichkeit halber wird im Folgenden durchgängig die seit 1918 gültige Bezeichnung „Bayerische

Staatsbibliothek“ verwendet. Die Benennung der Bibliothek war bis 1829 (Königliche) Hofbibliothek und von

1829 bis 1918 (Königliche) Hof- und Staatsbibliothek.

43 Im 18. und 19. Jahrhundert werden die der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zugeordneten

wissenschaftlichen Einrichtungen als „Attribute“ bezeichnet (vgl. Bachmann (1966), S. 75, Fußnoten) 44 Bayerische Akademie der Wissenschaften: Über die Akademie. http://www.badwmuenchen.de/akademie/index.html (Stand: 05.01.2010) 45 Ebd.

46 Fabian (1996), S. 31

9

Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen des In- und Auslandes“

akquirierte Literatur47.

In ihrer Funktion als Akademiebibliothek übernimmt die Bayerische Staatsbibliothek die von

der Bayerischen Akademie der Wissenschaften erworbene, sogenannte „Ferchlsche

Inkunabelsammlung der Lithographie“ als Grundstock für das spätere Fach48 Lithographica.

3.2. Definition der Sammlung Lithographica

Die Sammlung Lithographica gehören heute zum Bereich der von der Abteilung für

Handschriften und seltene Drucke der Bayerischen Staatsbibliothek betreuten Spezialfächer

für frühe und besonders wertvolle Drucke.

Diese Spezialfächer haben ihren Ursprung in der Umorganisation der Bibliothek im Jahre

1814 und umfassten ursprünglich nur die sogenannten Bibliotheksschätze mit Ausnahme der

Handschriften49.

Eine treffende Definition, die den Inhalt der Sammlung darstellt liefert die Beschreibung des

Faches im Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland50:

„Das Fach Lithographica (Lithogr.) enthält lithographisch (im Steindruck) vervielfältigte

Werke aus der sogenannten Inkunabelzeit der Lithographie von 1796 (Jahr der Erfindung) bis

1821 (25. Jahr danach), ferner in der Inkunabelzeit der Lithographie durch Buchdruck

vervielfältigte Werke mit einem lithographischen Beitrag wie z. B. eine illustrierende Tafel,

Titelblatt u. ä., schließlich Werke bis zum Jahr 1846, die aus lithographischen Bildtafeln oder

einem lithographisch vervielfältigten Text bestehen, wenn diese auch lithographisch illustriert

sind. Nicht enthalten sind Werke mit lithographisch vervielfältigtem Text ohne Bilder“.


47 Bayerische Akademie der Wissenschaften: Bibliothek und Schriftentausch.

http://www.badw.de/bibliothek/index.html (Stand: 05.01.2010) 48 Die Bezeichnung „Fach“ ist eine an der Bayerischen Staatsbibliothek geläufige Bezeichnung für eine

thematisch oder nach anderen Gesichtspunkten ausgewählte, als Einheit aufgestellte Sammlung von Werken.

Die Formulierungen „Fach Lithographica“ und „Sammlung Lithographica“ als auch nur „Lithographica“ werden

daher in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet.

49 Fabian (1996), S. 85

50 Ebd., S. 206

<>

3.3. Geschichte des Faches Lithographica

3.3.1. Die Sammeltätigkeit des Franz Maria Ferchl als Grundlage für die LithographicaSammlung der Bayerischen Staatsbibliothek

Die Sammlung Lithographica der heutigen Bayerischen Staatsbibliothek ist eng verbunden

mit der Sammeltätigkeit auf dem Gebiet früher Lithographiedrucke des 1792 in München

geborenen Privatgelehrten Franz Maria Ferchl51; bildet dessen Sammlung doch den

Grundstock für das Fach Lithographica.

Ferchl, den mit Alois Senefelder eine Freundschaft verbindet, kommt durch ihn frühzeitig in

Kontakt mit dessen Erfindung, der Lithographie. Als Bewunderer dieser neuen Technik52

beginnt Ferchl bald lithographische Werke systematisch und über Jahrzehnte hinweg53 in

einer Sammlung zusammenzutragen54. Ein Verzeichnis dieser, auch als „Ferchlsche

Inkunabelsammlung der Lithographie“55 bezeichneten Sammlung veröffentlicht er schließlich

185656.

Bereits 1848 versucht Ferchl die Sammlung an den bayerischen Staat zu veräußern57. In der

Folge werden im Jahre 1849 zwei Gutachten erstellt, die Bedeutung der Sammlung zu

beurteilen.

Ein erster Bericht58 der Königlichen Akademie der Wissenschaften in München, datiert auf

den 7. Februar 1849 kommt zu dem Ergebnis, den Ankauf der Sammlung zu empfehlen; sieht

sich selbst jedoch außerstande die erforderlichen finanziellen Mittel hierfür aufzubringen.


51 Holland (1892), S. 630

52 Ferchl (1856), S. 1 f.

53 Holland (1892), S. 631

54 Ebd., S. 630

55 Bereits in den Erwerbungsakten der Bayerischen Staatsbibliothek zu dieser Sammlung ist von der

„Ferchl’schen Incunabel-Sammlung der Lithographie“ die Rede. Die Akten befinden sich in der Bayerischen

Staatsbibliothek, A-Registratur, Nr. B 245.

56 Ferchl, Franz Maria (1856): Uebersicht der einzig bestehenden, vollständigen Incunabeln-Sammlung der

Lithographie und der übrigen Senefelder'schen Erfindungen als Metallographie, Papyrographie,

Papierstereotypen und Oelgemälde-Druck (ohne Presse). München: Montmorillon

57 Ferchl (1856), S. 18

58 Bericht der k. Akademie der Wissenschaften zu München. Die Erwerbung der lithographischen IncunabelSammlung des Prof. Franz Maria Ferchl betr. In: Zwei Berichte an Se. Kgl. Majestät von Bayern: I. von der k.

Akademie der Wissenschaften und II. d. k. Akademie der bildenden Künste zu München über die kompleteste

und einzig bestehende Sammlung der Incunabeln der Lithographie des Professors Franz Maria Ferchl. München

(1849), S. 4-7

11

Herausgestellt werden in dem Bericht neben dem Umfang der Sammlung und der Seltenheit

der enthaltenen Werke, die „unstreitig einzig in ihrer Art“ sei, auch deren dokumentarische

Funktion als „ein unentbehrliches Hilfsmittel für jede Geschichte der Erfindung [der

Lithographie, Anm. des Verf.] und Ausbildung dieser wichtigen Kunst“, sowie die

Möglichkeit, als Grundlage für ein künftiges „lithographisches Cabinet“, ähnlich bereits

eingerichteter Kabinette für Holzschnitt und Kupferstich59, dienen zu können.

Ergänzend weist die Akademie auf die Besonderheit der Sammlung für Bayern bzw.

München als „Wiege dieser wichtigen Kunst, […] Sitz ihrer frühesten Pflege, ihrer

vollständigen Entwicklung und ihrer ersten Triumphe“ hin und warnt - im Hinblick auf die

finanzielle Situation Ferchls als Eigentümer - vor einem „Einzelverkauf“ der Stücke, welcher

die Gesamtheit der Sammlung gefährden würde, als auch vor einem „Verkauf im Ganzen an

eine auswärtige Regierung“.

Ein zweiter Bericht60, erstellt von der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in

München vom 12. September 1849 kommt, ebenfalls unter Betrachtung von „historischwissenschaftlichen, technischen und patriotischen“ Aspekten, zu dem Schluss die Sammlung

als erwerbenswert zu bezeichnen und unterstreicht zudem den künstlerischen Wert der

Sammlung.

Jedoch erst im Jahre 1857 wird die Sammlung durch die Königliche Akademie der

Wissenschaften erworben und zunächst vollständig in die Königliche Hof- und

Staatsbibliothek eingegliedert61.

3.3.2. Einrichtung des Faches Lithographica

Im Jahre 1905 richtet Georg Leidinger als Leiter der Handschriftenabteilung62 der

Königlichen Hof- und Staatsbibliothek unter der Bezeichnung Lithographica eine Sammlung


59 Die im Bericht genannten „xylographischen und chalkographischen“ Kabinette bilden die Grundlage für die

heutige Staatliche Graphische Sammlung München.

60 Bericht der k. Akademie der bildenden Künste zu München. Die Erwerbung der Professor Ferchl’schen

Incunabeln-Sammlung der Lithographie betreffend. In: Zwei Berichte an Se. Kgl. Majestät von Bayern: I. von

der k. Akademie der Wissenschaften und II. d. k. Akademie der bildenden Künste zu München über die

kompleteste und einzig bestehende Sammlung der Incunabeln der Lithographie des Professors Franz Maria

Ferchl. München (1849), S. 8-14

61 vgl. Bayerische Staatsbibliothek: Ferchl’sche Inkunabelsammlung. Erwerbungsakten. Aktenzeichen: B 245

62 von Moisy (1985), S. 137 f.

12

der in den „ersten 25 Jahren seit der Erfindung durch Senefelder geschaffenen Steindrucke“

ein63, in der sich auch die „Ferchlsche Inkunabel-Sammlung der Lithographie“ wiederfindet64.

Ebenfalls im Jahre 1905 werden die Einzelblätter der Ferchlschen Sammlung von der

Staatsbibliothek an die Königlich Graphische Sammlung in München überstellt, wovon

jedoch etwa 400 Blätter, überwiegend Dubletten, wieder ihren Weg zurück in die Bibliothek

finden65.

Wie aus dem Repertorium66 „Lithographica“67 anhand entsprechender Vermerke zu

rekonstruieren ist, werden in den Folgejahren, überwiegend zwischen 1909 und 1913,

insgesamt bis etwa in die Mitte der 1930er Jahre hinein, Bestände der Bayerischen

Staatsbibliothek, die den inhaltlichen Kriterien des neueingerichteten Faches entsprechen,

dem allgemeinen Bestand entzogen und dem Fach Lithographica zugeordnet.

3.3.3. Zweiter Weltkrieg

Obwohl die Bayerische Staatsbibliothek während des Zweiten Weltkriegs erhebliche Verluste

ihres Bestandes zu beklagen hat - etwa ein Viertel des Bestandes gehen kriegsbedingt

verloren68 - bleibt der Bestand der Lithographica von Schäden verschont, werden die von der

Handschriften- und Inkunabelabteilung verwalteten Bestände doch bereits ab dem Frühjahr

1940 an verschiedene Orte in Oberbayern ausgelagert69.

Dabei wirkt sich das Vorgehen der Staatsbibliothek neben Handschriften und Inkunabeln auch

andere besondere und wertvolle Bestände getrennt vom übrigen Bestand in eigenen

Sammlungen bzw. Fächern aufzustellen als vorteilhaft aus, denn so muss nicht erst der

Gesamtbestand der Bibliothek von etwa zwei Millionen Bänden auf diese Besonderheiten hin

durchgesehen werden70.

Ein ungleich härteres Schicksal ist hingegen den 1905 an die Graphische Sammlung

abgegebenen lithographischen Einblattdrucken beschieden. Von den ursprünglich rund 1.500


63 Dachs (1976), S. 181

64 Dies geht aus den entsprechenden Eintragungen im Repertorium „Lithographica“ der Bayerischen

Staatsbibliothek hervor.

65 vgl. Schreiben der Königlich Graphischen Sammlung vom 22.12.1905, enthalten in: Bayerische

Staatsbibliothek: Ferchl’sche Inkunabelsammlung. Erwerbungsakten. Aktenzeichen: B 245

66 Die nach Signaturen geordneten Standortkataloge werden in der Bayerischen Staatsbibliothek als Repertorien

bezeichnet (vgl. Haller, 2005, S. 6)

67 Bayerische Staatsbibliothek: [Repertorium Lithographica]. Signatur: Cbm Cat. 100 b

68 Middendorf (1965), S. 317

69 Dachs (1976), S. 175

70 Ebd., S. 176 f.

13

Blättern gehen etwa zwei Drittel im Zweiten Weltkrieg verloren, heute sind nur noch 453

Blätter aus Ferchls Sammlung erhalten71.

3.3.4. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart

Ein Indiz dahingehend, dass keine kriegsbedingten Verluste im Fach Lithographica

entstanden sind, gibt das zugehörige Repertorium. Im Jahr 1956 wird eine Generalrevision der

Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek zur Feststellung von Kriegsverlusten

durchgeführt72, dabei werden nicht auffindbare Werke in den Standortverzeichnissen mit

einem besonderen Hinweis versehen. Im Repertorium „Lithographica“ findet sich jedoch kein

solcher Vermerk.

In den 1960er Jahren erfolgt eine weitere Abgabe von Mappenwerken mit losen

Einblattdrucken an die Staatliche Graphische Sammlung, wie aus Anmerkungen im

Repertorium hervorgeht73.

Weiterhin findet sich dort der bisher einzige originäre Nachweis dafür, dass die Sammlung

über die Inkunabelzeit der Lithographie hinaus, um Werke bis zum 50. Jahr nach Erfindung

der Lithographie erweitert ist. So findet sich im Repertorium, datiert auf März 1966, der

Vermerk, dass zum Fach Lithographica alle Werke „die bis zum Jahre 1846, also bis zum 50.

Jahre nach der Erfindung der Lithographie […]“74 aufgestellt werden.

Gekennzeichnet ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart durch eine stetige

Ergänzung des Faches durch Zukäufe oder Übernahme von Werken aus anderen Bibliotheken

und sonstigen Institutionen.

So werden etwa über Auktionen in der Zeit von 1964 bis 1994 rund 15 Werke75 vorwiegend

aus der Inkunabelzeit der Lithographie erworben.

Zahlenmäßig besonders erwähnenswert sind zudem die Übernahmen von der Bibliothek des

Nationaltheaters zu München im Jahre 1976 mit 13 Titeln aus dem Bereich Theater und


71 Strobl (2008), S. 257

72 Middendorf (1965), S. 328

73 vgl. Bayerische Staatsbibliothek: [Repertorium Lithographica], hier die Signaturen: Lithogr. 448 und Lithogr.

450

74 Ebd., Bl. [3]

75 Diese und die folgenden statistischen Angaben resultieren aus einer Auswertung der für die

Tiefenerschließung des Faches Lithographica erstellten Datenbank (vgl. auch die Statistische Auswertungen in

Kapitel 4.6).

14

Kostüme, die überwiegend aus den Jahren nach 1821 stammen, sowie der Bayerischen

Armee-Bibliothek Mitte bis Ende der 1960er Jahre mit 9 Titeln aus den Bereichen

Militärwesen und Recht.

Derzeit umfasst die Anzahl der im Fach Lithographica enthaltenen Werke 356 gebundene

Bände mit rund 310 Titeln76.


76 Zählung des Verfassers im Juli 2009

15

4. Tiefenerschließung 


<>


4. Tiefenerschließung für die Sammlung Lithographica

Dieser Abschnitt stellt ein Konzept zur Tiefenerschließung für das Fach Lithographica der

Bayerischen Staatsbibliothek vor und dokumentiert dessen praktische Umsetzung.

4.1. Definition: Tiefenerschließung

Im Bibliothekswesen wird im Allgemeinen dann von Tiefenerschließung gesprochen, wenn

eine Beschreibung von Dokumenten über die übliche formale oder inhaltliche Erschließung

hinausgeht.

Sie hat zum Ziel sowohl die ausgabenspezifischen Daten zu ergänzen - beispielsweise im

Bereich der Illustrationen, als auch exemplarspezifische Besonderheiten zu erfassen, zum

Beispiel Provenienzmerkmale oder handschriftliche Eintragungen.

Als ausgabenspezifisch werden dabei diejenigen Daten angesehen, die allen Exemplaren der

Ausgabe eines Werkes gemein sind, während exemplarspezifische Besonderheiten jeweils nur

bei einem bestimmten Exemplar einer Ausgabe eines Werkes anzutreffen sind.

4.2. Konzept für eine Tiefenerschließung des Faches Lithographica

4.2.1. Aufbau des Faches

Wie bereits in Kapitel 3.2 beschrieben, enthält das Fach Lithographica der Bayerischen

Staatsbibliothek „lithographisch (im Steindruck) vervielfältigte Werke aus der sogenannten

Inkunabelzeit der Lithographie von 1796 bis 1821, in der Inkunabelzeit der Lithographie

durch Buchdruck vervielfältigte Werke mit einem lithographischen Beitrag wie z. B. eine

illustrierende Tafel, Titelblatt u. ä., des weiteren Werke bis zum Jahr 1846, die aus

lithographischen Bildtafeln oder einem lithographisch vervielfältigten Text bestehen, wenn

diese auch lithographisch illustriert sind.

16

Nicht enthalten sind Werke mit lithographisch vervielfältigtem Text ohne Bilder.

Die Werke sind in zwei Gruppen aufgestellt: in der ersten die datierten Werke in

chronologischer Folge, dann die nichtdatierten Werke“77.

4.2.2. Schwerpunkte der Tiefenerschließung78

Einen Schwerpunkt der Tiefenerschließung des Faches Lithographica soll die Ermittlung der

Herkunft (Provenienz) der Werke bzw. der einzelnen Bände und die Dokumentation von

Provenienzmerkmalen bilden.

Ein zweiter Schwerpunkt stellt eine Erfassung der, für diese Sammlung charakteristischen

lithographischen Beiträge dar.

Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der gesonderten formalen und inhaltlichen

Erschließung der einzelnen lithographischen Elemente, insbesondere der Illustrationen.

Schließlich soll eine bibliographische Dokumentation die Erschließung abrunden.

4.2.3. Erschließungsschema

Der formalen und inhaltlichen Erschließung der einzelnen Lithographien einerseits und der

ausgaben- und exemplarspezifischen Tiefenerschließung der Bände andererseits, dienen zwei

unterschiedliche Erschließungsschemata.

4.2.3.1. Erschließungsschema „Bände“

Das Schemata für die Tiefenerschließung der Bände untergliedert sich in vier Teilbereiche:

(1) die lithographische Ausstattung, (2) die Provenienzmerkmale, (3) die bibliographische

Dokumentation und (4) die weitere Angaben zu den Bänden.


77 Fabian (1996), S. 206

78 Die Festlegung der Schwerpunkte der Tiefenerschließung erfolgte in Absprache mit dem Leiter des Referats

„Alte und seltene Drucke“ der Handschriftenabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, Herrn Dr. Thomas Jahn

in einem Gespräch am 10.07.2009

17

Dabei zählen zur ausgabenspezifischen Tiefenerschließung die lithographische Ausstattung

und die bibliographische Dokumentation, zur exemplarspezifischen Tiefenerschließung die

Provenienzmerkmale und die weiteren Angaben.

4.2.3.1.1. Lithographische Ausstattung

Als lithographische Ausstattung gelten im Sinne der Tiefenerschließung für das Fach

Lithographica alle im Steindruck vervielfältigten Elemente bzw. Beiträge (Lithographien), die

in einem Band enthalten sind.

Folgende Arten von lithographischen Elementen werden bei der Erschließung unterschieden:

• Illustrationen,

• Noten,

• geographische Karten,

• Texte,

• Titelblätter,

• graphische Darstellungen,

• Tabellen und

• sonstige lithographische Beiträge (wie z. B. ein Widmungsblatt oder ein

 lithographischer Druck auf dem Einband).

Die lithographischen Elemente sind aufgeschlüsselt nach ihrer Art, ihrer Anzahl und ihrer

Kolorierung (koloriert, unkoloriert, teilkoloriert) zu erfassen.

Enthält ein Band keine Lithographien (z. B. bei mehrbändige Werke, die zwar geschlossen im

Fach Lithographica aufgestellt sind, aber nicht jeder Band mit lithographischen Elementen

ausgestattet ist), so ist auch dies anzugeben.

18

4.2.3.1.2. Provenienz

Unter Provenienz, aus dem Lateinischen provenire - herkommen, bezeichnet man im

bibliothekarischen Sinne die Herkunft eines Buches oder Schriftstücks79.

Hinweise zur Rekonstruktion der Provenienz können die individuellen Merkmale eines

Dokuments (wie z. B. Besitzvermerke, Exlibris und handschriftliche Eintragungen) oder auch

andere Quellen, etwa Bibliotheksverzeichnisse geben.

Als Quelle für das Fach Lithographica dient in erster Linie das bereits erwähnte Repertorium

„Lithographica“ und des Weiteren die Zugangsbücher aus der Registratur der Bayerischen

Staatsbibliothek, sofern sich in den überprüften Bänden entsprechende Hinweise (z. B.

Zugangsnummern) befinden.

Insbesondere bei Werken die als Geschenk in die Bibliothek gelangt sind, können hier

Aufschlüsse über den Vorbesitzer gewonnen werden.

Neben einem ermittelten Vorbesitzer sollen folgende Provenienzmerkmale bei der

Erschließung des Faches Lithographica Berücksichtigung finden:

• Exlibris (bei den Exlibris der Bayerischen Staatsbibliothek ist die Angabe der

 Nummer nach Fridolin Dressler80 ausreichend),

• handschriftliche Eintragungen (Wiedergabe des Wortlautes),

• Alt-Signaturen der Bayerischen Staatsbibliothek, für Werke die aus anderen

 Beständen zum Fach Lithographica umgestellt worden sind und

• Besitzstempel der Bayerischen Staatsbibliothek81.

4.2.3.1.3. Bibliographische Dokumentation

Die Datenbank Forschungsdokumentation Handschriften82 der Bayerischen Staatsbibliothek

verzeichnet die Forschungsliteratur über die Bestände der Handschriftenabteilung, zu welcher

auch das Fach Lithographica zählt.


79 Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. 6, S. 118

80 Dressler, Fridolin (1972): Die Exlibris der Bayerischen Hof- und Staatsbibliothek. Wiesbaden: Harrassowitz 81 vgl. Anlage 1: Besitzstempel der Bayerischen Staatsbibliothek

19

Eine bibliographische Dokumentation soll diese Datenbank um rein bibliographische

Nachweise zu den Werken aus dem Fach Lithographica ergänzen.

Angegeben werden Nachweise aus der Übersicht von Franz Maria Ferchl83 und den

umfassenden Werken zur Frühzeit der deutschen Lithographie von Luitpold Dussler84 und

Wilhelm Weber85.

4.2.3.1.4. Weitere Angaben

Als weitere exemplarspezifische Angaben werden erschlossen

• das Format des Bandes (exemplarspezifisch deshalb, da abhängig vom

 individuellen Einband),

• der Zustand von Einband und Papier (soweit eine Beurteilung möglich

 ist), sowie

• der Eintrag aus dem Repertorium „Lithographica“

4.2.3.2. Erschließungsschema „Lithographische Elemente“

Bei der Erschließung der einzelnen Lithographien erfolgt eine Anlehnung an das

Erschließungsschema für Druckgraphiken der Staatlichen Graphischen Sammlung in

München86, die ihrerseits Besitzerin eines Teiles der „Ferchlschen Inkunabelsammlung der

Lithographie“ ist.

Das Schemata für die Erschließung der lithographischen Elemente untergliedert sich in drei

Teilbereiche: einer (1) formalen und einer (2) inhaltlichen Erschließung sowie ebenfalls einer

(3) bibliographische Dokumentation.

 82 Datenbank Forschungsdokumentation Handschriften, http://www.bsbmuenchen.de/Forschungsdokumentation-Handsc.172.0.html (Stand: 05.01.2010)

83 Ferchl, Franz Maria (1856): Uebersicht der einzig bestehenden, vollständigen Incunabeln-Sammlung der

Lithographie und der übrigen Senefelder'schen Erfindungen als Metallographie, Papyrographie,

Papierstereotypen und Oelgemälde-Druck (ohne Presse). München: Montmorillon

84 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach

85 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel

86 vgl. Anlage 2: Erschließungsschema für Druckgraphiken der Staatlichen Graphischen Sammlung München

<>

4.2.3.2.1. Formale Erschließung

Die formale Erschließung umfasst allgemeine bibliographische Daten. Erfasst werden

• Name des Künstlers (bei reproduzierten Werken auch der Künstler des

 Originalwerks; die Namensansetzung erfolgt nach den Regeln für die

 alphabetische Katalogisierung an wissenschaftlichen Bibliotheken87),

• „Titel“ oder Beschreibung des lithographischen Beitrags (wenn bei Dussler88

 bzw. Weber89 aufgeführt, wird diese von dort übernommen)

• Orts- und Jahresangabe (wenn auf der Lithographie angegeben),

• Bildbeschreibung/Bildüberschrift (wenn in der Vorlage angegeben),

außerdem

• Art des lithographischen Beitrags (Illustration, Noten, geographisch Karte,

 Text, Titelblatt, graphische Darstellung, Tabelle oder sonstiger

 lithographischer Beitrag, z. B. Widmungsblatt),

• Format,

• Kolorierung (koloriert, unkoloriert, teilkoloriert) und

• Umfang (bei mehreren Seiten, z. B. Text, Noten)

Die Zuordnung zum jeweiligen Band erfolgt mittels Angabe der Signatur und der Fundstelle

im Band (z. B. Seitennummer, Blattnummer).


87 Regeln für die alphabetische Katalogisierung an wissenschaftlichen Bibliotheken (RAK-WB). 2., überarb. und

erweiterte Aufl., Stand: April 2006 (einschl. d. Aktualisierungen nach d. 4. Erg.-Lfg. 2007) (2007). Leipzig

[u.a.]: Dt. Nationalbibliothek

88 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach

89 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel

21

4.2.3.2.2. Inhaltliche Erschließung

Eine inhaltliche Erschließung der lithographischen Beiträge erfolgt mittels der IconClassSystematik.

Bei IconClass handelt es sich um ein hierarchisches Klassifikationssystem zur

ikonographischen Erschließung von Bildinhalten, das von Henri van de Waal an der

Universität Leiden entwickelt wurde90.

Zwischen 1973 und 1985 in 17 Bänden veröffentlicht91, steht IconClass heute als Datenbank

unter der Bezeichnung IconClass 2100 Browser in elektronischer Form zur Verfügung92.

Die derzeit mehr als 28.000 einzelnen Definitionen zur Beschreibung von Objekten, Personen

oder Ereignissen verteilen sich dabei auf zehn Hauptklassen93.

Für die Erschließung der lithographischen Beiträge im Fach Lithographica erfolgt die

Verwendung von IconClass beschränkt auf die oberen drei Hierarchiestufen der Systematik

mit 450 Basis-Kategorien94. Es erfolgt keine ikonographischen Interpretation des

Bildgegenstandes, sondern lediglich eine Beschreibung der dargestellten Objekte. Die

Vergabe von bis zu drei unterschiedlichen Notationen sollte möglich sein.

Zur Ergänzung der Erschließung mittels IconClass kann zusätzlich die Vergabe von

Schlagworten unter Berücksichtigung der Regeln für den Schlagwortkatalog95 erfolgen.

4.2.3.2.3. Bibliographische Dokumentation

Angegeben werden bibliographische Nachweise zu einzelnen lithographischen Beiträgen,

wenn diese in den Werken von Luitpold Dussler96 und Wilhelm Weber97 verzeichnet sind.

4.3. Durchführung der Erschließung


90 History of Iconclass. http://www.iconclass.nl/about-iconclass/history-of-iconclass/history-of-iconclass (Stand:

05.01.2010)

91 Waal, Henri van de: Iconclass : an iconographic classification system. 17 Bände. Amsterdam [u.a.]: NorthHolland Publ.

92 IconClass 2100 Browser. http://www.iconclass.nl/iconclass-2100-browser (Stand: 05.01.2010) 93 What is Iconclass. http://www.iconclass.nl/about-iconclass/what-is-iconclass (Stand: 05.01.2010) 94 Outline of the Iconclass system, Three levels deep. http://www.iconclass.org/help/outline (Stand: 05.01.2010) 95 Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK). 3. überarb. und erw. Aufl. auf dem Stand der 5. Erg.-Lieferung

(2009). Leipzig [u.a.]: Deutsche Nationalbibliothek

96 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach

97 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel

22

4.3.1. Vorarbeiten

Als Vorarbeit für die Tiefenerschließung des Faches Lithographica wurde im Juli 2009 eine

Sichtung und Zählung des Bestandes im Handschriftenmagazin der Bayerischen

Staatsbibliothek durchgeführt und eine Liste mit den am Standort vorhandenen Bänden

angefertigt.

In einem zweiten Schritt erfolgte die Erstellung einer Konkordanzliste, welche die am

Standort vorhandenen Bänden mit den im Repertorium „Lithographica“ verzeichneten und

den im Online-Katalog (OPAC) der Bayerischen Staatsbibliothek nachgewiesenen Bänden

gegenüberstellt.

Etwaige Differenzen wurden entsprechend vermerkt (beispielsweise, wenn ein Band nicht im

OPAC verzeichnet, jedoch am Standort bzw. im Repertorium vorhanden ist).

4.3.2. Erarbeiten einer Datenbanklösung

Auf Grundlage der Konkordanzliste wurde für die weitere Datenerfassung eine Datenbank auf

Basis von Microsoft Access erstellt und zusätzlich um die aus dem OPAC gewonnenen

Metadaten der Werke erweitert.

Zur Aufnahme der Daten der einzelnen Lithographien erfolgte eine Unterteilung der

Datenbank in zwei Bereiche (Tabellen).

Die Tabelle „Bände“ soll neben den Metadaten aus dem OPAC alle Angaben für die

ausgaben- und exemplarspezifischen Daten der Bände enthalten. In der Tabelle

„Lithographien“ sollen alle Angaben zu den jeweiligen lithographischen Beiträgen erfasst

werden.

Eine Verknüpfung der beiden Tabellen, also der jeweiligen Lithographie mit dem

dazugehörigen Band, erfolgt innerhalb der Datenbank mittels der Bandsignatur eines Werkes.

Abschließend wurden die Tabellen um diejenigen Felder erweitert, die zur Tiefenerschließung

erforderlich sind. Alle Felder der Datenbank wurden zudem mit einer kurzen

23

Feldbeschreibung versehen, die wichtige Informationen und Vorgaben zum jeweiligen Feld

vermitteln soll98.

4.3.3. Erfassung und Erschließung

Zunächst erfolgte im September 2009 die Erfassung der Daten aus dem Repertorium

„Lithographica“. Im Anschluss, von September bis Dezember 2009, folgte die Erfassung und

Tiefenerschließung der Werke und deren lithographischer Elemente aufgrund des erstellen

Erschließungskonzeptes99. Dabei wurden die Werke in aufsteigender numerischer

Reihenfolge der Signaturen ausgewertet.

Im Rahmen der Erfassung und Erschließung der lithographischen Elemente stellte sich

heraus, dass sich eine tiefere inhaltliche Erschließung für nicht-bildliche Darstellungen wie

Noten, Texte, graphischen Darstellungen und Tabellen als schwierig erweist, da neben der

Erfassung von formalen Kriterien, kaum eine Einordnung nach inhaltlichen Merkmalen

möglich ist. Daher wird auf die Aufnahme nicht-bildlicher Darstellung weitgehend verzichtet.

Die Datenbank ist dieser Arbeit in elektronischer Form auf einem separaten Datenträger (CDROM) beigefügt.

4.4. Fazit der Tiefenerschließung

Da ein Teil der Titel des Faches Lithographica augenscheinlich nicht anhand der Bände,

sondern nur auf Grundlage einer Retrokonversion von Katalogdaten im Online-Katalog der

Bayerischen Staatsbibliothek verzeichnet ist, könnte sich - auch im Hinblick auf eine

eventuelle künftige Digitalisierung des Bestandes - eine formale Nachkatalogisierung der

betroffenen Werke als sinnvoll erweisen.

Denn insbesondere die Problematik der sogenannten Beibände (das sind zusätzlich zu einem

Werk beigebundene eigenständige Publikationen) stellte im Laufe der Arbeiten eine

Herausforderung dar, mussten doch teilweise zusätzliche Datensätze in der Datenbank für

nicht erfasste Werke ergänzt werden.


98 Für die vollständige Felderstruktur der Datenbank nebst Feldbeschreibung vgl. Anlage 3 und Anlage 4

99 Beispiele für die Erschließung siehe Anlage 5

24

Neben der formalen Erschließung wäre, wo noch nicht geschehen, auch eine

Vervollständigung der inhaltlichen Erschließung im OPAC denkbar, um den Nutzern auch

einen sachlichen Zugang zum Bestand bieten zu können.

Der Zeitaufwand für die Erschließung der einzelnen lithographischen Elemente stellte sich im

Verlauf der Arbeit höher als zunächst eingeschätzt heraus, da teilweise in einzelnen Werken

eine Vielzahl von Lithographien enthalten ist und teils sehr umfangreiche Werke nahezu

ausschließlich aus lithographischen Elementen bestehen. Außerdem war der

Erschließungsaufwand je Lithographie deutlich zeitaufwändiger als ursprünglich abgeschätzt.

So konnte bisher nur etwa ein Drittel des Faches im Hinblick auf die Erfassung der

lithographischen Beiträge erschlossen werden.

4.5. Statistische Auswertung

Eine statistische Auswertung des bisher erschlossenen Bestandes gibt für das Fach

Lithographica folgendes Bild wider:

4.5.1. Bände

Von den etwa 310100 Titeln, welche sich auf 356 Bände verteilen können rund 80 dem

anfänglichen Grundstock des Faches, der „Fechlschen Inkunabelsammlung der Lithographie“,

zugeordnet werden. Etwa 130 Titel stammen aus übrigen Beständen der Bayerischen

Staatsbibliothek und wurden zu den Lithographica umgestellt.

Während etwa 30 Titel auf Ankäufe der Staatsbibliothek ausdrücklich für das Fach

Lithographica zurückzuführen sind und circa 35 Titel aus Abgaben anderer Bibliotheken und

Institutionen resultieren, ist bei den übrigen Titeln derzeit keine Zuordnung der Herkunft

möglich.


100 Zählung des Verfassers im Juli 2009

25

Betrachtet man die Sammlung unter einem chronologischen Aspekt, so machen mit mehr als

85 Prozent der Titel (ca. 260) die Werke aus der „Inkunabelzeit der Lithographie“, mit

Erscheinungsjahr bis etwa 1821, den Hauptteil des Faches aus.

Ein geographischer Schwerpunkt liegt mit etwa vier Fünftel der Titel auf in Bayern

veröffentlichten Werken. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass im Gesamtbestand

lediglich bei zwei Drittel der Titel ein Erscheinungsort bekannt ist.

4.5.2. Lithographien

Bisher wurden rund 1900 einzelne lithographische Elemente, überwiegend Illustrationen

erfasst. Davon ist etwa ein Drittel koloriert, zwei Drittel sind unkoloriert.

Der überwiegende Teil davon zeigt Darstellungen aus dem Bereich der christlichen Religion

sowie aus dem Tier- und Pflanzenreich.

Als weitere Themengebiete sind darüber hinaus insbesondere Landschaftsdarstellungen, das

Militärwesen und die antike Mythologie vertreten.

26

5. Ausblick

Als wünschenswert stellt sich eine Digitalisierung des Bestandes als „einzigartige“

Dokumentation der Frühwerke der deutschen Lithographie dar.

Neben den bereits in Kapitel 4.4 (Fazit zur Tiefenerschließung) genannten Gründen, die

formale und inhaltliche Erschließung einzelner Werken zu ergänzen bzw. zu vervollständigen,

sollte jedoch zuvor eine vollständige Tiefenerschließung des Faches Lithographica erfolgen.

Zudem würde sich empfehlen, nach einer grundsätzlichen Entscheidung, ob vorhandene

Mehrfachexemplare - auch aus Gründen des Bestandsschutzes - aus dem allgemeinen

Bibliotheksbestand zum Fach Lithographica umgestellt werden sollten, eine Durchsicht des

übrigen Bestandes der Bayerischen Staatsbibliothek auf weitere dem Fach zuordenbaren

Werke durchzuführen.

Neben den im Online-Katalog BSB-OPAC verzeichneten Mehrfachexemplaren, würden sich

als Grundlage für die Ermittlung weiterer Titel die bibliographischen Werke zur Frühzeit der

deutschen Lithographie von Luitpold Dussler101 und Wilhelm Weber102 anbieten.

Dabei wäre eine Zusammenarbeit mit der Staatlichen Graphischen Sammlung München

denkbar, da auf diesem Wege der Grundstock der beiden lithographischer Sammlungen, die

„Ferchlsche Inkunabelsammlung der Lithographie“ zumindest virtuell wieder vereint würde.

Erleichternd könnte sich neben der räumlichen Nähe zu den Digitalisierungseinrichtungen der

Bayerischen Staatsbibliothek auch die bei der Erschließung des Faches Lithographica erfolgte

Anlehnung an das Erschließungskonzept der Staatlichen Graphischen Sammlung auswirken.


101 Dussler, Luitpold (1955): Die Incunabeln der deutschen Lithographie. Heidelberg: Weissbach 102 Winkler, Rolf Arnim (1975): Die Frühzeit der deutschen Lithographie. München: Prestel

27

6. Zusammenfassung

Die Arbeit erläutert zunächst den Begriff „Lithographie“ und geht in einem kurzen Überblick

auf die Erfindung und ihren Erfinder Alois Senefelder, sowie ihre Funktionsweise und frühe

Entwicklung ein.

Anschließend wird die Bestandsgeschichte der Sammlung Lithographica an der Bayerischen

Staatsbibliothek, eingeleitet durch eine kurze Erläuterung der Stellung der Bibliothek zur

Bayerischen Akademie der Wissenschaften und eine Beschreibung des

Sammlungsgegenstandes dargestellt.

Der folgende Abschnitt befasst sich mit der Erstellung eines Konzeptes zur

Tiefenerschließung der Sammlung. Dabei wird auch auf die Schwerpunkte der

Tiefenerschließung eingegangen und ein detailliertes Erschließungsschema ausgearbeitet. Die

praktische Durchführung der Erschließung anhand einer Datenbanklösung wird beschrieben

und durch Beispiele veranschaulicht, sowie mit einem Fazit bewertet.

Anhand einer statistischen Auswertung wird der Bestand des Faches Lithographica erläutert.

Mit Empfehlungen im Hinblick auf eine mögliche künftige Entwicklung des Faches schließt

die Arbeit ab


pag.27


https://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/pdf/historische_drucke/lithographie_inkunabeln_diplomarbeit_roth_marco.pdf