2006 Simbabwe

Zimbabwe Reisebericht vom 29. Oktober bis 18. November 2006

Joni Germann unter nimmt schon seit 1991 Reisen nach Zimbabwe und organisierte bis jetzt etwa alle zwei Jahre den Transport eines Containers mit benötigter Ware wie Spitaleinrichtungen, Kleider, Fahrräder, Computer, Krücken, Rollstühle usw.. Durch Christine habe ich letztes Jahr von seinen Tätigkeiten vernommen. Da ich bis Ende 2006 noch drei Wochen Urlaub beziehen musste, habe ich ihn gefragt, ob er einen Handlanger brauchen kann. Im 2005 konnten wir die Reise nicht unternehmen, aber nun hat es doch noch geklappt.

Personen in der Reihenfolge ihres Auftritts in diesem Bericht.

Dawn Howse Ärztin des Tshelanyemba Spitals

Bigboy Nkomo Administrator des Tshelanyemba Spitals

Jolanda de Mooy Operationsschwester des Salemspitals Bern

Joni Germann Spitaltechniker des Diakonissenhauses Bern

Dawn Disney Buchhalterin des Tshelanyemba Spitals

Peter Disney Laborchef des Tshelanyemba Spitals

Stefan Germann Koordinator bei Worldvision, früher Administrator des Tshelanyemba Spitals und des Masiye Camps.

Gemma Piérpoint Praktikantin aus England, die in Afrika eine Abschlussarbeit schreiben will.

Merlus ? Maurer und Sanitärinstallateur des Tshelanyemba Spitals

Johnson ? Schweisser und Inhaber des Fahrradshops neben dem Tshelanyemba Spital

Richard Nyati Chef technischer Dienst des Tshelanyemba Spitals

Ezekiel Mafusire Direktor des Masiye Camps

Mandala ? Fahrer und Mechaniker des Masiye Camps

Daren Zaloumis Inhaber des Sanitärinstallationsgeschäfts „Mister Blockage“ in Bulawayo

Vusi Khoza Buchhalter des Masiye Camps

Photos aus Zimbabwe gibt es HIER

Tshelanyemba 3. November 2006-11-26

Da wir momentan wieder einmal Strom haben schreibe ich Dir dieses Mail. Das Telefon funktioniert aber leider trotzdem nicht, man kann scheinbar auch nicht vom Ausland hierher anrufen, nur raus.

Es ist meist sehr heiss in Tshelanyemba. Hie und da regnet es nachts, aber es ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Wegen den häufigen und zum Teil langen Stromausfällen sind wir immer etwas knapp an Wasser. Dieses muss aus dem Flussgrundwasser in Zisternen gepumpt werden. Mit der Arbeit kommen wir auch nicht so recht vorwärts, aber es macht niemand Druck. Die Leute hier sind sehr nett und wir haben eine gute Zeit. Leider wurde unser Aufenthalt hier durch einen tragischen Todesfall überschattet. Am 2. November haben Jolanda und ich am Nachmittag die kanadische Ärztin Dawn Howse beim Schwimmunterricht der Kleinen unterstützt und anschliessend mit den Grösseren, die schon schwimmen können, im Pool herumgetobt. Als wir dann später vom Nachtessen zurück kamen, hörten wir vom Pool her, der direkt neben unserem Bungalow liegt, lautes Weinen. Ich ging hin und fand eines der Kinder mit dem ich Schwimmen übte, er war ertrunken. Es war schrecklich. Ich war total geschockt und habe mir Vorwürfe gemacht, denn ich hatte das Tor abgeschlossen. Nun wusste ich nicht, ob ich es nicht richtig gemacht hatte. Wie sich später aber herausstellt war das Tor abgeschlossen und er war scheinbar über den Zaun geklettert und wollte noch einmal schwimmen.

Nach und nach kamen viele Leute dort hin und Captain Nkomo hat ein Gebet gesprochen. Dann wurde noch lange gesungen. Zwischendurch kam dann noch die Polizei und hat den Leichnam untersucht. Sie fanden noch seine Shorts im Pool. Wir fragten uns wieso wir keine Kleider finden konnten, da er nackt aus dem Wasser geholt wurde. An diesem Abend habe ich noch lange mit Joni geredet, der ja dieses Jahr ein ähnliches Erlebnis hatte mit dem Freund seines Sohnes, der im Juli in der Aare ertrunken ist.

Am nächsten Tag war die Stimmung sehr gedrückt, aber alle Leute versuchten Trost zu spenden.

Joni und ich haben dann begonnen, den seit zwei Jahren defekten Röntgenapparat zu flicken hatten aber leider noch keinen Erfolg. Was mich eigentlich nicht wundert. Denn schliesslich sind wir keine Röntgenspezialisten, aber meine etwas verrosteten Elektronikkenntnisse helfen mir.

Am Samstag 4. November geht es uns allen wieder besser. Wir haben sogar Strom und später auch Wasser. Nach drei Tagen ohne freuen wir uns auf eine Dusche am Abend. Auch mit dem Röntgengerät hatten wir heute mehr Glück, bis auf eine Zusatzfunktion läuft der Apparat wieder. Jedenfalls soweit wir Laien es beurteilen können. Am Montag ist die verantwortliche Schwester wieder da und wir werden das noch genauer testen.

Jetzt haben wir geduscht und werden bei den Disneys zum Nachtessen erwartet. Es gibt Pancakes und selbstgemachtes Eis.

Mit dem Essen haben wir in der Zwischenzeit ein recht gute Lösung gefunden, nachdem wir am zweiten Tag beinahe verhungert wären. Um fünf Uhr hiess es aufstehen, um von Harare via Bulawayo nach Tshelanyemba zu fahren. Frühstück gab’s keines und Mittagessen fiel auch aus. Als wir am Ziel ankamen, wurden wir mit der Frage geschockt: „Habt Ihr Euer eigenes Essen mitgebracht?“. Zum Glück erhielten wir dann doch noch etwas Kleines zu essen, so dass wir nicht hungrig ins Bett mussten. Der Tag war anstrengend. Wir haben von Harare bis Tshelanyemba über 800 Kilometer in ca. 11 Stunden zurückgelegt. Viel Zeit haben wir damit verbracht, Oel, dann Diesel (Schwarzmarkt) und schliesslich noch Druckluft für die Fahrzeuge zu finden. Fahren mussten wir ja nicht selber, denn wir wurden von zwei Pastoren der IMM (International Miners Mission) und einem Mitarbeiter der UBC (United Baptist Church) begleitet. Die letzten 36 Kilometer legten wir auf einer ziemlich schlechten ungeteerten Strasse zurück. Am nächsten Morgen haben wir nach dem Frühstück den Van und den 4x4 Pickup mit der Ware aus dem Container geladen, welche für das IMM bestimmt war. Jolanda war die Lademeisterin und hat jede noch so kleine Lücke aufgefüllt. Joni ist dann mit den drei IMM’lern bis Gweruaufsetzten. Die ersten vier gingen noch ganz flott, aber der fünfte hatte zuwenig Memory und dann war der Strom während der Installation unterbrochen. Als die Vier am frühen Nachmittag zurück kamen war er immer noch nicht auf gesetzt. Da das Memory sowieso zu klein war habe ich es dann aufgegeben. Den PC kann man ja als Ersatzteillager für die beiden identischen Modelle verwenden. Dann ging’s wieder ans laden, denn Joni und die drei Herren vom IMM zurückgefahren, dort wurden die zwei Wagen wieder entladen. Am nächsten Tag kamen sie wieder zurück um den Rest abzuholen. Unterwegs hat Joni noch Lebensmittel für uns eingekauft. Während dieser Zeit musste ich 5 PCs mit Linux Ubuntu wollten noch am selben Tag die gut 300 Kilometer bis Gweru fahren.

Jetzt ist Sonntagmorgen 06:45 und etwas kühler als die anderen Tage. Ich musste mich Nachts sogar mit dem Leintuch zudecken!!! Wir wollen heute eine kleine Wanderung zum nächsten Ort und zu einer Goldmine unternehmen. Vielleicht auch noch ein paar Bier einkaufen. Hier im Spitalareal der Heilsarmee ist zwar Alkohol verboten, aber es ist doch schön am Abend im Finstern vor dem Bungalow zu sitzen und ein kaltes Bier zu geniessen.

Morgen, Montag den 6. November werde ich versuchen dieses Mail zu schicken. Anschliessend muss ich Peter Disney zeigen wie er die Festplatte im Ultraschall einbauen kann. Die ist nämlich hinüber und muss ersetzt werden. Joni will in der Schweiz versuchen, dass der Lieferant eine Festplatte komplett aufsetzt und er sie nachher über Jonis Bruder Stefan, hierher schicken kann. Post auf dem Landweg dauert von Europa etwa drei Monate.

Den freien Sonntag haben wir für eine Wanderung nach Sun Yet Sen Windsack hängt nur noch in Fetzen herunter. genutzt. Dieser „Ort“ liegt knapp vier Kilometer vom Spital weg. Er besteht nur aus ein paar Gebäuden in denen sich einige Läden befinden und es hat sogar einen Night Club. Der Lebensmittelladen war offen, so dass wir uns eine Cola kaufen konnten. Auf dem Rückweg haben wir noch eine alte Landebahn besichtigt, die aber schon einige Jahre nicht mehr benutzt wird. Dementsprechend ist die Piste mit Dornbüschen überwuchert und der

Montag,den 6. November steht die Reparatur einer Waschmaschine und die Deinstallation des alten Sterilisationsgerätes, Jahrgang 1983, auf dem Programm. Bis jetzt war es noch keinen Tag langweilig und die Arbeit geht uns auch nicht aus. Die Nacht war kühl, es ist erst das zweitemal dass ich beim Schlafen nicht geschwitzt habe. Jetzt trage ich sogar die langen Hosen. Es weht ein starker Wind dazu tröpfelt es noch ein wenig. Das kühle Wetter ist ein Vorteil bei dieser Schwerarbeit die wir heute verrichten. Wir haben Hunderte von Kilos Chromstahl, Eisen, Kupfer und Messing abmontiert. Zum Glück können wir alles zum ebenerdigen Fenster hinaus werfen. Die ca. 100 kg schwere Kammertüre müssen wir aber zu viert aus den Angeln heben und raus bringen. Den schwersten Teil, mit der ca. 400 Kilo Stahlkammer haben Joni und ich als krönenden Abschluss auf vier alte Autoreifen fallen lassen. Völlig verdreckt geniessen wir am Abend die warme Dusche.

Am Dienstag, 7. November ist es nicht mehr ganz so kalt wie gestern (14 Grad), es bläst zwar immer noch ein kühler, jedoch nicht mehr so heftiger Wind. Heute haben wir den zweiten Teil des Steri’s demontiert. Aber vorher mussten wir dieses Teil noch aus dem Raum transportieren. Für diesen Zweck hat Joni gestern noch einen ausrangierten Patiententransportwagen abgesägt, so dass nur ein Rahmen mit vier Rädern übrig blieb. Mir kommt das Ganze mit den dünnen Röhrchen nicht sehr stabil vor, aber wir haben nichts Besseres. Es muss auch nur etwa 20 Meter durchhalten, bis wir es aus dem Haus haben. Im Sand wird es mit diesem Ding so oder so nichts mehr. Auf dieses lausige Wägelchen heben wir das schwere Gestell mit dem Wagenheber, den wir aus dem Auto des Spitaladministrators Capitan Bigboy Nkomo „ausgeliehen“ haben. Bis es soweit ist brauchen wir aber noch Backsteine um das Ganze zu stabilisieren. Der Transport geht dann dank der langen und sorgfältigen Vorbereitung erstaunlich unproblematisch über die Bühne. Das Wägelchen hält genau bis zum Sand. Dann kommen die Jungs des technischen Dienstes mit einem Traktor und schleppen das Teil weg.

Der Mittwoch 8. November verläuft dann wesentlich ruhiger und weniger anstrengend. Ich repariere einen Röntgen-Entwicklungs-Automat, eine Rechen- und eine Schreibmaschine. Zwischendurch habe ich noch einen kleinen Support geleistet, um Daten von einem PC auf einen USB-Stick zu kopieren. Das ist nur via Disketten über zwei PCs zu bewältigen, aber es geht.

Morgen, Donnerstag 9. November können wir mit Captain Nkomo nach Bulawayo fahren. Dort müssen wir einen Flug von Bulawayo nach Harare buchen. Mal sehen ob das klappt, es bleiben noch der Bus und ein Nachtzug als Alternative.

Am 9. November waren wir, wie Du schon weißt, in Bulawayo. Wir bekamen eine Mitfahrgelegenheit, weil Dr. Dawn Howse und Capitan Bigboy Nkomo zu einer Besprechung mussten. Für uns war es wichtig in die Stadt zu fahren da unsere Rückreise von Bulawayo nach Harare noch nicht organisiert war. Joni konnte den Flug von der Schweiz aus nicht buchen. Mit dem Zug oder Bus währe es zwar billiger gewesen aber auch ziemlich unzuverlässig. Jetzt haben wir nur noch das Problem, dass der Abflug schon um 07:00 ist und wir noch nicht wissen wie wir von Tshelanyemba wegkommen. Bezahlen mussten wir die Tickets mit US$, nur Bewohner Zimbabwes können dies mit ZIM$ tun. Aber für jeden von uns haben wir noch US$ 131.- zusammen bekommen. Für die Fahrt benutzte der Capitan den 4x4 Pickcup mit Hardtop, in dem es dann mit insgesamt 11 Personen, ziemlich eng wurde.

In der Stadt sind mir zwei Dinge besonders aufgefallen. Zum einen gibt es hier nur noch wenige Weisse, wenn man mit einer südafrikanischen Stadt vergleicht. Zum anderen machen die meisten Leute ein mürrisches Gesicht. Es grüsst uns auch keiner. Im Missions Spital wird das Begrüssungsritual mehrmals am Tag gepflegt – und das geht so:

1. Person: Sawubona (Hallo)

2. Person: Yebo (Hallo)

1. Person: Kunjani (Wie geht’s)

2. Person: Sikona (Gut)

Wenn wir weisse Fremdlinge das Ganze in Ndebele mitmachen, freuen sie sich wie die Schneekönige mit lautem Gelächter.

Unser Problem ist nur, dass hier fast alle unsere Vornamen kennen, aber wir uns nur wenige merken können, vor allem wenn sie sich nicht mit ihrem „christlichen“ , sondern mit ihrem traditionellen Namen vorstellen. Die Ndebeles sprechen eine dem Zulu verwandte Sprache, aber die Buchstaben c q x werden als Klicklaute gesprochen. Es gibt aber auch lustige Vornamen wie Progress, Gift (für das englische Wort Geschenk), oder aber auch No More. Auf dieses Kind folgte dann wohl eine Unterbindung.

Wir suchen auch nach einigen Souvenirs, aber auf dem Mark beim Cityhall gibt es nicht viel Schlaues. In der Nähe ist noch ein Verkaufscenter, welches Behinderte unterstützt. Hier finde ich noch drei interessante Stücke. Aber die schönen Holzschnitzereien, die es in Zimbabwe früher gab, sind hier nicht mehr zu finden.

Zum Mittagessen leisten wir uns Pizzas, und kommen uns ziemlich dekadent vor. Die drei Pizzen mit Getränken kosten mehr als ein ungelernter Arbeiter im Monat verdient! Zum offiziellen Kurs würde diese Mahlzeit etwa Sfr. 85.- kosten. Dank unserem Graumarktumtausch aber nur noch ein sechstel, also etwa Sfr 14.-. Anschliessend gehen wir noch ins Internetkaffee zum mailen. Dies Cyberkaffee wurde von der Heilsarmee in einer nicht mehr genutzten Kappelle eingerichtet und läuft sehr gut. Dann müssen wir wieder zum Treffpunkt zurück. Hier befindet sich ein grosser Einkaufsladen, wo wir uns noch mit ein paar Bier eindecken können. Unser Transportfahrzeug kommt dann eine gute Stunde später als vereinbart so dass wir dann, diesmal nur sieben Personen an Bord, um etwa 20.30 im Spital ankommen. Die Strecke ist etwa 150 km lang und davon sind rund 40 km schlechte, ungeteerte Strasse.

Die Nacht auf den 11. November habe ich wie ein Baby durchgeschlafen. Jeden Wochentag findet um 07:30 in der Eingangshalle eine Versammlung des Personals statt. Da wird gepredigt, gebetet und gesungen. Alles hauptsächlich in Ndebele. Ich nehme das Ganze mit dem MP3-Player auf, um den Gesang als Hintergrundmusik zu verwenden. Um acht Uhr gehen wir dann in das VTC (Vocational Training Center) eine Art Berufsausbildungszentrum. Dort wird auch für uns gekocht. Frühstück besteht meistens aus Poridge, Bacon, Toast, Marmelade, Butter und Tea.

Heute steht die Installation des „neuen“ Sterilisationsapparats auf unserer Aufgabenliste, und dann möchte Jolanda dass wir sie zum Fotografieren in die Kinderkrippe begleiten. Sie geht oft dort hin, da sie mit Operationen nicht ausgelastet ist. Immerhin hat es in dieser Zeit schon vier Kaiserschnitte, eine Brustoperation, und eine Bauchfellentzündung gegeben, aber das füllt die Tage nicht aus.

Den „Steri“ haben wir bald einmal soweit es geht, angeschlossen. Für den Wasseranschluss brauchen wir noch den Maurer und Sanitärinstallateur Merlus. Der hat aber erst am Nachmittag Zeit. So können wir für das Photoshooting in die Nursery gehen. Vorher wollen wir aber noch im Veloladen, der in einem ausgedienten Container untergebracht ist, einen Besuch machen. Hier muss Joni auch noch Support leisten. Er zeigt Johnson wie er in ein Blech ohne Bohrmaschine ein Loch machten kann. Er bringt das Kunststück mit dem Hammer auf dem Amboss fertig. Den Amboss hat übrigens auch Joni vor ein paar Tagen auf einer alten Felge und Radnabe montiert. Vorher stand er einfach im Sand, was nicht gerade stabil und effizient war. Da die Kinderkrippe nur etwa 20 Meter vom Veloshop entfernt ist, haben die Kleinen Jolanda schon lange entdeckt und rufen auf dem Klettergerüst stehend nach ihr. Als wir dann rein gehen ist sie von den Kindern bald umringt und muss sie alle begrüssen. Auch Joni und mir geben sie ganz artig die Hand, was nicht selbstverständlich ist. Denn viele Kleinkinder haben Angst vor Weissen. Aber nur einer versteckt sich hinter einem Mäuerchen und als er sieht dass ich ihn fotografiere zieht er sich ins runde Gebäude zurück. Als dann Jolanda anfängt, Plätzchen zu verteilen, ist es kaum noch möglich ein Bild von ihr und den Kinder zu schiessen. Es sind nur noch Kinder von hinten zu sehen. Anschliessend will ich den Kindern die Bilder zeigen, was keine gute Idee ist. Jedes will zuvorderst sein und deckt damit den andern die Sicht ab. Ich versuche es mit rückwärts laufen aber irgendwann bin ich dann irgendwo am „Anschlag“. Also drehe ich mich im Kreis und die Kinder folgen meiner Kamera. Das hätte wohl noch lange so weiter gehen können aber einmal ist es dann auch genug, denn Joni und ich müssen wieder zur Arbeit. Die ganze Krippe ruft uns „Bye, Bye“ nach.

Am Abend sind wir mit Gemma bei Richard Nyati dem Leiter des technischen Dienstes zum Nachtessen eingeladen. Sein Kral liegt etwa ein Kilometer von unserem Bungalow entfernt. Zum Glück kennt Joni den Weg. Es gibt hier viele Trampelpfade und die Krals sehen für uns alle ziemlich ähnlich aus. Angekommen werden wir herzlich begrüsst und in das Haus gebeten. Es besteht aus zwei Räumen, einem Schlaf- und einem Wohnzimmer, hier steht eine grosse Stereoanlage mit fast 1.5 Meter hohen Boxen. Auch ein Videorecorder und ein Fernseher. Satelitenempfang ist hier draussen ein muss. Mit der Installation der Schüsseln verdient sich Richard auch ein Zubrot. Da es hier drin ziemlich warm ist sind wir froh als der Hausherr den Vorschlag macht draussen zu sitzen.

Gekocht wird draussen unter freiem Himmel, das Bad ist in einem separaten Häuschen. Sonst stehen hier noch zwei bewohnte Häuser und eines sich im Bau befindendes. Letzteres ist für den 14 jährigen Sohn Jonathan. Es ist übrigens kein Zufall, dass er so heisst, er wurde wegen Joni so getauft. Richard sagt auch öfter, dass er sein Bruder sei. Mich nennt er den alten Mann, was keineswegs eine Beleidigung ist, da man hier die Alten ehrt. Er ist auch erstaunt, dass ich bei meinem Alter noch so stark bin. Durch die zum Teil mangelhafte und einseitige Ernährung sind hier auch jüngere Leute oft nicht besonders kräftig.

Heute bekommen wir das typische Essen aufgetischt, Sadza. Traditionell wird es aus Sorghummehl zu einem festen Brei gekocht, meist wird es heute aber aus Maismehl hergestellt. Wir haben das Glück von beidem zu bekommen. Dazu gibt es Sauce, hier Soup genannt, Rape (ein Gemüse das mir bis jetzt niemand erklären konnte), und natürlich Chicken. Dieses ist aber so zäh, dass sich bald einmal die beiden Hunde daran erfreuen können. Dadurch dass wir draussen essen und es relativ finster ist kann ich das einigermassen diskret machen. Gegessen wird übrigens mit der Hand. Zur Nachspeise bekommen wir dann noch unvergorenes Maisbier. Nach diesem ausgezeichneten Essen und interessanten Gesprächen begeleiten Richard und sein Frau uns ein Stück des Weges zurück. Der Mond ist noch nicht aufgegangen und so wandern wir durch die stockdunkle Nacht unter dem grandiosen afrikanischen Sternenhimmel zurück. Als Zeichen der Freundschaft laufen Joni und sein „Bruder“ Hand in Hand. In Sichtweite der Lichter der Angestelltenhäuser verabschieden wir uns von den Nyatis und laufen den Rest des Weges allein weiter, zum Glück haben wir Taschenlampen dabei.

Am 11. November kommt es wieder einmal zum Stromausfall. Ohne Strom kommen wir eigentlich recht gut aus, aber leider wird dann auch kein Wasser mehr vom Fluss gepumpt. Zu allem Unglück leckt eine der grossen Zisternen oberhalb des Spitals und die Leitung WC-Spülung und Wasserhähne sind auch nicht alle besonders dicht. Jolanda und Joni haben sich den Magen verdorben, Gemma und ich haben kein Problem. Der Wassermangel wird dann im Verlauf des Nachmittags zum Problem, den bei Magenverstimmungen steigt der Bedarf an WC-Spülung. Unser nächster noch funktionierender Wasseranschluss befindet sich etwa 250 Meter vom Haus entfernt und bei dieser Hitze einen 25 Liter Kanister zu schleppen ist ziemlich schweisstreibend.

Am Abend geht es beiden wieder besser und so können sie das traditionelle Pancake-Essen bei den Disney’s geniessen. Peter macht die Pancakes, seine Frau Dawn den Fruchtsalat und Dawn Howse bringt selbstgemachte Ice Cream. Die drei sind heute Nachmittag von ihrem Einkaufstrip in Botswana zurück gekommen. Wir sind hier in Luftlinie nur etwa 40 Kilometer von der Grenze entfernt, aber bis Francistown sind knapp 150 Kilometer meist schlechte Piste zu bewältigen. Diese Strecke ist auch nur in der Trockenzeit befahrbar, sonst muss ein Umweg über Bulawayo gemacht werden. Dann ist es etwa dreimal soweit. Uns haben sie eine WC-Brille mitgebracht, um die zerbrochene zu ersetzten. Joni hatte schon die scharfen Kannten abgefeilt, dass man nicht mehr das Gefühl hatte in den Hintern gebissen zu werden. Jetzt haben wir einen Luxussitz aus Holz mit Messingbeschlägen. Toll!

12. November und immer noch kein Strom und Wasser in unserem Bungalow. Der spitaleigene Generator läuft zwar fast pausenlos aber unser Haus wird nicht gespiesen. Es reicht nicht für alle Häuser und es wird nach einem Plan umgeschaltet, damit die Leichenhalle, das Spital und die Wasserpumpe abwechselnd versorgt werden können, unser Gästehaus ist leider nicht eingeplant.

Den Steri konnten wir auch heute nicht testen, da wir zwar Strom hatten, aber kein Wasser. Heute wurden schon am Morgen zwei Kaiserschnitte, dabei einmal Zwillinge, durchgeführt. Jolanda war natürlich wieder dabei, sie wird schon von allen aufgezogen, dass sie diese Eingriffe anzieht. Im Letzten Monat waren insgesamt vier solche Operationen nötig, seit sie da ist, sind schon sechs Kinder so auf die Welt gekommen. Sonntagabend ist traditionell Essen bei Dawn Howse und anschliessend Dominospielen. Es gesellen sich noch zwei Jungs aus der Umgebung dazu. Um neun Uhr ist aber Feierabend und wir gehen schlafen. Joni und ich noch nicht ganz, denn wir geniessen jeden Abend vor unserem Bungalow noch ein mehr oder weniger kaltes Bier. Heute ist es eher lauwarm.

Auch am 13. November gibt es noch keinen Strom. Wasser auch nicht immer, da die Tanks nur gefüllten werden können wenn die Pumpen laufen. Diese müssen aber zuerst gefüllt werden und dazu muss jemand jedes Mal zum etwa zwei Kilometer entfernen Fluss gehen um diese zu „primen“. Erst am Abend hatten wir dann wieder für kurze Zeit Strom. Aber das heftige Gewitter hat unsere Hoffnung nun endlich mit dem Autoklav einen Testlauf durchzuführen, wieder zunichte gemacht. Da sonst nichts anfällt reinige ich noch eine PC-Tastatur bei der einzelne Keys stecken bleiben. Da ich keinerlei passende Reinigungsmittel habe, nehme ich die ganze Tastatur auseinander und entferne den Schmutz mit den Fingern und einem kleinen Schraubenzieher. Bei dieser Arbeit denke ich, dass wir bei uns diese einfach durch eine neue ersetzen würden, aber hier gibt es keinen Ersatz, ich habe Zeit und mein Stundenansatz von ZIM$ 0.- ist ja auch nicht sehr hoch.

Am 14. November hat sich die Situation immer noch nicht verändert, deshalb gehen Gemma, Jolanda und ich ins Business-Center, Joni bleibt, um Richard und Winnie (OP-Schwester) den neuen Steri zu erklären, ohne Strom eine etwas trockene Übung.

Im Business-Center will ich unsere leeren Bierflaschen loswerden, was sich als nicht ganz einfach herausstellt, da die junge Frau im Bottlestore kaum englisch spricht und mein Ndebel-Wortschatz zur Hauptsache aus der Begrüssungsformel besteht. Ich versteh, dass sie nur zwei der drei Biersorten führt und deshalb die Eagel-Flaschen nicht annehmen will. Das scheint mir zwar etwas seltsam, da diese, abgesehen von der Etikette, genau gleich aussehen. Aber was soll’s, wir einigen uns auf zwei Cola gegen die elf leeren Flaschen. Wir laufen wieder zurück zum Spital. Hier steuern wir die Kinderkrippe an, wo sich die Kinder mit Geschrei auf Jolanda stürzen. Auch zu mir kommen ein paar Kinder und ein kleines Mädchen umarmt mein Bein und sagt Jolanda zu mir. Wir haben einen der kleinen bei IKEA erstandenen Rugbybälle mitgenommen und die müssen natürlich gleich ausprobiert werden. Später spielen wir noch das Lumpenlegen und das Brückenspiel. Mit Genugtuung stelle ich fest, dass auch die Kinder in der Mittagshitze schwitzen, wenn auch deutlich weniger als ich. Dann wird es Zeit uns zu verabschieden, denn um eins wird uns im VTC das Mittagessen serviert.

Den Nachmittag nutzen wir für eine ausgedehnte Ruhepause und warten auf Strom. Aber der Strom kommt nicht. Unser letztes Abendessen findet bei Disneys statt. Es ist eine lustige Gesellschaft auch wenn wir ein bisschen traurig sind diese liebgewonnenen Leute zu verlassen.

Wie geplant nehmen wir am 16. November um 05:30 Abschied von Tshelanyemba, dem kleinen Missionsspital mit seinen tollen Mitarbeitern, die Grossartiges leisten. Da es im 40 km entfernten staatlichen Spital schon lange keinen Arzt mehr gibt, ist es hier das einzige auf den 160 Kilometern bis Bulawayo. Und das trotz Wasser-, Strom- „Fuel-“ und Geldknappheit weiter funktioniert und jeden Tag vielen Leuten hilft. Für die erste Konsultation wird von den Patienten ZIM$ 500.- (ca. ein Flasche Coca Cola)verlangt, die Rechnung für die Behandlung können die meisten aber nicht bezahlen. 50% der Kosten verursachen zur Zeit die Transporte, Betriebstoffe sind oft nur auf dem Schwarzmarkt zum zehnfachen Preis erhältlich. Alleine der Stromgenerator braucht pro Tag 50 Liter Diesel.

Noch ein paar Umarmungen und gute Wünsche und wir fahren mit der Ambulanz Richtung Masiye Camp, ein weiteres Heilsarmee Projekt. Da die Benzinanzeige schon leer anzeigt ist unser Fahrer Captain Nkomo nicht sicher ob der Sprit bis Maphisa reicht. Ich weiss nicht, ob er einen Witz macht oder nicht. Aber das werden wir ja sehen! Als wir es doch noch schaffen bin ich ziemlich erleichtert, aber nun geht es darum Ersatz zu finden. Die einzige Tankstelle im Ort steuern wir gar nicht an, hier gibt es schon seit einigen Tagen nichts mehr. Bei der Auto Star Garage auch nicht, aber auf dem Hinterhof eines normalen Hauses steht noch ein 200 Liter Fass, da bekommen wir 20 Liter für umgerechnet SFr. 13.- pro Liter. Der Weg von hier nach Masiye führt auch über eine ungeteerte Strasse. Aber diese ist in einem deutlich besseren Zustand als die letzten 40 Kilometer. Wahrscheinlich weil sie hauptsächlich von Eselskarren befahren wird, die hier Scotscar genannt werden. Dafür macht uns der Motor, respektive die Benzinzufuhr Sorgen. Sobald es bergauf geht, hoppeln wir nur noch, bis er zum Stillstand kommt. Kurz warten und dann geht es einige Meter weiter, bis wir die Steigung überwunden haben. Das ist zwar, wie Joni bemerkt, immer noch schneller als laufen, aber nicht gerade berauschend. Im Camp wird dann festgestellt, dass der Benzinfilter verdreckt ist und der wird dann auch gleich gereinigt. Hier nehmen wir auch Abschied von Capitain Bigboy Nkomo, dem Röntgenassistenten und drei Krankenschwestern. Sie fahren weiter nach Bulawayo.

Joni zeigt uns das Masiye Camp, das sein Bruder Stephan mitaufgebaut hat. Hier werden Waisen für einige Wochen aufgenommen. Sie werden hier mit verschieden Aktivitäten, wie zum Beispiel klettern, geschult und unterstützt um wieder ein Selbstwertgefühl zu finden. Viele von ihnen haben ihre Eltern durch Aids verloren und oft entwickeln sie auch ein Schuldgefühl. Ungefähr 40% der Bevölkerung ist HIV positiv und Medikamente sind für die Meisten nicht erhältlich. Das Camp macht auf uns einen sehr effizienten Eindruck, was wohl zum grossen Teil dem Direktor Ezekiel Mafusire zu verdanken ist. Er ist es auch, der uns aus dem Nichts den Weitertransport via Matopos Nationalpark nach Bulawayo organisiert. Joni konnte ihm vor einigen Tagen durch einen Fahrer der zum Spital kam, ausrichten dass wir kommen. Aber das Datum wurde ihm nicht mitgeteilt. Anrufen konnten wir wegen dem Stromausfall ja bekanntlich nicht.

Mandala unser Guide und Fahrer führte uns durch die felsige Landschaft im Busch verstecken. Drei, vier Zebras stehen auch in der Nähe, aber auch kaum sichtbar. Als dann noch ein heftiger Regenschauer niedergeht stehen unsere Chance ganz schlecht. Bei einem Aussichtspunkt treffen wir eine Gruppe pitschnasser Touristen, die mit offenen Safarifahrzeugen unterwegs sind. Ihre einheimischen Guides geben uns Tipps wo sich die Rhinos oft aufhalten. Tatsächlich finden wir eine Mutter mit ihrem Kind relativ nahe vom Pfad, leider verschwinden sie bald im Dickicht. Aber schon bald finden wir eine vierer Gruppe Nashörner. Es sieht wie Mutter, Vater und Zwillinge aus. Sie grasen in aller Ruhe in einer Senke mit hohem Gras. Später sehen wir noch ein stattliche Gruppe Zebras. Giraffen sind zwischen hohen Bäume auch zu sehen. Viel zu früh müssen wir den Park verlassen da wir noch nach Bulawayo müssen, um eine Unterkunft für heute Abend und für morgen den Transport zum Flughafen zu organisieren. Joni versucht Daren zu kontaktieren den er schon seit vielen Jahren kennt. Zuerst ohne Erfolg aber plötzlich erscheint er im Masiye Internetcaffee welches in einer alten Kappelle der Heilsarmee untergebracht ist. Auch hier hat Joni früher vieles mitinstalliert und deshalb trifft er auch hier viele alte Bekannte. Daren kann uns leider nicht mit einer Unterkunft helfen, da er zur Zeit seinen Onkel mit Familie beherbergt und auch seine Mutter hat das Haus voll mit Gästen. Vusi Khoza der Buchhalter des Masiye Camps, der hier sein Büro hat, ist bereit uns für diese Nacht Asyl zu gewähren. Wir vereinbaren mit Daren , dass er uns um viertel vor acht bei Häfeli’s abholt und uns zu Vusis Haus bringt. Während wir in der ehemaligen Schweizer Bäckerei Häfeli eine Pizza geniessen, tobt draussen ein heftiges Gewitter. Mit etwa dreiviertel Stunde Verspätung kommt uns Daren mit einem offenen Lieferwagen abholen. Diesen musste er erst organisieren, da wir mit Vusi und unsrem Gepäck in einem Normalen PW zuwenig Platz gehabt hätten. Zum Glück hat er sich verspätet, sonst wären wir auf der Pritsche vom Unwetter überrascht worden. Auch so ist es ziemlich kühl und ich habe zwar meine Jacke angezogen, aber immer noch die Shorts an. Vusi’s Haus ist das Gästehaus von Stephans, Jonis Bruder, ehemaliger Villa, welche dieser an einen Pastor vermietet hat. Es handelt sich beim Gästehaus um ein mit Reedgras gedecktes Rundhaus mit etwa sechs Meter Durchmesser. Hier richten wir uns so gut es geht ein. Joni und ich schlafen auf der etwa 140 cm breiten Matratze auf dem Fussboden. Jolanda auf dem blossen Bettgestell und Vusi auf einem darüber montierten Sofa- ähnlichem Gestell. Zu viel Schlaf kommen wir aber alle nicht, unter anderem auch weil die beiden Wachhunde mit den Artgenossen der umliegenden Häuser um die Wette bellen. der Matopos. Hier gibt es runde Hügel aber auch aufgeschichtete Steine, ähnlich dem „Giants Playground“ bei Keetmanshoop Namibia. Weiter fahren wir in den kostenpflichtigen Game Parc. Wir müssen als „Nonresidents“ US$ 15.- und Mandala ZIM$ 435.- zahlen. So kommt der Staat zu harter Währung. Ob das hier gelingt bleibt zu bezweifeln, denn der Ranger kann uns keine Quittungen ausstellen!?!? Der Park ist bekannt für seine Breit- und Spitzmaulnashörner, von denen wir vorerst nichts sehen. Überhaupt scheinen sich die Tiere vor uns zu verstecken. Wir sind schon ganz froh einige Impalas zu Gesicht zu bekommen, die sich aber gleich wieder

Um halb fünf ist am 17. November Tagwacht und wir machen uns breit für den Transport zum Flughafen. Dabei benötigen wir wieder unsere Taschenlampen, denn wie wir ohne Verwunderung feststellen, ist im Verlauf der Nacht auch hier der Strom ausgefallen. Für den Transfer zum Airport machen wir es uns hinten auf dem Transporter so bequem wie möglich. Unterwegs steigt dann Vusi aus und wir verabschieden uns bei unserem netten Gastgeber. Am Flughafen checken wir uns für den Flug nach Harare ein und verabschieden uns auch von Daren unserem Chauffeur. Wir besteigen einen chinesischen Turboprop Avic AM60, der laut Joni wie eine Kopie eines Fairchild Fliegers aussieht. Da haben wir die ganze Zeit über die billigen und dem entsprechen schlechten Importe aus China und nun steigen wir in diesen Vogel. Na ja, wird schon klappen. In Harare haben wir einige Stunden Aufenthalt da unser Flug nach Johannesburg erst um 14:50 starten wird. Einchecken ist erst um ca. ein Uhr möglich. Die paar Geschäfte mit sehr teurer Ware sind auch mal besichtigt. Da entdecke ich in der Haupthalle direkt neben den Toiletten eine Steckdose. Da es dort keine Sitzgelegenheit gibt setze ich mich auf den Boden und nutze die Zeit an diesem Tagebuch weiter zu schreiben. Joni meint ich soll einen Hut hinstellen wie es sich für einen Bettler gehört. Nach kurzer Zeit fragt mich ein Mann ob ich seinen Gepäckwagen während seinem WC-Besuch beaufsichtigen könnte. „Eh Joni,“ rufe ich „gib mir mal Deinen Hut.“ Er ist erstaunt, dass man mir als Bettler das Gepäck anvertraut. „Einem Bettler mit Laptop wohl schon.“ ist meine Meinung.

Später spricht mich eine resolute, junge Frau an. Ich soll ihr ins Büro folgen. Hoppla denke ich, auf dem Fussboden sitzen ist hier scheinbar nicht erlaubt. Sie meint aber, ich könne meine Arbeit an Ihrem Pult weiterführen. Sie weist mir einen Stuhl zu und zeigt mir die Steckdose, wo ich den Laptop anschliessen kann. Es stellt sich heraus, dass sie die Chefin des Flughafenbüros der Air Zimbabwe ist. Ich bleibe da und schreibe bis mein Laptop wieder aufgeladen ist.

Der Flug nach Johannesburg verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Im Flughafen treffen wir Joni’s Bruder der hier eine Besprechung hatte. Wir gehen rüber zum Hotel Intercontinental, um zu essen. Ich bestelle mir eine Carpaccio aus geräuchertem Springbockfleisch. Mmmh. Es gibt viel zu diskutieren und plötzlich sind wir in Zeitnot. Mit der Bezahlung hapert es auch noch und nun werden wir noch fast gestresst. Für einen Besuch im Dutyfree Shop nehme ich mir aber trotzdem noch Zeit um einen Sack Billtong und eine Flasche Amarula zu kaufen. Beim Gate will man mich aber mit der Flasche nicht durchlassen weil wir in London Heathrow nach Zürich umsteigen müssen. Also wieder zurück rasen und die Flasche zurück bringen. Da ich mit der Kreditkarte bezahlt habe ist das aber eine längere Prozedur. Endlich sitzen wir aber alle zusammen in der Boing 747 und warten auf den Start. Die 11 Stunden nach London sind irgendwann auch durch und wir müssen noch knapp zwei Stunden im Airport Heathrow abwarten bis wir den Flug nach Zürich antreten können. Dieser Flieger ist nur zu etwa einem fünftel belegt. Unterwegs geht mir durch den Kopf, dass ich noch nie so wenig Mühe hatte das südliche Afrika zu verlassen. Aber diesmal ist ja Christine nicht dabei. In Flughafen Kloten werden wir von ihr, Joni’s Frau Silvia und Sohn Lukas und Werner, dem Mann von Jolanda empfangen. Wir laufen noch zusammen zum Parkhaus und dann nehmen wir Abschied voneinander.

Es war eine tolle Zeit, die wir zusammen erleben konnten. Es war schön, helfen zu können und die Dankbarkeit zu erleben. Oft hatte ich das Gefühl viel mehr zurück zu bekommen als ich gegeben habe. Ich hatte diesmal deutlich mehr Kontakt zu der schwarzen Bevölkerung als bei meinen früheren Reisen.

Wir drei sind die ganze Zeit sehr gut miteinander ausgekommen. Allerdings hatte Joni öfter mal unter Jolanda’s und meinen Scherzen zu leiden. Er möge es uns verzeihen. ;-)