Einbeck 2015

Jahresausfahrt des Clubs 2015 (Bärbel Rädisch)

Freitag, 21. August 2015. In aller Herrgottsfrühe starteten die Clubmitglieder bei Real in Nienburg. Es hieß, ein strammes Besichtigungsprogramm läge vor uns.

Als erstes wurde Schloss Marienburg in der Nähe von Pattensen angesteuert. Hier waren inzwischen alle 26 Teilnehmer beisammen. König Georg V. schenkte das Anwesen seiner Ehefrau Marie 1857 zum 39. Geburtstag. Von den 130 Räumen sind nur wenige im Untergeschoss zu besichtigen, die aber in ihrer Pracht und Ausstattung staunen lassen. Edle Hölzer an Wänden und Decken, ein stilvoll mit Porzellan gedeckter Tisch im Esszimmer, die Bibliothek mit himmelblauer Decke in Naturfarben bemalt, die ihre Leuchtkraft bis heute erhalten haben, die Zimmer der jungen Prinzessinnen und die riesige Küche mit Kupfertöpfen gewährten bei der Besichtigung einen kleinen Einblick in höfisches Leben. Im Schlosspark wurde das mitgebrachte Picknick bei herrlichem Sonnenschein verzehrt.

Unsere erste Pause Anfahrt zur Marienburg

Der Innenhof der Marienburg

Rast und erste Stärkung vor der Marienburg Das Neue Rathaus in Einbeck

Richtung Alfeld machte sich der Tross dann auf die Weiterfahrt. Walter Martin – der leider erkrankt nicht an der

Fahrt teilnehmen konnte – seine Frau Ursel und Manfred und Elke Bruns hatten die Streckenführung so

ausgesucht, dass Straßen in ländlicher Umgebung uns ohne viel Verkehr zu unserer Unterkunft in Einbeck

führten zum „Haus Johanna“. In der um 1910 für seine Tochter gebauten Villa des Einbecker Fahrradhändlers

Stukenbrok, der seine Räder damals schon als Versandhändler unter die Leute brachte, hatten wir alle Platz.

Um 15 Uhr begann die Besichtigung in der Einbecker Brauerei. Im 14. Jahrhundert waren von den 700 Einwohnern der Stadt 600 mit Bierbrauen befasst. Und schon Martin Luther lobte 1521: „Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt“. Bei der Verkostung mit kleinem Imbiss und frisch gezapftem Bier im Keller der Brauerei, konnten wir das testen und ließen die Eindrücke von den Räumen mit den riesigen Kesseln und der automatischen Flaschenabfüllung Revue passieren.

Im Restaurant Brodhaus, dem ehemaligen Versammlungshaus der Bäckergilde früherer Jahrhunderte, gab es das Abendessen für uns. Danach waren die Tische und Stühle im Garten unserer Pension im Nu besetzt und der sommerlich milde Abend klang aus.

Brauereibesichtigung in Einbeck Einbecker Brauerei

Alle Teilnehmer folgen den ausführlichen Erläuterungen Das Zwischenlager

Wir sind zur Verkostung vorgedrungen

Jeder konnte sich bei einem oder mehreren Bieren und sonstigen Getränken von der "anstrengenden" Führung erholen

Damit uns von dem Bier nicht "schwindlich" wurde, erhielten wir auch noch belegte Brote

Samstag, 22. August 2015. Da alle Besichtigungspunkte zu Fuß erreicht werden konnten, ließen wir die Autos stehen und machten uns auf den Weg zum PS-Speicher. In einem früheren Kornhaus ist auf sechs Etagen die Entwicklung zu bestaunen vom muskelbetriebenen Rad des Herrn Draisin über den Motorwagen den Bertha Benz zuerst steuerte, bis zu heutigen Motorfahrzeugen. Bereits 75.000 Besucher verzeichnet das Museum, das erst vor einem Jahr eröffnet wurde. Mit dem Aufzug ging es nach oben, wo man starten soll, und je nach Lust und Laune konnte sich jeder die Zeit einteilen, was er sich anschauen wollte.

Der PS-Speicher weckte bei allen große Begeisterung ...ob Heiner überlegt, wie er seinen nächsten Oldtimer konstruiert?

Die Stadtführung stand am Nachmittag auf dem Programm. Vom Krieg verschont, sind die prächtigen Fachwerkhäuser rund um das Rathaus alle erhalten. Von Reichtum zeugen die bunt gemalten Verzierungen, Schnitzereien, Balken und Streben an den Häusern. Hinweis, dass der große Braukessel auf den Hof befördert werden musste, sind viele Torbögen am Eingang der Häuser aus der Frühzeit des Brauwesens.

Stadtführung durch Einbeck's Altstadt ...

Eine kleine Gruppe machte sich anschließend auf den Weg zum Blaudruck-Museum. Seit dem 18. Jahrhundert war das Färberhandwerk in der Stadt ansässig. Eigentlich ist der Begriff Blaudruck falsch, erfuhren wir. Ein Stempel, eine sogenannte Model, wird in den Pap eingetaucht. Das ist eine Masse aus Gummi arabicum, Kupferacetat und -sulfat und weiteren geheimen Zutaten. Das aufgedruckte Muster isoliert im anschließenden Färbeprozess die ursprünglich meistens blaue Farbe. Heutzutage wird in jeder gewünschten Farbe gefärbt. Danach wird der Stoff in verdünnter Schwefelsäure ausgewaschen und das weiße Muster erscheint. Noch immer können Kunden nach eigenen Wünschen oder Vorschlägen Tischdecken, Läufer oder Sets bedrucken lassen. Ein Handwerk, das über kurz oder lang aussterben wird.

Erklärung des "Blaudruck's"

Nach so viel Geschichtlichem schmeckte das Abendessen im Einbecker Hof. Vom Vorabend standen noch die Stühle im Garten von Haus Johanna. Als wir uns niederließen, sahen wir, im Garten des nebenanliegenden Literaturhauses hatte sich eine Zuhörerschar versammelt zu einer Lesung des Sängers und Autors Heinz Rudolf Kunze. Auch zwei Lieder gab er zum Besten. Mucksmäuschenstill lauschten wir, was ein absolutes Novum für die Mitglieder des Oldtimerclubs Nienburg ist.

Sonntag, 23. August 2015. Letztes Frühstück in den beiden Räumen unserer Pension. Wie jeden Morgen stand alles auf den Tischen, die Brötchen waren aufgeschnitten. Wo hat es das je gegeben? Man konnte gemütlich den Tag beginnen. Nach dem Auschecken, die Autos konnten noch stehen bleiben, schlenderten wir zur Senfmanufaktur. 1923 wurde in Einbeck Senf produziert, später nicht mehr. Drei Männer beschlossen die Tradition wieder aufleben zu lassen und begannen 2010, sich für die Herstellung zu interessieren. Inzwischen wird wieder Senf produziert. Senfkörner geschrotet, mit Weinessig, Wasser, Salz und Gewürzen zu Maische verarbeitet. Nach zweitägigem Quellen und mehrfachem Mahlen ist nach dreiwöchiger Ruhezeit der Senf verkaufsfertig. Die resolute Dame, die uns probierten ließ und diejenigen, die schwatzten zur Ordnung rief, löste heftigen Protest aus, als sie behauptete, die nördlichste deutsche Senfmanufaktur zu sein. Hans-Jürgen Kern bewies ihr mit mitgebrachtem Eystruper Senf, das Gegenteil.

Besichtigung und Vortrag über die Herstellung von Senf in der "Einbecker Senfmühle"

Zum Abschluss kam es dann noch zu einer Fahrt bergan mit herrlichem Blick über Einbeck. Bei einer Freundin von Eberhard und Bärbel Rädisch, die sich aus dem Rosenverein kennen, stoppten wir dann noch einmal. Sie ist gebürtige Nienburgerin und durch den Beruf ihres Mannes nach Einbeck gezogen. In ihrem Garten mit buchsbaumbegrenzten Beeten mit Stauden und Rosen servierte sie uns selbstgebackene Rosentorte, Streusel- und Butterkuchen, das alles noch immer bei herrlichstem Wetter. Selbst eine Dame von der Einbecker Morgenpost war da.

Besuch bei Frau Sonnenburg in Ihrem wunderschönen Rosengarten.

Frau Sonnenburg inmitten ihrer Gäste

Was bei der Hinfahrt vorzüglich geklappt hatte – nämlich das alle Fahrzeuge zusammenblieben – geriet auf der Rückfahrt außer Kontrolle. Bis Schulenburg klappte es noch, dann riss die Kette. Wir verständigten uns per Handy, weiter zu fahren bis zur Meinkingsburg zum abschließenden Abendessen. Der Dank gilt den Ausrichtern der Fahrt, die sich viel Mühe gemacht haben, sowohl mit der landschaftlich schönen Strecke, einem bunten Strauß von Besichtigungen und einer angenehmen Unterkunft.