Sorauisches Haus

Das Sorauische Haus ist eines der ältesten Häuser der Herrnhuter Colonie in Ebersdorf und hat eine interessante Geschichte. Es wurde 1743/44 gebaut – also zwei Jahre vor

der offiziellen Gründung der Ebersdorfer Gemeine. Es diente der Ebersdorfer Gemeine

als Schwesternhaus, Gemeinlogis und „Gasthof der Brüdergemeine“. Ab 1915 ist es in Privatbesitz. Später wurde es in Parkhotel umbenannt.

Eine der ältesten Darstellungen des Hauses findet sich auf einer Zeichnung aus dem Jahre 1755.

1896 wurde im Gasthofsgarten auf dem Platz eine größere Halle errichtet, um für den zu erwartenden Sommerverkehr gerüstet zu sein.

Benannt ist das „Sorauische Haus“ nach dem Ort Sorau in der Nieder-Lausitz (heute

Zary in Polen). Dort residierten die Grafen von Promnitz.

Die Ebersdorfer Grafen Reuß standen in enger Verbindung mit den Grafen von Promnitz zu Sorau: Beide Familien gehörten dem frommen Adel ihrer Zeit an. Sie waren Pietisten mit Württembergischer Prägung. Zudem waren die Familien vielfältig miteinander verwandt.

Den Bau des Sorauischen Hauses verdanken wir Gottfried Clemens. Clemens war nacheinander Hofprediger in Lobenstein (1735), Sorau (1738) und Ebersdorf (1745). Während seiner Sorauer Zeit sammelte er Geld, um der Ebersdorfer Gemeine ein Haus

zu schenken.

Dort waren zunächst die ledigen Schwestern (die unverheirateten Frauen) der Gemeine untergebracht. 1751 wurde das Haus zum Gemeinlogis.

Für die nächsten 150 Jahre behielt das Haus diese Funktion bei.

Das Gemeinlogis blieb im Besitz der Gemeine, und wurde durch einen verheirateten Bruder verwaltet. Solche Häuser gab es zu dieser Zeit in allen Brüdergemeinen.

Bestimmt waren sie zur Unterbringung auswärtiger Gäste, die sich über die Brüdergemeine informieren wollten oder bei den ansässigen Handwerkern Waren einkaufen wollten.

Im Gemein-Logis wurde großen Wert auf Sauberkeit und Rechtschaffenheit gelegt.

Um dem Gemeinlogis-Wirt mit seiner Familie ein ausreicherndes Einkommen zu sichern, durfte er noch mit einer Reihe von Waren handeln (Lebensmittel, Gebrauchsgegenstände, Spielwaren).

Das Jahr 1806 war für ganz Ebersdorf mit viel Aufregung, Ärgernissen und auch Leid verbunden. Die Große französische Armee unter Napoleon zog

durch Ebersdorf, was bei geschätzten 120 000 Mann etwa 10 Tage dauerte.

Von den Ausschreitungen und gelegentlichen Plünderungen der Franzosen war auch das Gemein-Logis in erheblichem Maß betroffen.

Nach dem Durchzug der Franzosen folgten wieder einige Jahrzehnte ruhigen Geschäftslebens im Gemein-Logis.

Mit der Gründung des Vereins „Sommerfrische Ebersdorf“ 1880 begann ein starker Zustrom von Sommerfrischlern, von denen auch der Gasthof profitierte.

Die Leitung der Brüdergemeine und die jeweiligen Verwalter des Gasthofs mussten sich den Anforderungen der neuen Zeit stellen und den Komfort des Hauses erhöhen, um den Ansprüchen der Gäste gerecht zu werden. Das Gemein-Logis wurde in „Gasthof der Brüdergemeine“ umbenannt. Als Neuerungen wurden eingerichtet: Telefonanschluss, elektrisches Licht, Hotel-Omnibus zum Bahnhof, Dunkelkammer für Foto-Amateure.

Der Gasthof war – neben dem Fremdenverkehr – durchaus auch ein Zentrum des geselligen Lebens für die Bewohner des Ortes Ebersdorf-Brüdergemeine.

1915 verkaufte die Brüdergemeine den Gasthof. Neuer Besitzer war Stephan Stammberger. Dieser verkaufte das Haus 1942 an Familie Römhild. Gegen Kriegsende zogen auch dessen Verwandte, Familie Lemke, nach Ebersdorf und arbeiteten im Gasthof mit. Der Gasthof wurde in „Park-Hotel“ umbenannt.

Nach dem Krieg ging der Gasthof an Olga und Carl Lemke über und von diesen auf den Sohn Günther Lemke mit Ehefrau Christel.

Besonders unter den Besitzern Lemke entwickelte sich der Gasthof zu einem Zentrum des geselliges Leben in Ebersdorf. Mehrere Mitglieder der Familie waren Musiker. Die legendäre Globus-Bar wurde eingerichtet. Dort fanden Tanz- und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Auch wurden im Haus FDGB-Urlauber untergebracht, verpflegt und betreut.

Das Parkhotel wurde 2018 von Frau Christine Rosenkranz erworben und liebevoll und mit Sinn für Traditionen restauriert.

www.parkhotel-ebersdorf.de

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Haus modernisiert und von Günter und Christel Lemke bis lange über den Eintritt in das Rentenalter als Hotel Garni betrieben. 2011 ist Günter Lemke verstorben. Seine Frau will nun das Haus verkaufen.

Alle Ebersdorfer hoffen und wünschen, das dieses schöne, geschichtsträchtige Haus einen Besitzer findet, der das besondere Flair dieses denkmalgeschützten Gebäudes zu schätzen weiß und für kommende Generationen erhält.