2007 - Musik in Tunesien

30.09.2007 - Ich fahre relativ selten in Urlaub. Aber in diesem Jahr war ich in Tunesien, weil ich dort in netter Atmosphäre mit Leuten Musik machen und gleichzeitig noch kostenlos im 5-Sterne-Club Aldiana residieren konnte. Am 30.09.07 hieß es um 4.30 Uhr: "Raus aus den Federn" und rein ins Auto. Um 9.15 Uhr ging der Flieger vom Luxemburg Airport nach Monastir in Tunesien. Mein silbernes MGM-Alucase mit dem O1/W drin war am Flughafen natürlich sofort verdächtig. "Bitte öffnen!" OK, Gepäck runter, Case auf den Tresen wuppen, Schnallen auf, Deckel auf, "oh, tatsächlich ein Keyboard", Deckel zu, Schnallen zu, Case wieder runterwuppen, Gepäck wieder drauf.

Der Flug dauerte zwei Stunden und bis auf die Tatsache, dass uns die Saftschubsen bei der Verteilung des Frühstücks als einzige Sitzreihe ignorierten war alles prima. In Monastir traf uns wie erwartet der Hitzeschlag. In Luxemburg bei 13 Grad eingestiegen, dort bei 30 Grad ausgestiegen. Weiter gings zum Gepäckschalter und zur Zollkontrolle. Und schon wieder: "Bitte öffnen!" OK, Gepäck runter, Case auf den Tresen wuppen, Schnallen auf, Deckel auf, "oh, tatsächlich ein Keyboard", Deckel zu, Schnallen zu, Case wieder runterwuppen, Gepäck wieder drauf.

Dann fuhren wir mit dem Bus noch ca. 80 Minuten nach Nabeul. Auf der Fahrt hab ich einige Fotos gemacht, vor allem von den "Häusern". In Tunesien ist jedes zweite Haus eine Ruine! Wirklich krass. An einigen Häusern wird tatsächlich gearbeitet, aber die meisten Ruinen bestehen nur aus einem Betonskelett und ein paar Steinen, man sieht weder Kran noch Arbeiter, es passiert einfach nix! Die angefangenen Häuser verwittern und fallen irgendwann wieder in sich zusammen oder werden abgerissen, vermutlich, weil den Leuten schlicht die Kohle ausgegangen ist. Aber auch die fertigen Häuser sahen allesamt schäbig aus, so etwas sieht man in Deutschland nicht mal in den schlimmsten Großstadtvierteln. Aber jede Baracke hat eine mordsmäßig große Satellitenschüssel auf dem Balkon oder "Dach". In Wirklichkeit haben die Häuser oft gar keine richtigen Dächer, sondern nur eine simple Betonplatte. Das hat einen einfachen Grund: wenn die nächste Generation am Start ist, wird einfach ein Stockwerk draufgebaut. Und wenn die 3. Generation dran ist, passiert das gleiche wieder. Eine ewige Baustelle! Ab und zu sieht man auch eine schicke moderne Fassade, aber das sind immer Gebäude von ausländischen Firmen.

Naja. Ich bin ja nicht nach Tunesien gefahren, um Architektur zu studieren, sondern um Musik zu machen, die Bar zu ruinieren und meinen Hintern in die Sonne zu halten. Zumindest das mit der Bar hab ich mir jedoch schnell abgeschminkt. Nach unserer Ankunft im wunderschönen Aldiana-Club führte der Weg natürlich als erstes an die Tränke. Hm, "Celtia-Pils". Mit weißen arabischen Schriftzeichen auf den hellgrünen Flaschen. Hm, mal probieren. Nach dem ersten Schluck war mir klar, warum deutsche Biere als die besten der Welt gelten. War das eine Plörre! Aber der Durst war groß. Nach drei Bier (0,3) stellte sich dann auf einmal so ein Sättigungsgefühl ein, das ich bis dahin noch gar nicht kannte. Ich hatte keinen Durst mehr, und das schon nach drei Bier! In jeder kölschen Kneipe gelten drei Bier als kleiner Aperitif, und wer den Laden unter fünf Kölsch verlässt, beleidigt den Gastwirt. Aber ich konnte nix mehr trinken. Auch die Cocktails waren ein schlechter Witz. Was bitteschön ist ein "Caipirinha" ohne Crushed Ice, Cachaca, Limetten und braunen Rohrzucker? Die nahmen stattdessen Würfeleis mit Wodka und Limettensirup! Da kann ich ja auch Orangensaft als Cola-Rum verkaufen. Im Laufe des Urlaubs wäre ich fast zum Abstinenzler geworden, das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Aber so hatte die Leber auch mal Urlaub...

Die Getränke waren ein Reinfall, aber das Essen war Spitzenklasse. Vor allem die Gala-Menüs am Abend waren Wahnsinn. Ich hab selten so viel gutes Essen auf einmal gesehen. Da war für jeden was dabei, alles superlecker und klasse angerichtet. Musikmässig war es ein echt lockerer Job, die Leute sind gut abgegangen und wir hatten unseren Spaß. Außerdem hatte ich mal wieder Zeit zum üben. So vergingen die 12 Tage fast im Fluge. Die Maschine zurück nach Luxemburg ging wieder ziemlich früh, schon um halb sieben mussten wir am Airport in Monastir sein. Und dann gings wieder los mit "Bitte öffnen!" OK, Gepäck runter, Case auf den Tresen wuppen, Schnallen auf, Deckel auf, "oh, tatsächlich ein Keyboard", Deckel zu, Schnallen zu, Case wieder runterwuppen, Gepäck wieder drauf. Und in Luxemburg: "Bitte öffnen!" Der Rest ist bekannt...

Es waren zwei schöne Wochen, auch oder vor allem weil ich den Club nicht verlassen habe. Das Land an sich ist wirklich sehr karg und in die Wüste wollte ich auch nicht unbedingt. Mal gucken wo es mich als nächstes hinverschlägt. Hoffentlich gibts da besseres Bier!

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