2006 - Eine Überdosis Rot

03.09.2006 - Der Besuch der "Ferrari Racing Days" auf dem Nürburgring hatte einen Effekt, mit dem ich nicht gerechnet hatte: während ich mich zwischen rund 1000 Ferrari im Fahrerlager zunächst noch wie erwartet im Paradies wähnte, glich das ganze mit zunehmender Dauer eher einem normalen Parkplatz, auf dem fast nur rote Autos standen. Es waren einfach zu viele! Ein F355 Spider, wie ich ihn kurz zuvor gefahren hatte, war hier ein 08/15-Auto, an dem man achselzuckend vorbeiging. Als ich abends nach Hause fuhr, war ich desillusioniert. Man könnte auch sagen geheilt...

Wer sich hier ein bisschen umgeschaut hat weiß, dass ich Ferrari mag und nicht nur selbst einen Mondial und einen F355 Spider gefahren bin, sondern sogar bis Italien nach Maranello zur Ferrari-Fabrik. Ferrari war lange Zeit für mich das Größte und ist es in gewisser Hinsicht auch heute noch, aber mittlerweile sehe ich die ganze Sache deutlich emotionsloser. Fast ein Hohn, dass der Mythos Ferrari für mich dort entzaubert wurde, wo ihm eigentlich gehuldigt werden sollte: auf den Ferrari Racing Days am Nürburgring.

Ich hatte mich auf diesen Tag gefreut und war früh aufgestanden, um wirklich alles zu sehen, vom ersten Training der Ferrari Challenge um 8.30 Uhr bis zum letzten Rennen am späten Nachmittag. Ich will nicht sagen, dass ich der erste auf der Tribüne war, aber viel war da noch nicht los. Eine Handvoll Hardcore-Ferraristi hielt sich an ihrem Kaffee-Becher fest.

Nach den Trainings- und Qualifying-Sessions der Ferrari Challenge fuhren die älteren Fahrzeuge eine Gleichmäßigkeitsprüfung, bevor rennverrückte Multimillionäre mit ihren F1-Boliden oder den "FXX" über die Piste kachelten. Ich machte mich auf den Weg ins Fahrerlager, wo immer mehr Autos eintrafen und zu einem Blechhaufen gigantischen Ausmaßes mutierten. Am Anfang kriegte ich den Mund nicht zu, das war einfach zu viel! Eine Überdosis Rot!

Am Nachmittag setzte dann allerdings eine Art Abstumpfung ein. Es war mir am Ende des Tages egal, ob ein Ferrari an mir vorbeifuhr. Es war das normalste auf der Welt geworden. Wie schade. Und wie lehrreich! Die Eintrittskarte war ihren Preis wert, hat sie doch dafür gesorgt, dass ich niemals so viel Geld für ein Auto ausgeben werde! Warum? Weil ich mir durchaus vorstellen kann, dass man sich auch an einen Ferrari in der Garage sehr schnell gewöhnt, wenn man ihn immer dort stehen sieht. Alles verliert den Reiz des Besonderen, wenn man es jeden Tag hat!

Die Lösung? Ich werde mir einfach weiter jedes Jahr ein bis zwei "Highlights" gönnen. Und zwar weiterhin mietweise, für kleines Geld. Mal abgesehen davon, dass ich eh nicht Krösus bin, bleibt ein solches Highlight immer etwas besonderes, weil man es nicht jeden Tag hat. Und es ist viel flexibler: statt immer nur Ferrari kann ich mir doch jedes Mal etwas anderes mieten! Ich hab da auch schon so ein paar Ideen...

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