Mark Manders

Ich befand mich in einer Welt, die ich nicht selbst bestimmt hatte. Ich beschloss, ein Gebäude neben dieser Welt zu bauen, oder vielmehr in dieser Welt: Ein Selbstportrait … (Mark Manders)

Ein Selbst-Portrait, dass mich gleich gefangen nimmt. Anfangs komme ich mir vor, wie in einem mannshohen Bilderrätsel. Ja, rätselhaft sind diese Skulpturen.

Maschine zur Herstellung dauerhafter Abwesenheit.

Ein Klavier, nein ein Flügel aus Metall, eine black-box. Statt Pedale sehe ich zwei Ratten, die mich an Hamster im Laufrad erinnern: Input. Der Schemel für den Musiker, den Maschinisten steht bereit.Der aber ist abwesend, dauerhaft abwesend – weggetragen von seiner eigenen Spielkunst …

Der Flügel ist zugeschlagen, der Mechanismus der Maschine bleibt im Verborgenen. Wie und mit welcher Absicht dieser Apparat welche Wirklichkeit verarbeitet und produziert, weiß ich nicht. Welche Prozesse dieses System steuern und reproduzieren, sehe ich nicht. Doch durch diesen kleinen "Schornstein" werden Schall und Rauch ihr Publikum finden: Output.

Mache eine Unterscheidung: Vorderpfote/Hintertatze: Eine einfache sprachliche Gewalt-Leistung, die leicht von den Lippen geht.

Manders führt es drastisch vor: Eine Katze. Tot. Zerteilt in zwei Teile. W. C. Williams zerteilt, was er sieht, in Einzelbilder und fügt diese wieder zu einem schönen Ganzen zusammen.

Manders hingegen zeigt uns einen Filmriss … Die Szene wird uns präsentiert in einem großen "Aquarium", in dessen Glas ich mich spiegele – also nicht zerteilt werde, sondern verdoppelt …

Ich sehe mir also selbst beim Betrachten zu: Ich sehe, wie ich sehe, wie ich sehe … ein Halb und ein Halb macht kein Ganzes …

As the cat

climbed over

the top of


the jamcloset

first the right

forefoot


carefully

then the hind

stepped down


into the pit of

the empty

flowerpot

Inszenierter Android - Zwei Wesen aus Lehm

Prometheus hat seinen Arbeits-Platz bereits verlassen. Seine Werkzeuge und seine Geschöpfe hat er zurückgelassen, noch bevor er ihnen Leben eingehaucht hat. Prometheus? Hat er identische Klons geschaffen? Nein, dieser Schöpfer ist ein Schreibtischtäter, der zwei identische, geschlechtslose Wesen konstruiert hat: Zwei Reproduktionen, die sich nicht selbst reproduzieren können.

Da Identität Differenz ist, negiert die Identität der Figuren ihre Identität … (Wurde die Katze ausgelöscht, weil sie zerteilt wurde, entflammen diese Wesen erst gar nicht, weil sie verdoppelt wurden.) Sehe ich hier einen Schöpfer, der zwei Wesen nach seinem Ebenbild geschaffen hat – so wie wir “Europäer” dabei sind die Welt nach unserem Ebenbild neu zu schaffen, zu "globalisieren"? Alles Quatsch? yes, no, cancel, vielleicht …

Eine andere Welt

Manders hat übrigens seine eigenen Maßstäbe: Tisch (Ist es ein Tisch?) und Stuhl sind auf 88% verkleinert. Manders spricht von (Objekten aus) einer anderen Welt – ich denke eher an eine andere Kultur, die mir sowohl fremd als auch vertraut erscheint. Eine Gegen-Welt, eine Gegen-Kultur, die mir zeigt, dass meine Kultur keiner zwingenden Logik folgt, auch wenn ich oft so tue als ob. In dieser anderen Kultur sind meine Alltagsgegenstände Museums-Stücke, worauf der Holzstuhl in der Vitrine weist.

Kann ich diese Skulpturen, die mir wie Rätsel erschienen, entschlüsseln, begreifen? Nein. Ich fange eher an, meine Vorstellungen von begreifen, nicht mehr zu begreifen. Wenn ich das hier nicht "verstehe" – wieso habe ich sonst das Gefühl, zu verstehen?

Eine Manders-Methode?

Der Mann hat Methode. In allen Werken lebt ein Grundkontrast: Natur versus Kultur, möglicherweise gar Leben versus Tod. Dieser binäre Code wird runtergebrochen auf andere: Vertraut versus mysteriös, geometrisch versus amorph, symmetrisch versus gebrochen, nah gegen fern, innen gegen außen…

Außerdem stehen Verdopplungen und Reihungen auf seiner “Rezeptliste”:

Ist das der Schlüssel für eine Analyse? Vielleicht eine Art Kreuztabelle? Was bliebe von der Arbeit übrig, wenn man sie so auseinander nähme? Ich glaube: Alles bliebe. Sie bliebe gleichermaßen schön und verstörend.