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Leo Trotzki 19381022 Falsche Sichtweise

Leo Trotzki: Falsche Sichtweise

[eigene Übersetzung nach dem russischen Text im Bulletin der Opposition, verglichen mit der englischen und französischen Übersetzung, dort unter dem Titel „Eine falsche Idee“]

Wir erhielten von einem unserer Leser einen Brief, in dem er sich darüber beschwert, dass wir trotz des aufziehenden Krieges fortfahren uns, wie er sagt, mit der Entlarvung Stalins zu befassen. Dieser Brief wurde mitten in der tschechoslowakischen Krise geschrieben. Aber wenn darin eine psychologische Erklärung des Briefes besteht, dann keineswegs seine politische Rechtfertigung. Der Krieg wird, natürlich, eine grandiose Katastrophe sein. Aber er wird dennoch eine Fortsetzung der Vorkriegspolitik der Imperialisten sein. Man kann nicht gegen den Krieg kämpfen, außer durch die Fortsetzung und Entwicklung der revolutionären Vorkriegspolitik. Wir haben keine und können keine anderen Mittel und Hebel des Widerstands gegen den Krieg haben, außer der revolutionären Organisation der proletarischen Avantgarde. Das Haupthindernis für den Zusammenschluss und die Schulung einer solchen Avantgarde ist in der gegenwärtigen Zeit die sogenannte Komintern. Der Kampf für eine neue revolutionäre Organisation, die fähig ist, sich dem Krieg zu widerstehen, muss daher in dem Kampf gegen das Gift bestehen, das der Stalinismus in die Arbeiterbewegung hinein trägt. Wer unter dem Vorwand der Kriegsgefahr empfiehlt, den Kampf gegen den Stalinismus abzubrechen, der desertiert faktisch von den revolutionären Aufgaben und versteckt sich hinter lauten Phrasen über die Weltkatastrophe. Mit dieser im Kern falschen Sichtweise haben wir nichts gemeinsam.

Redaktion

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