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Leo Trotzki 19380201 Brief I an James P. Cannon

Leo Trotzki: Brief I an James P. Cannon

[Eigene Übersetzung nach Writings of Leon Trotsky 1937-1938, New York 1970, S. 158 f., unter dem Titel „The Ludlow Amendment", Der Ludlow-Verfassungszusatz]

Lieber Genosse Cannon:

In der Ludlow-Referendums-Angelegenheit bin ich bei Burnham, nicht bei der Mehrheit des Zentralkomitees. Dieser Brief ist kein Versuch, die Frage zu überdenken, die beschlossen und praktisch liquidiert wurde, aber methodisch ist die Frage von Bedeutung. Die Position der Regierung in der Frage repräsentiert die Vorstellungen und Interessen der Imperialisten, also des Big Business. Die Kapitalisten wollen freie Hand für internationale Manöver, einschließlich einer Kriegserklärung.

Was ist die Ludlow-Initiative? Sie repräsentiert die Besorgnis des Mannes auf der Straße, des Durchschnittsbürgers, des Mittelbürgers, des Kleinbürgers und sogar des Bauern und des Arbeiters. Sie alle suchen nach einer Bremse für den bösen Willen des Big Business. In diesem Falle nennen sie die Bremse das Referendum. Wir wissen, dass die Bremse nicht ausreicht und sogar unwirksam ist, und wir verkünden diese Meinung offen, aber gleichzeitig sind wir bereit, dem kleinen Mann zu helfen, seine Erfahrung gegen die diktatorischen Ansprüche des Big Business zu machen. Das Referendum ist eine Illusion? Nicht mehr und nicht weniger eine Illusion als das allgemeine Wahlrecht und andere Mittel der Demokratie. Warum können wir das Referendum nicht nutzen wie wir Präsidentschaftswahlen nutzen?

Als die belgischen Sozialisten ihren „Plan“ ausgearbeitet hatten, nannte Vereecken den Plan Illusion und wandte sich von der Sozialistischen Partei ab. Wir haben gefordert, dass die Sozialistische Partei die Regierung übernimmt, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Diese Taktik hatte zum Ziel, die fortschrittlichen Tendenzen der Illusion für die revolutionäre Erziehung der Arbeiter zu nutzen. Die Referendumsillusion des amerikanischen kleinen Mannes hat auch ihre fortschrittlichen Merkmale. Unsere Aufgabe ist es nicht, uns abzuwenden, sondern diese fortschrittlichen Merkmale zu nutzen, ohne die Verantwortung für die Illusion zu übernehmen. Sollte der Referendumsantrag angenommen werden, würde dies im Falle einer Kriegskrise gewaltige Agitationsmöglichkeiten bieten. Genau deshalb hat das Big Business die Referendumsillusion erstickt.

Solidarische Grüße, Hansen [Trotzki]

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