Leo Trotzki: Brief an M. Zborowski und L. Estrin 16. März 1938 [eigene Übersetzung nach Архив Л. Д. Троцкого. Том 9, verglichen mit der französischen Übersetzung] Liebe Freunde, Ich antworte auf Ihre Nr. 21 vom 4. März. Erstens, Natalia Iwanowna ist noch nicht in der Lage, die Briefe zu beantworten, die sie von Ihnen erhalten hat: Sie ist zu deprimiert und schwach. Sie ist Ihnen sehr dankbar für alle Berichte und Details und wird schreiben, sobald sie sich erholt. 2) Natürlich haben Sie den Artikel über L. Sedow bekommen. Es war für das „Bulletin" und für die französische Ausgabe gedacht. Wir hoffen, dass die französische Übersetzung von der literarischen Seite sehr sorgfältig und gut bearbeitet wird. Es ist notwendig, dass das Büchlein1 der Person, der es gewidmet ist, zumindest einigermaßen würdig ist. Wir hoffen, dass Sie alle notwendigen Maßnahmen ergreifen werden. 3) Vor ungefähr zwei Tagen haben wir einige Materialien für das „Bulletin" über den Prozess geschickt. Ich werde versuchen, in den nächsten 2-3 Tagen einige weitere kurze Artikel einzusenden: über den Prozess und über die Überläufer. Ich hoffe, dass sie pünktlich kommen werden. 4) Das Verhalten Walters bezeugt die Tatsache, dass viele Menschewiki, Kadetten usw. die Uniform2 der GPU tragen. Wenn sie mit Stalin brechen, offenbart sich ohne Uniform ihre wahre politische Physiognomie. 5) Zu den Artikeln des Genossen Barmin. Sie kamen zu einer Zeit an, als wir hier einen großen Alarm hatten (Attentat des Typs, der in Bulgarien gegen Solonewitsch eingesetzt wurde). Ich musste die Wohnung für eine gewisse Zeit ohne Manuskripte und Dokumente verlassen. Dann kam die Nachricht von Leos Tod, dann der Prozess. Unter diesen Bedingungen war es sehr schwierig, dem Barmin-Manuskript Zeit zu widmen. Außerdem habe ich aus Ljowas Brief erkannt, dass die Druckverhandlungen direkt von Paris aus geführt werden und dass von meiner Seite eher eine Meinung als praktische Schritte benötigt werden. Ich konnte nur die erste Hälfte des Manuskripts lesen. Gut geschrieben und interessant, aber eher für den russischen Leser als für Ausländer, denn die Darstellung setzt zu vieles als bekannt voraus. Damit das Buch veröffentlicht werden kann, ist es notwendig, ihm einen politischen Rahmen zu geben. Dazu ist es notwendig, in die sowjetischen Zeitungen der jeweiligen Jahre einzudringen und persönliche Erinnerungen und Charakteristika mit den auffälligsten Episoden und Wendungen der sowjetischen Politik, insbesondere der sowjetischen Diplomatie, zu verknüpfen. Ich denke, dass sonst die Amerikaner das Buch nicht nehmen3 werden. Man darf zwei Umstände nicht vergessen: a) eine schreckliche Krise auf dem Buchmarkt; b) eine große Anzahl von Büchern über die UdSSR. Da das Buch keine sensationellen Enthüllungen enthält, kann es nur dann das Interesse fremder Amerikaner treffen, wenn es ihnen die Möglichkeit gibt, einige der Springfedern der sowjetischen Diplomatie zu verstehen. In jedem Fall bin ich bereit, praktische Schritte zu unternehmen, wenn sie von mir verlangt werden. Es ist nur notwendig, dass Genosse Barmin seine Pläne und Absichten in Bezug auf dieses Buch klar formuliert. 6) Selbstverständlich werde ich die Arbeit von D4 mit äußerster Bereitschaft lesen und alles tun, was ich kann. Im Voraus möchte ich sagen: je spezifischer die Details, desto besser. Geben Sie dem Autor die herzlichen Grüße von N. I. und mir. Mit aufrichtiger Dankbarkeit haben wir einen kurzen deutschen Brief erhalten. Wir haben bisher nicht geantwortet, weil es immer noch sehr schwer zu antworten ist. D. versteht das besser als alle anderen, weil sie so schwer gelitten hat wie wir. 7) Ich hätte gerne Informationen über die Finanzquellen des „Bulletins". In dieser Hinsicht ist größte Vorsicht geboten, um nicht Opfer einer Provokation der GPU zu werden. [L. D. Trotzki] 1In der französischen Übersetzung: „der Text“ 2In der französischen Übersetzung zwei Mal: „Mantel“ 3In der französischen Übersetzung: „veröffentlichen“ |
Leo Trotzki > 1938 >