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Leo Trotzki 19380429 Brief an Jan Frankel

Leo Trotzki: Brief an Jan Frankel

(29. April 1938)

[eigene Übersetzung nach der französischen Übersetzung in Léon Trotsky, Œuvres 17, mars 1938 a juin 1938. Institut Léon Trotsky, Paris 1984, S. 221 f., dort unter dem Titel: „Visas difficiles à obtenir “, Visa schwierig zu erlangen]

Lieber Freund,

Ich habe den Brief von Kratky, Redlich, Julik erhalten. Ich füge eine kleine Notiz von V zu dieser Frage bei. Ich glaube nicht, dass sie Ihnen etwas Neues lehrt. Für Kratky und Julik1 wäre es am einfachsten, sofort als Touristen abzureisen und das Problem im neuen Land zu regeln. Was Ju angeht, werden wir hier alles tun, um ihm die Einreiseerlaubnis zu erleichtern. Ich glaube, dass es für Kratky-Julik in jeder Hinsicht besser ist, als Touristen zu kommen und nicht im Voraus mit „kompromittierenden" Namen verbunden zu sein. Eine freie Anreise würde es für sie auch einfacher machen, mit Geschäftsleuten in Kontakt zu kommen. Die Wirtschaft ist jetzt natürlich nicht sehr günstig und die Einstellung gegenüber sich am Geschäft beteiligenden Ausländern ist nicht sehr freundlich. Aber unsere Freunde haben keine große Auswahl und die Schwierigkeiten können nach ihrer Ankunft überwunden werden. Bitte antworte ihnen und erzähle ihnen, dass wir sie aus persönlicher Sicht sehr gerne wiedersehen würden (denken Sie nicht, Julik könnte bei uns leben?)

Kopp schlägt ein junges Mädchen als russische Stenographin vor. Können Sie die Korrespondenz zu diesem Thema in die Hand nehmen? Die Frage ist sehr wichtig, weil es für Sara sehr schwierig wäre, lange hier zu bleiben, und für uns, sie zu halten. Es wäre sehr nett, jetzt eine Mitarbeiterin zu haben, die sich ausschließlich auf russische Arbeit konzentriert: wir könnten Tausende von Seiten kopieren, ich würde jeden Tag auf Russisch diktieren und so weiter. Wenn dieses Mädchen vertrauenswürdig ist, wäre das die beste Lösung.

Bei meiner Arbeit zu Stalin muss ich alle Dokumente über die Entwicklung der Linken Opposition wieder zusammenstellen. Ich könnte alle Kopien dieser Dokumente, Fotostate2 usw. an die Institution geben, die meine Archive kaufen würde. Das ist zusätzlich zu dem Plan, den ich Ihnen in meinem letzten Brief erklärt habe.

1Laut Anmerkungen der „Œuvres“ brachte Trotzki die Namen durcheinander. Tatsächlich müssten jeweils Kratky und Redlich einerseits und Julik andererseits gegenübergestellt werden. Die Œuvres erklären die Unterscheidung damit, dass Julik bekannter als politischer Aktivist war, mir erscheint es naheliegender, dass die einen tschechoslowakische Staatsbürger und Julik deutscher Flüchtling war. [WK]

2Fotostate waren frühe Formen von Fotokopien

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