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Leo Trotzki 19381223 Brief an Jan Frankel

Leo Trotzki: Brief an Jan Frankel

(23. Dezember 1938)

[Eigene Übersetzung nach der französischen Übersetzung, dort unter dem Titel „Le problème des Visas“, Das Visaproblem]

Werter Freund,

ich habe seit langem nichts von Ihnen gehört.

Das letzte Mal war in Form eines Telegramms über die gefährliche Lage des Genossen (Bruno) Popper. Wir haben über einen Freund von uns eingegriffen, aber ich bin mir bei weitem nicht sicher, ob es uns gelungen ist. Danach erhielten wir einen gemeinsamen Brief von fünfzehn Genossen aus Prag (Neurath, Kopp, etc.) zum gleichen Thema. Ich habe einen persönlichen Brief an den Innenminister geschrieben, aber ich bezweifle sehr stark seinen Erfolg.

Die beiden Visa, die Otto und Julik schnell erteilt wurden, erweckten in Europa den Eindruck, dass wir sehr einfach Genehmigungen für Exilanten bekommen könnten. Das ist ein totaler Fehler. Ich konnte diese beiden Visa nur bekommen, weil es meine persönlichen Sekretäre waren, die hier zwei Amerikaner ersetzen sollten. Von Anfang an haben die Behörden ein spezielles System geschaffen, was meine persönlichen Mitarbeiter betrifft. Aber das ist alles. Alle anderen Anfragen unterliegen allgemeinen Beschränkungen, und auch hier bin ich bei Popper oder den anderen fünfzehn überhaupt nicht optimistisch. Bitte teilen Sie dies Prag unverzüglich mit und versichern Sie ihnen gleichzeitig, dass wir alles in unserer Macht Stehende getan haben, um Erfolg zu haben.

Der Genosse Goldman schrieb mir, dass Professor Merrill Spalding am 20. und 21. Dezember hier sein werde, um sich mit den Dokumenten vertraut zu machen. Heute, am 23., hat er sich noch nicht gemeldet. Vielleicht kommt er in den nächsten Tagen. Erscheint Ihnen die Lage günstiger als Sie sie in Ihrem letzten Brief darstellten?

Sie schreiben uns über Siewa. Wir haben vor langer Zeit beschlossen, ihn nach Mexiko zu bringen, aber zu entscheiden ist eine Sache und es materiell zu erreichen eine andere. Wir haben die gleichen Schwierigkeiten wie bei den Archiven, plus die zusätzlichen Schwierigkeiten, die sich aus der persönlichen Bindung ergeben. Wir tun alles, was wir können, um diese Frage zu regeln, aber es ist nicht einfach.

Sind Sie in Kontakt mit der Partisan Review? Machen sie alles, was sie können, um F.I.A.R.I. wirklich zu organisieren? Es ist unerlässlich, dass sich einige unserer Genossen für dieses Thema interessieren. Die New International sollte einen Artikel veröffentlichen, in dem sie das Manifest zitiert und ihren eigenen Standpunkt zum Ausdruck bringt. Selbst der Socialist Appeal könnte es in einer kurzen Notiz tun. Das könnte die Angelegenheit weiterbringen.

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