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Leo Trotzki 19380121 An die Redaktionen von De Nieuwe Fakkel und De Internationale

Leo Trotzki: An die Redaktionen von De Nieuwe Fakkel und

De Internationale

[eigene Übersetzung nach Архив Троцкого. Том 9, Charkow 2013, S. 24 f., verglichen mit der englischen Übersetzung in Writings of Leon Trotsky (1937-38) New York ²1976, S. 148f. Und der französischen Übersetzung in Léon Trotsky, Œuvres 16, janvier 1938 – mars 1938. Institut Léon Trotsky, Paris 1983, p. 99-101, Hervorhebungen von dort]

Kopie: An alle Sektionen der Vierten Internationale mit einer Bitte um Veröffentlichung.

Liebe Genossen!

Sie haben mir wiederholt die Ehre gegeben, meine Artikel zu veröffentlichen. Deshalb zweifle ich nicht, dass Sie sich nicht weigern werden, den folgenden kurzen Brief zu veröffentlichen.

Seit dem Beginn des Bestehens Ihrer Partei war ich mit ihren Führern und zuallererst mit Genossen Sneevliet in allen Grundfragen verschiedener Meinung. Tatsächlich befand sich die Führung der RSAP immer in unversöhnlicher Opposition zu allen anderen Sektionen der Vierten Internationale und während der letzten zwei Jahre haben sich diese Differenzen zunehmend verstärkt.

In voller Übereinstimmung mit der überwältigenden Mehrheit unserer internationalen Organisation betrachtete und betrachte ich die Politik Sneevliets auf dem Feld der Gewerkschaftsbewegung als desaströs.

Ich betrachtete und betrachte das Fehlen eines revolutionären Aktionsprogramms der RSAP und den sich ergebenden prinzipienlosen Charakter ihrer Agitation als völlig unzulässig.

Ich dachte und denke, dass die Haltung der Führung der RSAP gegenüber der Politik der „Volksfront“ immer mehrdeutig blieb, das heißt verdeckt und manchmal offen opportunistisch.

Die Politik des Genossen Sneevliet in der Frage der POUM widerspricht völlig dem ABC des Klassenkampfes und hat der spanischen Revolution und der Vierten Internationale zweifellos Schaden zugefügt.

Die Politik des Genossen Sneevliet in der russischen Frage war und bleibt den russischen Bolschewiki-Leninisten im Grunde genommen untreu.

Ich betrachtete und betrachte die parlamentarischen Aktivitäten Sneevliets als opportunistisch.

Ich betrachtete und betrachte die völlig unkameradschaftliche Haltung der RSAP-Führung gegenüber allen anderen Sektionen und dem Internationalen Sekretariat als unzulässig.

Ich glaubte und glaube, dass bei allen Hauptkonflikten zwischen dem Genosse Sneevliet und dem Internationalen Sekretariat das politische Recht ganz auf der Seite des Letzteren lag.

Das Internationale Sekretariat hat Ihr Zentralkomitee wiederholt gebeten, eine ehrliche Diskussion über kontroverse Themen zu eröffnen. Sie haben sich hartnäckig geweigert, diese elementare Pflicht gegenüber Ihrer eigenen Partei zu erfüllen. Statt einer Diskussion hat Ihr Zentralkomitee darauf zurückgegriffen, die wirklichen Unterstützer der Vierten Internationale aus der Organisation auszuschließen. Diese Maßnahme kann nichts anderes bedeuten, als die Vorbereitung eines Bruch mit der Vierten Internationale und den Übergang ins Lager der „Linken" Sozialdemokraten um das Londoner Büro.

Auf den letzten Brief an Genosse Sneevliet vom 2. Dezember 1937, in dem ich Sie angefragt habe, ob Ihre Partei beabsichtigt, an der internationalen Konferenz teilzunehmen, erhielt ich keine Antwort. Noch wichtiger ist, dass die offiziellen Anfragen des Internationalen Sekretariats unbeantwortet blieben.

Dieser Brief, der die fünfjährigen Versuche der Zusammenarbeit, kameradschaftlichen Kritik, gegenseitigen Erklärung und Annäherung zusammenfasst, zielt darauf ab, offen auszusprechen, was ist. Jeder sollte für seine eigene politische Linie verantwortlich sein. Urteilen werden Mitglieder Ihrer Partei und aller Sektionen der Vierten Internationale. Mit revolutionären Grüßen

L. Trotzki

21. Januar 1938

Coyoacán

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