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Leo Trotzki 19320725 Erklärung der Bolschewiki-Leninisten (Linke Opposition der Kommunistischen Internationale) zum Antikriegskongress in Genf

Leo Trotzki: Erklärung der Bolschewiki-Leninisten (Linke Opposition der Kommunistischen Internationale) zum Antikriegskongress in Genf

[nach Internationales Bulletin der Kommunistischen Linksopposition, No. 18, August 1932, S. 1-7]

Die Gefahr eines neuen Weltkrieges wird immer offenkundiger. Die Ursachen dieser Gefahr hat der Marxismus unumstößlich aufgedeckt.

Die Produktionskräfte der Menschheit sind schon längst sowohl über den Rahmen des Privateigentums als auch über die Grenzen des nationalen Staates hinausgewachsen. Die Rettung der Menschheit liegt in einer auf internationalen Arbeitsteilung begründeten sozialistischen Wirtschaft. Unter dem Einfluss der konservativen Führung hat das Proletariat seine revolutionäre Aufgabe nicht rechtzeitig erfüllt. Die Vergeltung dafür war der Weltkrieg der Jahre 1914-18. Die demokratischen Verfechter der friedlichen Entwicklung, die Widersacher revolutionärer Methoden tragen die direkte Verantwortung für die dutzenden Millionen Toter und Verwundeter der imperialistischen Schlächterei:

Die seither verflossenen fünfzehn Jahre haben bewiesen, dass die imperialistische Welt nichts vergessen und nichts gelernt hat. Ihre inneren Gegensätze haben sich weiter verschärft. Die gegenwärtige Krise hat ein erschreckendes Bild der sozialen Zersetzung der kapitalistischer Zivilisation enthüllt.mit deutlichen Symptomen beginnender Gangrän. Die Rettung der Menschheit ist möglich nur durch den chirurgischen Eingriff der proletarischen Revolution.

Die herrschenden Klassen winden und quälen sich sich in der Klemme der Ausweglosigkeit. Finanzielle Schwierigkeiten und Furcht vor den Volksmassen zwingen sie, eine Erleichterung zu suchen durch stungseinschränkungen. Andererseits engen die Herrschenden durch Aufrichtung immer höherer Zollmauern, durch Kontingentierung der Einfuhr den Weltmarkt weiter ein, vertiefen sie die Krise, verschärfen die nationale Feindschaft und bereiten neue Kriege vor. Die reformistischen Parteien, die sich nach wie vor dem revolutionären Ausweg auf die Bahn des Sozialismus widersetzen, nehmen wieder die ganze Schwere der Verantwortung sowohl für das Elend der Krise als auch die heraufziehenden Schrecken eines neuen Krieges auf sich.

Nur im einstigen zaristischen Russland hat die Macht den Händen der Bourgeoisie entrissen werden können. Dank seiner revolutionäre Führung vermochte das junge russische Proletariat zum ersten Male, in der Weltgeschichte in der Tat aufzuzeigen, welch unerschöpfliche Möglichkeiten das Regime der proletarischen Diktatur und der Planwirtschaft in sich birgt. Die gigantischen ökonomischen und kulturellen Errungenschaften eines rückständigen Landes, das zum Land der Arbeiter und Bauern geworden war, zeigen, wo der wirkliche Weg der Rettung für die gesamte Menschheit liegt.

Wir erwarten nunmehr von der Sowjetregierung, dass sie den zweit Fünfjahresplan durch einen breiten Plan der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern ergänzen und vor den unter dem Joch von Krise und Arbeitslosigkeit darbenden Massen gewaltige Perspektiven menschlicher Macht entfalten wird. Welches auch die unmittelbaren praktischen Ergebnisse eines solchen Planes wären, seine sozialistische erzieherische Kraft für Millionen und Abermillionen proletarischer Köpfe würde unermesslich sein.

Das gegenwärtige soziale Regime im Lande der Sowjets ist selbstverständlich noch sehr weit vom Sozialismus entfernt. Doch seine unermessliche Bedeutung besteht darin, dass es auf dem Wege zum Sozialismus liegt. Es wird umso sicherer und früher in den Sozialismus übergehen, je früher das Proletariat der fortgeschrittenen kapitalistischen Länder die Macht den Händen der Bourgeoisie entreißen und die endgültigen Voraussetzungen für die neue Gesellschaft schaffen wird, die nur auf internationaler Basis zu verwirklichen ist.

Die Gefahr eines Weltkrieges bedeutet Gefahr für das Bestehen des ersten Arbeiterstaates selbst. Aus welchem Grunde und zwischen welchen Staaten auch immer der Krieg zum Ausbruch käme, er würde in seiner weiteren Entwicklung sich unvermeidlich gegen die UdSSR richten. Die europäische und die Weltbourgeoisie wird nicht von der Bühne abtreten ohne zu versuchen, eine Bluttransfusion aus den Adern des jungen Arbeiterstaates in die des agonisierenden Imperialismus zu vollziehen.

Gerade das letzte Jahr hat gezeigt, wie die Flammen des Krieges gleichzeitig vom fernen Osten und vom nahen Westen an die Sowjetgrenzen heranschleichen„ Indem es Chinas Unabhängigkeit niedertritt schafft Japan in der Mandschurei einen Sammelplatz zum Schlag gegen die Sowjets. Der Antagonismus mit den Vereinigten Staaten vermag die Militaristen Tokios nicht zurückzuhalten, denn im kommenden Krieg mit den Sowjets betrachten sie sich im Voraus lediglich als Avantgarde des Weltimperialismus.

Andererseits ebnet der von Hindenburg auf Hitlers Befehl durchgeführte Staatsstreich nicht nur die Bahn für das faschistische Regime in Deutschland, sondern eröffnet auch die Perspektive des Ringens auf Leben und Tod zwischen dem faschistischen Deutschland und der Sowjetunion. Gewaltige Ereignisse nähern sich für Europa und für die ganze Welt.

Der Kampf gegen den Krieg bedeutet unter diesen Bedingungen den Kampf für die Rettung von Dutzenden Millionen Leben neuer Arbeiter-Bauern-Generationen, die seit der großen Schlächterei entstanden sind für die Rettung aller Errungenschaften von Arbeit und Geist, für die Rettung des ersten Arbeiterstaates und der gesamten Zukunft der Menschheit.

Je grandioser aber die Aufgäbe, umso notwendiger ist die Klarheit in der Frage nach deren Lösung. Den Krieg verdammen ist ein Leichtes, ihn auszurotten, ist schwer. Der Kampf gegen den Krieg bedeutet Kampf gegen jene Klassen, die die Gesellschaft leiten und in ihren Händen alle Produktionskräfte und alle Vernichtungswaffen vereinigen Durch Versammlungen, Resolutionen, moralische Entrüstung, Zeitungsartikel und Kongresse lässt sich der Krieg nicht verhindern. Solange die Bourgeoisie über Banken, Betriebe, Boden, Presse und Staatsapparat verfügt, wird sie dem Volke immer den Krieg aufzwingen können sobald ihre Interessen dies erfordern. Um den Krieg zu verhindern, muss man der Bourgeoisie die Macht abnehmen. Doch die Besitzerklasse wird die Macht nie kampflos abgeben. Seht nach Deutschland: Sobald es um die grundlegenden Interessen der Besitzenden geht, tritt die Demokratie der offenen Gewalt ihren Platz ab. Der Sturz der Bourgeoisie ist möglich nur mit der Waffe in der Hand. Das heißt: Dem imperialistischen Krieg kann man nur den Bürgerkrieg gegenüberstellen.

Wir Bolschewiki-Leninisten verwerfen und entlarven absolut die lügnerische Unterscheidung zwischen „Verteidigungs"- und „Angriffs“kriegen. Im bewaffneten Kampf der kapitalistischen Staaten stellt eine solche Unterscheidung nichts als diplomatische Maskierung und Betrug der Klassen dar. In Wirklichkeit kommt es immer so, dass die kapitalistischen Räuber einen „Verteidigungs"krieg führen, sogar Japan gegen Schanghai, Frankreich in Syrien oder Marokko. Das revolutionäre Proletariat unterscheidet nur Unterdrückungskriege und Befreiungskriege. Der Charakter des Krieges wird für uns bestimmt nicht durch diplomatische Fälschereien, sondern dadurch, welche Klasse den Krieg führt und im Namen welcher objektiven Ziele. Die Kriege der imperialistischen Staaten haben, unabhängig vom äußeren Anlass und der politischen Rhetorik unterdrückenden, reaktionären, volksfeindlichen Charakter. Den Charakter von Befreiungskriegen können nur die Kriege des Proletariats und der unterdrückten Nationen haben. Der bewaffnete Aufstand des Proletariats gegen die Unterdrücker verwandeln sich nach dem Siege unvermeidlich in den revolutionären Krieg des Arbeiterstaates für die Befestigung und Entfaltung des Sieges. Die Politik des Sozialismus ist nicht und kann nicht rein „verteidigenden" Charakters sein: Aufgabe des Sozialismus ist – die ganze Welt zu erobern.

Durch des Gesagte ist unsere Einstellung zu allen Formen des Pazifismus gegeben, sowohl des rein imperialistischen (Kellog, Briand, Herriot usw.) als auch des kleinbürgerlichen (Rolland, Barbusse und ihre Anhänger in allen Weltteilen). Das Wesen des Pazifismus besteht darin, dass er heuchlerischer oder ehrlicher Weise, Gewalt überhaupt verurteilt. Indem er den Willen der Unterdrückten schwächt, hilft er schon damit allein der Sache der Unterdrücker. Der idealistische Pazifismus stellt dem Krieg moralische Entrüstung entgegen, so wie das Kalb sein klagendes Blöken dem Messer des Schlächters entgegenstellt. Indes besteht die Aufgabe darin, dem Messer der Bourgeoisie das Messer des Proletariats entgegenzuhalten.

Einflussreichste Kraft des Pazifismus ist die Sozialdemokratie. In Friedenszeiten geizt sie nicht mit billigen Tiraden gegen den Krieg. Doch sie steht auf dem Boden der „Vaterlandsverteidigung". Es entscheidet die Frage. Jeder Krieg, wie er auch entstehen mag, bedroht jedes der kämpfenden Vaterländer. Die Imperialisten wissen im Voraus, dass der Pazifismus der Sozialdemokratie sich beim ersten Kanonenschuss in Kriegsdienerei verwandelt und zur wichtigsten Reserve des Militarismus wird, deshalb bedeutet der unversöhnlichste Kampf gegen den Pazifismus, die Entlarvung seines treubrüchigen Charakters den ersten Schritt auf dem Wege des revolutionären Kampfes gegen den Krieg.

Der Völkerbund, die Zitadelle des imperialistischen Pazifismus stellt eine vorübergehende historische Gruppierung der kapitalistischen Staaten dar, wo die Stärkeren sich die Schwächeren unterordnen und sie bestechen, vor Amerika auf dem Bauche kriechen oder versuchen, ihm Widerstand zu leisten, alle der Sowjetunion gleicher Weise feindlich sind und zur selben Seit bereit, ein beliebiges Verbrechen der Stärksten und Räuberischsten in ihrer Mitte zu decken. Den Völkerbund, direkt oder indirekt, jetzt oder in Zukunft, als ein Werkzeug des Friedens auszugeben, vermögen nur vollkommen hoffnungslose politische Blinde oder bewusste Vergifter des Volksgewissens.

Die Frage der sogenannten „Abrüstung" hat nichts und kann nicht gemein haben mit der Frage der Kriegsverhinderung. Das Programm der „Abrüstung" bedeutet lediglich einen Versuch, – und vorderhand nur auf dem Papier die Ausgaben für diese oder jene Waffengattung in Friedenszeiten herabzusetzen. Es ist dies vor allem eine Frage der militärischen Technik und der imperialistischen Kasse. Die Arsenale Kriegsbetriebe, Laboratorien, und schließlich, was das wichtigste ist die kapitalistische Industrie als Ganzes wahren bei allen und jeden Programmen der „Abrüstung" ihre volle Kraft. Aber die Menschen führen Krieg, nicht weil sie Waffen haben, im Gegenteil, sie schmieden Waffen, wenn sie den Krieg brauchen. Im Kriegsfalle werden alle friedlichen Beschränkungen ohnehin zu Staub zerfallen. Schon von 1914-18 kämpften die Staaten nicht mit Hilfe der Ausrüstung, die sie sich in Friedenszeiten versorgt hatten, sondern mit Hilfe jener, die sie in Kriegszeiten herstellten. Entscheidend sind nicht die vorhandenen Lager, sondern die Produktionskapazität der Länder. Für die Vereinigten Staaten ist die Einschränkung der europäischen Rüstungen in Friedenszeiten geeignet, umso entschiedener ihre industrielle Vorherrschaft in Kriegszeiten zu offenbaren. Die deutsche Bourgeoisie strebt nach Herabsetzung der Rüstungen Frankreichs, um damit die Ausgangspositionen im Falle eines neuen blutigen Zusammenstoßes auszugleichen. Die „Abrüstung" hat für Deutschland die gleiche Bedeutung wie für Italien die Flottenparität mit Frankreich. Welche Formen alle diese Pläne in Wirklichkeit annehmen werden, hängt von der Kombination der imperialistischen Kräfte, vom Zustand der Budgets, von den internationalen Finanzregelung usw. ab. Die Frage der „Abrüstung" ist, einer von den Hebeln in der Arena des Imperialismus, auf der neue Kriege vorbereitet werden. Reinste Scharlatanerie ist der Versuch, zwischen Angriffs- und Verteidigungs-Maschinengewehren, -Tanks und -Flugzeugen zu unterscheiden. Das amerikanische Programm ist auch in diesem seinem Teile von den spezielle Interessen des amerikanischen Militarismus, des schrecklichsten von allen, diktiert. Der Krieg ist kein Spiel, das nach vereinbarten Regeln geführt wird. Der Krieg erfordert und schafft alle jene Waffen, die mit dem größten Erfolg den Gegner vernichten können. Der kleinbürgerliche Pazifismus, der im Entwurf der Abrüstung um 10% 33% oder 50% den „ersten“ Schritt zur Kriegsverhinderung sieht, ist gefährlicher als alle Sprengstoffe und Giftgase, denn Melinit und Senfgas können ihre Arbeit erfüllen nur Dank dem Umstände, dass die Volksmassen in Friedensseiten durch die pazifistischen Dünste vergiftet werden.

Indem es nicht das geringste Zutrauen hegt zu den kapitalistischen Programmen der Abrüstung oder Rüstungseinschränkungen, stellt das revolutionäre Proletariat eine einzige Frage: In wessen Händen befinden sich die Waffen? Aller Art Waffen, die sich in den Hängen der Imperialisten befinden, sind gleichermaßen gegen die arbeitenden Klassen, gegen die schwachen Nationen, gegen den Sozialismus, gegen die Menschheit gerichtet, umgekehrt ist die Waffe in den Händen des Proletariats und der unterdrückten Nationen einziges Mittel zur Säuberung unseres Planeten von Unterdrückung und Kriegen.

Der Kampf um das nationale Selbstbestimmungsrecht für alle Völker, das heißt für alle Teile der Menschheit, die sich als unterdrückte Nationen fühlen und nach Unabhängigkeit streben, ist einer der wichtigsten Bestandteile des Kampfes gegen den Krieg. Wer direkt oder indirekt das Regime der Kolonien und Mandate unterstützt, die Herrschaft des britischen Kapitals in Indien, die Herrschaft Japans in Korea oder der Mandschurei, Frankreichs in Indochina oder Afrika, wer nicht die koloniale Versklavung bekämpft, wer die Unabhängigkeitserhebungen der unterdrückten Nationen nicht unterstützt, wer den Vanadismus verteidigt oder idealisiert, das heißt die Politik des passiven Widerstands in sämtlichen Fragen, die nur durch Waffengewalt gelöst werden können, der ist, unabhängig von seinen Absichten, ein Dienstling, Advokat oder Agent der Imperialisten, Sklavenhalter, Militaristen und hilft diesen, neue Kriege im Namen alter und neuer Ketten vorzubereiten.

Hauptkraft im Kampfe gegen den Krieg ist das Proletariat. Nur durch sein Beispiel und unter seiner Führung können sich die Bauern und die übrigen plebejischen Schichten der Nation gegen den Krieg erheben. Im Proletariat kämpfen um den Einfluss zwei Parteien: die Kommunistische und die Sozialdemokratische. Die Zwischengruppen (SAP in Deutschland, PUP in Frankreich, ILP in England usw. usw.) können nicht auf eine selbständige historische Rolle Anspruch erheben. In der Frage des Krieges, die die Kehrseite der Frage der proletarischen Revolution darstellt, erfahren die unversöhnlichen Gegensätze zwischen Kommunismus und Sozialpatriotismus ihre höchste Schärfe.

Wer sich abmüht, alle Programme, alle Parteien, alle Banner in einen Topf zu werfen im Namen des Pazifismus, das heißt des Schein- und Wortkampfes gegen den Krieg, der erweist dem Imperialismus den besten Dienst. In der Kriegsfrage nicht minder als in allen übrigen Fragen muss die Kommunistische Partei bestrebt sein, die Arbeitermassen dem zersetzenden und demoralisierenden Einfluss des Reformismus zu entreißen.

Monde", die Zeitschrift Barbusses, Gorkis und anderer Organisatoren des Antikriegskongresses führt eine systematische Agitation für die Verschmelzung der Komintern mit der Zweiten Internationale. Im Kampfe gegen den Krieg beruft sich Barbusse in gleicher Weise auf Lenin und Vandervelde. Das heißt Lenin verfälschen und Vandervelde reinwaschen. Die Politik Barbusses und seiner Gesinnungsgenossen verwerfen und verurteilen wir als die gefährlichste politische Vergiftung. Für einen ernsten Fahler der Komintern und Profintern halten wir die Übergabe der formellen Initiative zur Einberufung der Konferenz in die Hände des prinzipienlosen und willenlosen Pazifismus.

Wir halten den Nichteintritt der UdSSR in den Völkerbund praktisch wie prinzipiell für vollkommen richtig. Umso mehr bedauern wir, dass die Sowjetregierung mit ihrer Autorität den durch und durch verlogenen Kellogpakt gedeckt hat, dessen Aufgabe ist, nur solche Kriege zu „billigen", die den Interessen Amerikas entsprechen.

Für gleicherweise verfehlt halten wir die Tendenz der Sowjetdiplomatie, die Politik des amerikanischen Imperialismus zu beschönigen, insbesondere seine Initiative in der Frage der Abrüstung. Wir anerkennen vollkommen die Wichtigkeit normaler ökonomischer und diplomatischer Beziehungen mit den Vereinigten Staaten für die UdSSR. Doch dieses Ziel kann nicht erreicht werden durch Wortkapitulationen vor den Manövern des amerikanischen Imperialismus, des stärksten und räuberischsten von allen. Wir erwarten von der Sowjetdiplomatie eine klare und offene Aufrollung der Fragen der Kriegsgefahr und des Kampfes gegen diese. Man muss mit voller Stimme die Völker warnen. Je weniger die Sowjetdiplomatie sich in dieser brennenden Frage den Manövern der Imperialisten anpassen, je kühner sie ihre eigene Stimme erheben wird, umso wärmer worden die Arbeitermassen der ganzen Welt antworten, umso enger sich um die Sowjetunion zusammenschließen, umso zuverlässiger sie gegen die herannahende Gefahr verteidigen.

Gleichzeitig halten wir für unsere Pflicht, an dieser Stelle offen zu erklären: Nun, angesichts der herannahenden schrecklichen Gefahr ist es notwendig, endlich die von der Stalinbürokratie begangenen direkten Verbrechen an der Revolution und dem Kommunismus wieder gutzumachen: Man muss aus Kerkern und Verbannung die Tausenden Bolschewiki-Leninisten befreien, die Organisatoren der Oktoberumwälzung, die Schöpfer der Roten Armee, die Teilnehmer des Bürgerkrieges, die unbeugsamen revolutionären Kämpfer. Für die Diktatur des Proletariats und die Weltrevolution, gegen den imperialistischen Krieg wollen und werden sie mit unvergleichlich größerer Energie kämpfen, als die Salonpazifisten und viele der Sowjetbürokraten!

Die Politik der Einheitsfront im Kampfe gegen den Krieg erfordert besondere Wachsamkeit und revolutionäre Ausdauer. Die kommunistischen Parteien können und müssen offen, ohne die unzuverlässigen Mittler, alle übrigen Arbeiterorganisationen auffordern, ihre Anstrengungen im Kampfe gegen die Kriegsgefahr in Einklang zu bringen.

Die Bolschewiki-Leninisten schlagen ihrerseits folgende Punkte vor, auf Grund deren Kampfabkommen bei voller Wahrung der Unabhängigkeit der Parteiorganisationen und Banner möglich sind:

1.) Entlarvung der Hoffnungen auf den Völkerbund sowie aller übrigen Illusionen des Pazifismus.

2.) Entlarvung der kapitalistischen „Abrüstungs"programme, die dem Betrug der Völker dienen.

3.) Verweigerung der Budgets und der militärischen Einberufung für die kapitalistischen Regierungen. Nicht einen Mann und nicht einen Groschen.

4.) Entlarvung der Lüge von der „Vaterlandsverteidigung ", denn das kapitalistische Vaterland verteidigt sich durch Unterdrückung und Ausplünderung der schwächeren Vaterländer.

5.) Kampagne für die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der UdSSR auf Grund eines breit angelegten Programms, zu dessen Ausarbeitung und Durchführung die Massenorganisationen der Arbeiterklasse herangezogen werden müssen.

6.) Beständige und systematische Entlarvung der imperialistischen Ränke gegen den ersten und vorläufig einzigen Arbeiterstaat.

7.) Antikriegsagitation in Kriegsbetrieben, unter Soldaten und Matrosen. Vorbereitung revolutionärer Stützpunkte in Kriegsindustrie, Armee und Flotte.

8.) Erziehung der Roten Armee nicht nur im Geiste mutiger Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes, sondern auch im Geiste ständiger Bereitschaft, der proletarischen Revolution in den übrigen Ländern und den Aufständen der unterdrückten Völker zu Hilfe zu kommen.

9.) Systematische Erziehung der Arbeitermassen der ganzen Welt im Geiste größter Ergebenheit für den ersten proletarischen Staat. Trotz unzweifelhafter Fehler in der Politik der jetzt herrschenden Fraktion bleibt die UdSSR das wirkliche Vaterland des internationalen Proletariats. Ihre Verteidigung ist die unerschütterliche Pflicht jeden ehrlichen Arbeiters.

10.) Unermüdliche Aufklärung der Arbeiter der ganzen Welt darüber, dass die sozialistische Gesellschaft nur in internationalem Maßstabe errichtet worden kann und dass die wirkliche Hilfe für die UdSSR in der Entfaltung der proletarischen Weltrevolution besteht.

Bei Veröffentlichung des vorliegenden Dokumentes wahren wir uns das Recht, notwendige Veränderungen und Ergänzungen anzubringen.

Zusatzantrag:

Die Jahre der wüsten Verleumdungshetze, der grausamen Verfolgungen und Gewalttaten an den russischen Bolschewiki-Leninisten waren und bleiben zugleich Jahre ununterbrochener und unumstößlich Bekräftigung der von ihnen geübten Kritik, der von ihnen aufgestellten Perspektiven und vorgeschlagenen Politik. Durch Stalins Werk., unter dem Segen der „Humanisten" à la Barbusse ist Lenins vertrautester Kampfgenosse des Oktobers in der faschistischen Türkei festgehalten, weißgardistischen Mordplänen ausgeliefert worden. Während die Stalinbürokratie angesichts der schicksalsschweren Ereignisse und gigantischen Aufgaben in verlegenem Schweigen verharrt, ertönt aus Prinkipo und Barnaul die Stimme der wahren Vorkämpfer des russischen Marxismus, die Stimme L. D. Trotzkis, die Stimme Ch. G. Rakowskis. In diesen Stunden der herannahenden Entscheidungen kann nur dies die Forderung sein: Gebt der Avantgarde des Weltproletariats seine revolutionäre Führung wieder! Zurück mit L. D. Trotzki nach der Sowjetunion! Heraus mit Rakowski aus der sibirischen Einöde! Stellt sie und die Tausenden Bolschewiki-Leninisten auf ihre revolutionäre Kampfposten!

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