Leo Trotzki: Die Rede des Genossen Tschen Du Hsiu über die Aufgaben der chinesischen kommunistischen Partei (Nachwort) [Nach Die Linke Opposition in der Sowjetunion, Band V. Westberlin 1977, S. 78-83] 52. Wozu dient der Marxismus in der Politik? Um zu begreifen, was ist und vorherzusehen, was sein wird. Die Voraussicht muss die Grundlage der Aktion sein. Wir wissen bereits, was mit den Vorhersagen des Genossen Stalin geschah: eine Woche vor dem Putsch Tschiang Kai-scheks verteidigte er ihn und machte für ihn Reklame, indem er dazu aufrief, die Rechten, ihre Erfahrungen, ihre Verbindungen auszunutzen (Rede vor den Moskauer Funktionären am 5. April). In den von uns analysierten Thesen gibt Stalin ein weiteres Beispiel der Voraussicht, die ebenfalls schon vom Leben nachgeprüft worden ist. Die zentrale Frage unserer Kritik an Stalins Thesen wurde von uns oben folgendermaßen formuliert: „Gibt es bereits ein neues Zentrum der Revolution oder muss es erst noch geschaffen werden?" Stalin antwortete, dass nach dem Putsch von Tschiang Kai-schek „zwei Regierungen, zwei Armeen, zwei Zentren: das revolutionäre Zentrum in Wuhan und das konterrevolutionäre in Nanking" existieren. Stalin behauptete, dass man keine Sowjets aufbauen könne, da das einen Aufstand gegen das Wuhan-Zentrum bedeuten würde, einen Aufstand gegen die „einzige Regierung" in Südchina. Wir nannten diese Beschreibung der Situation „falsch, oberflächlich und vulgär". Wir nannten diese sogenannte Wuhan-Regierung die „Führer von Wuhan" und zeigten, dass in Südchina nach dem schroffen Umschwung des Bürgerkriegs auf eine andere Klassenlinie es bisher noch keine Regierung gibt, und dass erst noch eine geschaffen werden muss. In der „Prawda" vom 15. Mai wurde die Rede des Genossen Tschen Du Hsiu auf dem Parteitag der chinesischen Kommunistischen Partei (27. April) veröffentlicht. Weder Stalin noch uns lag diese Rede vor, als Stalin seine Thesen schrieb und wir unsere Kritik an ihr. Tschen Du Hsiu charakterisiert die Situation nicht auf Grund einer allgemeinen Analyse der Umstände, sondern auf Grund seiner direkten Beobachtungen. Also, was sagt Genosse Tschen Du Hsiu über die neue revolutionäre Bewegung? Er erklärt direkt, dass „es ein Fehler wäre" die Wuhan-Regierung für ein Organ der revolutionären demokratischen Diktatur zu halten: „Sie ist noch keine Regierung der Arbeiter- und Bauernmassen, sondern nur ein Block der Führer". Aber ist das nicht Wort für Wort das, was wir gegen Stalin vorbrachten? Stalin schrieb: „Es gibt keine andere Regierungsmacht, als die Regierung der revolutionären Kuomintang." Wir antworteten ihm darauf: „Die bürokratische Einstellung zur revolutionären Regierung stinkt nur so aus diesen Worten … Die Klassen kommen und gehen, aber die Kontinuität der Kuomintangregierung bleibt bestehen (angeblich). Aber es reicht nicht aus, Wuhan als Zentrum der Revolution zu bezeichnen, damit es das auch wird." (vgl. oben) Statt den chinesischen Revolutionären klar zu machen, vor allem den Kommunisten, dass die Wuhan-Regierung mit dem Kopf gegen die Wand rennen wird, wenn sie glaubt, sie sei bereits die einzige Regierung in China; anstatt sich schonungslos gegen die dekorative Heuchelei der kleinbürgerlichen Revolutionäre zu wenden, die schon so viele Revolutionen zugrunde gerichtet haben; anstatt dem unsicheren, wankenden und zögernden Zentrum von Wuhan direkt ins Ohr zu schreien: „Lasst Euch nicht durch die äußere Erscheinung täuschen, lasst Euch nicht vom Glanz Eurer eigenen Titel und Manifeste betäuben, fangt an, harte Alltagsarbeit zu leisten, setzt die Massen in Bewegung, baut Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte auf, errichtet eine revolutionäre Regierungsmacht" – statt all dessen stürzt Stalin gegen die Losung der Sowjets und unterstützt die schlimmsten, provinziellsten und bürokratischsten Vorurteile und abergläubischen Ansichten der unseligen Revolutionäre, die sich vor Volkssowjets fürchten und stattdessen an die heiligen Tintenkleckse auf den Briefbogen der Kuomintang glauben. 53. Genosse Tschen Du Hsiu beschreibt die Lage auf Grund seiner eigenen Beobachtungen mit genau denselben Worten, mit denen wir die Lage auf Grund theoretischer Überlegungen charakterisierten. Keine revolutionäre Regierung, sondern nur ein Block von Führern. Das bedeutet aber keineswegs, dass Genosse Tschen Du Hsiu aus den von ihm korrekt beschriebenen Zuständen die richtigen Schlussfolgerungen zieht. Da er an Händen und Füßen durch falsche Richtlinien gebunden ist, zieht Tschen Du Hsiu Schlussfolgerungen, die seiner eigenen Analyse radikal widersprechen. Er sagt: „Vor uns steht die Aufgabe, eine wirklich revolutionäre und demokratische Regierung aufzubauen, sobald die Lage auf dem Gebiet der Nationalregierung sich geändert hat und die Drohung der ausländischen Intervention und der Offensive der Militärs verschwunden ist." Hier müssen wir klar und deutlich sagen: stellt man die Frage so, so beschreitet man den sichersten und kürzesten Weg ins Verderben. Die Errichtung einer wirklich revolutionären Regierung, die sich auf die Volksmassen stützt, wird auf den Augenblick verschoben, wenn die Gefahren verschwunden sind. Aber die Hauptgefahr besteht doch gerade in der Tatsache, dass es statt einer revolutionären Regierung in Südchina augenblicklich nur einen Block der Führer gibt. Durch dies prinzipielle Übel werden alle anderen Gefahren zehnmal so groß, einschließlich auch der militärischen Gefahr. Wenn wir uns, so weit es überhaupt nur möglich ist, gegen die ausländischen und „eigenen" militaristischen Banden schützen wollen, so müssen wir stark werden, uns konsolidieren, organisieren und bewaffnen. Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir sollten nicht unsere Köpfe in den Sand stecken. Hier wird uns kein Trick helfen. Man muss die Begeisterung der Massen wecken, ihre Bereitschaft, für die eigene Sache zu kämpfen und zu sterben. Aber zu diesem Zweck müssen die Massen so tief wie nur möglich ergriffen werden, politisch und organisatorisch. Ohne auch nur eine Minute zu verlieren, muss man ihnen ein revolutionäres Programm für die Aktion und die Organisationsform der Sowjets geben. Einen anderen Weg gibt es nicht. Verschiebt man die Errichtung einer revolutionären Regierung,bis irgendjemand die Kriegsgefahr auf die eine oder andere Weise beseitigt hat, dann geht man den sichersten und kürzesten Weg zum Ruin. 54. In Bezug auf die Agrarrevolution gibt Genosse Tschen Du Hsiu ehrlich zu, dass das Agrarprogramm der Partei (Senkung der Pachtzahlungen) vollkommen unzureichend ist. Die Bauernbewegung, so sagt er, „verwandelt sich zu einem Kampf um Land. Die Bauernschaft erhebt sich spontan und will die Landfrage selbst lösen." Weiter erklärt Genosse Tschen Du Hsiu offen: „Wir betrieben eine zu friedfertige Politik. Heute muss man den Großgrundbesitz beschlagnahmen …" Wenn man den Inhalt dieser Worte marxistisch auslegt, so stellen sie die härteste Verurteilung der gesamten vergangenen Linie der Kommunistischen Partei Chinas und auch der Komintern in Bezug auf die Agrarfrage in der chinesischen Revolution dar. Statt den Lauf der Agrarbewegung vorwegzunehmen, rechtzeitig die Losungen zu entwickeln und sie durch die Arbeiter, die revolutionären Soldaten und fortschrittlichen Bauern unter die Bauernmassen zu bringen, blieb die chinesische Kommunistische Partei eine weite Strecke hinter der spontanen Agrarbewegung zurück. Kann, man sich eine grauenhaftere Art des Nachzüglertums vorstellen? „Wir betrieben eine zu friedfertige Politik". Was bedeutet aber eine friedliche Politik einer revolutionären Bewegung in einer Zeit der spontanen Agrarrevolution? Sie bedeutet den größten historischen Fehler, den die Partei des Proletariats überhaupt machen kann. Eine friedliche Politik (Senkung der Pachtzahlungen), während die Bauern schon spontan für Land kämpfen, das ist schon keine Politik menschewistischer Kompromisse mehr, sondern eine Politik liberaler Kompromisse. Nur ein durch angebliche Staatsräson verdorbener Philister wird das nicht begreifen, niemals aber ein Revolutionär. 55. Aber aus dieser korrekten und daher tödlichen Charakterisierung des Verhältnisses der Partei zur Agrarbewegung zieht Genosse Tschen Du Hsiu nicht nur falsche, sondern direkt verhängnisvolle Schlussfolgerungen „Jetzt ist es notwendig", sagt er, „die größten Besitzungen zu beschlagnahmen, aber gleichzeitig Zugeständnisse an die kleinen Grundbesitzer zu machen, mit denen man rechnen muss." Prinzipiell kann man diese Fragestellung nicht angreifen. Es muss eindeutig festgestellt werden, wer und in welchem Teil Chinas als kleiner Grundbesitzer betrachtet werden soll, wie und in welchem Grad man mit ihm rechnen muss. Aber Tschen Du Hsiu sagt weiter: „Dennoch ist es notwendig, die weitere Entwicklung der militärischen Aktionen abzuwarten, auch für die Beschlagnahme des Großgrundbesitzes. Der einzig richtige Beschluss ist gegenwärtig das Prinzip, die Revolution zu vertiefen, nachdem man sie erweitert hat." Das ist der sicherste, bestimmteste und kürzeste Weg ins Verderben. Der Bauer hat sich bereits erhoben, um den Besitz der Großgrundbesitzer zu beschlagnahmen. Unsere Partei aber verfolgt, in ungeheurem Widerspruch zu ihrem Programm und ihrem Namen, eine pazifistisch-liberale Agrarpolitik. Tschen Du Hsiu erklärt selbst, dass es „jetzt (?) notwendig ist, die größten Besitzungen zu beschlagnahmen", aber sofort besinnt er sich darauf, dass wir „nicht in einen linken Extremismus verfallen dürfen" (Tschen Du Hsius eigene Worte) und er fügt hinzu, dass wir die „weitere Entwicklung der militärischen Aktionen abwarten" müssen, um das Land der Großgrundbesitzer zu beschlagnahmen, und dass die Revolution zuerst erweitert und später vertieft werden muss. Das ist aber nichts als eine blinde Wiederholung der alten, wohlbekannten und abgenutzten Formel des national-liberalen Betrugs der Massen: Zuerst der Sieg, dann die Reform. Zuerst werden wir das Land „erweitern" – für wen: Für den Großgrundbesitzer? – und dann, nach dem Sieg werden wir uns in aller Ruhe mit der „Vertiefung" beschäftigen. Hierauf wird |eder Intelligente und halbwegs vernünftige Bauer dem Genossen Tschen Du Hsiu antworten: „Wenn die Wuhan-Regierung heute, wo sie sich von Feinden umgeben sieht, und die Unterstützung von uns Bauern für sie eine Frage auf Leben oder Tod ist, – wenn diese Regierung es heute nicht wagt, uns das Land den Großgrundbesitzer zu geben, oder es uns nicht geben will, dann wird sie, nachdem sie sich von der Umzingelung befreit hat, nachdem sie den Feind mit unserer Hilfe geschlagen hat, uns genau so viel Land geben, wie Tschiang Kai-schek den Arbeitern von Schanghai gab." Man muss mit aller Deutlichkeit sagen: Die Agrarformel des Genossen Tschen Du Hsiu, der an Händen und Füßen durch die falsche Führung der Komintern-Vertreter gebunden ist, ist objektiv nichts als die Formel für die Abtrennung der Kommunistischen Partei Chinas von der wirklichen Agrarbewegung, die sich gegenwärtig in China abspielt und die eine neue Welle der chinesischen Revolution schafft. Um diese Welle zu stärken und zu vertiefen, brauchen wir Bauernräte, die auf ihre Fahne die Agrarrevolution geschrieben haben, nicht nach dem Sieg, sondern sofort, um den Sieg zu garantieren. Will man nicht zulassen, dass die Bauernwelle sich zerschlägt und zerstäubt auseinander fliegt, so müssen die Bauernräte durch Arbeiterräte in den Städten und Industriezentren vereinigt werden, und zu den Arbeiterräten müssen Sowjets der armen Bevölkerung aus den städtischen Handels- und Handwerksbezirken hinzugefügt werden. Wenn wir der Bourgeoisie nicht gestatten wollen, einen Keil zwischen die revolutionären Massen und die Armee zu treiben, dann muss man Soldaten in die revolutionäre Kette fügen. Man muss so schnell wie möglich, so kühn wie möglich und so energisch wie möglich die Revolution vertiefen, und zwar nicht nach dem Sieg, sondern sofort, sonst wird es überhaupt keinen Sieg geben. Die Vertiefung der Agrarrevolution und die sofortige Besetzung des Landes durch die Bauern werden Tschiang Kai-schek auf der Stelle schwächen, Verwirrung in den Reihen seiner Soldaten stiften, und das bäuerliche Hinterland in Bewegung setzen. Es gibt keinen anderen Weg zum Sieg, und es kann keinen anderen geben. Haben wir wirklich drei Revolutionen in zwei Jahrzehnten durchgeführt, nur um das ABC der ersten von ihnen zu vergessen? Jeder, der während einer Agrarrevolution eine pazifistische Politik betreibt, ist verloren. Jeder, der die Dinge aufschiebt, zögert, abwartet, verliert Zeit und ist verloren. Die Formel Tschen Du Hsius ist der sicherste Weg zur Vernichtung der Revolution. Es werden sich Verleumder finden, die behaupten werden, unsere Worte wären vom Hass auf die chinesische Kommunistische Partei und ihre Führer diktiert. Hat man nicht seinerzeit behauptet, unsere Haltung zum anglo-russischen Komitee bedeute eine feindliche Einstellung gegenüber der englischen Kommunistischen Partei? Die Ereignisse haben bestätigt, dass wir es waren, die sich gegenüber den englischen Kommunisten als loyale Revolutionäre verhielten, nicht aber als bürokratische Kriecher. Die Ereignisse werden auch bestätigen, – sie tun das täglich – dass unsere Kritik an den chinesischen Kommunisten von einer ernsthafteren, marxistischeren revolutionären Einstellung in Bezug auf die chinesische Revolution geleitet wurde, als die Haltung der bürokratischen Kriecher, die post factum alles billigen, wenn sie nur nicht die Zukunft voraussehen müssen. Die Tatsache, dass die Rede des Genossen Tschen Du Hsiu in der „Prawda" ohne ein einziges Wort des Kommentars veröffentlicht wurde, dass ihr kein Artikel gewidmet ist, der den verhängnisvollen Kurs dieser Rede aufdeckt, – diese Tatsache allein schon muss jeden Revolutionär mit der größten Besorgnis erfüllen, denn es geht doch um das Zentralorgan der Partei Lenins! Die Beruhiger und Schmeichler sollen uns nichts von „den unvermeidlichen Fehlern der jungen Kommunistischen Partei" erzählen. Es handelt sich nicht um einzelne Fehler. Es handelt sich um die grundsätzlich falsche Linie, deren vollendeter Ausdruck die Thesen des Genossen Stalin sind. Der notwendige Schlussakkord In der Nummer des „Sozialistitscheskij Westnik" vom 9. Mai heißt es in dem Artikel, der den Thesen des Genossen Stalin gewidmet ist: „Wenn man von der Worthülle abstrahiert, die für einen kommunistischen Führer obligatorisch ist, so kann man kaum etwas gegen die dort vertretene ,Linie' vorbringen. So weit es möglich ist, in der Kuomintang bleiben, sich ihrem linken Flügel und der Wuhan-Regierung bis zum letztmöglichen Augenblick anschließen, ,einen Entscheidungskampf unter ungünstigen Voraussetzungen vermeiden'; die Losung ,Alle Macht den Sowjets' nicht ausgeben, um ,den Feinden des chinesischen Volkes nicht neue Waffen für einen Kampf gegen die Revolution in die Hände zu geben,' um nicht ,das Ausstreuen neuer Legenden zu ermöglichen, dass es sich in China nicht um eine nationale Revolution, sondern um eine künstliche Transplantation der Moskauer Sowjetisierung handelt' – was kann augenblicklich für die Bolschewiki vernünftiger sein, nachdem die ,Einheitsfront' offensichtlich endgültig zerstört ist und so viel Porzellan unter ,äußerst ungünstigen Voraussetzungen' zerbrochen worden ist?" (Sozialistitscheskij Westnik Nr. 9 (151) S. 1). Nachdem also der „Sozialistitscheskij Westnik" in seiner Ausgabe vom 23. April anerkannte, dass Martynow die Aufgaben der chinesischen Revolution in der „Prawda" sehr „eindrucksvoll" und „ganz nach menschewistischer Art" analysiert hat, erklärt der Leitartikel des Zentralorgans der Menschewiki in seiner letzten Nummer, dass „man kaum etwas gegen die dort (in Stalins Thesen) vertretene Linie vorbringen kann". Diese Harmonie der politischen Linien erfordert keine besonderen Erläuterungen. Aber noch mehr: Derselbe Artikel des „Sozialistitscheskij Westnik" spricht weiter unten in höhnischem Ton – wir zitieren wörtlich – von „der Linie Radeks, die, durch extrem ,linke' Losungen gedeckt (Austritt aus der Kuomintang, ,Propaganda für das Sowjetsystem' usw.), in Wahrheit einfach das Spiel aufgeben und sich zurückziehen will… " (Sozialistitscheskij Westnik Nr. 9 (151), S. 2).Die Linie Radeks wird hier mit denselben Worten charakterisiert, die die Leitartikel der „Prawda" und ihre Feuilletons benutzen. Anders kann es schließlich auch nicht sein: Radek kann ja über seine Linie in der Presse nichts offen sagen, denn sonst würde die Partei erfahren, dass die Linie Radeks durch den gesamten Verlauf der Ereignisse bestätigt wird. Die Herausgeber des „Sozialistitscheskij Westnik" beschreiben die „Linie Radeks" nicht nur mit den Worten der „Prawda", sondern bewerten sie auch in völliger Übereinstimmung mit deren Artikeln: Die Linie der Opposition ermöglicht es, nach Dan, „durch extrem ,linke' Losungen gedeckt", in Wirklichkeit „das Spiel aufzugeben und sich zurückzuziehen." Wir haben in den Artikeln der „Prawda" bereits gelesen, dass für die chinesische Revolution eine „Totenmesse" gelesen werden muss, dass die chinesischen Kommunisten sich „in sich zurückziehen" und „auf große Taten verzichten müssen," und dass es die „Predigt von der Liquidierung der chinesischen Revolution" ist – wenn die Linie der Opposition angenommen wird. Das stand z.B. buchstäblich im Leitartikel der „Prawda" vom 16. Mai 1927. Wie man sieht, stimmt das Wort für Wort mit dem überein, was Dan sagt, oder richtiger, Dan sagt von der Opposition Wort für Wort, was die Prawda in einer Reihe von Artikeln gesagt hat. Dan billigt die Thesen Stalins und verhöhnt den „Liquidator" Radek, der sich mit extrem linken Phrasen zu decken sucht. Jetzt ist alles klar: Das Liquidatorentum Radeks ist eben das, das schon von dem bekannten Revolutionär Dan als solches aufgedeckt wurde. Das ist die Lehre, die der Leitartikel des „Sozialistitscheskij Westnik" denen anbietet, die überhaupt noch imstande sind, irgendetwas zu lernen. Es ist sicherlich bedeutsam, dass die erwähnte Nummer des „Sozialistitscheskij Westnik" gerade am Vorabend der Eröffnung der Sitzung des EKKI in Moskau eintreffen sollte, das das Problem der chinesischen Revolution im vollen Umfang beraten muss. 17. Mai 1927 |
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