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Leo Trotzki u.a. 19231205 Resolution des Zentralkomitees und der Zentralen Kontrollkommission der KP Russlands über den Parteiaufbau

Leo Trotzki u.a.: Resolution des Zentralkomitees und der Zentralen Kontrollkommission der KP Russlands über den Parteiaufbau

[Nach Internationale Presse-Korrespondenz, 3. Jahrgang Nr. 186 (31. Dezember 1923), S. 1573-75]

[Gegenwärtig wird in der Russischen Partei, sowohl in den Organisationen als auch in der breiten Öffentlichkeit ein Meinungsstreit über Organisationsfragen der Partei ausgefochten. Die nachfolgenden Thesen wurden in einer gemeinsamen Sitzung des Politischen Büros des ZK. und der zentralen Kontrollkommission der Partei einstimmig angenommen. D[ie] R[edaktion]]

1. Die Partei während der neuen Wirtschaftspolitik,

a) Die neue Wirtschaftspolitik, die dem Wachsen der Produktivkräfte einen starken Anstoß gab, hat sich als eine notwendige Etappe auf dem Wege des langen Überganges vom Kapitalismus zum Sozialismus bewährt. Sie trug zum Aufschwung der gesamten Volkswirtschaft bei, sie förderte die Entwicklung der Bauernwirtschaft, der Staatsindustrie, des staatlichen Handels und des Genossenschaftswesens. Wir sehen eine stufenweise Erhöhung des Arbeitslohnes, die Rückkehr der qualifizierten Proletarier in die Stadt, die Hebung des Kulturniveaus unter den breiten Proletariermassen und insbesondere das Entstehen neuer Kader einer aus dem Proletariat und aus der Bauernschaft hervorgehenden Intelligenz, dank der systematischen Ausbildung von Arbeitern und Bauern in den höchsten Lehranstalten.

b) Schon der XII. Parteitag, der eine bedeutende Belebung des Wirtschaftslebens des Landes feststellte, wies zugleich auf die Notwendigkeit hin, den Wert jeder Etappe der wirtschaftlichen Entwicklung vom Gesichtspunkte des sozialistischen Aufbaues zu prüfen. Die Diktatur des Proletariats, die sich nicht befestigen und entwickeln hätte können ohne das Wachsen des materiellen Wohlstandes des Landes, hätte sich auch nicht halten können, wenn dieser zunehmende Wohlstand das Übergewicht des Privatkapitals über das Staatskapital mit sich gebracht hätte. Die außerordentlichen Schwierigkeiten, die die Wirtschaft des Landes heute durchmacht, finden vor allen Dingen darin Ausdruck, dass die Erzeugnisse unserer Staatsindustrie keinen genügenden Absatz finden können. Wenn der Absatz während des letzten Jahres auf immer größere und größere Schwierigkeiten stieß, so findet diese Tatsache ihre Erklärung zum großen Teil in dem außerordentlich hohen Produktions-Selbstkostenpreis der Waren, in den außerordentlich hohen kaufmännischen Betriebsunkosten und dazu noch in den unzulässigen Methoden der Berechnung der Preiszuschläge für den Verbraucher. Diesen Schwierigkeiten liegt zugrunde: das Missverhältnis und die mangelhafte Koordinierung zwischen den verschiedenen Elementen der Staatswirtschaft und dem Markte, die unrationelle, oder ungenügend rationelle Leitung der Industrie- und Handelsunternehmungen, dann insbesondere der Umstand, dass unsere noch immer bürokratischen Handels- und Genossenschaftsunternehmungen nicht verstehen, den Weg zum Bauernmarkt auszubauen.

Die zentrale Aufgabe bleibt, wie bisher, der Zusammenschluss der Staatsindustrie mit der Bauernwirtschaft, das heißt in erster Linie die Herstellung eines richtigen Verhältnisses zwischen der Produktion unserer Staatsindustrie einerseits und den Bedürfnissen und dem Umfang unseres hauptsächlich bäuerlichen Marktes andererseits. Aber diese Aufgabe kann nur in dem Maße gelöst werden, in dem die richtige und systematische Koordinierung verschiedener Faktoren und Elemente der Staatswirtschaft gesichert wird.

Aus all dem muss die ganze Partei die Schlussfolgerung ziehen, dass eine weitere wirtschaftliche Belebung, die in der mehr oder weniger nahen Zukunft die jetzige Krise ablösen wird, nur insoweit der Sache des sozialistischen Aufbaues dienen wird, insofern wir wirklich lernen werden, die Elemente der Staatswirtschaft sowohl in ihrer ständigen Wechselwirkung als auch mit dem Markte in Einklang zu bringen.

Das ist der Grund der außerordentlichen Wichtigkeit der staatlichen Planwirtschaftskommission – des wirtschaftlichen Stabes des sozialistischen Staates – und aller Planwirtschaftsorganisationen in der Provinz. Es muss diesen Institutionen unbedingt jene Stelle gesichert werden, die ihnen die Resolution des XII. Parteitages zugewiesen hat. Die in der letzten Zeit im Interesse der Preisherabsetzung der Fabrikate und des Getreideexports getroffenen Maßnahmen führten bereits zu einer gewissen Belebung des Handelsumsatzes und zur Erhöhung der Getreidepreise. Der Kampf gegen die Hauptursachen der Absatzkrise fordert jedoch von der Partei eine komplizierte und systematische Arbeit an der Durchführung der vom XII. Parteitag beschlossenen Maßregel bezüglich der Konzentration der Industrie, der richtigen Organisierung des Industrie- und Handelsapparates, der Hebung der Landwirtschaft, der Erhöhung ihres technischen Niveaus und ihrer Befähigung zur Konkurrenz auf dem Weltmarkt, eventuell mittels Erhöhung des landwirtschaftlichen Kredits usw. Diese Aufgaben stehen jetzt in ihrer ganzen Größe vor der Partei und fordern unaufschiebbare Lösung. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Partei einmütig die wirkliche Lösung dieser Aufgaben in Angriff nehmen wird.

c) Die objektiven Widersprüche in dem gegenwärtigen Stadium der Übergangsperiode, die im gleichzeitigen Bestehen der verschiedensten Wirtschaftsformen, in dem Vorhandensein von Marktverhältnissen und darin ihren Ursprung haben, dass die Staatsbehörden bei der praktischen Arbeit kapitalistische Methoden anzuwenden gezwungen sind und sich dabei auf verschiedene dem Proletariat.noch fremd gegenüberstehende ausübende Organe stützen müssen – diese objektiven Widersprüche treten in einer ganzen Reihe von negativen Tendenzen zutage. Der Kampf gegen diese Tendenzen muss auf die Tagesordnung gesetzt werden. Zu diesen Tendenzen gehören: die materiellen großen Unterschiede der Parteimitglieder bei den verschiedenen Funktionen, die sie bekleiden (die sogenannten „Extravaganzen"), das Wachsen der Beziehungen zu den bürgerlichen Elementen und deren ideologischem Einfluss; die bürokratische Verengerung des Gesichtskreises, die man von der notwendigen Spezialisierung gut unterscheiden muss, und die dadurch entstandene Vernachlässigung der Beziehungen zwischen den in verschiedenen Arbeitszweigen beschäftigten Kommunisten; die Gefahr des Verlorengehens der Perspektive des sozialistischen Aufbaues und der Weltrevolution; die bereits durch den Parteitag erkannte Gefahr der Entartung eines Teiles der Funktionäre, die bei Ausübung ihres Berufes infolge der NEP mit den bürgerlichen Kreisen in engste Berührung kommen; die merkliche Bürokratisierung des Parteiapparates und die daraus entspringende Loslösung der Partei von den Massen.

2. Die Partei und die werktätigen Massen.

Das Vertrauen der proletarischen Massen zu der Partei hat zugenommen. Das kommt bei den Sowjetwahlen, in der Zersetzung der Menschewiki- und SR-Partei und im Entstehen eines Kaders von parteilosen Arbeitern, die die Partei aktiv unterstützen, zum Ausdruck. Gleichzeitig werden die aktiven kommunistischen Arbeiter, die naturgemäß das Verbindungsglied zwischen der Partei und den parteilosen Massen bilden sollten, fast vollkommen in der administrativen und wirtschaftlichen Arbeit aufgehen und sich dadurch, unvermeidlicherweise, von der Produktion loslösen. Die Hauptaufgabe ist daher die Werbung neuer Parteimitglieder unter den im Betriebe stehenden Arbeitern. Die Aufgabe der Parteiorganisationen besteht darin, gerade dieser Kategorie von Funktionären besondere Aufmerksamkeit zu widmen und alles mögliche zu tun, um sie von der Arbeit in der Produktion nicht zu isolieren, ihnen behilflich zu sein, ihr Kulturniveau zu heben und es ihnen in jeder Weise zu erleichtern, sich an allen Parteiangelegenheiten tatsächlich beteiligen zu können. Die Vergrößerung des proletarischen Kerns der Partei muss während der nächsten Monate eine der wichtigsten Aufgaben aller Parteiorganisationen sein. Organisationen, die bereits in dieser Richtung ihre Tätigkeit entfaltet haben, müssen durch alle industriellen Organe unserer Partei unterstützt werden. Die Partei muss den Zustrom der Industriearbeiter zu den Parteiorganisationen und die Aufnahme der aus der Industriearbeiterschaft hervorgehenden Kandidaten als Parteimitglieder erleichtern. Der Arbeit unter der heranwachsenden proletarischen Jugend muss ebenfalls gesteigerte Aufmerksamkeit zugewendet werden.

Unter der Bauernschaft, wo die proletarischen und halbproletarischen Schichten der landwirtschaftlichen Arbeiter wieder im Anwachsen sind, muss der qualitative Bestand der Dorfzellen in jeder möglichen Weise gebessert, ihre Arbeit in das Geleise der kulturellen und politischen Tätigkeit gelenkt werden; insbesondere muss die Arbeit auf dem Gebiete der Verbreitung von agronomischen Kenntnissen, auf dem Gebiete des Genossenschaftswesens, der Organisation des landwirtschaftlichen Kredits usw. gesteigert werden. Dabei ist eine allgemeine Unterstützung der Dorfarmut (besonders der Ausbau der Komitees der armen Bauern in der Ukraine) und die Heranziehung der landwirtschaftlichen Arbeiter sowohl in unsere Parteiorganisation wie auch in den Verband der Land- und Forstarbeiter notwendig.

Unter der Intelligenz ist ein allgemeiner Umschwung zugunsten der Sowjetmacht zu vermerken. Dieser Umschwung ist außer durch die allgemein bekannten Gründe, auch durch die Besserung der Lage der Intelligenz bei uns (bei gleichzeitiger Verelendung der Mittelschichten in Deutschland) zu erklären. Besonders wichtig ist der Stimmungsumschwung der Dorflehrerschaft und des agronomischen Personals, die zu Hauptverbindungsgliedern zwischen Stadt und Dorf werden können. Der Stimmungsumschwung breiter Schichten der Intelligenz zugunsten der Sowjetmacht, der eine äußerst positive Erscheinung ist, kann jedoch auch negative Folgen haben, da er die Gefahr der ideologischen Einkreisung der Kommunisten erhöht. Der Kampf um die ideologische Reinheit der Partei gegen kleinbürgerliche Verdunkelungstendenzen und gegen die Tendenzen der „Smena Wech" ist daher gleichfalls eine der aktuellen Aufgaben der Partei.

3. Die Partei und die Arbeiterdemokratie.

Die negativen Erscheinungen der letzten Monate sowohl im Leben der gesamten Arbeiterklasse wie auch innerhalb der Partei führen notwendigerweise zu der Schlussfolgerung, dass sowohl im Interesse des erfolgreichen Kampfes der Partei gegen die Einflüsse der neuen Wirtschaftspolitik wie auch im Interesse der Steigerung ihrer Kampffähigkeit auf allen Arbeitsgebieten ein ernster Wechsel des Parteikurses erforderlich ist, und zwar in der Richtung der wirklichen und systematischen Durchführung der Prinzipien der Arbeiterdemokratie. Von diesem Standpunkte ging die gemeinsame erweiterte Sitzung des Zentralkomitees und der zentralen Kontrollkommission im Oktober aus als sie folgenden Beschluss fasste:

Die erweiterte Sitzung des ZK und der ZKK billigt vollkommen den durch das Politische Büro rechtzeitig eingeschlagenen Kurs der innerparteilichen Demokratie und auch die vom Politischen Büro vorgeschlagene Steigerung des Kampfes gegen die „Extravaganzen" (mit dem Wort Extravaganzen wird in der russischen Partei eine für Mitglieder einer revolutionären proletarischen Partei ungeziemende Lebensweise, Anschaffung von Luxusgegenständen usw. bezeichnet. Die Red.) und gegen den zersetzenden Einfluss der neuen Wirtschaftspolitik auf einzelne Elemente der Partei."

Die Arbeiterdemokratie bedeutet das Recht aller Parteimitglieder auf öffentliche Besprechung der wichtigsten Fragen des Parteilebens, die Diskussionsfreiheit über diese Fragen, ferner die Wählbarkeit der führenden Funktionäre und Kollegien von unten hinauf. Keineswegs aber setzt die Arbeiterdemokratie die Freiheit der Fraktionsgruppierungen voraus, die für eine herrschende Partei äußerst gefährlich sind, da sie immer mit der Gefahr der Spaltung oder Zersplitterung der Regierung und des ganzen Staatsapparates drohen.

Es ist selbstverständlich, dass innerhalb einer Partei, die ein freiwilliger Zusammenschluss von Personen auf einer bestimmten ideellen und praktischen Grundlage darstellt, keine Gruppierungen geduldet werden können, deren ideeller Inhalt sich gegen die Partei im Ganzen und gegen die Diktatur des Proletariats richtet, wie zum Beispiel die „Rabotschaja Prawda" (Arbeiterwahrheit) und die „Rabotschaja Gruppa" (Arbeitergruppe).

Nur ein ständiges lebhaftes geistiges Leben kann die Partei als die Partei erhalten, die sie vor und während der Revolution war, mit einem ständigen kritischen Studium ihrer Vergangenheit, der Korrigierung ihrer Fehler und der kollektiven Beurteilung der wichtigsten Fragen. Und nur diese Arbeitsmethoden können die Verwandlung der episodenhaften Meinungsverschiedenheiten in Fraktionsgruppierungen mit allen ihren oben erwähnten Folgen wirksam verhüten.

Um Fraktionsgruppierungen vorzubeugen, ist es erforderlich, dass die führenden Parteiorgane für die Stimme der breiten Parteimassen Verständnis haben, nicht jede Kritik als Zeichen des Fraktionsgeistes betrachten, und dadurch die wohlgesinnten und disziplinierten Parteigenossen veranlassen, sich abseits zu halten oder Fraktionen zu bilden.

Die Partei darf keinesfalls als eine Behörde oder Instanz, sie darf aber auch nicht als Diskussionsklub für allerlei Richtungen betrachtet werden. Der X. Parteitag legte die Prinzipien der Arbeiterdemokratie fest, aber derselbe und auch der XI. und XII. Parteitag haben auch verschiedene Beschränkungen für die Anwendung der Prinzipien der Arbeiterdemokratie beschlossen: das Verbot der Fraktionsbildung (vergleiche die Resolution des X. Parteitages „Über die Einheit der Partei" und die entsprechende Resolution des XI. Parteitages); die Parteisäuberung; beschränkte Aufnahme nicht-proletarischer Elemente in die Partei; Festsetzung einer gewissen . Mitgliedschaftsdauer für die Bekleidung gewisser Kategorien von Parteifunktionen; die Bestätigung der Sekretäre durch die nächsthöhere Parteiinstanz, (vergleiche Parteistatuten). Obwohl unter der neuen Wirtschaftspolitik die Beibehaltung gewisser Einschränkungen auch in der Zukunft für notwendig erscheint, ist es zugleich erforderlich, dass die Zweckmäßigkeit einiger dieser Einschränkungen auf Grund der bereits vorhandenen Erfahrungen, besonders in den unteren Organisationen, einer Revision unterzogen wird, so zum Beispiel das Recht der Bestätigung der Sekretäre durch die nächsthöhere Instanz. Unter keinen Umständen darf es zugelassen werden, dass das Recht der Bestätigung der Sekretäre in Wirklichkeit auf deren Ernennung hinausläuft.

4. Die nächsten Maßnahmen zur Durchführung der Arbeiterdemokratie.

Im Interesse des Kampfes gegen die falsche Anwendung der Richtlinien der Partei, zum Zwecke der tatsächlichen Durchführung der Arbeiterdemokratie, und damit für die ganze Masse der Mitglieder die Möglichkeit der Ausübung eines systematischen Einflusses auf die Richtung der gesamten Parteipolitik gesichert werde, müssen in erster Linie folgende Maßnahmen durchgeführt werden:

a) Es ist auf die strenge Durchführung der Wählbarkeit der Funktionäre mit den oben erwähnten Einschränkungen zu achten; unzulässig ist eine Ernennung dieser Personen gegen den Willen der Organisation; besonders aufmerksam muss darauf geachtet werden, dass das Prinzip der Wählbarkeit der Zellensekretäre durchgeführt werde.

b) Alle wesentlichen Fragen der Parteipolitik müssen – insoweit es durch außerordentliche Verhältnisse nicht verhindert wird, den Parteizellen und der gesamten Parteimasse zur Beratung vorgelegt werden; das Netz der Diskussionsklubs der Partei ist zu erweitern; es darf nicht vorkommen, dass man sich in unrichtiger Weise auf die „Parteidisziplin" beruft, wenn es sich den Parteimitgliedern um das Recht und die Pflicht der Beratung der sie interessierenden Fragen und der Beschlussfassung handelt.

c) Es ist unbedingt dafür zu sorgen, dass neue Funktionäre besonders aus Arbeiterschichten herangezogen werden.

d) Mit besonderer Aufmerksamkeit ist darauf zu achten, dass jener Kern von Genossen, der mit der Masse der Parteimitglieder in Berührung steht, sich die richtige parteipolitische Linie zu eigen macht.

e) In der Praxis ist die obligatorische Rechenschaftslegung der Parteiorgane vor der Körperschaft, von der sie gewählt wurden, und vor der breiten Masse der Parteimitglieder durchzuführen.

f) Die Erziehungsarbeit der Partei ist unter der gesamten Parteimitgliedschaft, besonders aber unter der Jugend und den Frauen zu steigern: zu vermeiden ist dabei jede instanzenmäßige Aufmachung.

g) Zu sorgen ist für den Austausch der Erfahrungen der Funktionäre verschiedener Arbeitszweige; sowohl beim ZK wie auch bei den Provinzial-, Gouvernements- und Bezirkskomitees müssen unbedingt gemeinsame Konferenzen der verantwortlichen Funktionäre aller Arbeitszweige veranstaltet werden.

h) Die Information der Parteimitglieder mittels Presse und durch Reisen der Mitglieder des Zentralkomitees, der zentralen Kontrollkommission, der Provinzial- und Gouvernementskomitees; der Kollegiumsmitglieder, der Volkskommissariate usw. ist weiter auszugestalten.

i) Die Rubriken über das Parteileben in der periodischen Presse müssen mehr ausgenützt werden.

k) Auf dem nächsten Parteitag ist ein Antrag für die halbjährige Einberufung der Gouvernements- und Landesparteikonferenzen einzubringen.

Um die Durchführung aller oben erwähnten Maßnahmen zur Verwirklichung der Arbeiterdemokratie zu gewährleisten, muss von den Worten zur Tat geschritten werden, indem die unteren Parteizellen, die Bezirks-, Rayons- und Gouvernementsparteikonferenzen aufgefordert werden, bei den ordentlichen Wahlen den Parteiapparat von unten herauf systematisch zu erneuern und auf die verantwortlichen Posten solche Funktionäre zu stellen, die die innerparteiliche Demokratie in Wirklichkeit zu sichern fähig sind

5. Über die Kontrollkommissionen.

a) Es wurde der Partei die wichtigste Aufgabe bereits bei der Verbesserung des Staatsapparates zugewiesen. Diese Arbeit erfordert eine lange Zeit, um wirkliche und merkbare Resultate zu zeigen. Die Hauptbedingung dafür, dass die Kontrollkommissionen und die Arbeiter- und Bauerninspektion an der Verbesserung und Säuberung des Staatsapparates mit Erfolg arbeiten können, ist die Mitwirkung der ganzen Partei und ihrer Organisationen und die Mitheranziehung der arbeitenden Massen zu dieser Arbeit. Eine viel engere Verbindung der Kontrollkommissionen mit den entsprechenden Parteikomitees und ein mehr aktiver Tätigkeitsbericht der Kontrollkommissionen und der Arbeiter- und Bauerninspektion vor der öffentlichen Meinung der Partei und der werktätigen Massen ist notwendig.

b) Die Erfahrung der letzten Monate bewies, dass außer der zentralen Kontrollkommission auch die Kontrollkommissionen der Provinz, die Gouvernements- und Provinzialkontrollkommissionen sich mit den Fragen des Staatsapparates beschäftigen müssen, dass also die Frage der Erweiterung der Funktional der lokalen Kontrollkommissionen auf die Tagesordnung gesetzt werden muss

c) Die Heranziehung der Werktätigen zum Studium und zur .Arbeit an der Verbesserung des Staatsapparates kann in der Form von entsprechenden, zur Mitarbeit berufenen Zellen in den Betrieben und Staatsbehörden geschehen. Die Bildung dieser Zellen obliegt der Kontrollkommission und der Arbeiter- und Bauerninspektion, mit Hinzuziehung der Gewerkschaften. Die Parteizellen müssen in den Betrieben in enger Verbindung mit diesen Zellen arbeiten.

d) Eine besonders wichtige Aufgabe der Kontrollkommissionen ist gegenwärtig der Kampf gegen die bürokratischen Auswüchse des Parteiapparates und der Parteipraxis; sie muss alle jene Parteifunktionäre zur Verantwortung ziehen, die die Durchführung des Prinzips der Arbeiterdemokratie in der Praxis der Parteiorganisationen hindern (Beeinträchtigung der Freiheit der Aussprache in den Organisationen, die in den Parteistatuten nicht vorgesehene Einschränkung der Wählbarkeit usw.).

e) Besondere Bedeutung unter den heutigen Verhältnissen kommt dem Kampfe der Kontrollkommissionen gegen die sogenannten „Extravaganzen" im Staatsapparat und bei einzelnen führenden Personen zu. Dem demoralisierenden Einfluss der negativen Seiten der neuen Wirtschaftspolitik auf die Mitglieder unserer Partei und besonders auf die einzelnen verantwortlichen Funktionäre muss die ganze Partei in der energischsten Weise entgegentreten.

f) Die Politik der Anwendung schärfster Parteirepressalien (Ausschluss aus der Partei) muss einer Revision unterzogen werden. Gegenüber den Arbeitern aus den Betrieben muss die größt möglichste Nachsicht geübt werden, und die schärfsten Maßnahmen (Ausschluss aus der Partei) sollen hier nur in den wirklich notwendigen Fällen in Anwendung gebracht werden, das heißt, wenn die anderen Maßnahmen der parteimäßigen Beeinflussung erschöpft worden sind.

Notwendig ist endlich, dass die früher aus der Partei ausgeschlossenen Mitglieder, besonders wenn sie Industriearbeiter sind, eine wirklich kameradschaftliche Behandlung erfahren, wenn sie um ihre Rückaufnahme in die Partei ersuchen und wenn die Hoffnung besteht, dass sie die ihnen durch die Partei auferlegten Pflichten in richtiger Weise erfüllen werden.

6. Parteiorganisation und Wirtschaftsarbeit.

Ein großer Vorzug ist die Tatsache, dass wir in den Reihen unserer Partei über alle Kategorien von Arbeitern (sowohl in den Betrieben, wie unter den verantwortlichsten Führern der Wirtschaft) verfügen. Alle diese Funktionäre müssen und können bei einer richtigen Auffassung ihrer Aufgabe ihre außerordentlich vielseitige wirtschaftliche Erfahrung im Interesse der wirklich parteimäßigen Führung des Wirtschaftslebens nutzbar machen. Den Wirtschaftsfunktionären muss in ihrem Arbeitskreise genügende Unabhängigkeit gewährt werden, und die Partei muss ihnen vollkommene Unterstützung zukommen lassen. Die systematische parteimäßige Führung darf keineswegs zu Haarspaltereien aus zufälligen und nebensächlichen Anlässen ausarten.

Zu diesem Zwecke ist die Annäherung der kommunistischen Zellen an die Produktion erforderlich; Berichte und Informationen seitens der kommunistischen Wirtschaftsfunktionäre müssen regelmäßig erstattet werden; die Berichte müssen ihrem Wesen nach besprochen werden; notwendig ist die Veranstaltung systematischer gemeinsamer Konferenzen der Vertreter der Parteizellen von Unternehmungen, die eine größere wirtschaftliche Einheit (zum Beispiel Trust) bilden, und die Abhaltung wirtschaftlicher Parteikonferenzen; die Vertreter der Parteizeilen müssen über diese Konferenzen in ihren Parteizellen Bericht erstatten. Es ist eine systematischere Berichterstattung über die Erfahrungen der unteren Parteizeilen erforderlich.

7. Die Arbeit unter den Massen und die Heranziehung zur praktischen Aufbauarbeit.

Die Heranziehung der Massen zur praktischen Aufbauarbeit muss gerade im Hinblick auf die Gefahr der Loslösung des Staates von den Massen gesteigert werden. Daher muss die Berichterstattungs- und Informationspflicht der verantwortlichen Wirtschaftsfunktionäre auch gegenüber den Massen durchgeführt werden (Delegierten- und öffentliche Arbeiterversammlungen, Betriebskomitees, Konferenzen parteiloser Arbeiter und Bauern usw.).

Besondere Aufmerksamkeit muss auch der Annäherung der Gewerkschaften zur Produktion zugewendet werden. Notwendig ist die Stärkung des Einflusses der Gewerkschaften auf die Auswahl und Heranziehung neuer Leute für wirtschaftliche Posten, auf die Kontrolle der Tätigkeit der Wirtschaftsorgane (besonders große Bedeutung hat auch die Kontrolle über die rechtzeitige Auszahlung und über die regelrechte Form des Arbeitslohnes usw.). Die Gewerkschaften müssen Industriekonferenzen nach Wirtschaftseinheiten (Trust) mit Beteiligung der Vertreter der Betriebskomitees und der Führer der Unternehmungen einberufen. Die Gewerkschaften müssen über ihre Arbeit in der Gewerkschaftspresse berichten. Die Gewerkschaftspresse muss verbessert und ausgebaut werden.

Die Institution der Arbeiterkorrespondenten muss mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausgebaut werden, es ist dabei jede Instanzenmäßigkeit und Bürokratisierung zu vermeiden. Der periodischen Presse der Partei und den Räteorganen muss die Verpflichtung auferlegt werden, die seitens der Massen erhobenen Forderungen und Vorschläge mit dem größt möglichsten Feingefühl und Verständnis zu behandeln.

Bei den Sowjetwahlen muss mit der größten Sorgfalt die Heranziehung neuer Leute beachtet werden; außer den Parteigenossen sollen auch tatkräftige parteilose Arbeiter gewählt und zur aktiven Arbeit (in den einzelnen Sektionen der städtischen Sowjets, bei der Beratung der Sektionen und Exekutivkomitees mit Delegationen der Arbeiter und Bauern, in den Zellen für Mitarbeit an der Arbeiter- und Bauerninspektion usw.) herangezogen werden.

Die Praxis der breiten parteilosen Konferenzen muss eine Erweiterung erfahren; die Entwicklung der verschiedenen freiwilligen, selbsttätigen Kultur-, Aufklärungs-, Sport- usw.-vereinigungen, besonders solcher Vereinigungen, die mit dem Familien- und gesellschaftlichen Alltagsleben der Arbeitermassen in unmittelbarer Verbindung stehen (Gemeinschaftsküchen usw.) ist zu fördern.

Unerlässlich ist die Erweiterung der Praxis der Einberufung von öffentlichen Versammlungen durch die Parteizellen und an Hand dieser öffentlichen Versammlungen die Auswahl eines Kaders aktiver parteiloser Hilfskräfte für unsere Partei.

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