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Leo Trotzki 19180127 Resolution des III. Allrussischen Kongresses des Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten zur Friedensfrage

Leo Trotzki: Resolution des III. Allrussischen Kongresses des Sowjets

der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten zur Friedensfrage1

(27. Januar 1918)

[„Iswestija S. R. i S. D.", 29. Januar (16), 1918. Eigene Übersetzung nach Л. Троцкий. Сочинения. Том 17, часть 1. Москва-Ленинград, 1926, S. 66]

Der Allrussische Sowjetkongress der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten bestätigt und billigt all jene Erklärungen und Schritte der Sowjetregierung, die auf einen allgemeinen demokratischen Frieden abzielen.

Der Allrussische Kongress stellt fest, dass die Bedingungen der österreichisch-deutschen Delegation nicht nur eine Verletzung der Prinzipien der Demokratie darstellen, sondern auch eine völlige Verleugnung jener Prinzipien, die von den Delegationen der Mittelmächte in der Deklaration vom 12./25. Dezember anerkannt wurden.

Die Mittelmächte bemächtigten sich der Polen, Litauer, der halben Letten, Teilen der Ukrainer, Weißrussen und Esten und nahmen ihnen das Recht auf wirkliche Selbstbestimmung und behaupten gewalttätig in ihrer Mitte die Herrschaft der Privilegierten und Mächtigsten. So ist die militärische Besetzung, die die Mittelmächte auch nach dem Abschluss eines allgemeiner Friedens zu erhalten beabsichtigen, direkt gegen die Verwirklichung eines demokratischen Friedens nach den Grundsätzen der russischen Revolution gerichtet.

Der Allrussische Kongress bringt seine tiefe Überzeugung zum Ausdruck, dass diese Annexionspolitik machtlos sein wird, die arbeitenden Massen Russlands von den arbeitenden Massen Deutschlands und Österreich-Ungarns abzuschneiden.

Im mächtigen Protest der Arbeiter von Wien, Niederösterreich und Ungarn gegen einen annexionistischen Frieden, in der erwachenden revolutionären Bewegung des deutschen Proletariats sieht der Allrussische Kongress eine bessere Garantie gegen den imperialistischen Frieden, der auf Versklavung, Gewalt und verschleierten Kontributionen beruht.

Der Allrussische Kongress, der das Verlangen des russischen Volkes nach einer sofortigen Einstellung des Krieges erneut vor der ganzen Welt verkündet, weist seine Delegation an, die Prinzipien des Friedens auf der Grundlage des Programms der russischen Revolution zu wahren.

Lang lebe der ehrliche demokratische Frieden!

Lang lebe die revolutionäre Brüderlichkeit der Völker!

1 Da zu diesem Zeitpunkt in der Friedensfrage bereits Meinungsverschiedenheiten sowohl innerhalb der RKP als auch zwischen den Kommunisten und den linken Sozialrevolutionären bestanden, hätte jede Konkretisierung der Direktiven den Kampf der Meinungen weiter verschärfen und bestimmte Teile der RKP auf dem Kongress gegeneinander stellen können. Die Resolution wurde daher bewusst so verfasst, dass ohne konkrete Weisungen dem Zentralkomitee der RKP und der Sowjetregierung Handlungsfreiheit eingeräumt wurde.

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