Parvus 18980423 Zur Kampfesweise des “Vorwärts”

Parvus: Partei-Angelegenheiten

[Sächsische Arbeiter-Zeitung, Nr. 92 (23. April 1898)]

Zur Kampfesweise des “Vorwärts”. Der “Vorwärts” antwortet auf die von uns abgedruckte Zuschrift des Genossen Ledebour in folgender Weise:

Genosse Ledebour teilt in einer längeren Zuschrift an die “Sächs. Arbeiter-Zeitung” mit, dass er in der bekannten Versammlung des dritten Berliner Wahlkreises sich nicht als den “Schärfer des Parteigewissens” bezeichnet hat, wie der “Vorwärts” “perfide” “verdreht” habe, sondern, dass er gesagt habe, er werde, falls er gewählt würde, “bestrebt sein, das Parteigewissen zu schärfen”. Wir schenken dem Genossen Ledebour diesen Unterschied und die Fülle des Geschimpfes, das er über uns ausgießt.

Genosse Ledebour sagt in derselben Zuschrift von der Redaktion des “Vorwärts”, dass sie “durch eine unglückliche Verkettung von Umständen die Leitung unseres Zentralorgans in die Finger bekommen hat”. Man muss daher wohl bedauern, dass Genosse Ledebour vor 1½ Jahren die “Vorwärts”-Redaktion schnöde verlassen und so das Zentralorgan und die Partei in das größte Unheil gebracht hat. Es wird nicht besser werden, als bis die berufsmäßigen Tadler des “Vorwärts” die Leitung des Zentralorgans der Partei übernehmen.”

Die Antwort ist in der Verteidigung wie im Angriff genau nach der Schablone gefertigt, die wir bereits gekennzeichnet haben. Soll sich nun Genosse Ledebour gegen die neue Insinuation verteidigen, dass er aus Geschäftsneid, weil er nicht mehr unter den Redakteuren sitzt, das politische Gebaren des “Vorwärts” bekämpft? Dann wird dieser Giftpfeil herausgezogen und ein neuer hineingesetzt! Dergleichen straft man mit Verachtung. Man scheint in der Redaktion des “Vorwärts” gar keine anderen Beweggründe mehr für politische Handlungen zu kennen als die des Futtertroges. Welcher “Geschmack”, ihr Götter!

Comments