Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale 19200602 Offenes Schreiben an die Mitglieder der KAPD

Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale: Offenes Schreiben

an die Mitglieder der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands

[Manifest, Richtlinien, Beschlüsse des Ersten Kongresses. Aufrufe und offene Schreiben des Exekutivkomitees bis zum Zweiten Kongress. Hamburg 1920, S. 292-319]

Genossen!

Am 4. April 1920 wurde in Berlin auf Initiative einiger Gruppen der „linken" Opposition ein Parteitag eröffnet, der sich als neue Partei, als die Kommunistische Arbeiterpartei proklamierte. Auf diesem Parteitag waren, wie seine Organisatoren behaupten, etwa 38.000 Mitglieder vertreten.

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale erfuhr von diesem Parteitag erst einige Wochen später, nachdem er stattgefunden. Eine Benachrichtigung über den bevorstehenden Parteitag hatten wir nicht erhalten. Die Erklärung der Organisatoren des Parteitags (siehe Protokolle dieses Parteitags), dass auf dem Parteitag ein Vertreter des Westeuropäischen Büros der Kommunistischen Internationale anwesend gewesen sei, ist nicht richtig.

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale hat den Bericht der Vertreter Eures Parteivorstandes über die Gründung der Kommunistischen Arbeiterpartei entgegengenommen, ihn in langer Diskussion unter Heranziehung des ganzen in Betracht kommenden Materials reiflich geprüft. Das Exekutivkomitee hat demnach auf Grund der vollen Kenntnis der Tatsachen beschlossen, sich an Euch mit diesem Brief zu wenden, um Euch den Standpunkt auseinanderzusetzen, den das Exekutivkomitee zu den Streitfragen der deutschen Revolution einnimmt.

Wir wissen, dass die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands aus ehrlichen, revolutionär gesinnten Arbeitern besteht, wir wissen, dass diese Arbeiter vom heiligen Willen zum Kampf um die Befreiung des Proletariats erfüllt sind, wir wissen, dass sie tief überzeugt sind, auf dem Boden der Kommunistischen Internationale zu stehen. Wir wissen, dass unser Urteil über die Haltung der Kommunistischen Arbeiterpartei sie schmerzen wird.

Doch zum Unterschied von der Zweiten Internationale betrachtet das leitende Organ der Dritten Internationale Konflikte innerhalb der einzelnen Parteien durchaus nicht vom Standpunkt der „Diplomatie" und lässt sich nicht bloß von formell-organisatorischen Erwägungen leiten. Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale erblickt seine Aufgabe darin, der leitende politische Mittelpunkt für die Arbeiterbewegung aller Länder zu sein. Das Exekutivkomitee hält es auch im gegebenen Fall für seine Aufgabe, sich vollkommen offen über das Wesen jener Streitfragen und Probleme zu äußern, die durch die Spaltung der Kommunisten in Deutschland so akut geworden sind.

Wir sind durchaus nicht Anhänger der Einheit um jeden Preis. Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale legt sich vollkommen Rechenschaft darüber ab, dass es Situationen gibt, wo es die heilige Pflicht eines Revolutionärs ist, diese oder jene Parteiorganisation zu spalten. Das sind Fälle, wenn die alte Parteiorganisation, der Du früher angehörtest, den Interessen des Proletariats untreu geworden ist und das Proletariat den Weg des Verderbens führt. Die Organisatoren der neuen Kommunistischen Arbeiterpartei, die die Initiative der Spaltung der Kommunisten in Deutschland übernahmen, befanden sich unserer tiefsten Überzeugung nach keineswegs in einer solchen Lage. Im Gegenteil, jene Anschauungen, die die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands zum Unterschied von der alten Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) propagandiert, sind nach der Ansicht des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale ein direktes Abweichen vom Kommunismus und werden unheilbringende Folgen für die neue Partei haben.

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale will damit durchaus nicht sagen, dass es in allen Einzelheiten absolut solidarisch ist mit der Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund), gegen welche die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands das Banner der Revolte erhoben hat. Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale findet z. B. jene Motivierung völlig irrig, die die Zentrale des Spartakusbundes in ihrer bekannten Erklärung vom 21. März 1920 im Zusammenhang mit der damals entstandenen Frage über die Möglichkeit der Bildung einer sogenannten „rein sozialistischen“ Regierung gab. Es war ein Irrtum zu erklären, dass eine solche „reinsozialistische“ Regierung eine Situation sichern könne, „wo die bürgerliche Demokratie nicht als Diktatur des Kapitals auftreten könnte“.

Wir geben auch zu, dass die Zentrale des Spartakusbundes im Organisationskampf mit den Elementen der Opposition nicht immer genügend Ruhe und Umsicht geäußert und dadurch einen Teil der Arbeiter in die Arme der anarcho-syndikalistischen Schreihälse getrieben hat. Wir müssen aber mit völliger Bestimmtheit allen Mitgliedern der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands erklären, dass in allen jenen wichtigsten prinzipiell-taktischen Problemen, die jetzt in Deutschland und auch in der gesamten Kommunistischen Internationale zu brennenden Tagesfragen geworden sind, nicht die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands, sondern die Kommunistische Partei Deutschlands (Spartakusbund) im Recht ist.

Wollen wir diese Probleme der Reihe nach erörtern.

Die wichtigste Frage ist unseres Erachtens die Frage der Teilnahme der Kommunisten an den Gewerkschaften und an der Wahlkampagne der Betriebsräte.

Es handelt sich hier darum, ob der Kommunismus sich in Deutschland in eine von den Massen abgesonderte Sektenströmung verwandelt, die im besten Fall in eine solche Richtung ausartet, wie sie der verstorbene De Leon in Amerika schuf, oder ob der deutsche Kommunismus sich mit der Massenbewegung der Arbeiter vereinen und sie von dem sie zersetzenden Opportunismus heilen kann.

Der Berliner Kongress der Kommunistischen Arbeiterpartei hat in Deutschland offiziell die Parole des Austritts der deutschen Kommunisten aus den „freien“ Gewerkschaften bestätigt – jene Parole, die Fritz Wolfheim, H. Lauffenberg, Schröder, Friedrich Wendel und einige andere Literaten ausgegeben haben.

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale kann sich durchaus nicht mit dieser Parole einverstanden erklären.

Welche Beweisgründe führt der Berliner Kongress der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands für die Parole des Austritts der Kommunisten aus den „freien“ Gewerkschaften an? Der Kongress führt nur eine einzige – leider völlig ungenügende und unverständige – Begründung an: die „freien“ Gewerkschaften seien reformistische Verbände, die ein williges Werkzeug in den Händen der bürokratischen Führer bleiben.

Verweilen wir ausführlicher bei dieser Frage.

Die Mitgliederzahl der „freien“ Gewerkschaften Deutschlands wächst mit unerhörter Schnelle. Von drei Millionen Mitgliedern, die die „freien“ Verbände zu Beginn des imperialistischen Krieges zählten, und von den anderthalb Millionen, bis zu welcher Ziffer die Mitgliederzahl der „freien“ Verbände während des Krieges gefallen war, ist die Mitgliederzahl dieser „freien“ Verbände jetzt fast bis zu acht Millionen gestiegen. Die Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands strömen unaufhaltsam in die Verbände, da sie durch diese die Befriedigung einiger ihrer elementarsten wirtschaftlichen Forderungen erhoffen. Kann die Kommunistische Arbeiterpartei abseits von den Organisationen stehen, welchen fast die Mehrheit der gesamten Arbeiterklasse des in Frage kommenden Landes angehört? Unseres Erachtens keinesfalls!

Wir wissen sehr gut, dass die gegen die sogenannten „freien“ Verbände in Deutschland gerichteten Anklagen vollkommen gerecht sind. Die „freien“ Verbände in Deutschland waren ebenso wie die Sozialdemokratische Partei Deutschlands während der vier Jahre des imperialistischen Krieges eine zweifellose Agentur der imperialistischen Bourgeoisie. Die Führer der „freien“ Verbände sind in den Augen aller kommunistisch gesinnten Arbeiter nichts anderes als Verräter des Sozialismus, bewusste Agenten des Kapitals unter den Arbeitern. Die Arbeiteraristokratie, die in diesen „freien“ Verbänden den Ton angibt und aus ihrer Mitte eine ganze Kaste der Arbeiterbürokratie mit ihren selbständigen halbbürgerlichen Interessen in den Vordergrund gerückt hat, ist das wichtigste Hindernis zum Sieg der Arbeiterklasse über die Bourgeoisie. Der gesamte Organisationsaufbau der jetzigen „freien“ Gewerkschaften ist vollkommen und unbedingt darauf gerichtet, die Durchschnittsmitglieder der Verbände rechtlos und wortlos zu belassen und alle Angelegenheiten der Willkür eines kleinen Häufleins der Gewerkschaftsbürokratie anheimzustellen. Das stimmt alles. Und nichtsdestoweniger ist die Parole „Hinaus aus den freien Gewerkschaften“ eine irrige Parole, die nur dazu dient, die uns verhassten Gewerkschaftsbürokraten zu unterstützen.

Was können unsere Anhänger der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands den „freien“ Gewerkschaften, die etwa 8 Millionen Mitglieder zählen, entgegenstellen? Sie haben die sogenannte Allgemeine Deutsche Arbeiterunion gegründet. Diesem Verband sind aber in ganz Deutschland nach der Aussage ihrer Organisatoren selbst insgesamt etwa 70.000 Mitglieder beigetreten. Und die Leiter dieses Verbandes führen die ganze Sache so, dass die Gefahr der Verwandlung derselben in einen typischen, von den Massen los gelosten Sektiererverband, in eine tote Treibhausorganisation, die nicht fähig ist, sich mit den breiten Kreisen des Proletariats in Verbindung zu setzen, mit jedem Tage realer wird. Die sozialdemokratischen Führer der „freien“ Gewerkschaften bedürfen ja nur dessen, dass die vorgeschrittenen kommunistischen Arbeiter aus diesen Verbänden austreten und die Herren Legien, Sassenbach, Robert Schmidt u. a. „Gewerkschaftsführer“ als völlige Herren in den „freien“ Gewerkschaften lassen.

Die „freien“ Gewerkschaften sowie die ganze Zweite Internationale sind ein Produkt der ganzen friedlich-reformistischen Epoche, die in Deutschland mehr als ein Vierteljahrhundert dauerte, beginnend mit dem Fall des Sozialistengesetzes und abschließend 1914, mit dem Beginn des imperialistischen Krieges.

Die neue Epoche, die Epoche des erbitterten Klassenkampfes, der sich vor unseren Augen in einen Bürgerkrieg verwandelt, verwandelt auch die „freien“ Gewerkschaften in eine neue Organisation. Einige dieser „freien“ Verbände müssen wir direkt spalten, andere werden ganz oder in ihrer Mehrzahl selbst zu uns übergehen. Die entbrennende proletarische Revolution wird mit glühendem Eisen die opportunistischen Tendenzen aller Massenorganisationen der Arbeiter ausmerzen, darunter auch die der „freien“ Gewerkschaften, und diese Organisationen in einen Stützpunkt der Diktatur des Proletariats verwandeln.

. Dieser Werdegang der Umwandlung der Gewerkschaften hat auch in Deutschland begonnen. Schon verjagen viele Gewerkschaften in Deutschland die sozialdemokratischen Führer und ersetzen ihre Leitungen durch Unabhängige, zum Teil auch durch Kommunisten. In den Massen der Mitglieder der „freien“ Gewerkschaften hat bereits die lebhafteste Differenzierung eingesetzt, die mit jedem Tag den Einfluss des Kommunismus in den Gewerkschaften verstärken wird.

Gewiss, dieser Werdegang schreitet langsam fort, zu langsam, weit langsamer, als wir es wünschten. Die Masse der Durchschnittsmitglieder in den „freien" Gewerkschaften soll durch ihre eigene Erfahrung alle Verrätereien der jetzigen Führer und die ganze Hilflosigkeit der sozialdemokratischen Taktik erkennen. Die Märzereignisse in Deutschland während des gegenrevolutionären Umsturzes von Kapp-Lüttwitz haben immer wieder bewiesen, was für eine gigantische Kraft die gegenwärtigen Gewerkschaften darstellen, welch unverbesserlichen Schaden sie der Sache der proletarischen Revolution in jenem Augenblick zufügen, da sie der gelben Sozialdemokratie folgen, und was für eine große Kraft sie darstellen könnten, wenn es den Kommunisten gelingen würde, die Verbände dem Einfluss dieser Sozialdemokratie zu entreißen.

Der Gang der Ereignisse sorgt jedoch dafür, die Durchschnittsmitglieder der Gewerkschaften von ihrem Vertrauen zu der „alten", „bewährten" Taktik der Sozialdemokratie zu heilen. Die Lehren des Lebens sind zu eindringlich. Es ist Sache der Kommunisten in Deutschland, die vor sich gehende Entwicklung zu erleichtern und zu beschleunigen. Das kann aber nur auf diese Weise geschehen, dass man innerhalb der „freien" Verbände bleibt, in diesen kommunistische Fraktionen – wenn anfangs auch nur kleine – bildet, aufs Energischste an der laufenden alltäglichen Arbeit des Verbandes teilnimmt und den Bankrott der Herren Legien in dieser laufenden Arbeit auf Schritt und Tritt aufdeckt.

Aber gerade das wollen ja die Anhänger der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands nicht tun. Sie ziehen es vor, auf eine Organisation, der auf jeden Fall etwa 8 Millionen Mitglieder angehören, verächtlich zu verzichten. Sie vergessen, dass es weit leichter ist, die Parole „Hinaus aus den Gewerkschaften" auszugeben, als in dieser oder jener Gewerkschaft eine wenn auch nur kleine kommunistische Fraktion zu bilden. Sie ersetzen eine ernste, schwierige, revolutionäre Tat durch hohle Phrase. Die Kommunisten wären des Namens „Kommunisten" unwürdig, wenn sie nicht geduldig und hartnäckig die von der Bourgeoisie und der Sozialdemokratie demoralisierten Arbeiter zu erziehen verstünden. Diese Aufgabe erfordert aber, dass sie innerhalb der Verbände verbleiben und an jedem Beispiel des Verrats der Herren Sozialdemokraten den Durchschnittsmitgliedern der Gewerkschaften die Notwendigkeit illustrieren, die Gewerkschaften in neue Bahnen zu lenken.

Die russischen Kommunisten, deren Beispiel jetzt für die Arbeiter aller Länder eine so große Bedeutung hat, waren während einer Reihe von Jahren auch in der Minderheit in den Gewerkschaften. Auch nach der Februarrevolution 1917 bildeten die Bolschewiki noch immer die Minderheit in der russischen Gewerkschaftsbewegung. In den Jahren der Krise 1908–1911 fanden sich unter den russischen Bolschewiki ebenfalls Gruppen übermäßig „linker“ Genossen, die sich gegen die Arbeit in den Gewerkschaften, die damals den Menschewiki folgten, äußerten. Die Bolschewiki verlachten diese „linken“ Genossen als hohle Schreier. Und die Bolschewiki haben es verstanden, durch langwierige und hartnäckige Arbeit innerhalb der Gewerkschaften dieselben allmählich zu erobern und auf unsere Seite zu bringen. Dasselbe müssen alle wahren Revolutionäre, müssen die deutschen kommunistischen Arbeiter jetzt tun.

Die gesamte Kommunistische Internationale ist äußerst interessiert daran, dass die deutschen Kommunisten keinen unverbesserlichen Fehler in der Gewerkschaftsfrage begehen. Gerade jetzt erlangt diese Frage eine tiefe internationale Bedeutung. Die Zweite Internationale, sofern von einer politischen Organisation der Arbeiterklasse die Rede ist, ist wie ein Kartenhaus zusammengestürzt. Die Zweite Internationale ist aber bestrebt, sich wieder aufzurichten, und zwar gestützt auf die Gewerkschaften. Die Amsterdamer internationale Vereinigung der „sozialdemokratischen“ Gewerkschaften ist eben eine weit ernstere Gegnerin der Kommunistischen Internationale als das Brüsseler Internationale Büro der Zweiten Internationale.

Wenn die Zweite Internationale noch irgendwo zeitweilig sich aufrichten kann, so nur in dem Fall, wenn es ihr gelingt, ihren Einfluss auf die Gewerkschaften zu behalten. Wenn die Zweite Internationale noch irgend einen Massenstützpunkt in der Arbeiterbewegung hat, so nur durch die Gewerkschaften, die wir noch nicht der Zweiten Internationale abzuringen verstanden haben, die wir nicht dem zersetzenden Einfluss der Sozialdemokratie zu entreißen verstanden oder vermocht haben. Die Amsterdamer internationale Vereinigung der „freien" Verbände ebenso zu zertrümmern, wie wir die Brüsseler Zweite Internationale zertrümmert haben, ist die wichtigste laufende Aufgabe der proletarischen Revolution. Die Bourgeoisie hält sich gegenwärtig nur noch durch die Überreste des Einflusses der Zweiten Internationale an der Macht. Diese letztere aber hält sich nur noch durch die Überreste ihres Einflusses auf die „freien" Gewerkschaften über Wasser. Der Irrtum der Kommunisten auf diesem Gebiet kann nicht mehr und nicht minder zur Folge haben, als die Verlängerung der Herrschaft der Bourgeoisie. Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands hilft, ohne es natürlich selbst zu wünschen, der Bourgeoisie, ihre Herrschaft über die Arbeiterklasse zu verlängern. Damit kann die Kommunistische Internationale sich keinesfalls aussöhnen.

Nicht Austritt aus den „freien" Gewerkschaften, nicht verächtliches, aristokratisches Verzichten auf die Arbeit in denselben, sondern angespannte Arbeit innerhalb dieser Verbände, Bildung kommunistischer Fraktionen in den kleinsten Abteilungen eines jeden dieser Verbände, unermüdlicher Kampf gegen die Sozialdemokratie innerhalb dieser Verbände, systematische, hartnäckige Arbeit, um dieses letzte Werkzeug der Knechtung der Arbeiter den Händen der Agenten des Kapitals zu entreißen – das ist die Parole der Kommunistischen Internationale.

Die Unlust der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands, an der Wahlkampagne der Betriebsräte teilzunehmen, scheint uns auch ein Irrtum zu sein, der die schwersten Folgen haben kann. In den Fällen, wo Ihr in Deutschland die Möglichkeit habt, auf eigenmächtige revolutionäre Weise außergesetzliche Industrieräte zu organisieren (so war die Lage der Dinge z. B. während der Kappwoche), in diesen Fällen ist es selbstverständlich notwendig, gerade solche außergesetzliche Räte zu bilden. Es wäre aber unklug, die Teilnahme an den Wahlen in die jetzigen Räte auch dann zu verweigern, wenn diese Wahlen auf Grund des bekannten reaktionären Gesetzes geschehen, das die Sozialdemokraten im Bund mit der Bourgeoisie durch ihre weiße Nationalversammlung durchgeführt haben. Das Hauptsächlichste, was wir in Deutschland im Auge behalten sollen, ist folgendes: der geistige Einfluss des Kommunismus in Deutschland ist schon sehr bedeutend, der geistige Einfluss des Kommunismus ist auch in den Reihen der Unabhängigen Partei sehr stark, die gezwungen ist, unsere Prinzipien sich zu eigen zu machen, unser Programm zu wiederholen. Doch allein der geistige Einfluss genügt nicht. Wir brauchen eine organisatorische Verkörperung unserer Ideen. Das ist die Hauptsache, woran es uns in dem jetzigen Deutschland mangelt. In organisatorischer Beziehung ist der deutsche Kommunismus noch äußerst schwach. Und gerade deshalb sind die deutschen Kommunisten verpflichtet, jegliche geringste Möglichkeit auszunutzen, um ihre Ideen organisatorisch zu festigen, um auch auf dem Boden der jetzigen Scheidemanngesetzlichkeit sich Organisationszellen zu schaffen.

Die russischen Kommunisten hatten unter der Herrschaft der Menschewiki und Kerenskis auch ihre illegalen Organisationen, doch sie benutzten jede „gesetzliche“ Möglichkeit, die das Regime Kerenskis darbot, um sich auch legale Zellen zu schaffen. Die russischen Revolutionäre weigerten sich unter dem Zaren nicht, auch das reaktionäre Gesetz über die Fabrikältesten auszunutzen. Ebenso müssen die deutschen Kommunisten jetzt handeln.

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Eine absolut irrtümliche Stellung hat der Berliner Parteitag der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands auch in der Frage des Parlamentarismus eingenommen. Der Parteitag hat sich gegen jegliche Ausnutzung des Parlamentarismus in dem gegenwärtigen Deutschland geäußert. Und der Parteitag fand in seiner Begründung keine einzige ernste Beweisführung außer den gewöhnlichen anarchistichen „Beweisführungen“ zur Verteidigung dieser Entscheidung.

Die verstorbenen Genossen Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg äußerten sich wie bekannt auf dem ersten Gründungsparteitag der Kommunistischen Partei Deutschlands für die Teilnahme an den bevorstehenden Wahlen zur deutschen Nationalversammlung. Jetzt ist es auch einem Blinden klar, dass Liebknecht und Luxemburg recht hatten. Liebknecht und Luxemburg blieben aber selbstverständlich innerhalb ihrer Partei, trotzdem die Mehrheit der Partei sich gegen die Wahlen zur Nationalversammlung geäußert hatte. Wir sind der Meinung, dass auch jetzt die Frage des Parlamentarismus, die eine untergeordnete Rolle spielt, keineswegs zum Objekt der Spaltung unter den Kommunisten werden kann. Wegen dieser einen Frage soll man sich nicht spalten. Sofern aber diese Frage in Deutschland entstanden ist, ist die Kommunistische Internationale genötigt, sich auch in dieser Frage aufs Entschiedenste gegen jene Stellung zu äußern, die der Berliner Parteitag der Kommunistischen Arbeiterpartei eingenommen hat.

Die Kommunistische Partei Russlands hat seit dem Beginn der Februarrevolution aufs Aktivste an den städtischen Munizipalwahlen teilgenommen und hat dieser Arbeit eine große Bedeutung beigemessen. Die Kommunistische Partei Russlands hat an den zweiten Wahlen zur Petrograder Stadtduma teilgenommen, die einige Wochen vor dem Oktoberaufstand stattfanden. Die Kommunistische Partei Russlands hat auch noch an den Wahlen zur Konstituierenden Versammlung teilgenommen, nachdem die Macht bereits von der Arbeiterklasse erobert war. Die russischen Bolschewiki haben in den Übergangsjahren 1908–1911 völlig mit den „linken", sogenannten „Otsowisten“ (Abberufern) gebrochen, die die Abberufung der Arbeiterdeputierten aus der zaristischen Duma forderten. Die russischen Bolschewiki hatten in der ultrareaktionären Reichsduma ihre Fraktion, die für den Protest gegen den imperialistischen Krieg vom Zaren zu Zwangsarbeit verurteilt wurde. In allen diesen Fällen hat die kommunistische Revolution in Russland durch die Ausnutzung des Parlamentarismus nur gewonnen.

Einen gigantischen Nutzen brachte der ermordete Liebknecht in den Jahren 1914–1916 unserer Sache durch sein revolutionäres Auftreten im deutschen Reichstag. Das kann kein einziger klassenbewusster Arbeiter Deutschlands verneinen. Ein gleiches Beispiel bot der schwedische Kommunist Höglund in Schweden, boten die bulgarischen und serbischen Bolschewiki in ihren Ländern. Die Ausnutzung des Parlamentarismus in dem gegenwärtigen Deutschland fürchten, heißt, sich ein Zeugnis der Armut ausstellen. Ja, die alte reformistische Friedensepoche hat vorzugsweise Parlamentarier vom Typus Scheidemann geschaffen, d. h. Leute, für welche die Tribüne des Parlaments zum Werkzeug des Kompromisses mit der Bourgeoisie und zum Betrug der Arbeiter diente. Die neue Epoche, die Epoche der proletarischen Revolution, schafft Parlamentarier eines neuen Typus, deren bestes Muster der verstorbene Karl Liebknecht war.

Die Kommunistische Partei Deutschlands ist nun in Deutschland gezwungen, halb illegal zu existieren. Jede Möglichkeit, legal ihre Ideen zu propagandieren und insbesondere legal ihre kommunistischen Organisationen auszubauen, muss für die deutschen Kommunisten eine kolossale Bedeutung haben.

Die Kommunisten müssen unter der Klein- und Mittelbauernschaft Einfluss gewinnen. Die Kommunisten müssen um jeden Preis nicht nur unter dem industriellen Proletariat der Hauptstadt, sondern auch unter den werktätigen Massen der kleineren städtischen und halbstädtischen Mittelpunkte festen Fuß fassen. Das Besitzergreifen der Munizipalorgane dieser Mittelpunkte (das soll uns nicht hindern, sie später auseinanderzujagen und durch Abteilungen der Sowjets zu ersetzen, wie es in Russland der Fall war) kann unserer Partei in Deutschland die ernsteste Organisationsbasis bieten. Und dem zu entsagen, wäre der Gipfel des Unverstands.

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Eine weitere Meinungsverschiedenheit zwischen der K.P.D. (Spartakusbund) und der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands ist die Frage der Rolle der Kommunistischen Partei überhaupt in der proletarischen Revolution. Und wiederum weicht die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands Schritt um Schritt von den Anschauungen des revolutionären Marxismus ab. Einer der geistigen Inspiratoren Eurer neuen Partei, Fritz Wolfheim, stellt in zahlreichen Artikeln und Broschüren den Verband der Industriearbeiter der Welt (IWW) als Muster für die deutschen kommunistischen Arbeiter auf. Und doch verneint dieser Verband der Industriearbeiter der Welt völlig die Notwendigkeit der Kommunistischen Partei für die Arbeiter und überhaupt die Notwendigkeit irgend einer politischen Partei der Arbeiterklasse.

Die Kommunistische Internationale meinte und meint, dass der Verband der Industriearbeiter der Welt im Vergleich mit den „freien" sozial-demokratischen Verbänden ein Schritt vorwärts ist. Die Industrialisten wollen aufrichtig gegen die Bourgeoisie kämpfen. Die Kommunistische Internationale ist der Meinung, dass die Kommunisten sowohl an den „freien" sozialdemokratischen Verbänden, als auch an den Verbänden der IWW teilnehmen sollen, um innerhalb dieser Verbände ihre kommunistische Propaganda zu betreiben, die Arbeiter zusammenzuschweißen und sie davon zu überzeugen, dass es notwendig ist, sich unter das Banner der Kommunistischen Partei zu stellen. Die Kommunistische Internationale sagt sich nicht los von der Zusammenarbeit mit den Industriearbeitern der Welt. Die Kommunistische Internationale wird aber selbstverständlich niemals mit der reaktionären Meinung einverstanden sein, dass die Arbeiterklasse überhaupt nicht der Kommunistischen Partei bedürfe, dass jeglicher politische Kampf ein Politikantentum sei, dass jeglicher Zentralismus in der Partei unvermeidlich zur Herrschaft einer Clique führe und die proletarische Revolution durchführbar sei durch die Bildung formloser allgemeiner Arbeiterverbände, die an dem politischen Kampf nicht teilnehmen und kein Programm haben.

Gerade diesen Weg gehen aber die Führer und Inspiratoren der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Welchen Sinn hat die Erklärung Eures Berliner Parteitages der Kommunistischen Arbeiterpartei, dass dieser Parteitag eine Partei „nicht im überlieferten Sinne" schafft? Keinen anderen Sinn, als eine Konzession an die anarchistischen Vorurteile der Industrialisten kann man hierin finden!

Die Industrialisten, die Anarchisten und jene „linken" Kommunisten, die ihnen folgen, verwirren hoffnungslos die Begriffe Partei und Klasse. Sie vergessen, dass die Partei die Vorhut der Arbeiterklasse, ihr vorgeschrittener Teil ist. Sie vergessen, dass die Aufgabe der klassenbewussten Vorkämpfer der Arbeiterklasse nicht das Herabsetzen ihrer Aufgaben bis zum Verständnisniveau der „Masse" mit ihren vom Kapitalismus häufig anerzogenen Vorurteilen ist, sondern das Erheben der Massen bis zum Niveau der entwickelten Vorhut. Sie vergessen, dass es unter den Arbeitern Hunderttausende von Leuten gab und gibt, die noch jetzt den gelben, christlichen, liberalen, klerikalen und verschiedenenanderen reaktionären Verbänden angehören, dass in der Arbeiterklasse bis zum endgültigen Fall des Kapitalismus eine bedeutende reaktionäre Strömung unvermeidlich ist. Sie vergessen, dass die Kommunistische Partei das Gehirn der Arbeiterklasse, ihr Generalstab ist, ohne welchen der mächtige Feind – die Bourgeoisie – nicht besiegt werden kann.

Alles Gerede Wolfheims und seiner Freunde aus der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands gegen den Zentralismus, ihre gesamte Propaganda breiter „Autonomie“ der lokalen Ortsorganisationen ist ein für die Intellektuellen typisches Unverständnis dafür, dass in der gegenwärtigen Epoche eiserne Zentralisation unseres Kampfes die erste Vorbedingung des Sieges ist. Umsonst redet man von der Diktatur des Proletariats, wenn man nicht versteht, dass diese Diktatur eine streng zentralisierte, aus einem Stück gegossene, durch ihre eiserne Disziplin starke Kommunistische Arbeiterpartei voraussetzt, die nicht ihre unzähligen Feinde besiegen kann, wenn sie nicht vor allen Dingen in ihren eigenen Reihen eine direkt militärische Disziplin einführt. Wir wollen nicht nur gegen die Bourgeoisie revoltieren. Wir wollen sie besiegen. Sie zu besiegen, ohne sich selbst militärisch zu organisieren, ist aber einfach unmöglich. Es ist schon die höchste Zeit, dies zu verstehen.

Aus der Geschichte der russischen Arbeiterbewegung ist bekannt, dass als Anhänger breiter „Autonomie“ der Ortsorganisationen, als Propagandisten der Prinzipien des Föderalismus innerhalb der Arbeiterpartei, als ewige Protestanten gegen den proletarischen Zentralismus immer gerade die Herren Menschewiki aufgetreten sind, d. h. dies Lamento der russischen Scheidemänner, die sich natürlich hinter „Selbstbetätigung“ der Arbeiter verschanzten, erhoben sie über den nichtdemokratischen Geist der Führer, über den Aufbau der Partei „von unten“, über die Unantastbarkeit des Wahlprinzips usw. Die russischen Bolschewiki anerkannten damals, als die bolschewistische Partei illegal existieren musste, völlig das Prinzip der Kooptation in die leitenden Institutionen, denn anders war es unmöglich, die Arbeit zu führen. Die russischen Bolschewiki forderten im Lauf von zwei Jahrzehnten die Notwendigkeit der aufs Strengste zentralisierten Arbeiterpartei mit einem machtvollen leitenden Parteizentrum, dessen Hinweise absolut verpflichtend für alle sind und zu dem die gesamte Partei völliges Vertrauen hegt – und das führten sie durch.

Die Kommunisten Deutschlands sind nun in eine besonders schwierige Lage geraten. Die Bourgeoisie hat diejenigen ihrer Führer ermordet, die das völlige, ungeteilte Vertrauen der Arbeiter besaßen. Die Bourgeoisie wusste, was sie tat. Sie machte unserer Partei in Deutschland dadurch große Schwierigkeiten. Die kommunistischen Arbeiter Deutschlands sollen aber nicht selbst diese Schwierigkeiten vergessen. Eine neue Epoche gebiert neue Führer. Die aus den Tiefen der Arbeitermasse hervorgehenden Führer wachsen zusammen mit dem Erstarken der proletarischen Revolution. Die Aufgabe jedes klassenbewussten Arbeiters in Deutschland ist, jene überschüssigen objektiven Schwierigkeiten zu verstehen und in Betracht zu ziehen, die der Schaffung einer machtvollen und streng zentralisierten kommunistischen Partei in Deutschland im Wege stehen. Die geringste falsche Note in dieser Frage, die geringste Konzession an die Anarchisten und lndustrialisten in dieser Kardinalfrage über die Rolle der kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution, fügt der deutschen Arbeiterklasse unheilbaren Schaden zu.

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Die „linken" Phrasenhelden vom Typus Wolfheim und Lauffenberg klagen die deutschen Kommunisten – die Spartakisten – gern dessen an, dass sie auf eine Verständigung mit der USPD eingehen. Wollen wir auch diese Anklage analysieren. Aus dem Schreiben des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale an die Mitglieder und den Zentralvorstand der USPD, das Euch hoffentlich bekannt ist, müsst Ihr wissen, wie wir uns den deutschen Unabhängigen gegenüber verhalten. Wir finden, dass die rechten Führer dieser Partei, die Herren Kautsky, Hilferding, Cohn, Crispien und Konsorten objektiv Verräter an der Sache der Arbeiter und die besten Gehilfen der Bourgeoisie sind. Wir halten den Kampf gegen diese Führer der Unabhängigen für eine äußerst dringliche und unaufschiebbare Angelegenheit. Zugleich wissen wir aber, und das wisst auch Ihr, dass Hunderttausende von Arbeitern, die noch der USPD angehören und dort bleiben, übrigens auch deshalb, weil die Reihen der deutschen Kommunisten gespalten sind, sich durchaus nicht von den kommunistischen Durchschnittsarbeitern unterscheiden. Diese Arbeiter, Mitglieder der USPD, sind ehrlich und aufrichtig für die Kommunistische Internationale und sind unsere morgigen Freunde. Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale hat in dem erwähnten Schreiben eine ganze Reihe vollkommen konkreter und genauer Bedingungen angeführt, unter welchen man sich mit den Arbeitern, die jetzt der USPD angehören, vereinen kann. In demselben Schreiben haben wir ganz bestimmt darauf hingewiesen, was für eine Propaganda die deutschen Kommunisten in Bezug auf die Unabhängigen zu führen haben.

Es fragt sich aber, ob man gegen die deutschen Kommunisten – die Spartakisten – deshalb eine besondere Anklage erheben kann, weil sie nach einer Annäherung mit den deutschen Unabhängigen streben. Sich den Arbeitern, die der USPD angehören, zu nähern, ist die Pfhicht der deutschen Kommunisten. Eine Verständigung mit jenen fast eine halbe Million zählenden Arbeitern zu erzielen, die in den Reihen der USPD organisiert sind, die aber durch die Lehren des Lebens täglich mehr zu uns gestoßen werden, ist kein Opportunismus, sondern die wichtigste Aufgabe jedes ernsten Kommunisten Deutschlands. Die deutschen Kommunisten – die Spartakisten – könnte man nur in dem Fall anklagen, wenn bewiesen wäre, dass sie in ihrem Bestreben, sich den Unabhängigen zu nähern, von den Grundsätzen des Kommunismus abgewichen sind und jenen Bedingungen zuwider gehandelt haben, die das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale in jenem Schreiben gestellt hat. Gerade das hat aber niemand zu beweisen versucht. Daher scheinen uns die Anklagen Lauffenbergs mehr denn zweifelhaft, desselben Lauffenbergs, der noch gestern Burgfrieden nicht nur mit den deutschen Unabhängigen, sondern auch mit der deutschen Bourgeoisie („revolutionären Burgfrieden") propagierte.

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Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands hat sich von der Kommunistischen Partei Deutschlands abgespalten, weil sie die Taktik der Kommunistischen Partei Deutschlands für opportunistisch hielt, und gleichzeitig nahm sie bei ihrer Gründung in ihre Reihen Heinrich Lauffenberg und Fritz Wolfheim auf, die in ihrer ersten kommunistischen Adresse den Burgfrieden mit der Bourgeoisie befürworteten, falls diese die Räteregierung anerkennt, ohne dass die Bourgeoisie vom Proletariat zertrümmert und zermürbt wurde. Sie haben in dieser ihrer Adresse von vornherein allen Bauern ohne Rücksicht auf die Größe ihres Grundbesitzes Wahlrechte einräumen wollen; diese Politik der Lauffenberg und Wolfheim lief also auf die Errichtung einer Scheinräterepublik hinaus, denn eine wirkliche Räterepublik, eine wirkliche proletarische Diktatur lässt sich nur dann aufbauen, wenn das Proletariat im Bürgerkrieg die Bourgeoisie niedergerungen hat. Fällt ihm die Macht in die Hände ohne diesen Kampf, so steht ihm dieser Kampf erst bevor. Wenn es vollkommen doktrinär wäre, auf die Macht zu verzichten, auch dann, wenn sie ohne größere Kämpfe dem Proletariat zukommt, so wäre die erste Pflicht der Kommunistischen Partei in einem solchen Fall, das Proletariat zu warnen vor jedem Vertrauen zu den bürgerlichen Elementen, die seine Macht in Worten anerkennen. Die Lauffenberg und Wolfheim machten es umgekehrt; sie suchten die Politik des Proletariats auf eine Scheinräterepublik einzustellen, und zwar, weil ihnen diese Scheinräterepublik, d. h. eine Koalition mit der nationalistischen Bourgeoisie und dem Offizierskorps, zum Zweck des Krieges mit der Entente notwendig war. Der Krieg gegen die Entente, das ist das A und O der Politik Lauffenbergs und seiner Gesinnungsgenossen. Nun kann ein Krieg mit dem Ententekapitalismus eine Notwendigkeit für das Rätedeutschland werden, falls die Ententearbeiter im Fall des Sieges des Proletariats in Deutschland ihm nicht zeitig genug zu Hilfe kommen. Aber sollte dieser Krieg notwendig werden, so wird das deutsche Proletariat den Krieg zur Niederwerfung der deutschen Bourgeoisie erst recht nötig haben; denn die deutsche Bourgeosie, die deutsche Gegenrevolution wird sich trotz aller Hassgesänge gegen Frankreich und England mit dem Ententekapital gegen das deutsche Proletariat verbinden. Lauffenberg und Wolfheim verbreiten in ihrer Adresse das Gift der Illusion, als könnte das deutsche Bürgertum aus nationalistischem Hass zum Verbündeten des Proletariats werden. Würde dieser Köhlerglaube das Proletariat betören, so würde es zum Kanonenfutter des deutschen Kapitals, das unter der Flagge der Scheinräterepublik das Proletariat für den Krieg gegen die Entente gebrauchen könnte, um dann jeden Schein abzustreifen und die kapitalistische Herrschaft von neuem offen aufzurichten. Der nationalistisch-kleinbürgerliche Standpunkt der Lauffenberg und Wolfheim musste sie naturgemäß zum Kampf gegen die Kommunistische Internationale führen. Wer Vertrauen zur eigenen Bourgeoisie trägt, muss Misstrauen zum internationalen Proletariat, zur Internationale predigen, und so kam es, dass Wolfheim es wagen konnte, in dem Mitteilungsblatt Eurer Hamburger Organisation vom 6. März der Kommunistischen Internationale die unerhörtesten nationalistischen Vorwürfe zu machen. Die Berliner Organisation, an deren Spitze alle Eure jetzigen Führer stehen, wie Schröder, Jung, Wendel, hat nicht nur mit keinem Wort sich gegen die nationalistisch-gegenrevolutionäre Agitation der Lauffenberg gewendet, sondern sie hat ihre Artikel in dem Berliner Organ abgedruckt, dem nationalistischen Gift Verbreitung unter der Berliner Arbeiterschaft verschafft. Euer Parteitag hat mit keinem Wort Stellung genommen gegen die Lauffenberg und Wolfheim, er hat unter Geschrei gegen den Opportunismus der Kommunistischen Partei Deutschlands, der Hamburger gegenrevolutionären Gruppe seine Umarmung geöffnet; dadurch erfrecht, hat diese Gruppe die Maske abgeworfen. Im Namen der ganzen Bezirksorganisation Eurer Partei, im Namen der Konferenz Eures Nordbezirks gibt Lauffenberg am 1. Mai ein neues Manifest aus: „Kommunismus gegen Spartakismus“. In diesem Renegatenmanifest erheben Lauffenberg und Wolfheim gegen den Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands, den Genossen Paul Levi, den Vorwurf, er habe im Oktober 1918, d. h. zur Zeit, wo die deutsche Armee noch unter den Kaiseradlern Wilhelms II. Nordfrankreich, Belgien, Polen, die Ukraine, Serbien unter den Fuchteln des deutschen Imperialismus hielt, aufgefordert zu rebellieren. Im Stil der erbärmlichen Schmierfinken des deutschen Nationalismus war es Lauffenberg und Wolfheim gestattet, im Namen einer ganzen Organisation Eurer Partei Paul Levi anzuklagen, er habe durch seine Agitation die deutsche Front erdolcht. Nach der Meinung also dieser Eurer Mitglieder war es nicht die Pflicht jedes Kommunisten, jedes revolutionären Arbeiters, das kaiserliche Heer zu zersetzen, dem deutschen Imperialismus dieses Mordwerkzeug aus der Hand zu schlagen, nur weil dies vorübergehend dem angelsächsischen Kapitalismus zum Sieg verhelfen könnte. Was Lauffenberg und Wolfheim dem Spartakusbund zum Vorwurf machen, bildet sein Ruhmesblatt in der Geschichte der Weltrevolution, wie es ein Ruhmesblatt der Kommunistischen Partei Russlands ist, dass sie unter Aufgebot aller Kräfte die zaristische Armee zersetzt hat, obwohl dies nur um den Preis des momentanen Sieges des deutschen Imperialismus möglich war. Jeder Stein, den Eure Hamburger in dieser Frage gegen Paul Levi werfen, fällt auf die blutende Leiche Karl Liebknechts und Rosa Luxemburgs, die während des ganzen Krieges nichts anderes taten, als dass sie das deutsche Heer zersetzten, um durch die Fackel der deutschen Revolution die Arbeiter aller anderen Länder aus ihrem Schlaf zu erwecken. Der Feind steht im eigenen Lande – so war eins der ersten Manifeste betitelt, das Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg an die deutschen Arbeiter richteten. Richtet Eure Gewehre gegen Eure Offiziere – rief Karl Liebknecht den deutschen Soldaten von der Tribüne des preußischen Landtags zu. Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands nennt in ihrem Grundmanifest Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg die großen Vorkämpfer des deutschen Proletariats, und gleichzeitig erlaubt sie einem Lauffenberg und einem Wolfheim, das Andenken Karl Liebknechts zu besudeln, ja, sie ladet diese Nationalisten zu Versammlungen in den Pharussälen ein.

Lauffenberg und Wolfheim begnügen sich nicht damit, die Geburtsstunde der deutschen Revolution zu verfluchen, sie begnügen sich nicht damit, das Grab Liebknechts und Rosa Luxemburgs zu bespeien, sie waschen die blutbefleckten Hände des deutschen Kapitals und seiner Henker – der Noske, Lüttwitz, Märker, Watter oder wie das sozialdemokratisch-generalstäblerische Gesindel heißt, das im Blut des deutschen Proletariats watet. Paul Levi und der Spartakusbund, das sind nach dem Anklageakt der Hamburger Staatsanwälte der Mörderzentralen die Hauptschuldigen des Bürgerkrieges in Deutschland. Nicht die deutsche Bourgeoisie hat die Fackel des Bürgerkrieges angezündet, um das deutsche Proletariat mit den Waffen in der Hand zu zwingen, für den kapitalistischen Profit zu fronen. Nicht die Scheidemänner und Noske sind es, die zur Verteidigung des kapitalistischen Profits Minen auf Arbeiterviertel werfen, nicht die weißen deutschen Generäle sind es, die, geschlagen auf den Schlachtfeldern des Weltkrieges, ihren Triumphzug durch die Städte Deutschlands halten, proletarische Frauen und Kinder mit Maschinengewehren vor sich hertreiben. Auf dem Spartakusbund, auf Paul Levi, lastet diese Blutschuld – so bezeugen es der „Historiker“ Heinrich Lauffenberg und sein Gesinnungsgenosse Fritz Wolfheim im Namen der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands. Wenn Ihr morgen zu Tausenden in den Humboldthain zu den Gräbern der Tausenden von wehrlosen Opfern des weißen Schreckens wandern werdet, so vergesst nicht von Euren roten Bannern die Anklagen gegen den deutschen Kapitalismus, die Anklage gegen die Sozialdemokratie, gegen die Henker in Generalsuniform zu reißen. Sie sind doch an all dem Schrecklichen, was das deutsche Proletariat in den letzten anderthalb Jahren erlitten hat, vollkommen unschuldig. Nieder mit dem Spartakusbund, nieder mit Paul Levi – mit diesen Ausrufen geht zu den Gräbern Eurer Genossen, zu dem Grabe jenes jugendlichen Arbeiters, der auf dem Hof der Alexanderkaserne mit dem Ruf „Es lebe Spartakus“ auf den Lippen unter den Kugeln der Soldateska hinsank.

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale hat Euren Delegierten erklärt, dass es Euch nicht als eine ernste revolutionäre kommunistische Partei betrachten kann, solange Ihr dieses schamlose Besudeln der glorreichen Geschichte des deutschen Kommunismus zulasst, solange Ihr Leute und Organisationen in Euren Reihen duldet, die die Prinzipien des Kommunismus mit Füßen treten. Eure Vertreter sahen sich genötigt, die Richtigkeit dieses Standpunktes der Kommunistischen Internationale voll und ganz anzuerkennen, sie sahen sich genötigt, protokollarisch eine Erklärung abzugeben, dass sie nach ihrer Wiederkehr nach Deutschland von Euch den Ausschluss Lauffenbergs und Wolfheims fordern werden, wie der Organisationen, die sich zu diesem Standpunkt bekennen. Wir begrüßen dieses Erwachen des proletarischen Ehrgefühls und der proletarischen Einsicht Eurer Delegierten und erwarten bestimmt, dass Ihr ihre feierlich übernommenen Verpflichtungen erfüllt und Euch den Weg zur Kommunistischen Internationale freimacht.

Eure Vertreter haben noch eine andere Verpflichtung übernommen: Ihr habt eine selbständige Partei gegründet. Nun, Eurer Partei gehören Organisationen an, die jede Partei als reaktionäres, opportunistisches Gebilde ablehnen. So ist zu lesen in der Resolution Eurer Dresdener Organisation vom 18. April, die von Rühle vorgeschlagen und von der Parteiversammlung angenommen wurde. Diese Resolution, angenommen zwei Wochen nach der Gründung Eurer Partei, richtet sich ebenso sehr gegen Eure Existenz als Partei wie gegen die Existenz der Kommunistischen Internationale. Wir haben Euren Delegierten offen erklärt, dass wir diesen Standpunkt für unvereinbar mit der Zugehörigkeit zur Kommunistischen Internationale halten. Ein Kommunist, der gegen die Notwendigkeit einer Kommunistischen Partei auftritt, ähnelt einem Mann, der sich selber die rechte Hand abschneiden will. Es ist das größte Unglück der westeuropäischen Arbeiterklasse, dass sie ohne starke, einheitliche, schlagfertige, revolutionäre Parteien in die Epoche der Weltrevolution eintritt. Eure Vertreter haben sich mit unseren Ausführungen einverstanden erklärt und haben sich für den Ausschluss Otto Rühles und der Organisationen, die sich auf seinen Standpunkt stellen, verpflichtet. Wir erwarten von Euch, dass Ihr dieser Verpflichtung nachkommt, Ihr müsst Ihr nachkommen, wenn Ihr vor den internationalen Kongress als Kommunistische Partei treten wollt.

Wollt Ihr vor den internationalen kommunistischen Kongress treten, wollt Ihr Eure Aufnahme in die kommunistische Familie erreichen – und wir wissen, dass Ihr das wollt, sonst hätte es doch gar keinen Sinn, Delegierte nach Moskau zu senden – so ist es eine selbstverständliche Vorbedingung, dass Ihr von vornherein erklärt, dass Ihr Euch den Beschlüssen des Kongresses der Kommunistischen Internationale unterwerft. Die Kommunistische Internationale hat endgültig mit der faulen Praxis der Zweiten Internationale gebrochen, Parteien um sich zu sammeln, die in Wirklichkeit nicht zusammengehören. Die Kommunistische Internationale ist nicht ein Bündel von Parteien, die lose verbunden sind mit der Schleife allgemeiner Phrasen und Wünsche, sie ist ein Kampfverband, und wer ihr angehören will, der muss nach den allgemeinen Regeln, die vom internationalen Kongress bestimmt werden, handeln und sich ihnen unterwerfen.

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Wir können noch eins nicht mit Schweigen übergehen. Wir reden von jener vollkommen ungenierten, groben, prinzipienlosen Hetze gegen die Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) und gegen einzelne hervorragende intellektuelle Führer der K. P. D., einer Hetze, die in den Spalten des Hamburger Organs der „linken“ Kommunisten und in anderen Veröffentlichungen der Anhänger der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands geführt wird.

Der Referent auf dem Berliner Parteitag der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands erklärte in seinem Bericht über die politische Lage und die Aufgaben der Partei mit Stolz: „Es ist das Wort gefallen, bei uns seien ja keine Intellektuellen, bei uns seien ja nur Arbeiter. Nun wohl, wir greifen dieses Wort auf und betrachten es als glückverheißend auch für die weitere Entwicklung“. (Wir zitieren das offizielle Protokoll, das uns zwei Delegierte des Berliner Parteitags mitgebracht haben). Das Protokoll vermerkt hier „stürmischen Beifall“.

Dieser Standpunkt ist durchaus irrtümlich und demagogisch. Wir wissen sehr wohl, dass die Intellektuellen überall durchaus nicht in den Reihen der Kommunisten stehen und dass die Gefahr eines Überflutens der Kommunistischen Partei durch Sprößlinge der bürgerlichen Intellektuellen durchaus nicht vorhanden ist. Bloß einzelne, der Arbeiterklasse ganz ergebene Intellektuelle helfen jetzt den Arbeitern, für den Kommunismus zu kämpfen. Welchen Sinn hat es für klassenbewusste Proletarier, gegen diese Menschen zu hetzen?

Und wie es in solchen Fällen immer geschieht, wie es seinerzeit in Russland der Fall war, sehen wir, dass an der Spitze dieser Hetze gegen die einzelnen Kommunisten gerade Intellektuelle stehen – gerade ein Häuflein Intellektueller, welche die kommunistische Bewegung in unrichtige Bahnen lenken wollen. Das ist auch bei Euch der Fall: typische schwankende Intellektuelle wie Lauffenberg und Wolfheim stehen an der Spitze der Kampagne gegen die Parteiintellektuellen und treten gegen solche „Intellektuellen" wie Klara Zetkin, Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg auf.

Wir wiederholen, wir verteidigen durchaus nicht jeden Schritt der Zentrale des Spartakusbundes. Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Zentrale so manchen Irrtum begangen hat. Wir halten es für die Hauptschwäche dieser Zentrale, dass sie z. B. in der Frage über die Teilnahme an den Gewerkschaften selbst zu lange geschwankt und keine bestimmte Stellung eingenommen hat. Wir anerkennen, dass es nicht Sache der Kommunisten ist, einen Kultus der „Führer" zu schaffen. Wir wissen sehr wohl, dass eine ganze Generation der sogenannten „Führer" schamlos die Sache der Arbeiterklasse verraten hat. Wir wissen, dass es Fälle gibt, wo der Kampf gegen die alten Führer zu einer absoluten Notwendigkeit wird und wo es unmöglich ist, einen Schritt vorwärts zum Schaffen einer wirklichen proletarischen Bewegung zu tun, ohne diese Führer zu „entthronen". Die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands hat uns aber bisher durch alle ihre Programmerklärungen, mit denen wir Gelegenheit hatten bekannt zu werden, nur davon überzeugt, dass ihr Kampf gegen den Spartakusbund nicht von diesen Erwägungen diktiert ist, sondern ein bestimmtes Schwanken in der Richtung der kleinbürgerlichen anarchistischen Politik ist.

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Wir haben Euch offen unsere Meinung gesagt, Genossen. Wir fügen Euch den Entwurf der Leitsätze über drei in Deutschland am meisten strittige Fragen bei (über den Parlamentarismus, über die Rolle der Kommunistischen Partei in dem proletarischen Umsturz, über die Gewerkschaften). Das sind die von dem Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale gutgeheißenen Leitsätze, die dem bevorstehenden zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale vorgelegt werden. Die Kinderkrankheiten des Kommunismus, die in Euren jetzigen Streitigkeiten in Deutschland eine so große Rolle spielen, werden auf dem bevorstehenden zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale erörtert werden. Dieser Kongress wird einen Beschluss fassen, der für alle diejenigen verpflichtend ist, die der III. Internationale angehören wollen. Bis zum Kongress schlagen wir Euch vor, unverzüglich ein Übereinkommen mit der Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund) zu treffen und ein provisorisches Organisationsbüro der beiden Zentralen zu bilden auf paritätischer Grundlage unter dem Vorsitz eines Mitglieds des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale.

Die deutsche Arbeiterklasse durchlebt eine solche Zeit, wo jede Zerbröckelung der kommunistischen Kräfte ungeheure Gefahren für ihren Kampf zur Folge haben hann. Wir sind verpflichtet, alles zu tun, was von uns abhängt, um die verderblichen Folgen der Spaltung abzuschwächen.

Also, unsere praktischen Anträge an Euch sind die folgenden:

1. Bestätigt unverzüglich die Erklärung der Delegierten Eurer Partei, dass Lauffenberg, Wolfheim, Rühle sogleich aus Eurer Partei ausgeschlossen werden.

2. Erklärt offiziell, was sich von selbst versteht: dass Ihr Euch unbedingt den Beschlüssen des zweiten Kongresses der Kommunistischen Internationale unterordnet.

3. Nehmt unseren Antrag betreffs der Organisation eines provisorischen Verständigungsbüros der Vertreter beider Zentralen unter unserem Vorsitz an.

4. Entsendet Eure Delegierten zum zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale am 15. Juli 1920.

Wir haben in diesem unserem offenen Schreiben an Euch, Arbeiter aus der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands, den Finger in offene Wunden gelegt. Wir haben Euch offen unsere Meinung über die Streitfragen gesagt. Es gibt für uns keine „Neutralität“ im Kampf um den Sieg der Weltrevolution. Es gibt für uns kein „Ausland“, in das sich die Internationale nicht einmischen dürfte. Die Internationale ist das Vaterland der Arbeiter, sie ist es in den von Rosa Luxemburg im Jahre 1915 geschriebenen Leitsätzen, die der Leitstern der besten revolutionären deutschen Arbeiter waren in der Zeit, wo sie für das kapitalistische Vaterland auf den Schlachtfeldern bluteten. Wir sind überzeugt, dass jeder revolutionäre deutsche Arbeiter diese unsere offene Sprache begrüßen wird, wie er sich auch zu den hier dargelegten Gedanken stellen mag. Sorgt dafür, dass dieses unser Schreiben in Tausenden von Exemplaren in Eure Organisationen gelangt, dass es Gegenstand ernster Beratung Eurer Organisationen bildet, dass die öffentliche Meinung der Mitglieder der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands ihre Führer zwingt, jede Eigenliebe beiseite zu schieben und zu bedenken, was für Euch auf dem Spiel steht.

Ihr habt zu entscheiden, ob Ihr der Kommunistischen Internationale angehören werdet, auf die Millionen und Abermillionen Arbeiter von Finnland bis nach Südafrika, von Ostasien über Europa bis nach Kalifornien mit Liebe und Hoffnung schauen. Ihr habt zu entscheiden, ob Ihr Schulter an Schulter mit dieser wachsenden Millionenarmee kämpfend, Eure Banner mit Ruhm bedecken werdet. Nehmt diese Entscheidung nicht leicht. Fällt sie nach reiflicher Überlegung und wohlbegründeter Diskussion. Möge unser brüderliches Schreiben dazu beitragen, die kommunistischen Arbeiter Deutschlands zu einer schlagfertigen Kampffront zu vereinigen.

Es lebe die Kommunistische Internationale! Es lebe die Einheit aller Kommunisten Deutschlands! Es lebe das Rätedeutschland!

Es lebe die Weltrevolution!

Mit kommunistischem Gruß!

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale.

Moskau-Petersburg, den 2. Juni 1920.

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