Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale 19190420 Es lebe der Erste Mai! Es lebe der Kommunismus!

Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale:

Es lebe der Erste Mai! Es lebe der Kommunismus!

[Manifest, Richtlinien, Beschlüsse des Ersten Kongresses. Aufrufe und offene Schreiben des Exekutivkomitees bis zum Zweiten Kongress. Hamburg 1920, S. 81-91]

An die Arbeiter der ganzen Welt

Genossen!

Genau vor dreißig Jahren wurde des Fest des Ersten Mai proklamiert. Im Jahre 1889, auf dem Internationalen Sozialistischen Kongress zu Paris, im Augenblick, wo die Zweite Internationale geboren wurde, beschlossen die Arbeiter aller Länder, den Ersten Mai als den Tag der Mobilisation der proletarischen Kräfte, den Tag des Kampfes, den Tag der internationalen Verbrüderung zu feiern. Der Achtstundentag, Abschaffung des ständigen Heeres, „gegen den Krieg" – das waren die Losungen der Maifeier vor dreißig Jahren.

Bebend erwartete die europäische Bourgeoisie die erste Maifeier im Jahre 1890. In Wien, in Paris und in einer ganzen Reihe anderer europäischer Hauptstädte hatte die Bourgeoisie in Erwartung eines unverzüglichen Anfstandes der Arbeiter ganze Regimenter in Bereitschaft gestellt.

Seit jener Zeit wird die Feier des Ersten Mai zum Sinnbild proletarischer Solidarität, brüderlicher Einigung der Arbeiter aller Nationen. Immer größere und größere Massen von Arbeitern und Arbeiterinnen nahmen an der Feier des Ersten Mai teil.

Allein in die Reihen der offiziellen Sozialdemokratie drangen unterdessen immer mehr Elemente, die der Sache des Proletariats feindlich gegenüberstanden. Im letzten Zeitabschnitt ihrer Existenz machte die Zweite Internationale die Feier des Ersten Mai immer mehr zu einem farblosen Festtage. Der größten proletarischen Feier wurde offizieller Charakter verliehen. Man merzte ihm die Seele aus. Einige der Führer der Zweiten Internationale, die sich der Bourgeoisie verkauft hatten, begannen die Arbeiter direkt zu überreden, von der Maifeier ganz Abstand zu nehmen.

Im Jahre 1914, als das imperialistische Blutbad losbrach, verwirklichte sich dieser Wunsch der verkäuflichen Führer. Als der Erste Mai 1915 kam, machten die Sozialverräter, sowohl die deutschen, wie die französischen, der Arbeiterklasse den Vorschlag, auf die Feier des Ersten Mai zu verzichten.

Krieg bis zum Ende!" „Krieg bis zum vollen Siegel" – das waren die Losungen jener Tage. Das Morden von Arbeitern eines Landes durch Arbeiter anderer Länder sollte keine Unterbrechung erleiden. Im Interesse der „Verteidigung des Vaterlandes" sollten die Arbeiter ihre Arbeit auch nicht einen Tag, nicht eine Stunde unterbrechen, damit um des Himmels willen die Kriegsproduktion nicht sinke, d. h. die Produktion von Waffen, mit deren Hilfe die Arbeiter eines Landes die Arbeiter anderer Länder vertilgten. Die offizielle Sozialdemokratie schloss mit ihrer Bourgeoisie „Burgfrieden". Nichts durfte das gute Einvernehmen zwischen Arbeitern und Arbeitgebern stören. Diesem Burgfrieden sollte der Erste Mai zum Opfer gebracht werden.

Die Maifeier des Proletariats wurde 1915 zu einer Maifeier der Bourgeoisie.

Mit diabolischem Lachen, mit boshafter Schadenfreude und mit Spott nahm die Bourgeoisie aller Länder den Verzicht der offiziellen Sozialdemokraten auf die Feier des Ersten Mai auf. Für die Bourgeoisie aller Länder hatte dieser Verzicht der Arbeiter auf ihre Feier prinzipielle Bedeutung. Der Verzicht der Arbeiter auf ihre internationale Maifeier, die Feier der Brüderlichkeit, die Feier der Arbeit und der internationalen Solidarität, dieser Verzicht war für die Bourgeoisie jedes beliebigen Landes einer gewonnenen Schlacht auf den Schlachtfeldern gleich.

Vier Jahre sind seither verflossen. Vier lange, qualvolle Jahre, während derer die Bourgeoisie erbarmungslos mit Feuer und Schwert die Blüte der Arbeiterklasse vertilgte und alle Länder Europas verheerte. Jetzt nimmt das von der Bourgeoisie angestiftete imperialistische Blutbad sein Ende.

Die Arbeiter aller Länder können die Zahl ihrer Opfer zusammenrechnen. Dreißig Millionen toter und verkrüppelter Menschen, eine Menge verheerter Länder, Millionen von hungernden Menschen, Milliarden neuer Kriegsschulden: das ist das Resultat des imperialistischen Blutbades. Der Krieg ist zu Ende, und die Bourgeoisie jener Länder, die noch aufrecht steht, verlangt von der Arbeiterklasse ein Geringes: dass die Arbeiter den Aufwand der Produktion für die Vertilgung dieser 30 Millionen Arbeiter und Bauern selbst decken. Bezahlt die Anleihen, bringt neue Steuern auf dafür, dass wir so erfolgreich die Bevölkerung von ganz Europa verringert haben! Nichts mehr und nichts weniger …

Die Zweite Internationale ist untergegangen. Sie hat am 4. August 1914, als die deutschen und französischen Sozialpatrioten mit der gleichen Schamlosigkeit für die Kriegskredite, d. h. für die Unterstützung des imperialistischen Blutbades stimmten, ihr eigenes Todesurteil unterschrieben.

Aber die Idee der Internationale lebt. Niemals noch haben die Arbeiter aller Länder ein solch brennendes Verlangen nach internationaler Vereinigung gehabt, wie jetzt.

Wie nach langer glühender Dürre die gesprungene Erde nach belebendem Regen dürstet, so dürsten die Arbeiter aller Länder, abgequält vom vierjährigen Kriege, von ihren Führern verraten und betrogen, nach gegenseitiger internationaler Verbindung.

Die räuberischen Imperialisten in Paris versuchen, ihre eigene schwarze „Internationale“, den sogenannten „Völkerbund“, zu schaffen. Die klassenbewussten Arbeiter der ganzen Welt wissen ausgezeichnet, dass dieser Völkerbund in der Tat ein Bund der räuberischen Bourgeoisie zur Unterdrückung der Nationen, zur Aufteilung der Welt, zur Knechtung der Arbeiter, zur Erstickung der proletarischen Revolution ist.

Und die Sozialverräter, jene Leute, welche in Bern im Namen des Sozialismus die Arbeiterklasse an die Bourgeoisie und Großgrundbesitzer verraten haben, versuchten ihrerseits ihre gelbe Internationale zu gründen.

Die Belebung des Leichnams der Zweiten Internationale misslang. Die revolutionären Arbeiter aller Länder verweigerten ihre Beteiligung an der ekelhaften Komödie zu Bern. Sie sandten ihre Vertreter nicht zu jener Versammlung, die sich einzig und allein aus dem Grunde Internationale nannte, weil sich dort die Mörder von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. mit den Mördern der französischen und englischen Arbeiter versammelt hatten. Scheidemann und Albert Thomas, Branting und Henderson. Huysmans und Axelrod sind gleicherweise Lakaien der Bourgeoisie. Die Berner gelbe Internationale ist bloß die Filiale der Pariser schwarzen Internationale.

Die „gelbe" und die „schwarze" Internationale werden selbstverständlich auch in diesem Jahre die Arbeiter aller Länder überreden, von der Feier des Ersten Mai abzustehen, oder werden ihr offiziellen Charakter verleihen. In der deutschen reaktionären Nationalversammlung zu Weimar hat die Bande Scheidemann zusammen mit den Pfaffen und der schwarzen Bourgeoisie bereits beschlossen, den Ersten Mai 1919 zu einer „nationalpatriotischen", d.h. bürgerlichen Feier zu gestalten.

Aber im Jahre 1919 hat sich die rote Internationale gebildet, die Internationale des Kommunismus. Unsere Dritte Internationale ist die internationale Genossenschaft der Proletarier aller Länder, die sich die Aufgabe stellen, die Bourgeoisie zu stürzen und die internationale Sowjetrepublik zu konstituieren. Unsere Kommunistische Internationale nimmt die Organisation der internationalen Feier des Ersten Mai in ihre Hände.

Arbeiter, Arbeiterinnen, Soldaten, Matrosen, Bauern, alle Ihr Werktätigen!

Euch alle ruft die Kommunistische Internationale zur Teilnahme an der großen proletarischen Feier des Ersten Mai!

Proletarier! Blicket zurück! Hinter Euch liegen Berge von unzähligen Leichnamen unserer Brüder, die im allerblutigsten, verbrecherischsten der Kriege gefallen sind. Schaut vor Euch! Was verheißen uns die bürgerlichen Sklavenhalter, wenn sie die Macht behalten. Sie verheißen uns nur neuen Krieg, neuen Frondienst, neue Milliarden Steuern, Hunger und grenzenlose Sklaverei.

In welch einer Umgebung begehen wir die erste Maifeier nach dem imperialistischen Kriege? In ganz Europa rauchen Trümmer, Millionen proletarischer Kinder siechen am Hunger dahin. Brot gibt es nirgends, denn vier Jahre haben die Menschen statt die Felder zu bebauen, sich auf Anstiften der Sklavenhalter gegenseitig gemordet. Die Städte sind entvölkert. In einigen Ländern ist fast die ganze erwachsene männliche Bevölkerung ermordet. Europa ist von Blut überschwemmt. Wofür? Jetzt, wo der Dunst des Chauvinismus sich verzieht, wo man die Bilanz des Krieges abschließt, sieht jeder Mensch, wofür dieser Krieg geführt wurde. Vier räuberische Minister imperialistischer „Groß“mächte teilen in der Stille ihrer Kabinette, im Geheimen die Welt auf, zerstückeln die Völker, tauschen Länder, wie Zigeuner Pferde tauschen. Dafür haben Millionen von Arbeitern und Bauern ihr Leben gelassen, dafür ist der Krieg geführt worden, den die Judasse, die sich Sozialdemokraten nennen, als den „Freiheitskrieg“, den „großen“, den „fortschrittlichen“ Krieg priesen.

Aber auf den Trümmern der alten Welt wird die neue Welt geboren. Je mehr die Bourgeoisie aller Länder während des Krieges die Arbeiterbewegung unterdrückte, mit desto größerer Kraft bricht jetzt die revolutionäre Flamme hervor. Die Arbeiterklasse nimmt Revanche für die qualvolle Operation, der sie von der Bourgeoisie im Verein mit den offiziellen „Sozialdemokraten“, die die Arbeiterklasse verraten haben, unterzogen wurde.

Der Kommunismus ist auf die Straße hinunter gestiegen. Die kommunistische Revolution wächst vor unseren Augen. Eine Sowjetrepublik in Russland, eine Sowjetrepublik in Ungarn, eine Sowjetrepublik in Bayern – das ist das Resultat des Kampfes der Arbeiterklasse während der letzten Zeit.

Ganz Deutschland erbebt unter der Spannung des Bürgerkrieges. In Deutschland gibt es keine Stadt mehr, in der die Arbeiterklasse sich nicht gegen die Gewalt der Bourgeoisie und der Sozialpatrioten empört hätte.

Auf der Balkanhalbinsel wütet der Klassenkampf, der sich zum Bürgerkriege auswächst. Heute oder morgen werden die Kommunisten den vollen Sieg über die Balkanhalbinsel davontragen.

In der Türkei ist die Revolution ausgebrochen.

In Österreich und Böhmen schließen die Arbeiter sich unter dem siegreichen Banner des Kommunismus zusammen und es naht der Augenblick des letzten entscheidenden Kampfes.

In Frankreich haben große Arbeiterkundgebungen begonnen. Die Freisprechung des Mörders von Jaurès hat selbst den am weitesten zurückgebliebenen französischen Arbeitern die Augen geöffnet.

In Italien tobt der Kampf und die Kommunisten rufen zur Diktatur des Proletariats.

In England haben die Ausstände epidemischen Charakter angenommen. Bald hier, bald dort werden Arbeiterräte gebildet.

In Amerika zieht die Arbeiterklasse auf die Straße und rüstet sich zu entscheidenden Zusammenstößen.

In Japan nehmen die Arbeiterunruhen immer mehr Massencharakter an.

In allen skandinavischen Ländern wird der Klassenkampf allmählich zum Bürgerkrieg.

In neutralen Ländern, wie in Holland, in der Schweiz, haben sich Hunderttausende von Arbeitern an politischen Ausständen beteiligt.

Die Fäuste der Proletarier greifen zum Schwert.

Es wird kein Jahr vergehen und ganz Europa wird zum Sowjetland werden. Die Arbeiter aller Länder haben begriffen, dass der entscheidende Augenblick gekommen ist.

Sowjets – in diesem Zeichen werden wir siegen! So sprechen die Arbeiter aller Länder.

Die Arbeiter gehen mit Verachtung an der offiziellen Sozialdemokratie vorüber, die ihnen die „Demokratie überhaupt", d. h. die tatsächlich bürgerliche „Demokratie" predigt. Die Arbeiter sehen, dass in allen vorgeschrittenen bürgerlichen Ländern die gepriesene Demokratie nichts anderes ist als Willkür, unbeschränkte Diktatur einer Bande von Räubern, Bankiers und Generälen. Die Arbeiter sehen, dass in den allerfreiesten bürgerlichen „Demokratien" die mutigen Führer der Arbeiterklasse ungestraft gemordet werden, wie Liebknecht und Rosa Luxemburg in der deutschen „Demokratie" ermordet wurden. Die Arbeiter sehen, wie die Bourgeoisie aller Länder sich vorbereitet, mit vereinten Kräften die proletarische Revolution in Russland, Ungarn und Bayern und die ausbrechende proletarische Revolution in Österreich und Deutschland zu ersticken. Die Arbeiter aller Länder haben gesehen, wie die russische Bourgeoisie sich im Lauf eines Jahres bald dem deutschen Monarchen, bald den französischen Bankiers, bald der japanischen, der englischen, der amerikanischen Bourgeoisie verkaufte. Die Arbeiter wissen, dass die Diktatur des Proletariats allein imstande ist, die Menschheit vor dem blutigen Schrecken zu retten, in den die Bourgeoisie aller Länder sie gestürzt hat. Die Arbeiter wissen, dass allein die Diktatur der Proletariats zum Siege des Sozialismus führen wird.

Es gibt keinen Mittelweg. Entweder die blutige Diktatur der Henkergeneräle, die im Interesse einer Bande von Bankiers Hunderttausende von Arbeitern und Bauern morden, oder die Diktatur der Arbeiterklasse, d. h. der erdrückenden Mehrheit der Werktätigen, die die Bourgeoisie entwaffnet, ihre Rote Armee bildet und die ganze Welt von der Sklaverei befreit.

Nieder mit der Selbstherrschaft der Zaren und Könige! Dieser Ruf ertönte im Jahre 1917 in Russland und weckte in ganz Europa Widerhall. Und die Kronen flogen von den Köpfen des Nikolaus Romanow, Wilhelm Hohenzollern, Karl Habsburg und der anderen Henker von größerem und kleinerem Kaliber.

Nieder mit der Selbstherrschaft des Kapitals! Dieser Ruf wird jetzt laut, wo die Arbeiter der Mehrzahl der Länder ihre zweite Revolution beginnen, wo sie sich zum zweiten Mal erheben, wo sie zum letzten und entscheidenden Kampfe rüsten.

Der Achtstundentag. Das war die Losung der Maifeier in der Vergangenheit. Die Sowjetrepubliken haben diese Forderung bereits verwirklicht. Die Arbeiter der Länder, wo die Sowjetmacht schon gesiegt hat, stellen die Frage von der Durchführung des Sechsstundentages auf die Tagesordnung.

Gegen den bürgerlichen Militarismus – diese alte Forderung des Ersten Mai bleibt noch in Kraft. Und für sie schaffen wir unsere rote Klassenarmee, die Armee der Arbeit, die Armee der Armen, die Armee des Sozialismus. Eine Rote Armee gibt es bereits in Russland, in Ungarn, in Bayern, in Österreich. Eine Rote Armee wird es bald in der ganzen Welt geben. Die Rote Armee wird siegen.

Nieder mit dem imperialistischen Kriege! So proklamierten die Arbeiter der ganzen Welt am Tage des Ersten Mai. Und wir werden jetzt sagen: Nieder mit ihrem Kriege, dem Kriege, den die Imperialisten der „Entente" den Sowjetrepubliken von Russland und Ungarn erklären wollen. Es lebe der Bürgerkrieg, der einzige gerechte Krieg, in welchem die unterdrückte Klasse den Kampf gegen ihre Unterdrücker führt!

Die Ehrenpflicht der Arbeiter aller Länder verlangt unverzügliches Vorgehen gegen jene bürgerlichen Regierungen, welche die vor unseren Augen entstandenen und entstehenden Sowjetrepubliken in Europa ersticken wollen.

Nieder mit den französischen Imperialisten, nieder mit der Bourgeoisie der „Entente", nieder mit den Räubern, die ihre Truppen nach Russland senden wollen, um den Gutsbesitzern ihre Macht wiederzugeben, die Monarchie wiederherzustellen, die Bourgeoisie zu restaurieren.

Französische, englische, amerikanische, italienische, serbische, rumänische, polnische Arbeiter und Soldaten!

Wendet Eure Bajonette gegen Eure eigene Bourgeoisie. Euer Feind ist in Euren eigenen Ländern. Erhebt den Aufstand im Rücken Eurer bürgerlichen Regierungen. Sie sollen auch nicht versuchen zu wagen, Euch die Rolle von Henkern und Würgern der ungarischen und russischen Revolutionen zuzumuten.

Deutsche und österreichische Arbeiter und Soldaten!

Wendet Eure Bajonette gegen Eure eigene Bourgeoisie und die ihr dienende „Sozialdemokratie". Erleichtert die Geburtswehen der kommunistischen Gesellschaft. Ihr, nur Ihr könnt Euer Land von den Qualen des Hungers und der Arbeitslosigkeit erretten, zu denen es Könige, Bourgeoisie und Generäle im Verein mit den Verrätern der „Sozialdemokratie" verurteilt haben.

Polnische, litauische, estnische, finnische Arbeiter und Soldaten!

Eure eigene Bourgeoisie und die Imperialisten Deutschlands und der „Entente" hetzen Euch gegen die große russische Sowjetrepublik. Seid eingedenk: die Föderative Sowjetrepublik Russland vereinigt alle Arbeiter ohne Unterschied der Nationalität. Mit Euren Händen will die Bourgeoisie für Euch selber Ketten schmieden. In den Kampf! Auf die Straße! Am Tage des Ersten Mai gelobt, die Macht und Freiheit in Euren eigenen Ländern zu erobern!

Türkische Arbeiter, Soldaten und Bauern!

Ihr habt die Revolution begonnen, Ihr müsst sie zu Ende führen! Lasst Euch nicht durch Eure Bourgeoisie betrügen. Bildet Sowjets! Organisiert Eure rote Armee! Reicht Eure Hand allen Sowjetrepubliken Europas!

Der Sturm beginnt. Die Feuersbrunst der proletarischen Revolution loht mit unaufhaltsamer Kraft in ganz Europa. Es naht der Moment, den unsere Vorgänger und Lehrer erwartet haben und den die genialen Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, Marx und Engels, voraussahen. Der Traum der besten Vertreter der Menschheit wird zur Wirklichkeit. Unsere rote Fahne, gefärbt mit dem Herzblut ganzer Generationen von großen Kämpfern und Märtyrern der Arbeiterklasse, diese Fahne weht in der ganzen Welt. Die Stunde unserer Unterdrücker schlägt. Der Erste Mai 1919 muss der Tag des Vorstoßes werden, der Tag der proletarischen Revolution in ganz Europa. Das, was die europäische Bourgeoisie vor dreißig Jahren erwartete, wird jetzt zur Wirklichkeit.

Unsere Losungen:

Es lebe die Diktatur des Proletariats der ganzen Welt!

Es lebe die internationale Sowjetrepublik!

Auf zum Schutz der Russischen, Ungarischen, Bayrischen Sowjetrepubliken!

Es lebe die internationale rote Armee!

Es lebe die Dritte Internationale!

Es lebe der Kommunismus!

Es lebe der kommunistische Erste Mai!

Mögen auf den Straßen aller europäischen Hauptstädte am Ersten Mai zahlreiche Bataillone der proletarischen Garde erscheinen. Mögen überall, wo Leute der Arbeit leben und kämpfen, diese am Ersten Mai auf die Straßen hinausgehen. Möge in jeder Stadt, in jedem Dorf die Maifeier durch eine Kundgebung gefeiert werden. Möge es durch die ganze Welt erdröhnen: Nieder mit dem Kapital, es lebe der Kommunismus!

Mögen die Arbeiter aller Länder das Gewehr nicht aus den Händen lassen, das ihnen die Bourgeoisie 1914 mit Gewalt in die Hand drückte. Bewaffnung der Arbeiter, Entwaffnung der Bourgeoisie, das ist die Losung des Tages.

Die Kämpfe, die bisher in den verschiedenen Ländern stattfanden, waren nur Vorpostengefechte zwischen Arbeit und Kapital. Es naht die große Schlacht. Die Entscheidungsschlacht rückt heran. Ganz Europa ist voll vom Stimmengewirr zorniger, in den Kampf strebender Proletarier. Unterirdische Stöße lassen sich von verschiedenen Punkten unserer Erde vernehmen. In Gewitter und Sturm, in Blut und Tränen, in Hunger und unendlichen Leiden wird die neue Welt geboren, die lichte Welt des Kommunismus, der allgemeinen Verbrüderung der Werktätigen.

Im Jahr 1919 wurde die große Kommunistische Internationale geboren. Im Jahre 1920 wird die große Internationale Sowjetrepublik geboren werden.

Es lebe der Erste Mail

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale.

Petrograd-Moskau, 20. April 1919.

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