Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale 19200522 An den Kongress der Norwegischen Sozialistischen Partei

Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale:

An den Kongress der Norwegischen Sozialistischen Partei

[Manifest, Richtlinien, Beschlüsse des Ersten Kongresses. Aufrufe und offene Schreiben des Exekutivkomitees bis zum Zweiten Kongress. Hamburg 1920, S. 279-281]

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale begrüßt den Zweiten Kongress der norwegischen Arbeiterpartei, die sich bewusst auf den Boden der Kommunistischen Internationale gestellt hat.

Die norwegische Partei ist als proletarische Massenorganisation, die die Illusionen der Demokratie und des Reformismus überwunden hat, zur Kommunistischen Internationale gekommen. Die norwegische Arbeiterklasse hat dadurch bewiesen, dass sie für die große geschichtliche Aufgabe, die vor dem internationalen Proletariat steht, bereits reif ist – für die Aufgabe des Kampfes nicht um die Verbesserung des Kapitalismus, sondern um dessen Vernichtung. Wann der Augenblick des entscheidenden Kampfes für das Proletariat des kleinen Norwegens kommt, ist unbestimmt, die Aufgabe der kommunistischen Partei besteht nicht darin, die Revolution künstlich zu „machen", sondern darin, die fortgeschrittenen Arbeiter vorzubereiten, damit sie durch ihren entschiedenen Kampf, durch Vertiefung und Erweiterung des Klassenkampfes die Revolution beschleunigen, damit sie imstande sind, in dieser Revolution das Ruder fest in ihren Händen zu halten, damit sie, wenn die Arbeiter die Macht in ihre Hände nehmen, imstande sind, diese Macht zu halten. Zur Erreichung dieses Zieles sind die kommunistischen Ideen in den Organisationen durchzuführen, in denen sich das Proletariat zusammenschließt, sie sind verpflichtet, eine einheitliche geschlossene, disziplinierte, kommunistische Partei zu schaffen, die den Kampf des Proletariats anführend, an seiner Spitze stehen würde und imstande wäre, die Überzeugung einzuflößen, dass der Kommunismus der Leitstern der Arbeiterklasse ist. Die Kommunistische Partei, wenn sie nur dieser Aufgabe gewachsen ist, kann versichert sein, dass die Revolution sie nicht überrumpeln wird, dass sie alles tun wird, was ein Vortrupp des Proletariats am Vorabend der Entscheidungsschlacht zu leisten vermag.

Wir sind fest überzeugt, dass unsere norwegischen Genossen imstande sein werden, die vor ihnen stehenden Aufgaben zu lösen, denn sie bilden eine kommunistische proletarische Massenorganisation. Der Streik vom 17. August, bei dem das norwegische Proletariat durch die Tat seine Solidarität mit dem russischen Proletariat bekundete, liefert den besten Beweis dafür, dass die norwegischen Genossen nicht nur in Worten, sondern auch der Tat nach Internationalisten sind. Das werden sie aber noch mehr wie einmal zu beweisen haben.

Der Kampf der internationalen Revolution mit der internationalen Gegenrevolution spitzt sich mit jedem Tage immer mehr zu. Die Gegenrevolution der Alliierten, die den Boden unter ihren Füßen schwinden sieht, bereitet die Zermalmung der russischen Revolution vor. Trotz des völligen Misslingens all ihrer Versuche, das Russland der Gutsbesitzer und Kapitalisten wieder aufzurichten, hat sie Polen in den Kampf gegen Sowjetrussland geworfen und bereitet vielleicht Schläge von Finnland, Litauen und Rumänien aus vor. Arbeiter Norwegens, Eure Pflicht ist es jetzt, zu verhindern, dass auch nur eine einzige Tonne Nahrungsmittel aus Norwegen nach Polen, Lettland und Finnland befördert wird! Eure Pflicht ist es, keinen einzigen Wagen Munition nach Finnland durchzulassen.

Norwegische Seeleute, Ihr kommt in allen Häfen der Welt mit Euren englischen Kollegen zusammen – weist sie darauf hin, welche erbärmliche Rolle sie spielen, indem sie der englischen Bourgeoisie helfen, die Revolution in allen Ländern zu erdrosseln. Norwegische Seeleute, Ihr habt schon manches Mal Opfer für die Kommunistische Internationale gebracht, seid überall Vertreter ihrer Ideen. Mag in Euren Unterhaltungen mit den englischen Matrosen der Name Russland, der Name des revolutionären Deutschland, der Name des revolutionären Irland, der Name des unterdrückten Indiens und des unter englischem Joch seufzenden Ägyptens immer auf Euren Lippen sein. Mag dorthin, wohin ein norwegischer Seemann kommt, gleichzeitig ein Wort der Wahrheit, ein Wort von der Dritten Internationale gelangen.

Das norwegische Proletariat ist nur ein geringer Teil des Proletariats Europas, aber durch sein Klassenbewusstsein, durch seine Geschlossenheit und dank der geographischen Lage seines Landes vermag es in der Entwicklung der Weltrevolution eine große Rolle zu spielen. Wir sind überzeugt, dass Ihr alles tun werdet, um den Namen eines Kampftrupps der Kommunistischen Internationale zu verdienen.

Es lebe das norwegische kommunistische Proletariat!

Es lebe die Kommunistische Internationale!

Es lebe die Weltrevolution!

Das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale.

Den 22. Mai 1920.


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