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Karl Heinzen 18440116 Brief an Karl Marx

Karl Heinzen: Brief an Karl Marx

in Paris

Aachen, 16. Februar 1844

[Nach Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA). Dritte Abteilung. Briefwechsel, Band 1. Berlin 1975, S. 424 f.]

Lieber Marx.

Fröbel aus Zürich schreibt mir so eben, dass er ein Manuskript über die preußische Verfassungsfrage, welches ich von ihm als Broschüre verlegt zu sehen wünschte, auch zur Benutzung für eure Jahrbücher zugesandt habe. Wenn ihr das Ding gebraucht, so wäre es mir zwar lieber, wenn ihr es apart als Broschüre, wozu es eingerichtet ist, unter die Leute brächtet, verträgt sich dies aber nicht mit eurem Unternehmen, so habe ich auch nichts dagegen, dass es in die Jahrbücher kommt, wenn diese nur recht verbreitet werden. Ich weiß, dass ich bei der Veröffentlichung etwas zu riskieren haben werde; das möchte ich aber nur, wenn zugleich verhältnismäßig dadurch gewirkt wird, denn sonst wäre es Narrheit. Dass der Aufsatz sich sehr gut an die Landtagsabschiede anschließt, wirst Du zugeben, und deshalb ist sein baldiges Erscheinen doppelt wünschenswert. Kann er nicht bald oder gar nicht erscheinen, so schicke mir das Manuskript nur sofort aber mit sicherer Gelegenheit zurück. Benutzt ihr es, so bitte ich Dich aber noch besonders, mir so bald als möglich das Honorar zu besorgen, da ich durch meinen Umzug hierher noch mehr in Verlegenheiten geraten bin, als ich es früher schon war.

Hansemann hat mir hier eine Anstellung bei der Feuerversicherungsgesellschaft besorgt; in Köln bestimmte mich ohnehin das eindringende Beamtenwesen bei der Eisenbahn, meine dortige Stellung aufzugeben. Ich habe nun hier zwar zu leben, aber ich lebe nicht, ich fühle immer mehr, dass diese Stellungen mich meiner eigentlichen Bestimmung entziehen und dass ich auf literarischen Füßen stehen muss. Habt ihr dort keine Stelle für mich? Ich bin so lang an prosaische Geschäfte gewöhnt worden, dass mir das Geschäftliche eures Unternehmens schon geistreich vorkommen würde. Korrespondenzen besorgen, Korrektur pp. – Alles das würde ich mit Vergnügen übernehmen, wenn es nur so viel abwürfe, dass ich für das Nötigste gesichert wäre und nebenbei so viel Zeit ließe, durch Schriftstellern mein Einkommen zu kom-plettien und für meine Überzeugungen zu wirken. Hier in Preußen halte es der Teufel länger aus. Wenn man nicht an Unsterblichkeit der Seele glaubt und seine Sterblichkeit nutzlos hier in Preußen aufreiben muss, dann hat man, um nicht aus der Haut zu fahren, mehr Resignation nötig, als ich besitze. Ich beneide euch täglich in eurer Stellung und eurem freien Wirkungskreise. Seid nur praktisch und ihr könnt mehr leisten, als die ganze inländisch-deutsche Presse. Hütet euch nur vor den – Zollbeamten. Die unheiligen Klauen der fiskalischen Spürnasen können uns so viel materielle Hindernisse in den Weg legen, dass auch die Überwindung der geistigen wenig nützen würde. Das gehört auch zum Praktischen.

Antworte mir bald. Grüße Ruge, Hess und Herwegh, dem ich für seine Gedichte nochmals danke. Viel Glück in der Freiheit und in der – Liebe!

Dein

Heinzen.

Aachen den 16/2 44.

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