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Ludwig Feuerbach 18431024 Brief an Karl Marx Zweiter Entwurf

Ludwig Feuerbach: Brief an Karl Marx

in Kreuznach

Bruckberg, zwischen 6. und 25. Oktober 1843 Zweiter Entwurf

[Nach Marx Engels Gesamtausgabe (MEGA). Dritte Abteilung. Briefwechsel, Band 1. Berlin 1975, S. 418]

Hochzuverehrender Herr!

Sie haben mich durch Ihre Aufforderung, eine Charakteristik von Schelling in das neue von Deutschen und Franzosen gemeinschaftlich herauszugebende Journal zu liefern, in keinen geringen Zwiespalt mit mir selbst versetzt. Ich war eben von den zerstreuenden, mir gänzlich ungewohnten und ferne liegenden Beschäftigungen, welche seit dem im April laufenden Jahres erfolgten unerwarteten Tod eines ältern Bruders mir oblagen, zu mir selbst zurückgekehrt und im Begriffe, mich auf einen Geist und Herz befriedigenden Gegenstand zu konzentrieren, als mir Ihr verehrtes Schreiben zukam. Sie nennen den Herrn v. Sch. darin das 38te Bundesmitglied, dem die sämtliche Polizei Deutschlands zu Gebote stünde, und führen als Beleg die Tatsache an, dass Ihnen als Redakteur der Rheinischen Zeitung verboten worden sei, Artikel gegen Schelling aufzunehmen. Sie anerkennen den Wert und die Bedeutung der Schrift von Kapp gegen Schelling, bemerken aber, dass gegenwärtig wissenschaftliche Werke absichtlich ignoriert würden und dass man, um die Aufmerksamkeit von Kapps Schrift abzulenken, den diplomatischen Kniff angewandt habe, etc. und dass der geeignetste Platz das neue Journal sei, zumal, da der H. v. Sch. auch die Franzosen hinter das Licht geführt und den Einen weis gemacht habe, er sei dies, den Andern – kurz er sei Alles in Allem.

Ich kann mich unmöglich anhaltend und ernstlich mit wesenlosen Erscheinungen beschäftigen – nur in der Anwandlung einer humoristischen Laune – der einzigen adäquaten Stimmung für wesenlose Dinge, für Dinge, die scheinen, ohne zu sein, was sie scheinen – kann ich so Etwas abmachen. Was objektiv im Widerspruch, versetzt auch die Rede des Gegners in einen Widerspruch!

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