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Zimmerwalder Linke

Die Zimmerwalder Linke stellte eine organisierte Gruppe der revolutionären Elemente innerhalb der Zimmerwalder Vereinigung dar, die als Keim der Dritten Internationale zu betrachten ist. Sie bildete sich während der ersten Zimmerwalder Konferenz heraus (September 1916), als sich folgende Delegationen der Plattform der Linken anschlossen: 1. das ZK der SDAPR (Bolschewiki), 2. die Landesleitung der Sozialdemokratie Polens und Litauens, 3. das ZK der Sozialdemokratie des lettischen Gebiets, 4. Z. Höglund (als Vertreter der schwedischen Opposition), 5. Ture Nerman (im Namen der norwegischen Opposition), 6. ein schweizerischer Delegierter – Fritz Platten, 7. ein deutscher Delegierter – Julian Borchardt. Später schloss sich dann die von dem letztgenannten begründete Gruppe ISD an. In Kienthal kamen hinzu: der Vertreter der serbischen Sozialdemokraten Kazlerowitsch, der Vertreter der Bremer Linksradikalen Paul Frölich und zwei weitere schweizerische Delegierte – Nobs und Robmann. In der Frage der Friedensresolution gingen Serrati und andere ebenfalls mit der Linken.

Die Zahl der linken Delegierten stieg von der ersten zur zweiten Zimmerwalder Konferenz von 8 auf 12, in manchen Fragen bis auf 19.

Das Büro der Zimmerwalder Linken bestand aus Lenin, Sinowjew und Radek . Im November 1915, bald nach der Zimmerwalder Konferenz, wurde in deutscher Sprache eine Flugschrift unter dem Titel „Internationale Flugblätter“ herausgebracht. Diese enthielt die beiden Anträge der Linken auf der Zimmerwalder Konferenz und eine Einleitung von Radek; die Linke versuchte vergeblich, sie auch in anderen Sprachen zu veröffentlichen. Im Januar 1916 gelang es dann, ein theoretisches Organ der Linken in deutscher Sprache herauszubringen, den „Vorboten.

In der Diskussion über das Selbstbestimmungsrecht waren die Meinungen innerhalb der Zimmerwalder Linken geteilt. Der von Lenin kritisierte Standpunkt wurde von Radek, Roland-Holst , Pannekoek und Wijnkoop vertreten.

Die Zimmerwalder Linke vollbrachte eine große Organisationsarbeit unter den revolutionären Elementen in Deutschland, Schweden, Holland, Norwegen, der Schweiz und Amerika. Die „Internationale Verbindung sozialistischer Jugendorganisationen“ mit ihrem Organ „Jugendinternationale stand ihr nahe. Die Zimmerwalder Linke beeinflusste folgende Presseorgane dauernd oder vorübergehend: 1. in DeutschlandLichtstrahlen“, „Spartakus“, „Arbeiterpolitik“, „Kampf“ (Duisburg), „Bremer Bürgerzeitung“ und „Volksfreund“ und eine Reihe von illegalen Flugblättern, vor allem die „Spartakusbriefe“; 2. in Russland die im Auslande erscheinende Zeitung Sozialdemokrat, die Zeitschriften „Sbornik Sozialdemokrata“ und „Kommunist“, die in Russland erscheinende Zeitschrift „Woprosy Strachowanija“ und illegale Flugschriften; 3. in der SchweizLa Sentinelle“, „La voix des Jeunes“, „Freie Jugend“; 4. in Schweden „Politiken“ und „Stormklockan“; 5. in HollandDe Tribune“; 6. in Norwegen „Klassekampen“; 7. in Polen die im Auslande erscheinende „Gazeta Robotnicza“; 8. in Amerika „The Internationalist“. Außerdem wurde für die französische Presse Material – vorwiegend von Inès Armand – übersetzt. Flugblätter und Broschüren wurden gleichfalls übersetzt, so die Broschüre von Lenin und SinowjewSozialismus und Krieg“ ins Deutsche, Französische und Norwegische. Die deutsche Ausgabe wurde in der Schweiz gedruckt und illegal in Deutschland von Berlin, Leipzig und Bremen aus verbreitet. Das Gleiche geschah mit der französischen Ausgabe in Paris. In Norwegen erschien sie in Fortsetzungen in der Zeitung „Klassekampen“.

Mit dem „Manifest der Zimmerwalder Linken“ meint Lenin die Flugschrift „Internationale Flugblätter“ (November 1915, Nr. 1), die die Resolutionsentwürfe, den Entwurf eines Manifests der Linken und eine Einführung dazu von Karl Radek abdruckt, die betitelt ist „Die Zimmerwalder Linke über die Aufgaben der Arbeiterklasse“. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 19, Anm. 198]

Die „Zimmerwalder Linke“ war der linke Flügel der internationalen sozialistischen Konferenz in Zimmerwalder in Zimmerwald (Schweiz), die am 5.-8. September 1915 stattfand und von der sozialistischen Partei Italiens einberufen worden war, um eine gemeinsame internationale Friedensaktion zu organisieren. Eingeladen waren zu dieser Konferenz auch die Zentristen. Lenin und die Bolschewiki bereiteten den Zusamenschluss der wirklichen Internationalisten vor, so dass diese auf der Konferenz unter Lenins Führung in geschlossener Front gegen die Zentristen auftraten, die in der Mehrheit waren. Sowohl die zentristische, opportunistische Mehrheit als auch die Minderheit, eben die Zimmerwalder Linke, kristallisierten sich als eigene Gruppen. Die Zimmcrwalder Linke organisierte gegen die von der Mehrheit eingesetzte Internationale Sozialistische Kommission ihr eigenes Büro, veröffentlichte ihre Manifeste und übte in der Presse systematisch Kritik an den Zentristen. Die Zimmerwalder Linke war die Keimzelle der Kommunistischen Internationale. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 6]

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