Der Sojus Oswoboschdenija (Bund der Befreiung) war eine illegale politische Organisation der liberalen bürgerlichen Intelligenz, die mit der Semstwobewegung in enger Verbindung stand. In Nr. 17 des „Oswoboschdjenije" vom 1. März (16. Februar) 1903 schrieb Struve über die Notwendigkeit der Gründung einer Partei und auch darüber, dass diese Partei „offen und entschieden konstitutionell… offen und entschieden demokratisch" sein müsse. Die Gründung des „Bundes" erfolgte im Januar 1904 in Petersburg. In der Gründungsversammlung wurde auch die Benennung „Konstitutionell-Demokratische Partei" vorgeschlagen, aber abgelehnt. Das Wort „Befreiung" imponierte den Advokatenkreisen und die Bezeichnung „Bund" (und nicht Partei) verhieß dem rechten Semstwoflügel der Partei eine größere Autonomie. In das Programm der Partei wurde die Forderung einer Konstitution, eines vierstufigen Wahlrechts und des Selbstbestimmungsrechts der Völker aufgenommen. Die von einigen Semstwokonstitutionalisten aufgeworfene Frage des Beitritts zum Bund wurde auf dem Kongress dieser Vereinigung abgelehnt. Auch gelang es dem Bund nicht, mit den revolutionären Parteien einen Block abzuschließen, obwohl Miljukow und Dolgorukow als seine Vertreter an der Konferenz der revolutionären und oppositionellen Organisationen im September 1904 in Paris teilnahmen. An dieser Konferenz nahm übrigens auch der später als Lockspitzel entlarvte Führer der Sozialrevolutionären Partei, Asew, teil. Der zweite Kongress des Bundes fand im November 1904 in Petersburg statt. Er beschloss folgenden Aktionsplan: 1. Am Semstwokongress aktiv teilzunehmen und dort die konstitutionellen Forderungen zu vertreten. 2. Die Kampagne anlässlich des 40jährigen Bestehens der Gerichtsordnung (Justizreform) auszunützen (Bankette, Reden, Adressen, Resolutionen). 3. Auf den bevorstehenden Versammlungen der Kreis- und Gouvernementssemstwos die Frage der Konstitution und der Unterstützung der Beschlüsse des Semstwokongresses aufzuwerfen. 4. Eine Kampagne für die Bildung von Verbänden der Professoren, Rechtsanwälte, Schriftsteller und anderer freier Berufe zu entfalten, ein Büro dieser Verbände zu organisieren und die einzelnen Verbände zu einem Bund zu vereinigen. Der dritte Kongress des Bundes fand in den Tagen vom 25. März/7. April bis 28. März/10. April 1905 statt. Er nahm ein Programm an, das in bestimmterer Form die Forderung der konstituierenden Versammlung, des Achtstundentages und der Zwangsenteignung der Ländereien der Gutsherren aufstellte. Dabei wurde der Vorbehalt gemacht, dass „diese Beschlüsse nur als bindend betrachtet werden können, wenn die politischen Verhältnisse unverändert bleiben". Die Frage der Wahlen zur Reichsduma wurde auf dem vierten Kongress am 23. August/5. September 1905 behandelt. Dieser Kongress sprach sich gegen den Boykott der Duma aus. Der Kongress betonte auch die Notwendigkeit, den Einfluss auf die örtlichen Zweigstellen des Bauernverbandes zu verstärken. Auch wurde die Frage der Organisierung einer legalen konstitutionell-demokratischen Partei aufgeworfen. Dem Bunde standen die liberalen Zeitungen: „Oswoboschdjenije, „Prawo" (Recht), „Nascha Schisn" (Unser Leben) zur Verfügung. Nach dem dritten Kongress richtete der Bund in Petersburg eine Geheimdruckerei ein, in der sein offizielles Organ „Listok Sojusa Oswoboschdenija" (Blatt des Bundes der Befreiung) hergestellt wurde, von dem insgesamt 6 Nummern erschienen. Der Bund bemühte sich, mit den Arbeitern in Verbindung zu kommen. In der geheimen Resolutiondruckerei wurde ein besonderes „Arbeiterverbands-Statut" gedruckt. Die von Plechanow ausgearbeitete Resolution des 2. Parteitages der SDAPR über die Liberalen betonte besonders die Pflicht aller Genossen, „in ihrer Propaganda die Aufmerksamkeit der Arbeiter auf den gegenrevolutionären und antiproletarischen Charakter jener Richtung zu lenken, die im Organ des Herrn P. Struve ihren Ausdruck gefunden hat. Das Entstehen einer liberalen Partei in Gestalt des „Bundes der Befreiung" bedingte jene Änderung, die in der Resolution „über das Verhalten zu den Liberalen" vom 3. Parteitag der SDAPR vorgenommen wurde. In der Resolution wird von der Notwendigkeit gesprochen, „1. die Arbeiter über den gegenrevolutionären und antiproletarischen Charakter der bürgerlich-demokratischen Richtung in allen ihren Schattierungen, angefangen von der gemäßigt-liberalen, die breite Schichten der Grundbesitzer und Fabrikanten vertritt, bis zu der radikaleren, die von dem ,Bunde der Befreiung' und zahlreichen Gruppen von Angehörigen der freien Berufe vertreten wird, aufzuklären; 2. im Sinne des oben Dargelegten alle Versuche der bürgerlichen Demokratie, die Arbeiterbewegung in ihre Hand zu bekommen und im Namen des Proletariats oder einzelner seiner Gruppen aufzutreten, energisch zu bekämpfen". [Lenin, Sämtliche Werke, Band 8, Anm. 26] Der „Bund der Befreiung“ (Sojus Oswoboschdjenija) war eine illegale politische Organisation der liberalen bürgerlichen Intelligenz, die mit der Semstwobewegung in enger Verbindung stand. Die Gründung des „Bundes“ erfolgte im Januar 1904 in Petersburg. In das Programm der Partei wurde die Forderung einer Konstitution, eines vierstufigen Wahlrechts und des Selbstbestimmungsrechts der Völker aufgenommen. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 3, Anm. 19] |
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