„Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus.“ Nach seiner Ankunft in Bern begann W. I. Lenin eifrig die Literatur über den Imperialismus zu studieren. Mit dem Erscheinen des Buches hat es folgende Bewandtnis: Der Verlag „Parus“ („Das Segel“), um den sich vor allem die späteren Mitarbeiter der Zeitschrift „Nowaja Schisn“ (1917) gruppierten, beauftragte den damals in Frankreich lebenden M. N. Pokrowski, unter den im Auslande lebenden Schriftstellern die Abfassung einer Broschürenreihe unter dem Titel „Europa vor und während des Krieges“ zu organisieren. Zu dieser Serie gehörten mehrere Broschüren linker Internationalisten (A. W. Lunatscharski, M. N. Pokrowski, A. Losowski u. a.) zur Charakteristik einzelner Länder. Für die Reihe brauchte man aber eine allgemeine, einführende Arbeit, die abzufassen Pokrowski Lenin aufforderte. Dieser willigte ein. Die Frist der Ablieferung war der 15. Juli, der Umfang der Arbeit 5 Druckbogen. Lenin begann die Ausarbeitung wahrscheinlich Anfang Januar, da er am 11. Januar in einem Brief an Maxim Gorki schreibt: „Ich setze mich an eine Broschüre über den Imperialismus“. Um den 11. Februar übersiedelte Lenin nach Zürich und arbeitete in der dortigen Bibliothek. Er studiert hier die Literatur über den Imperialismus. Umfang und Charakter der von ihm gemachten Auszüge (obzwar keineswegs alle Hefte erhalten geblieben sind, befinden sich dennoch 14 Hefte im Archiv des Lenin-Instituts) beweisen, wie schwer es war, den Gegenstand in einer Broschüre von nur 5 Druckbogen und noch dazu in einer Form zu behandeln, die zugleich „zensurfähig“ und populär-wissenschaftlich sein sollte. Am 1. Juli (d. h. nach fünf Monaten) war die Arbeit beendet, abgeschrieben und als eingeschriebene Drucksache nach Sceaux (bei Paris) abgesandt, wo Pokrowski sich aufhielt. Lenin hielt sich streng an den ihm vorgeschriebenen Umfang. Das Manuskript umfasste 198 Seiten, die nach Lenins Berechnung genau 5 Bogen entsprachen. Lenins Gewissenhaftigkeit konnte es aber nicht verhindern, dass diese Arbeit dennoch mehrfachen Abänderungen unterworfen wurde. Noch während der Arbeit, als der größte Teil schon niedergeschrieben war, hatte der Verlag die Kürzung auf 3 Druckbogen verlangt. Aber „noch einmal alles zusammenzudrängen war absolut unmöglich“, schrieb Lenin. Er sandte das Manuskript ungekürzt an Pokrowski und überließ es dem Verlag, selbst zu kürzen. Mit der Absendung des Manuskripts ergaben sich aber neue Schwierigkeiten. Die Sendung kam nicht an. Ein zweites Exemplar musste geschickt werden. Dann verfällt das Manuskript der „Vorzensur“ des Verlages, die die scharfe Kritik an Kautsky und den Menschewiki streicht. Aus dem 9. und 10. Kapitel werden ganze Seiten, auf denen von Kautsky und Martow die Rede ist, herausgeschnitten. Außerdem werden zahlreiche Lenin eigene Ausdrücke durch allgemein gebräuchliche oder durch „anständigere“ ersetzt. Lenins Ausdruck „Hinüberwachsen“ des Kapitalismus in den Imperialismus z. B. wird durch „Verwandlung“ ersetzt, womit nicht nur die Eigenart des Stils Lenins, sondern auch der Gedanke selbst verwischt wurde. Auch der Ausdruck „Diese Definition taugt zu rein gar nichts“ wird durch das „korrektere“ „ist völlig unrichtig“ ersetzt. An anderen Stellen werden Ausdrücke abgeschwächt, z. B. wird aus dem „reaktionären Charakter der Theorie des Ultra-Imperialismus“ deren „Rückständigkeit“ usw. Die Freunde des Verlages, die sich damals um die Zeitschrift „Ljetopis“ gruppierten und die Lenin in seinem Briefe an Schljapnikow einen „Block der Machisten mit den OK-Anhängern“ nannte, beseitigten also aus dem Manuskript alle Stellen, in denen Kautsky und die russischen Sozialchauvinisten scharf kritisiert wurden. In dieser Form wurde dann Lenins Arbeit veröffentlicht. Schließlich und endlich vom Verlag angenommen, wurde die Broschüre in der Zeitschrift „Ljetopis“ im November 1916 angekündigt. Auf dem Umschlag wird unter anderen „demnächst erscheinenden“ Büchern auch folgender Titel angeführt: „W. Iljin: Der moderne Kapitalismus“. Anfang 1917 war die Broschüre gedruckt. Nach langen Auseinandersetzungen innerhalb des Verlags, wobei M. Gorki für die Veröffentlichung des Buches eintrat, erschien das Buch, aber ohne Angabe des Verlags. Statt dessen trug das Titelblatt der ersten Ausgabe den Vermerk: „Auslieferung: Buchhandlung ,Schisn i Snanije'“. Bezüglich des Namens des Verfassers und des Titels des Buches stimmte Lenin der Abänderung beider zu. Er schlug vor, dass, wenn die Veröffentlichung unter dem üblichen Pseudonym „W. Iljin“ unmöglich wäre, man es unter dem Pseudonym „N. Leniwzyn“ drucken sollte. Bis zur Novemberrevolution erschien dann das Buch noch unter dem Namen „W. Iljin“, nachher unter den beiden Pseudonymen: N. Lenin (Wl. Iljin). Auch die Änderung des Titels erlaubte Lenin. „Wenn es wünschenswert ist – schrieb er –, das Wort ,Imperialismus' zu vermeiden, so nennen Sie es eben ,Die Hauptmerkmale des neuesten Kapitalismus'.“ Der Titel wurde wiederholt geändert. Ursprünglich lautete er: „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“. In der „Ljetopis“ wurde die Broschüre unter dem Titel „Der neueste Kapitalismus“ angekündigt. Schließlich erschien das Buch unter dem Titel „Der Imperialismus als jüngste Etappe des Kapitalismus“, während der Titel „Der neueste Kapitalismus“ als Untertitel blieb.
Bei
seiner Rückkehr nach Russland schrieb Lenin ein Vorwort (datiert vom
26. April 1917), war aber nicht in der Lage, das Buch in seiner
ursprünglichen Fassung wiederherzustellen. In dieser erschien es in
russischer Sprache erstmalig in der zweiten Auflage der „Sämtlichen
Werke“ Anfang 1929. Die ersten deutschen Übersetzungen fußten
ebenfalls auf der verstümmelten ersten russischen Ausgabe. 1930 ist
als Bd. I der Marxistischen Bibliothek die dritte Auflage erschienen,
deren Fassung sich mit der vorliegenden deckt. [Lenin, Sämtliche Werke, Band 19, Anm. 69] Lenin nennt sein Buch „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“ eine „gemeinverständliche Studie“. In Wirklichkeit nimmt dieses Buch in der gesamten dem Imperialismus gewidmeten marxistischen Literatur eine Sonderstellung ein. Es kann den wichtigsten Hauptarbeiten Lenins zur Seite gestellt werden und knüpft unmittelbar an des „Kapital“ von Marx an. Die. in diesem Buch entwickelte Lehre Lenins vom Imperialismus ist eine direkte Fortsetzung der Marxschen Lehre vom Kapitalismus. Marx hat die grundlegenden ökonomischen und Klassengegensätze des Kapitalismus und die Gesetze, seiner Entwicklung aufgedeckt. Damit hat er seiner Lehre von der proletarischen Revolution und der Diktatur des Proletariats die wissenschaftliche ökonomische Begründung gegeben. Aber weder Marx noch Engels haben die Entfaltung des Imperialismus erlebt. Sie waren Zeugen nur seiner ersten Schritte (hauptsächlich in England). Darum konnten sie die Besonderheiten und die Folgen des neuen, höchsten Stadiums der Entwicklung des Kapitalismus nur in den allgemeinsten Zügen voraussehen. In der Entwicklung der kapitalistischen Vereinigungen (Aktiengesellschaften, Trusts, Syndikate), in der wachsenden Zentralisierung und Konzentration der Produktion, ihrer Vereinigung in den Händen eines kleinen Häufchens der größten Kapitalisten („Kapitalmagnaten“) und im Erstarken ihres Monopols, d. h. ihrer ausschließlichen Herrschaft über die Volkswirtschaft, erblickten Marx und Engels bereits den Beginn einer Epoche, in der die weitere Entwicklung des Kapitalismus unmöglich werden und sein Zusammenbruch eintreten wird. Eben diese Epoche hatte Marx im Auge, als er im ersten Band des „Kapital“ (Kapitel 24, S. 803, Volksausgabe des Marx-Lenin-Engels-Instituts, 1932) schrieb. „Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten, welche alle Vorteile dieses Umwandlungsprozesses (d. h. der Umwandlungen, die der Kapitalismus in der Technik der Produktion und in der gesamten Volkswirtschaft mit sich bringt. D. Red.) usurpieren und monopolisieren, wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung, der Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden und durch den Mechanismus des kapitalistischen Produktionsprozesses selbst geschulten, vereinten und organisierten Arbeiterklasse. Das Kapitalmonopol wird zur Fessel der Produktionsweise, die mit und unter ihm aufgeblüht ist. Die Zentralisation der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unerträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt. Die Stunde des kapitalistischen Privateigentums schlägt. Die Expropriateurs werden expropriiert." Dieselbe Etappe der Entwicklung des Kapitalismus, als seine höchste und letzte Etappe, meint Engels in seiner Schrift „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“, Kap. III, S. 45-46 (Ausgabe der „Elementarbücher des Kommunismus“, Intern. Arb.-Verl., Berlin 1930), wo er von den „Monopolen“ der Trusts spricht. Er schreibt dort: „Kein Volk würde eine durch Trusts geleitete Produktion, eine so unverhüllte Ausbeutung der Gesamtheit durch eine kleine Bande von Kuponabschneidern sich gefallen lassen.“ Er schreibt, dass auch der Übergang der Produktion in die Hände des kapitalistischen Staates (d. h. Staatskapitalismus im bürgerlichen Staate) den Kapitalismus nicht vor seinem Zusammenbruch retten wird, denn durch diesen Übergang werde „das Kapitalverhältnis … nicht aufgehoben, es wird vielmehr auf die Spitze getrieben. Aber auf der Spitze schlägt es um.“ Aber all das waren nur ganz allgemeine Voraussetzungen. Marx und Engels konnten die Besonderheiten der neuen Epoche des monopolistischen Kapitalismus (des Imperialismus), und zwar in ihrem entfalteten Zustande, nicht verfolgen. Diese Besonderheiten aufzudecken, zu zeigen, in welchen neuen und dabei schärfsten Formen sich in der Epoche des Imperialismus die ökonomischen und die Klassengegensätze des Kapitalismus entwickeln, wie sie diese Epoche in den „Vorabend des Sozialismus“, in die Epoche der proletarischen Revolutionen verwandeln, dadurch, dass sie die für sie notwendigen Voraussetzungen schaffen – all das blieb Lenin vorbehalten. Diese Aufgabe hat er in seinem Buch „Der Imperialismus ab höchstes Stadium des Kapitalismus“ erfüllt. Die Leninsche Lehre vom Imperialismus die in diesem Buch entwickelt wird, bildete die Grundlage für die ganze weitere Entwicklung der marxistisch-leninistischen Theorie von der proletarischen Revolution und der Diktatur des Proletariats in der Zeit während und nach dem imperialistischen Kriege [...]. Die II. Internationale begründet in Gestalt ihrer „Theoretiker“, der Hilferding und Konsorten, ihre [...] Politik des Verrats an der Arbeiterklasse und des Dienstes an der Bourgeoisie mit der Theorie des sogenannten „organisierten Kapitalismus“, d, h. eines Kapitalismus, der gerade in der Epoche des Imperialismus imstande sein soll, seine brennendsten Widersprüche aus der Welt zu schaffen und eine krisenlose, planmäßig sich entwickelnde Produktion zu schaffen. Auf dieser Theorie baute die II. Internationale in der Zeit der „Stabilisierung“ des Kapitalismus ihre Ablehnung der proletarischen Revolution, ihren Kampf gegen diese und ihre, dem alten Vorkriegsrevisionismus (dem Bernsteinianertum) entnommene, Lehre vom Hineinwachsen in den Sozialismus auf dem Wege über die Zusammenarbeit mit der Bourgeoisie, über die sogenannte „politische und Wirtschaftsdemokratie“, auf. Eine der Quellen dieser Theorie „des organisierten Kapitalismus“, ihre ursprüngliche Ausdrucksform war die Theorie des „Ultra-Imperialismus“ (Über-Imperialismus) von Kautsky, die zugleich mit der Leninschen Lehre vom Imperialismus in der Periode des imperialistischen Krieges entstand und der Rechtfertigung des Sozialchauvinismus diente. Diese Theorie sagte eine Entwicklung des Imperialismus voraus, welche die Widersprüche des Kapitalismus vor allem auf internationalem Gebiet durch einen „Zusammenschluss der Imperialismen der ganzen Welt“ und die Abschaffung der Kriege, durch das „international vereinigte Finanzkapital“ aufheben werde. Lenin gab in dem vorliegenden Werk über den Imperialismus (siehe Kapitel VII) und in einer anderen, früher verfassten Arbeit „Der Zusammenbruch der II. Internationale“ (siehe Kapitel IV und IX im vorliegenden Bande) eine vernichtende Kritik dieser Theorie des „Ultra-Imperialismus“ als „Ultra-Unsinn“, als einer antimarxistischen, reformistischen Theorie der Abschwächung der Gegensätze des Kapitalismus. Mit dieser Kritik sowie mit seiner ganzen Lehre vom Imperialismus als der Epoche der äußersten Verschärfung aller Widersprüche des Kapitalismus hat Lenin auch für den Kampf gegen die heutige opportunistische Theorie vom organisierten Kapitalismus, wie sie von den Führern der II. Internationale propagiert wird, eine unersetzliche Waffe gegeben. [...] Eine ebenso unersetzliche Waffe lieferten Lenins Lehre und Kritik auch für den Kampf gegen den rechten Opportunismus, der in der Person des Genossen Bucharin in seiner Auffassung des modernen Imperialismus zur Theorie vom „organisierten Kapitalismus“ herabsank. Diese Entgleisung trat beim Genossen Bucharin erstmalig in seiner Arbeit „Imperialismus und Weltwirtschaft“ (Marxistische Bibliothek, Band 12) in Erscheinung, die bereits im Jahre 1915 verfasst wurde, als er zur „äußersten Linken“ gehörte und sich durch seine Position zusammen mit dem Genossen Pjatakow den linken polnischen und deutschen Sozialdemokraten angeschlossen hatte. In seiner Arbeit, die damals zum ersten Male in der Zeitschrift „Kommunist“ erschien und mit einigen Änderungen 1917 und 1926 in Buchform herauskam, entwickelte Bucharin eine Theorie des Imperialismus, die von der Leninschen nicht wenig abwich. Bucharin, der die „abstrakt-theoretische Möglichkeit“ der Bildung einer „einheitlichen Weltorganisation der Wirtschaft“, eines „allgemeinen Welttrusts“ zuließ, verneinte allerdings „die reale Wahrscheinlichkeit desselben“, indem er ausführte, dass „soziale und politische Ursachen einen solchen Trust nicht zulassen würden“, und verneinte somit auch die reale Möglichkeit des Kautskyschen „Ultra-Imperialismus“. Das hinderte ihn jedoch durchaus nicht, den „organisierten Kapitalismus“, den er aus der einen Tür hinaus gejagt hatte, durch eine andere Tür wieder hereinzulassen; Bucharin, der die Realisierbarkeit des „organisierten Kapitalismus“ im internationalen Maßstabe verneinte, ging in der Verneinung selbst von der Annahme des Vorhandenseins desselben „organisierten Kapitalismus“ in jedem einzelnen imperialistischen Lande aus. Er behauptete, dass die „nationale Wirtschaft“ eines jeden solchen Landes im Zeitalter des Imperialismus die Form eines „Verbandes von Verbänden“ annehme und sich in einen „staatskapitalistischen Trust“ verwandle, dass die Konkurrenz im Rahmen der „nationalen Wirtschaft“ „auf ein Minimum reduziert werde“ und dass daher die „nationale Wirtschaft“ „auf dein Weltmarkt als einheitliches, organisiertes, wirtschaftlich ungewöhnlich mächtiges Ganzes“ auftrete. Er nannte diese „nationalen Wirtschaften“ „gewaltige geschlossene und organisierte wirtschaftliche Organismen“ („Imperialismus und Weltwirtschaft“, Marx. Bibl., Bd. 12, S. 133). Deshalb sind die ökonomischen Widersprüche des Kapitalismus der imperialistischen Epoche bereits in dieser Arbeit des Genossen Bucharin innerhalb jedes einzelnen imperialistischen Landes verschwunden und ausschließlich „auf die Arena des Weltmarktes“ übertragen worden. Der ganze konkrete Prozess der wirtschaftlichen Entwicklung im Zeitalter des Imperialismus lief bei Bucharin auf eine Entwicklung dieser Widersprüche allein „über einen verschärften Kampf der staatskapitalistischen Trusts“, dieser innerhalb jedes einzelnen imperialistischen Landes „organisierten wirtschaftlichen Organismen“ sowie über eine Reihe von daraus entspringenden, unvermeidlichen „Kriegen“ (ebenda S. 156), hinaus, durch die allein die proletarische Revolution ausgelöst werde. Diese Theorie des organisierten Kapitalismus innerhalb der imperialistischen Länder und der Verlegung aller Widersprüche des Imperialismus ins Gebiet der internationalen Beziehungen hat Genosse Bucharin in seiner Eigenschaft als Führer des rechten Opportunismus unter Anwendung auf den modernen Imperialismus in seinen Artikeln in der „Prawda“ vom 26. Mai und 30. Juni 1929 entwickelt („Einige Probleme des modernen Kapitalismus bei den Theoretikern der Bourgeoisie“ und „Die Theorie der organisierten Unwirtschaftlichkeit“). Dort spricht Bucharin ebenso wie in seinem Buche „Imperialismus und Weltwirtschaft“ von neuem vom organisierten Kapitalismus innerhalb der einzelnen imperialistischen Länder in der Form des „Staatskapitalismus“, der nach seiner Meinung „das Absterben der Konkurrenz innerhalb eines kapitalistischen Landes und die äußerste Zuspitzung der Konkurrenz zwischen den kapitalistischen Ländern bedeutet“. Er führt von neuem alle ökonomischen Widersprüche des Imperialismus auf einen Kampf der imperialistischen Länder „auf der Arena des Weltmarktes“ zurück und bringt alle Möglichkeiten der Weltrevolution mit den imperialistischen Kriegen in Zusammenhang, die diesem Kampf entspringen. Der Bucharinsche „Staatskapitalismus“ in den imperialistischen Ländern mit seinem „Absterben der Konkurrenz“ innerhalb dieser Länder bedeutet nichts anderes als die Möglichkeit einer krisenlosen, planmäßigen Entwicklung des Kapitalismus in den einzelnen kapitalistischen Ländern und folglich nicht eine Verschärfung, sondern eine Abstumpfung der Widersprüche des Kapitalismus innerhalb dieser Länder. Augenfällig ist der Opportunismus dieser Theorie, ihre allernächste Verwandtschaft mit den Betrachtungen der „Theoretiker“ der II. Internationale über den organisierten Kapitalismus dort, wo vom „Absterben der Konkurrenz“ und vom krisenlosen Kapitalismus innerhalb der imperialistischen Länder die Rede ist; anderseits ist die absolute Unvereinbarkeit mit der Leninschen Lehre vom Imperialismus als der Epoche der äußersten Verschärfung der Widersprüche des Kapitalismus nicht nur im internationalen Maßstabe, sondern auch innerhalb jedes imperialistischen Landes ebenso offenbar. In seiner sehr scharfen Kritik an den Ansichten Kautskys und der bürgerlichen Ökonomen über den Imperialismus verwirft Lenin in der vorliegenden Arbeit sowohl das „Märchen bürgerlicher Ökonomen, die den Kapitalismus um jeden Preis beschönigen wollen“, als auch jedes Gerede über die Möglichkeit einer krisenlosen Planwirtschaft innerhalb des Imperialismus. Er stellt für diese Epoche im Gegenteil fest: „ … das Monopol … verstärkt und verschärft den chaotischen Charakter, der der ganzen kapitalistischen Produktion in ihrer Gesamtheit eigen ist“, unabhängig vom Wachstum der Vereinigungen der Kapitalisten, unabhängig von dem Bestreben des monopolistischen Kapitalismus, die freie Konkurrenz innerhalb jedes Landes abzuschaffen. Die entsprechenden Stellen in dem Buche Lenins lesen sich heute, wie wenn sie im Voraus gegen die heutigen rechten Opportunisten und ihre Auffassung von der jetzigen Periode des Imperialismus gerichtet wären. Lenins Buch „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“, das die Grundlage der Leninschen Lehre von der proletarischen Revolution enthält, ist zugleich der beste Schlüssel zum Verständnis der Haltung und der Losungen Lenins in der Periode des imperialistischen Krieges und des Kampfes für die Diktatur des Proletariats in Russland im Jahre 1917. Zugleich dient dieses Buch auch als Schlüssel zum Verständnis des Kampfes, den Lenin „gegen zwei Fronten“ führte: gegen alle Spielarten des Sozialchauvinismus sowie gegen die „linken“ Abweichungen in den Reihen des Bolschewismus zu jener Zeit (Gruppe Bucharin-Pjatakow u. a.). Aus diesem Grunde wird diese Arbeit Lenins am Anfang des vorliegenden Bandes abgedruckt, obwohl sie später geschrieben wurde als eine ganze Reihe anderer Arbeiten aus den Jahren des imperialistischen Krieges. |
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