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Julimonarchie in Frankreich

Die Julimonarchie währte in Frankreich von 1830 bis 1848. In dieser bürgerlichen Monarchie herrschte eigentlich lediglich „eine Fraktion der Bourgeoisie, Bankiers, Börsenkönige, Eisenbahnkönige, Besitzer von Kohlen- und Eisenbergwerken und Waldungen, ein Teil des mit ihnen ralliierten Grundeigentums – die sogenannte Finanzaristokratie“ (Karl Marx, ebenda, S. 200 f.). Der „Bürgerkönig“ Louis Philippe kam durch den Willen des Kapitals an die Macht. In den Tagen der Julirevolution von 1830 wurde den Volksmassen, infolge ihrer schwachen Organisiertheit sowie infolge des Verrats des republikanischen Teils der Bourgeoisie, der Sieg entwunden. Unter der Julimonarchie wurde der industrielle Umsturz in Frankreich vollendet: in den vierziger Jahren hatten sich in der französischen Industrie die Fabrik und die Maschine durchgesetzt. Ein beträchtlicher Teil der Bauernschaft befand sich bei den Wucherern in Schuldsklaverei. Zwischen der Industrie- und der Finanzbourgeoisie entbrannte bald ein erbitterter Kampf um das Vorrecht bei der Ausbeutung der Arbeiter- und Bauernmassen. Die Unternehmer brauchten eine breite Proletarisierung der Bauern, ihre Verjagung von der Scholle; die Wucherer und Bankiers dagegen träumten von einer Versklavung der Bauern auf ihren kümmerlichen Parzellen. Das Kleinbürgertum war von der Macht entfernt worden, im Genuss des Wahlrechts befanden sich lediglich die reichen Eigentümer. All das führte zur Entwicklung einer ganzen Reihe von Gegensätzen im Lande, die das Heranreifen einer neuen Revolution begünstigten. Eine besondere Bedeutung erlangte zu dieser Zeit das Proletariat. Die Jahre der Julimonarchie waren dank des Wachstums der Fabrikindustrie gleichzeitig Jahre eines Erstarkens der Arbeiterbewegung. Im Jahre 1847 waren die sozialen Gegensätze im Lande für eine neue Revolution genügend herangereift. Sie wurde unabwendbar. In der Februarrevolution 1848 wurde das Schicksal der Julimonarchie entschieden. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 7]

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