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Imperialismus und Planung

Lenin meint hier die folgenden Worte von Engels: „Und wenn wir von den Aktiengesellschaften übergehen zu den Trusts, die ganze Industriezweige beherrschen und monopolisieren, so hört da nicht nur die Privatproduktion auf, sondern auch die Planlosigkeit.“ (Siehe „Neue Zeit“, 20. Jahrg., 1901-1902, 1. Bd., S. 8.) Das schrieb Engels in einem Brief an Kautsky vom 29. Juni 1891, in dem er den von Kautsky für den 1891 in Erfurt bevorstehenden Parteitag ausgearbeiteten Entwurf des Programms der deutschen Sozialdemokratie zitiert. Engels charakterisiert hier einen der Hauptzüge des höchsten Stadiums des Kapitalismus, des Imperialismus, der sich damals in Europa bereits herauszubilden begann. Dieser Hauptzug sind die kapitalistischen Monopole, von denen Lenin in seinem Buche über den Imperialismus, und zwar im ersten Kapitel „Die Konzentration der Produktion und die Monopole“ spricht. Die Worte von Engels, dass hier die Privatproduktion aufhöre, unterstreichen eben den Umstand, dass an die Stelle einzelner Kapitalisten und ihrer Unternehmungen Kapitalistenvereinigungen, Monopole treten. Und die Worte: „Das Monopol ist der direkte Gegensatz zur freien Konkurrenz“ im 7. Kapitel, sowie: „Die Konkurrenz wandelt sich zum Monopol“ im ersten Kapitel von Lenins Buch „Der Imperialismus usw.“ decken sich mit der Bemerkung von Engels, dass hier die Planlosigkeit aufhöre. Die Kapitalistenvereinigungen, die „ganze Industriezweige“ monopolisieren, lassen die Konkurrenz soweit aufhören, soweit sie die Hauptunternehmungen dieser Industriezweige in sich einschließen, aber sie heben nicht die wütende Konkurrenz, den schärfsten Kampf dieser Kapitalistenvereinigungen (Trusts, Syndikate usw.) gegeneinander und gegen die ihnen nicht angeschlossenen Unternehmungen, weder innerhalb der einzelnen Länder noch auf dem Weltmärkte, auf. Und wenn sie durch die Monopolisierung der Produktion sie im Interesse kleiner Gruppen von Kapitalmagnaten auf kapitalistische Weise zu regulieren und planmäßig zu leiten versuchen, so durchbricht dieser Kampf ständig eine solche Regulierung und planmäßige Gestaltung. Selbstverständlich kann hier nicht von jener planmäßigen Produktion gesprochen werden, die durch die Diktatur des Proletariats verwirklicht wird. Die Überproduktionskrisen mit allen ihren schwersten Folgen für das Proletariat und für die gesamten werktätigen Massen bleiben auch unter dem Imperialismus die Begleiterscheinungen der kapitalistischen Wirtschaft. Ein lebendiges Beispiel hierfür ist die scharfe Weltwirtschaftskrise, die 1929 einsetzte und bisher (1933) nicht nur nicht nachgelassen hat, sondern sich noch verschärft und in allen kapitalistischen Ländern zu einem Chaos geführt hat. – In Kapitel 4, § 4 („Kritik des Entwurfs des Erfurter Programms“) seiner Arbeit „Staat und Revolution“ behandelt Lenin die von ihm hier angeführten Stellen aus dem Brief von Engels ausführlicher. [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 6, Anm. 30]

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