Die
Bezeichnung aller Klassen, außer dem Proletariat, als „die
eine reaktionäre Masse“
wurde in das vom Gothaer Einigungskongress der deutschen
Sozialdemokratie (1875) angenommene Programm aufgenommen. Marx
kritisierte diese Stelle im Programmentwurf scharf in seinem an
Bracke
gerichteten Briefe,
der erst 1891 von Kautsky
als Beitrag zur Programmdiskussion veröffentlicht wurde. Marx führte
in seiner Kritik die folgende
Stelle aus dem „Kommunistischen
Manifest" an:
„Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie
gegenüberstehen, ist nur das Proletariat eine wirklich revolutionäre
Klasse. Die übrigen Klassen verkommen und gehen unter mit der großen
Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt.“ Und dann
fuhr Marx fort: „Aber das Kommunistische Manifest setzt hinzu: dass
die ,Mittelstände … revolutionär werden im Hinblick auf ihren
bevorstehenden Übergang ins Proletariat'. Von diesem Gesichtspunkt
ist es also wieder Unsinn, dass sie, zusammen mit der Bourgeoisie und
obendrein mit den Feudalen, gegenüber der Arbeiterklasse, nur eine
reaktionäre Masse bilden“. Unter den „Mittelständen“ verstand
Marx im Kommunistischen Manifest und auch hier das Kleinbürgertum
und mit ihm die Bauernschaft. In dem neuen Programm, das 1891 auf dem
Erfurter Parteitage angenommen wurde, war das Wort von der „einen
reaktionären Masse“ weggelassen. [Ausgewählte Werke, Band 1] |
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