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englische Revolution 1642-1649

Die englische Revolution war wie die französische Revolution fast anderthalb Jahrhunderte später ihrem Wesen nach eine bürgerliche Revolution. Anders als letztere wurden die Klasseninteressen der Bourgeoisie in ihr noch nicht in der Sprache der Aufklärung, sondern religiös-christlich formuliert. 1534 hatte der englische König mit dem Papst gebrochen und die anglikanische Staatskirche gegründet, die nicht mehr dem Papst, sondern dem englischen König unterstand, aber sich in ihrem Ritus etc. wenig vom Katholizismus unterschied. Es entstanden Oppositionsströmungen, die eine konsequente Reformation forderten (und praktizierten) und Puritaner (nach lateinisch purus = rein) genannt wurden. Ihr Konflikt mit der anglikanischen Staatskirche spiegelte in religiöser Form den Konflikt zwischen Parlament und König wieder. Bei den Puritanern bildete sich eine Spaltung zwischen Presbyterianern (von presbyter = Priester) und Independenten heraus. Erstere standen für die Kontrolle der Kirchensynode, also Priesterhierarchie, über die Kirche ein, letztere für die Unabhängigkeit der Gemeinden.

König Karl I. betrieb eine Politik der Toleranz gegenüber den Katholiken in Irland und Verfolgung der Puritaner. Das führte 1638 zu einem Aufstand in Schottland, wo die Presbyterianer Staatskirche waren. Der König berief das Parlament ein, um sich die Finanzmittel zur Unterdrückung des Aufstands bewilligen zu lassen. Da es sie verweigerte, wurde es nach wenigen Monaten aufgelöst (daher wurde es „Kurzes Parlament“ genannt). Der König berief ein neues Parlament ein und sah sich jetzt zu Zugeständnissen an die Puritaner gezwungen. Dadurch fühlten sich die Katholiken in Irland bedroht, die 1641 einen Aufstand begannen. Die Puritaner waren zwar mit der Unterdrückung der irischen Katholiken einverstanden, vertrauten aber dem König nicht und verlangten, dass das aufzustellende Heer dem Parlament unterstand. Der Konflikt eskalierte zu einem jahrelangen Bürgerkrieg zwischen Parlament und Royalisten (Königsanhängern), den das Parlament vor allem durch die von Cromwell aufgestellte Armee aus überzeugten Puritanern (unter ihnen viele Independenten) gewann. 1648 flammte der Bürgerkrieg erneut auf, weil Karl die Schotten auf seine Seite gebracht hatte, denen die Radikalisierung der englischen Puritaner unheimlich war. 1649 siegte erneut das Parlamentsheer und der König wurde diesmal auf Beschluss des Parlaments hingerichtet. Dieses Parlament war im Prinzip noch das Parlament von 1640 (weshalb es langes Parlament genannt wurde), das sich aber durch das freiwillige oder erzwungene Ausscheiden gemäßigter Abgeordneter radikalisiert hatte.

Inzwischen war es aber auch innerhalb der Independenten zu einer Spaltung zwischen Gemäßigten (Gentlemen-Independenten) und Radikalen (Leveller oder Gleichmacher) gekommen. Letztere wählten in der Armee Vertrauensmänner, die man als Vorläufer von Soldatenräten betrachten kann. Noch radikaler als die Leveller waren die Digger, die in der Tradition von kommunistischen Ketzersekten des Mittelalters standen.

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