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Buddhismus LW

Buddhismus (nach dem Namen seines legendären Begründers Gautama Buddha, des „Erleuchteten") neben dem Christentum und dem Islam eine der am weitesten verbreiteten Religionen der Gegenwart. Der Buddhismus entstand in der Periode des Aufkommens früher Staatengebilde im 6. Jahrhundert v. u. Z. in Indien und war, verglichen mit der damals herrschenden Religion des Brahmanismus eine demokratische Lehre: der Teilung der Gesellschaft in Kasten stellte der Buddhismus die Idee von der Gleichheit der Menschen gegenüber, einer Gleichheit allerdings nur im Sinne der für alle gleichen Möglichkeiten, „Erlösung" zu erlangen. Der Frühbuddhismus verzichtete darauf, die „metaphysischen" Fragen nach der Natur der Welt, nach dem Unterschied zwischen Seele und Geist usw. zu beantworten, und richtete sein Hauptaugenmerk auf ethische Probleme. Als das Wesen des menschlichen Lebens betrachtet der Buddhismus das Leiden, das durch die sinnlichen Triebe und die Unkenntnis der Wahrheit bedingt sei, und sein Ziel sieht er in der Befreiung des Menschen von den Leiden, in der Erleuchtung, in der Erreichung der höchsten Weisheit und der ewigen Seligkeit (des „Nirwanas"). Der Weg, der zum „Nirwana" führt, ist die moralische Selbstvervollkommnung, die Abkehr von der Außenwelt, der Verzicht auf gewaltsamen Widerstand gegen das Böse usw. Dem Frühbuddhismus war eine urwüchsige Dialektik eigen, er stellte sich die Welt als Gesamtheit von Prozessen vor. Als universelles Gesetz des Alls betrachtet der Buddhismus das Gesetz des Zusammenhangs von Ursache und Wirkung, das er jedoch in religiösem Sinne interpretiert. Nach dem Buddhismus ist der Zustand, in dem der Mensch geboren wird, durch sein Verhalten in früheren Existenzen bedingt, und gute und böse Taten des Menschen haben Einfluss auf die nachfolgenden Generationen. Dieser Einfluss wird durch gewisse geistige und materielle Elemente („Dharma") übertragen, aus deren Kombination angeblich alle Dinge bestehen. In der Folgezeit wurden vorwiegend solche Seiten des Buddhismus entwickelt wie der Agnostizismus, der Pessimismus, der Verzicht auf aktives Handeln, die Lehre vom Verzicht auf gewaltsamen Widerstand gegen das Böse usw. Die urwüchsige Dialektik verwandelte sich in Relativismus, in die „Momentalitätstheorie", nach der die Dinge als solche nur einen „unteilbaren Moment" lang existieren.

Die verschiedenen Schulen des Buddhismus fanden weite Verbreitung auf Ceylon, in Burma, China, Japan und anderen Ländern des Ostens. Im 19. Jahrhundert beeinflusste der Buddhismus verschiedene Philosophen in Europa und in den USA (A. Schopenhauer, E. von Hartmann, H. Bergson u. a.), die einzelne Seiten des Buddhismus für ihre reaktionäre subjektiv-idealistische Philosophie ausnutzten.

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