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Augustkonferenz 1912

Die „Liquidatorenkonferenz“, von der Lenin hier schreibt, wurde als Gegengewicht gegen die Prager Konferenz der bolschewistischen Partei im August 1912 in Wien einberufen. Die Einberufung besorgte das auf einer Beratung gewählte Organisationskomitee. Hauptorganisator und Führer dieser Konferenz war Trotzki. [...]

Außer dem OK, das die Konferenz einberufen hatte, der Redaktion des menschewistischen „Golos S.-D.“, der Wiener „Prawda“ (Trotzki selbst), des Bund, der lettischen Sozialdemokraten, des Auslandskomitees der „Spilka“ und der Petersburger liquidatorischen Zeitung „Njewski Golos“ waren auf der Konferenz im Ganzen nur acht liquidatorische Gruppen und Grüppchen in Russland vertreten, wobei die Vertretung dieser örtlichen, z. T. direkt mitgliederlosen Organisationen auf eine Weise zustande gekommen war, dass der Vorsitzende der Mandatskommission auf der Konferenz erklären musste, dass „kein einziges Mandat Vertrauen einflößt“. Zur Konferenz war auch die Gruppe „Wperjod“ eingeladen, aber ihr Vertreter Alexinski verließ die Konferenz schon am ersten Tage und veröffentlichte dann in der Presse eine Darstellung ihres „falschen und hohlen Inhalts“. Die parteitreuen Menschewiki (die Anhänger Plechanows), die ebenfalls eingeladen waren, hatten die Beteiligung abgelehnt. An der Konferenz nahmen nur die Liquidatoren verschiedener Abarten und ihre Verteidiger teil, die alle durch den Hass gegen die Bolschewiki verbunden waren.

Der von der Prager Konferenz beschlossenen politischen Plattform der Bolschewiki (siehe die im vorliegenden Band abgedruckten Resolutionen) stellte die Konferenz der Liquidatoren ihre liquidatorische Plattform entgegen, deren „liquidatorisches Wesen“, ebenso wie das in der Wahlplattform des OK der Fall war, „durch die revolutionären Phrasen Trotzkis künstlich verdeckt war“. In ihren Resolutionen verzichtete die Konferenz vollständig auf die Forderung der demokratischen Republik als aktuelle Losung und ersetzte sie durch die liberale Losung der „voll souveränen“ Duma und des allgemeinen Wahlrechts. Die revolutionäre Losung der Beschlagnahme des Grund und Bodens ersetzte die Konferenz durch die liberale Forderung der „Revision der Agrargesetzgebung der dritten Duma“ usw. Ferner verzichtete die Konferenz auch auf die Programmforderung der Ersetzung des stehenden Heeres durch die allgemeine Volksbewaffnung. In der Frage der Wahl in die vierte Duma ließ die Konferenz die Unterstützung der liberalen Kandidaten zu (Block mit den Kadetten). In den organisatorischen Fragen beschritt die Konferenz ebenfalls den Weg des Liquidatorentums, indem sie sich für die Notwendigkeit der „Umwandlung“ der Sozialdemokratie und die „Anpassung“ der Parteiorganisationen an die „neuen Formen und Methoden der legalen Arbeiterbewegung“ aussprach. An der Spitze des auf dieser Konferenz gebildeten antibolschewistischen Blocks stand das von ihr neugewählte Organisationskomitee. Dieser Block, der „Augustblock“, begann jedoch bald zu zerfallen.

Dazu führte unvermeidlich [...] sein liquidatorisches Wesen und die ihm entsprechende liquidatorische Plattform, die von Lenin und den Bolschewiki enthüllt wurden und absolut unvereinbar waren mit dem Charakter und den Aufgaben des neuen revolutionären Aufschwungs, den die Ereignisse an der Lena im April 1912 besonders beschleunigten, die absolute Losgelöstheit sowohl des Blocks als Ganzes als auch der ihm angehörenden Gruppen und Grüppchen von den Arbeitermassen und das Ignorieren des Blocks durch diese Massen, die sich ganz und gar auf die Seite der von der Prager Konferenz aufgestellten revolutionären bolschewistischen Losungen stellten.

Darüber, wie dieser Block zerfiel, findet der Leser das Nötige in dem in diesem Bande abgedruckten Artikel: „Über die Verletzung der Einheit, bemäntelt durch Geschrei über die Einheit“ (Kapitel III: „Über den Zerfall des Augustblocks“). [Lenin, Ausgewählte Werke, Band 4, Anm. 89]

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