Der Allrussische Lehrerverband wurde im Frühjahr 1905 organisiert. Der 1. Allrussische Lehrerkongress fand am 24.–26. (11.–13.) April 1905 in Moskau unter Beteiligung von 152 Delegierten statt: 71 von den Elementarschulen, 52 von den Mittelschulen usw. Es waren 30 Gouvernements vertreten. Gleich von vornherein zeigte sich der politisch gemäßigte Charakter des Kongresses, der überhaupt keine Resolution zu den sozialökonomischen Fragen annahm. Die Sozialdemokraten, die in der Minderheit waren, forderten die Beschränkung der Tätigkeit des Verbandes auf ausschließlich berufliche Aufgaben. Der Kongress erklärte den Verband jedoch auch als einen politischen. Mit dem Erstarken des revolutionären Aufschwungs begann sich die politische Physiognomie des Verbandes rasch herauszubilden. Der Verband erklärte sich in allem mit der „Trudowikigruppe" solidarisch. Vom 20.–23. (7.–10.) Juni 1905 tagte der Allrussische Delegiertenkongress, der eine entsprechende politische Plattform ausarbeitete, worauf die 31 Sozialdemokraten den Kongress verließen und die politische Plattform des Verbandes als „einen abgenagten Programmstummel der Richtung Oswoboschdenije" (eine sich um das in Stuttgart und später in Paris erscheinende, von Struve redigierte liberal-oppositionelle Blatt „Oswoboschdenije" scharende Gruppe) erklärten. Unter den vom Kongress angenommenen Programmforderungen sind folgende hervorzuheben: a) Einberufung der Konstituierenden Versammlung unter vorheriger Proklamierung der Freiheiten; b) radikale Umwandlung der Hochschule, die ihrem Typ nach eine Fortsetzung des unteren Schulnetzes werden soll; c) kostenlose Hoch- und Mittelschulbildung; d) kostenloser obligatorischer allgemeiner Unterricht in den unteren Schulen; e) Beseitigung des Religionsunterrichts aus dem Schulunterricht; f) Unterricht in der Muttersprache usw. Als Mittel zur Erreichung der verkündeten Ziele bezeichnete man – die „freie Kritik", die Organisierung kollektiver Proteste der Studierenden usw. Zu der Zeit, von der Lenin schreibt, lösten sich alle diese Massenorganisationen teils infolge ihrer Zertrümmerung durch den Absolutismus, teils infolge des Rückgangs der revolutionären Welle und der schärferen Differenzierung der dem Verbände angehörenden sozialen Elemente in ein Nichts auf. |
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