Orthopädische
Manuelle Therapie Kaltenborn/Evjenth
Das OMT
Kaltenborn/Evjenth Konzept ist ein physiotherapeutisches Untersuchungs- und
Behandlungskonzept das sich mit den somatischen Dysfunktionen eines
Körperteiles, Körperabschnittes bzw. des gesamten Körpers befasst.
Die
Konzepturheber Freddy M. Kaltenborn und Olaf Evjenth
Freddy M.
Kaltenborn

hat seine
grundlegende Ausbildung (neben der physiotherapeutischen), vorwiegend bei
mehrjährigen Studien und Praktika in England erhalten. Folgende Fachrichtungen
wurden abgeschlossen:
Sportlehrer
1945, in Deutschland
Physiotherapeut
1949, in Norwegen
Orthopädische
Medizin 1954, in England
Chiropraktik
1958, in Deutschland
Osteopathie1962,
in England
Zu
seinen Lehrern gehörten unter anderem
Dr.
James Cyriax
Prof.
M. A. MacConnaill
Dr.
James Mennell
Dr.
Alan Stoddard
Dr.
G. Gutmann
Dr.
A. Sollmann
Dr.
K. Sell
Dr.
A. Cramer
Kaltenborn
wurde Lehrer für die verschiedensten Fachrichtungen:
Orthopädische
Medizin 1954
Chiropraktik
1958
Chirotherapie1963
Manuelle
Therapie
Osteopathie
1971
Freddy
Kaltenborn ist Gründungsmitglied der ersten MT Gruppe in Norwegen
(Spesialgruppen for Medisinsk Manipulasion 1954)
Mitbegründer
der International Federation of Orthopaedic Manipulative Therapists (IFOMT),
1974
Von 1977 -
1984 war er Professor in Biomechanik für osteopathische Ärzte, Michigan State
University, USA
Seit 1984
ist er Professor für Physikalische Therapie für PT an der Oakland University,
MI/USA.
Er ist Autor
verschiedener Lehrbücher über Manuelle Therapie
Olaf Evjenth
Olaf Evjenth
brachte seinen reichen Erfahrungsschatz aus seiner aktiven Zeit als Sportler
und Trainer bzw. Betreuer (25 Jahre Haupttrainer im norwegischen
Leichtathletikverband) in das Konzept ein.
Seine
Ausbildung zum Manualtherapeuten erhielt er bei Freddy Kaltenborn. Im Laufe der
Jahre entwickelte sich eine sehr intensive Zusammenarbeit und eine bis heute
währende Freundschaft.
Neben der
Weiterentwicklung der Behandlungstechniken der passiven Gelenkstrukturen hat
Olaf Evjenth vor allem die spezifische Symptomlokalisation und die
Weiterentwicklung der spezifische Behandlung von Muskeln (Weichteiltechniken,
Dehnungen und Training) geprägt. Seine, zusammen mit Dr. Jern Hamberg
erstellten Muskeldehnungsbücher gehören zur Standardliteratur der
Orthopädischen Manuellen Therapie bzw. der Physiotherapie.
1952
- 1956 Sportlehrer an der Sporthochschule in Oslo
1959
Physiotherapeut
1968
Manualtherapeut
1952
Betreuer der norwegischen Nationalmannschaft bei den Olympischen Winterspielen
in Oslo.
1960
Trainer der norweg. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Rom.
1964
Trainer der norweg. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Tokio
1968
Trainer der norweg. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Mexiko
1972
Betreuer der norweg. Skilanglauf- und Eishockeymannschaft bei den Olympischen
Winterspielen in Sapporo
Professor
für Physikalische Therapie für PT an der Oakland University, MI/USA
Olaf Evjenth
ist Autor mehrer Bücher über Muskeldehnung und hat bei zahlreichen
Literaturveröffentlichungen mitgewirkt.
Zusammen mit
Dr. Jern Hamberg Autor von drei Muskeldehnungsbüchern.
Mitarbeit an
einem Buch für die Untersuchung und Mobilisation der Extremitätengelenke.
Mitarbeit an
einem Buch für die Untersuchung und Mobilisation der Wirbelsäule.
Co-Autor
eines Trainingsbuches.
Merkmale der
Orthopädischen Manuellen Therapie
Im Laufe der
Jahre haben die Konzepturheber verschiedene Prinzipien und Merkmale entwickelt,
die ursprünglich dem Konzept zuzuordnen sind, jedoch heute in vielen anderen
Behandlungskonzepten in originaler oder modifizierter Form Eingang gefunden
haben und zum Standard geworden sind.
Es handelt
sich hierbei insbesondere um:
Biomechanische
Überlegungen
Untersuchungs-
und Behandlungsebene (Kaltenborn 1954)
Konvex-Konkav
Regel (Kaltenborn)
Bewegungsstufen
für Traktion und Gleiten (Kaltenborn)
Translatorische
Bewegungen (Kaltenborn 1954)
Einstellung
des Gelenks/Segments vor der Ausführung der Behandlungstechnik (Kaltenborn)
Symptomlokalisation
Spezifische
Provokations- und Linderungsteste (Evjenth)
Probebehandlung
(Kaltenborn)
Strukturspezifisch
Kombination
von Behandlungstechniken
Information
des Patienten
Symptomlindernde
Techniken
Mobilisierende
Techniken
Stabilisationsübungen
Selbstübungen
Instruktion
Dosiertes
Belastungstraining
Medizinisches
Training
Ergonomische
Prinzipien
Körperhaltung
des Therapeuten und Patienten
Entwicklung
verschiedener "Arbeitswerkzeuge"
Ziele des
Kaltenborn-Evjenth Konzeptes
Ziel ist
eine möglichst optimale, der Ursache angepasste Wiederherstellung der
Gesundheit des Patienten unter Beachtung der physiologischen,
pathophysiologischen und anatomischen Gesichtspunkte.
Indikation
Störungen,
die sich im arthro-, neuro- und/oder muskulären System befinden, bei der sich
nicht auf Grund einer Kontraindikation die Behandlung verbietet.
Kontraindikationen
Nicht
identifizierbare Symptome oder Symptome/Zeichen (z. B. A. Vertebralis
Störungen, Instabilitäten C0 - C3) die eine Gefahr für das Leben bzw. bei
weiterer Untersuchung / Behandlung für die Gesundheit des Patienten bedeuten,
stellen die Gruppe der Kontraindikationen dar.
In diesen
Fällen muß der Patient zur weiteren Abklärung dem Arzt zugeführt werden.
Darüber
hinaus muß in jedem Einzelfall je nach Krankheitsbild (z.B. Osteoporose)
entschieden werden welche Untersuchungs- bzw. Behandlungstechniken für den
Patienten indiziert respektive kontraindiziert sind.
Untersuchung im
Kaltenborn-Evjenth Konzept
Sie stellt
den vielleicht wichtigsten Teil des Konzeptes dar.
Die
Untersuchung des Patienten sucht die Verbindung der Symptome des Patienten zur
Quelle der Beschwerden. In der Folge schließt sich die Suche nach der
Dysfunktion des betroffenen Körperabschnittes und der betroffenen Struktur an.
Die
Untersuchung setzt sich dabei aus verschiedenen Abschnitten zusammen
(Kaltenborn, F.M., 1999):
Orientierende
Untersuchung
Spezifische
Untersuchung
Informationen
aus der ärztlichen Untersuchung
Zusammenfassende
Beurteilung
Die
zusammenfassende Beurteilung ergibt die vorläufige Diagnose (oder auch
Hypothese genannt).
Im Rahmen
der ersten Behandlungssitzung wird die identifizierte Struktur mit einer
sogenannten Probebehandlung therapiert. Bei entsprechendem Erfolg ergibt sich
dadurch die sogenannte Aktualitätsdiagnose.
Diese
Vorgehensweise wiederum ermöglicht die Erstellung eines individuellen
Behandlungsplanes.
Kontrollteste
während der Behandlung dienen der Überprüfung des unmittelbaren und mittelbaren
Behandlungseffektes bzw. ob die angewandte Behandlungstechnik indiziert ist
oder nicht. Basierend auf diesen Tests wird entsprechend dem
Behandlungsfortschritt die Aktualitätsdiagnose angepasst.
Behandlung im
Kaltenborn-Evjenth Konzept
Die
Behandlung richtet sich nach der betroffenen Struktur. Im Prinzip soll die
Behandlung schmerzfrei sein. Allerdings ist hiervon ein für den Wirkungseffekt
angepasstes therapeutisches Empfindlichkeitsgefühl, wie z.B. ein Dehngefühl bei
der Muskeldehnung, ausgenommen. Diese Empfindlichkeit muß jedoch im
individuellen Toleranzbereich des Patienten sein und sollte nicht nachhaltig
bestehen bleiben.
Die
Behandlung richtet sich nach grundsätzlichen Überlegungen:
in
Bezug auf die allgemeinen Symptome wie z.B. den Schmerz: Für das genannte
Beispiel kommen alle Formen der Schmerzlinderung in Frage. Dies kann, als eine
für das OMT Kaltenborn Evjenth Konzept spezielle Technik, die intermittierende
Traktion, bei vorher dreidimensional eingestellter Gelenkstellung, sein.
in
Bezug auf die spezifischen Symptome, die Mobilität bzw. unterschiedliche Gewebe
betreffend: Behandlung der Hypomobilität, Behandlung der Hypermobilität,
Behandlung von für die Symptome verantwortlichen Geweben auch bei normaler
Beweglichkeit (z.B. zur Erhöhung der Belastbarkeit)
Verschiedene
Behandlungstechniken können hierbei zur Steigerung der Effektivität kombiniert
werden.
Problembezogene
Information und Instruktion über die Aktivitäten des täglichen Lebens sowie
über die Selbstbehandlung gehören ebenfalls zum Aufgabenbereich innerhalb des
Konzeptes.
Aktualisierung der
Methode (Forschung, Neuigkeiten, ...)
Das OMT
Kaltenborn-Evjenth Konzept befindet sich in ständiger Weiterentwicklung.
Behandlungstechniken
des Konzeptes bildeten Gegenstand von Studien (z.B. Hamberg, J., 1993, Patla,
C.E., Paris, S.V., 1993, Schomacher, J., 1997, Just, H. & Stelzer,L. 2009).
Die
Forderung nach einer auf wissenschaftlichen Fakten beruhenden Medizin (evidence
based medicine) kann bis heute nicht zufriedenstellend erfüllt werden -
übrigens ebensowenig wie in der Physiotherapie und in der Medizin (Waddell, G.,
1998, Schomacher, J., 1999).
F. Kaltenborn und O. Evjenth arbeiten mit vielen ehemaligen
Schülern und Kollegen in der ganzen Welt zusammen, auf der Suche nach
wissenschaftlichen Untermauerungen für die aus der Erfahrung gewonnen positiven
Erkenntnisse und Resultate.