HDTV Launch Day

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Nach drei Jahrzehnten PAL-TV hat das hoch auflösende HDTV anno 2005 den Regel-Betrieb aufgenommen: Sat.1 und ProSieben haben den Europa-Startschuss auf den Münchner Medientagen inszeniert. Am 3. Dezember 2005 folgte Premiere, mit einem echten HDTV-Vollprogramm. 2009 wurde Premiere in SKY umgetauft.

 

München, 26. Oktober 2005: Dass Europas TV-Zukunft ausgerechnet in München startet, freut den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber: „Die Münchner Medientage sind heute der bedeutendste Medienkongress in Europa... Vom hochauflösenden Fernsehen HDTV erwarten alle Experten einen kräftigen Schub für den Medienmarkt - ähnlich wie damals beim

Farbfernsehen oder den neuen Übertragungs-Medien Kabel und Satellit. Wer auf der Funk-Ausstellung in Berlin die Chance hatte, den Unterschied zwischen PAL und HDTV zu testen, wird bestätigen: HDTV bringt wirklich mehr Fernseh-Qualität für den Zuschauer. Mit dem hoch auflösenden Fernsehen ist das Grün der Wiesen grüner, das Blau der Berge blauer und die goldene Sonne goldener.“  

FOTO: Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landeszentrale, links, Guillaume de Posch, Vorstands-Vorsitzender der ProSiebenSat.1-Gruppe, Mitte, und der Bayerische Minister-Präsident Dr. Edmund Stoiber drücken gemeinsam auf den roten Knopf: Am 26. Oktober 2005 sind mit Sat.1 HD und ProSieben HD die beiden ersten HDTV-Sender Europas in den Regelbetrieb gegangen. Fotoquelle: Harald Karcher.

 

HDTV mit Dolby Digital 5.1

 

Tatsächlich wird PAL mit nur 576 x 720 alias 414.720 Bildpunkten und HDTV mit immerhin 1080 x 1920 alias 2.073.600 Pixeln gesendet. Diese fünfmal höhere Auflösung bringt für den Zuschauer sattere Farben und schärfere Bilder. Ist bei PAL meist noch das hohe Bildformat 4:3 gebräuchlich, so wird HDTV grundsätzlich im breiten Kinoformat 16:9 produziert und gesendet. Das ist ergonomischer: Seit Jahrmillionen schaut der Mensch eher in die Breite als in die Höhe. Schließlich wird den meisten HD-Filmen mit Dolby Digital 5.1 auch gleich ein fünfkanaliger Sound plus extra Bass verpasst, bei PAL-Filmen ist eher das zweikanalige Stereoformat die Regel. Also klingt ein HDTV-Film in der Regel auch räumlicher als ein PAL-Event.

 

Doch scharfes Bild und satter Sound führen zu großen HD-Film-Dateien und die wiederum verlangen mehr Bandbreite als PAL, egal ob sie nun über Kabel, Satellit oder das terrestrische Digital-TV ausgesendet werden. Also halten sich gebührenfinanzierte Sender wie ARD und ZDF mit HDTV-Investitionen noch zurück, um nicht die Gelder Ihrer Zahler zu verschwenden. Privat- und Bezahl-Sender dagegen müssen im freien Wettbewerb konkurrieren, und da stellt sich die Frage ganz anders, nämlich: „Macht HDTV das Fernsehen zukunftsfähig?“

 

Dr. Edmund Stoiber zu HDTV

 

Dazu der HDTV-begeisterte Dr. Edmund Stoiber beim Launchday 2005: „Der Mehrwert des Zuschauers ist zugleich eine Chance für die ganze Palette der Wertschöpfung: Von A wie Autor bis Z wie Zulieferer. Selbstverständlich erhoffen sich private Anbieter mit Premium-Angeboten einen Vorsprung vor den öffentlich-rechtlichen Sendern. Die Pionierarbeit gerade einiger Münchner Sender verdient Erfolg. Aber langfristig wird sich HDTV nur gemeinsam durchsetzen lassen.“

 

Tatsächlich muss in die gesamte Kette - vom HD-Filmproduzenten bis zum HD-Konsumenten - neu investiert werden.

Inzwischen kennt man ja das Henne-Ei-Problem zwischen Infrastruktur- und Endgeräte-Industrie: Einer muss vorangehen und Signale setzen, bevor alle anderen mitziehen und der ganze Markt in Schwung kommt: Das war so beim PAL-TV-Start 1967, das war so beim UMTS-Launch 2004 und das war das Gleiche beim HDTV-Start anno 2005:

 

Guillaume de Posch zu HDTV

 

Also sprach Guillaume de Posch, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1-Gruppe am 26.10.2005 nicht nur über die Technik: „Wir wollen aktiv dazu beitragen, dass sich der neue, hochauflösende TV Standard durchsetzt. Aus diesem Grund starten wir heute Sat.1 HD und ProSieben HD. Das heißt, dass wir unsere beiden großen Sender ab heute im Regelbetrieb parallel - im TV-Deutsch nennt man das Simulcast – auch in HDTV über das ASTRA Satellitensystem ausstrahlen. Natürlich sind noch nicht alle Filme, Serien und andere Programme in HDTV verfügbar. Deshalb werden wir die Programmteile, die nicht in HDTV produziert werden, aufwärts konvertieren. Damit entsprechen sie DVD Standards. Auch dieses Bild ist eine Verbesserung gegenüber dem herkömmlichen Fernsehbild...   Sat.1 wird künftig so gut wie alle großen Movies in HD zeigen. Außerdem versuchen wir, möglichst die gesamte Champions League Finale in HDTV zu produzieren... HDTV ist der vielversprechendste industriepolitische Impuls im TV Markt seit langer Zeit... Ich freue mich, dass dieser Impuls für den europäischen Markt aus Deutschland kommt.... Den Massendurchbruch schaffte das Farbfernsehen in Deutschland mit der

Fußballweltmeisterschaft 1974, also sieben Jahre nach dem Startschuss in Berlin. Ich hoffe, dass HDTV ähnlich erfolgreich ist, und schnell viele Freunde, Fans und Förderer gewinnt. Einen sehr wichtigen gibt es schon, den bayrischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber, der nun den Startschuss geben wird...“ 

Dr. Georg Kofler zu HDTV

 

Dazu Dr. Edmund Stoiber am 26.10.2005: „...ich möchte das ergänzen, in dem ich noch mal deutlich mache, was heute passiert: Mit Ihrem Hinweis auf den August 1967, auf den Vizekanzler Willy Brandt, auf die Einführung des Farbfernsehens, das ja eine extreme Innovation damals war, das von den Menschen mit ungeheurer Freude und mit Optimismus aufgenommen worden ist, diese Dimension haben Sie gezeigt. Ich wünsche mir, dass diese Innovation und dieser innovatorische Schritt, den Sie als erster hier in Deutschland gehen, ...genau so begleitet wird, wie der damalige Schritt ins Farbfernsehen. ...Und ich freue mich sehr, dass ich das gerade hier von den Medientagen München aus mit starten darf. Ich gratuliere Ihnen, Herr de Posch, ...Sie haben es geschafft, der Erste zu sein, und die anderen werden Ihnen nachfolgen. Herr Kofler hat ja gerade in der Diskussion gesagt, er kommt im Dezember voll mit nach und dann werden auch die anderen Stück für Stück mit nachfolgen.“ 

Dazu ein Presse-Statement von Dr. Georg Kofler, damaliger Vorstandsvorsitzender der Premiere AG: „Mit HDTV gewinnt die Digitalisierung des Fernsehens in Deutschland und Österreich weiter an Dynamik. HDTV ist ein viel versprechender Wachstumsmarkt für die Fernsehindustrie insgesamt. Wir rechnen bis Mitte 2008 mit rund 500.000 PREMIERE HD Abonnenten.“ (Das  Foto von Herrn Dr. Georg Kofler stammt von der Premiere AG).

 

Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring zu HDTV

 

Nach Dr. Edmund Stoiber sprach Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der DVB Multimedia Bayern GmbH, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und Chef der Münchner Medientage: „Ich freue mich, dass wir mit dieser neuen Technik, gerade von Bayern aus, in Richtung von ganz Europa Impulse geben, und dass das Unternehmen ProSieben und Sat.1, dass diese Fernsehsender diesen Schritt jetzt vorantreiben... Ich habe in der Funkausstellung in Berlin erlebt, wie HDTV dort vorgestellt wurde und ich kann nur sagen: Es spricht für sich selbst.... Da braucht man den Verbraucher gar nicht überzeugen und nicht viel Marketing machen, das spricht echt für sich selbst... Nochmal herzlichen Glückwunsch. Ich freue mich, dass ich heute hier daran teilnehmen kann, und dass wir dieses Signal von den Medientagen in Deutschland für die Welt setzen... Ich erwarte auch und wünsche mir, dass nicht nur Premiere den nächsten Schritt tut, sondern dass wir insbesondere auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hier Bewegung haben, damit wir insgesamt diese Technik nutzen. Also nochmal: Herzlichen Glückwunsch für diesen mutigen und wichtigen Schritt... Eins, Zwei, Drei...“ sprachs und drückte zusammen mit Guillaume de Posch und Dr. Edmund Stoiber gemeinsam auf den roten Knopf – ganz langsam, wie in Zeitlupe, für die Fotografen und für die Nachwelt.

 

Die Herren auf der Bühne, auch der Autor dieser Zeilen, schienen tief bewegt: Nein, im Ernst: das war ja ein historischer Tag, auch wenn über 99% der deutschen TV-Zuschauer beim Druck des roten Knopfes mangels MPEG4-Receiver daheim an den Empfangsgeräten noch gar kein HDTV empfangen konnten. Am 26. Oktober 2005 fehlten in Germany nämlich noch die HDTV-Empfangs-Endgeräte.

 

VfB Stuttgart gegen FC Bayern in HD

 

Während Sat.1 und ProSieben etliche PAL-Filme vorerst noch auf HD hochrechneten, sendete Premiere seit Dezember 2005 native HD-Produktionen auf drei HD-Kanälen: Dazu Pressemann Michael Jachan: „Im Rahmen eines Feldtests für Abonnenten zeigte der Abo-Sender am Samstag, 3.12.2005, ab 15.00 Uhr die HDTV-Live-Übertragung des Bundesligaspiels VfB Stuttgart gegen FC Bayern München. Bereits einen Tag zuvor wurde der weltweit erste HD-Receiver mit der neuen MPEG4/H.264- und DVB-S2-Technologie von Premiere zertifiziert. Erste Geräte wurden noch am Freitag an Abonnenten ausgeliefert. Premiere Abonnenten sind damit die ersten Zuschauer weltweit, die das hochauflösende Fernsehen mit der neuen MPEG4/H.264- und DVB-S2-Technologie erleben.“ Laut Jachan handelt es sich um einen Receiver der Marke Pace DS 810 KP mit einem MPEG4-Chipsatz von Broadcom. Weitere HDTV-Receiver von Humax und Philips sollten bald folgen.

 

HD-Kompression MPEG4 und DVB-S2

 

Sat.1, ProSieben und Premiere haben sich kurz vor dem HDTV-Regelbetrieb übrigens für modernste Kompressions- und Modulations-Verfahren entscheiden: Nämlich MPEG4/H.264 anstatt wie bisher MPEG2, sowie DVB-S2 anstatt DVB-S. MPEG4 schrumpft die riesigen HD-Dateien stärker ein und DVB-S2 kann die knappen Sendebandbreiten effizienter ausnutzen, hilft mittelfristig also beim Sparen.

 

Kurzfristig war sowohl beim Sendestart von Sat.1 und ProSieben per 26. Oktober 2005 als auch von Premiere am 3. Dezember 2005 aber fast kein privater Haushalt in der Lage, das Ausgestrahlte wirklich zu empfangen: Durch einen Lieferengpass bei MPEG4-Decoder-Chips waren nämlich fast keine MPEG4-Receiver-Boxen lieferfähig. Auch die stolzen Besitzer eines HDTV-Fernseh-Gerätes mit HD-Ready-Logo konnten ohne MPEG4-Box nach wie vor nur PAL-Qualität auf der teuren Mattscheibe empfangen. Zur Fußball-WM 2006 war HDTV aber schon in aller Munde und in einigen Wohnzimmern. 2009 wurde die Premiere AG zur Sky Deutschland AG. Per Mausklick finden Sie das aktuelle HDTV-Sende-Programm hier.


Text: Dr. Harald Karcher