LTE von o2: Interview zum LTE-Rollout mit Markus Blume

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München, 28. Oktober 2010: In welchen Schritten bringt o2 das neue, schnelle LTE-Funknetz aufs Land und in die Städte? Wo soll das Reichweiten-starke LTE 800 funken? Wo das Durchsatz-starke LTE 2600? Gibt es überhaupt schon Endgeräte für die neu versteigerten Mobil-Frequenzen? Gibt es schon LTE-Surfsticks? LTE-Router? LTE-Laptops? LTE-SmartPhones? Keiner weiß das besser als Markus Blume, Head of Mobile Access im Bereich Access & Transport von Telefónica O2 Germany.

Harald Karcher: Herr Blume, laut Auskunft der Bundesnetzagentur hat Ihre Firma Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG im Mai 2010 ein enormes Frequenz-Spektrum von insgesamt 99,1 MHz für 1.378.605.000,00 Euro ersteigert. Mit allen Chancen für ein superschnelles Netz, aber auch mit allen Verpflichtungen, erst einmal das flache Land bevorzugt mit dem mobilen Breitband-Netzwerk zu versorgen. Daher die Frage:

In welchen Stufen wollen Sie das deutsche LTE-Netz denn jetzt konkret ausrollen?

Markus Blume: Bereits im August 2010 startete o2 den Aufbau der beiden LTE-Pilotnetze mit je 20 Sites in München und in Halle. Diese Pilotnetze dienen zur Verifizierung der LTE-Eigenschaften in einer Life-Umgebung mit Friendly Users als Nutzern. Bis Ende 2010 werden nicht mehr als die oben erwähnten 40 LTE-Nodes aufgebaut werden, da sich o2 noch im Ausschreibungsprozess für seine LTE-Lieferanten befindet, der zum Ende des Jahres 2010 finalisiert werden soll. Ende 2011 wird o2 bis zu 1.500 LTE Nodes aufgebaut und aktiviert haben. Eine komplette Flächendeckung von Deutschland wird frühestens in 5 Jahren zu erreichen sein. Die sogenannten White Spots könnten aber bis Ende 2011 abgedeckt sein, falls es zu einer koordinierten Kooperation des Roll-Outs zwischen T-Mobile, Vodafone und o2 kommt.

Harald Karcher: Wo bauen Sie denn LTE 800 aus, und wo LTE 2600?

Markus Blume: Die Frequenzen bei 800 MHz werden zunächst nur in den sogenannten White Spots genutzt, bis die entsprechenden Lizenzauflagen erfüllt sind. Danach wird der Roll-Out bedarfsgerecht in den übrigen Gebieten erfolgen. Die Frequenzen bei 2,6 GHz dagegen werden zunächst in den sogenannten Daten-Hot-Spots wie etwa Flughäfen und Bahnhöfe verwendet, in denen es einen erhöhten Bedarf an mobiler Breitband-Nutzung gibt. Nach Erfüllung der Lizenzauflagen wird 800 MHz auch in Städten zur Versorgung mit LTE innerhalb von Gebäuden eingesetzt und 2,6 GHz zur Versorgung von Datenhotspots mit einem erhöhten Kapazitäts- und Durchsatzbedarf.

Harald Karcher: Wie man hört, mangelt es noch sehr an Endgeräten für Daten over LTE?

Markus Blume: LTE-Daten-Dongles für 2,6 GHz sind bereits kommerziell erhältlich. Mit LTE-Daten-Dongles für 800 MHz rechnen wir dagegen frühestens im ersten Quartal 2011. LTE-to-WLAN-Router für 800 MHz und für 2,6 GHz stehen bisher nur als Vorserienmodelle zur Verfügung. Kommerziell verfügbar sind LTE-to-WLAN-Router aber frühestens im ersten Quartal 2011. LTE-Laptops mit fest eingebautem LTE-Funk-Modul sind uns überhaupt noch nicht bekannt.

Harald Karcher: Und wann kommen Endgeräte für Sprache over LTE?

Markus Blume: Ähnlich wie bei DSL wird es Voice over IP als transparenten Datenstrom innerhalb der LTE-Verbindung geben. Man kann dann beispielsweise Skype mit seinem Laptop nutzen oder sein Festnetztelefon an einen WLAN-Router anschließen, der über LTE mit dem Internet verbunden ist. Für solche Services wird meistens das SIP-Protokoll genutzt. VoIP als Teil des standardisierten LTE-Protokolls in einem Mobiltelefon wird es voraussichtlich nicht vor Ende 2011 geben. Da LTE im Jahr 2011 vorrangig als Festnetzersatz in ländlichen Gebieten zum Einsatz kommen wird, sollte dies aber kein Problem darstellen. Man verwendet dann einfach Skype und SIP.

Harald Karcher: Werden Sie Fallbackmechanismen auf Voice over GSM und Voive over UMTS einbauen?

Markus Blume: Beide Fallbackvarianten existieren bereits in der Spezifikation und werden nächstes Jahr in den Systemtechniken zur Verfügung stehen. Aufgrund von fehlenden Mobiltelefonen konnten aber noch keine Interoperabilitätstests durchgeführt werden. Voraussichtlich wird es diese Fallbacks für Sprache erst in 2012 geben. Die Frequenzen spielen hierbei keine Rolle. Da LTE in 2011 zum größten Teil als Festnetzersatz in ländlichen Gebieten zum Einsatz kommen wird, sollte dies aber kein Problem darstellen.

Harald Karcher: Vielen Dank für das Interview, Herr Blume.