HSPA+ 28.000 TEST

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München, 2009-11-13: Der elegante Surfstick „Huawei Mobile Broadband HSPA+ USB Slider Model E1820“ verspricht mobiles Laptop-Surfen bis 28 Megabit. In München gibt‘s auch schon das passende 3G Mobilfunknetz Telefónica O2 Germany HSPA+.

 

 

Freitag, 13. November 2009: Mich zieht‘s mal wieder auf mein Mountainbike. Ich suche nur noch einen Grund, den Schreibtisch zu verlassen, und finde ihn: Hier wartet grad ein hochmoderner Surfstick „HUAWEI Mobile Broadband HSPA+ USB Slider Model E1820“ auf seinen Einsatz. Laut Verpackung beherrscht der Stick aus China eine Download-Speed von 21,6 Mbps HSDPA ohne MIMO oder 28 Mbps mit MIMO. Das werden wir gleich nachprüfen. Dann werden die einen vielleicht jubilieren, wenn von 28 Mbps brutto satte 17 Megabit netto beim Download rauskommen. Die anderen werden fragen, ob ich zu doof zum Messen bin, weil ich keine glatten 28-Komma-Null-Null-Megabit bekomme.

 

Brutto versus Netto

 

Wenn bei meinem Joghurt-Becher 200 Gramm drauf stehen, dann haben da gefälligst auch 200 Gramm drin zu sein, sagt mir eine Bekannte. Recht so! Beim Funk ist es ganz anders: Wenn da 300 Megabit auf der WLAN-Schachtel drauf stehen, dann kommen höchstens 150 Mbps netto raus, und das auch nur zwei Meter neben der Antenne. Steht eine dicke Mauer oder ein bayerischer Bierbauch zwischen

WLAN-Laptop und WLAN-Router, dann kann der Durchsatz auch auf 50, 30, 10 und noch weniger Mbps abfallen, denn sowohl der Beton als auch der Bierbauch können die Funkwellen stark ausbremsen. Die Funk-Strahlen werden an solchen Hindernissen teils in Wärme umgewandelt. So ähnlich wie in der Mikrowelle, oder beim Sonnenbaden. Damit nicht genug: Wenn zwei Leute sich den einzigen Becher Joghurt im Hause teilen, dann bekommt halt jeder nur noch die Hälfte vom Joghurt. Beim Funk ist das ähnlich: Wenn in einer Funkzelle zwei Surfsticks gleichzeitig heftig Surfen wollen, dann bekommt jeder User, grob gesagt, nur noch die Hälfte der in der Luft gerade verfügbaren Surfpower. 

HSDPA bis 28,8 Mbps

 

Was bedeuten 28 Mbps HSDPA? HSDPA steht für High Speed Download Packet Access. Das ist sozusagen der UMTS-Turbolader beim Downloaden, also der Einheizer beim Empfangen von Datenströmen. MIMO hingegen heißt, der Surfstick kann auf mehreren Antennen gleichzeitig funken und empfangen. Das ist, als wenn Sie Ihren Garten aus mehreren Schläuchen gleichzeitig gießen: Dann geht es schneller, weil mehr Wasser pro Sekunde rauskommt. Aber nur, sofern die Wasserwerke auch genug Druck auf der Leitung haben und dieser Druck auch wirklich bis in Ihren Garten durch kommt. Die Wasserwerke, das wären in unserem Gleichnis die Mobilfunk-Netz-Betreiber, also die T-Mobiles, die Vodafones, die O2s und die Leute von E-Plus. Seit es UMTS für Endkunden in Germany gibt, also seit 2004, hatten T-Mobile und Vodafone den größten Druck auf der mobilen Download-Leitung. In den letzten Jahren hat aber O2

Germany 3,5 Milliarden in die mobilen Leitungen investiert, und so haben wir jetzt sogar drei mobile Hochdruck-Leitungs-Anbieter in der deutschen Mobilfunk-Luft. Falls es jemand noch genauer wissen will: MIMO steht für „Multiple Input Multiple Output“. Es bezeichnet das gleichzeitige Senden und Empfangen mehrerer Datenströme. Mögliche Effekte von MIMO sind die Erhöhung der Coverage in einer Funkzelle und oder die Erhöhung der maximalen Datenrate. Das Multi-Antennen-System MIMO wird auch bei WLAN nach IEEE 802.11n zur Steigerung der Datenraten auf nominal 300, 450 oder 600 Mbps eingesetzt, sowie zur Verbesserung der WLAN-Coverage, der WLAN-Flächenversorgung. 

HSUPA bis 5,76 Mbps

 

Beim mobilen Upload, genannt HSUPA, also beim Senden, verspricht der weiße Wunder-Stick aus dem chinesischen Shenzhen eine Speed von 5,76 Mbps, sprich Megabit pro Sekunde. An dieser Stelle versagt das Gleichnis von den Wasser-Werken, denn in der Regel

kommt das Wasser ja nie mehr vom Garten zurück zu den Stadt-Werken. Bei UMTS und HSUPA dagegen schon, da gibt es eben auch den Rück-Kanal. Beherrschen Mobilfunknetz und Endgerät gleichermaßen HSDPA wie auch HSUPA, dann verkürzen sich die Roundtripzeiten der Datenpakete, auch Latenzzeit oder Pingzeit genannt. Das spürt man sofort unter den Fingern, das Surfen fühlt sich dann zackiger an, die gefühlte und gemessene Zeit zwischen Mausklick und Feedback-Reaktion aus dem Internet wird kürzer. Greift dieser UMTS-Beschleuniger sowohl beim Download als auch beim Upload, dann lässt man das D und das U weg und spricht nur noch von HSxPA oder schlicht von HSPA. Und die jüngste Entwicklung von HSPA nennt sich HSPA

Evolved oder noch kürzer: HSPA+. Das ist die logische Weiter-Entwicklung von HSDPA und HSUPA, sagt Michael Fränkle, Vice President Network Access & Transport bei o2 Germany. In München hat Fränkles Netzwerk-Truppe schon 50 Quadratkilometer mit HSPA+ versorgt und frei geschaltet: Etwa Nymphenburg, Moosach, und die Altstadt rund um den Marienplatz. Reguläre O2-Kunden im Testgebiet dürfen bis Ende 2009 kostenlos an diesem Großversuch teilnehmen und mit nominal bis zu 28 Mbps mobil surfen.  

Ich habe so einen Stick auf zwei Laptops mit Windows XP und Vista getestet. Die Client-Software hat sich direkt aus dem Stick heraus komfortabel auf die Laptops installiert. Das dauerte jeweils weniger als 5 Minuten. Ein erster Inhouse-Mess-Test in meinem Office, 81929 München, Ina-Seidel-Bogen 70, brachte am Freitag, den 13. November 2009, noch keinen Daten-Durchsatz. Da hab ich mich zu früh gefreut. Das Netz-Verbindungs-Profil des Surfsticks ist für die Teilnehmer des Friendly User Feldtests von O2 so eingestellt, dass sie damit nicht in das normale O2-Mobilfunknetz, sondern nur in das parallele HSPA+-Test-Netz hinein kommen sollen.

 

Marienplatz 15,7 Mbps

 

Also lade ich den Sony Vaio Laptop Akku noch mal auf und radle bis zum Brunnen auf dem Marienplatz. Dort brachte der Laptop, powered by Huawei HSPA+, auf Anhieb bis zu 15 Mbps im Downstream und bis zu 2,6 Mbps im Upload. Dazu Pingzeiten von 26 bis 58 Millisekunden. Das ist schneller als manch ein gewöhnlicher DSL-Anschluss und kommt schon fast an VDSL 25.000 heran. Ein paar

Schritte vom Marienplatz-Brunnen in Richtung Spielzeug-Museum liegt rechterhand der schicke o2-Flagship-Store: Ganz hinten drin im Laden sind zwei schöne Kunden-Beratungs-Schreibtische. Dort konnte ich DL-Spitzen von 15,7 Mbps und UL-Peaks bis 3 Mbps messen. Die Pings lagen sehr stabil bei 57 Millisekunden. Eine derart gute UMTS-Inhouse-Versorgung habe ich in München bisher noch nie gemessen. Bei keinem Provider. Sogar im trendigen Untergeschoß des O2-Edelshops kamen quasi ebenso gute Werte aus der HSPA-Luft wie im Erdgeschoß.

 

Karlsplatz 6,4 Mbps

 

Nun schiebe ich mein Radl mitsamt Kamera und Laptop bis an das andere Ende der Fußgängerzone, denn wer hier aufsitzt, riskiert nicht nur böse Blicke von den Passanten, sondern auch einen veritablen Strafzettel von den Polizisten. Kurz vor dem Stachus setze ich mich mit dem Laptop auf den Rand des Brunnen vor dem Karlstor. Da kamen zum Teil hervorragende Pingzeiten von 26 bis 73 ms aus der o2-Luft. Die DL-Peaks waren mit 6,4 Mbps und die UL-Maxima mit 3,5 Mbps aber schon deutlich langsamer als am Marienplatz. Direkt im Stachus-Rondell liegt ein großer McDonalds, der umsatz-stärkste der Welt. Dort kaufe ich mir im EG einen Cheeseburger, quasi als Eintritts-Billet, und setze mich im ersten OG unter ein massives Betongewölbe. In dieser gemütlichen Ecke quälte sich der Browser des Laptops nur noch mühsam an die Online-Testprogramme heran. Schier endlose Pingzeiten von 369 bis 525 Millisekunden bestätigten das gefühlte Schneckentempo. DL-Peaks bis 1,1 Mbps und UL-Spitzen bis 0,3 Mbps wären für einfaches Mailen und Surfen zwar noch brauchbar, aber die Pingzeiten verderben jede Freude an interaktiven Anwendungen. Diese Ecke liegt offenbar am Rande des Testnetzes in einem Gebäude, das noch keine eigene Indoor-Versorgung hat.

 

O2-Tower 12,5 Mbps

 

Am Samstag, den 14. November 2009, fuhr ich auf dem Mittleren Ring von Bogenhausen zu den Highlight-Towers in Nord-Schwabing. Das Gebiet gehört offenbar nicht zum O2-Testfeld, denn hier brachte der Huawei-Stick kein Internet auf den Laptop. Also fahre ich weiter, am BMW-Vierzylinder-Haus und am Olympiaturm vorbei, bis zu einer Parkbucht in der Nähe des O2-Towers. Dort holte der Laptop

nachmittags DL-Maxima von 12,5 Mbps, UL-Peaks bis 3,4 Mpbs, und Pingzeiten von 41 bis 57 ms aus der von Huawei gepowerten O2-Funkluft. Also grob gesagt: Ähnliche Werte wie tags zuvor am Marienplatz. 

OEZ Parkdach 17,8 Mbps

 

Das graue Samstagswetter hat dem Olympia-Einkaufs-Zentrum, kurz OEZ, am 14. November 2009 dichte Menschenmassen beschert. Ich begann mit den Messungen auf einer Sitzbank im UG des OEZ, zwischen Vitalia und Vinzenzmurr. Der weiße Surfstick von Huawei war ständig in Gefahr, von tobenden Kindern und hektisch vorbei eilenden Menschenmassen aus seiner USB-Buchse heraus geknickt zu werden. In solchen Situationen ist ein Laptop mit fest eingebauten UMTS-Antennen vorteilhafter. Aber die Funkwerte konnten auch hier voll überzeugen, trotz der vielen funkdämpfenden Menschen. Es kamen DLs bis 14,3 Mbps, ULs bis 2,6 Mbps und Pingzeiten von 57 bis 73 Millisekunden. Eine Rolltreppe höher liegt das EG des OEZ. Da war überhaupt kein freier Sitzplatz mehr zu finden. Hier stand ich in der Kurve zwischen Esprit, Blatter, Wöhrl und Kaufhof mit dem Laptop in der Hand und konnte DLs bis 11,7 Mbps, ULs bis 3,4 Mbps und Pings von 42 bis 62 aus der o2-Luft messen. Die besten Werte fand ich zum Schluss der Messtour auf dem Dach des OEZ-Parkhauses: Dort kamen DLs bis zu 17,8 Mbps, ULs bis 3,8 Mbps und Pingzeiten von 57 bis 73 Millisekunden. Offenbar hatte der Laptop und sein Surfstick hier freie Sichtverbindung zu den HSPA+-Mobilfunkantennen auf einem gegenüberliegenden Gebäude.

 

VDSL versus HSPA+

 

Natürlich liegen die Durchsatzwerte in der echten Praxis unterhalb der theoretischen Laborwerte von 28 Mbps, das ist bekannt und normal bei Funknetzen. Trotzdem sind Werte von 10 bis 17 Mbps sehr gut für ein Mobilfunksystem aus der Serienfertigung. Fragt sich, ob die Ping- und Durchsatz-Werte auch nach der Umschaltung in den Regelbetrieb noch für alle User so hervorragend bleiben. Falls ja, kann jeder, der in einem derart gut versorgten HSPA+-Gebiet lebt und arbeitet, sich ernsthaft überlegen, ob er überhaupt noch einen Festnetzanschluss an das DSL- oder VDSL-Netz benötigt.

 

Messwerte

 

Text: Dr. Harald Karcher