HSPA+ 28.000 O2 Trial

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3. November 2009, 15 Uhr: In München geht das schnellste HSPA+ Funknetz der Nation, vielleicht sogar der Welt, on Air: Nicht im Labor, sondern für Kunden von Telefónica O2 Germany: Die Vision: Handy- und Laptop-Surfen mit 28 Mbps.

 

Weltpremiere in München

 

Der schnelle Funk versorgt zum Start ein 50 Quadratkilometer großes Teilgebiet der Bayern-Metropole: So etwa Nymphenburg, Moosach, die Gegend um das BMW-Vierzylinder-Hochhaus, den o2-Panorama-Tower, sowie die Altstadt rund um den o2-Flagship-Store am Marienplatz. Die neue Technik nennt sich HSPA+, mit einem Plus dahinter. Das ist ein High-Speed-Nachfolger von UMTS und HSPA. Damit kann der Laptop-User jetzt mit einer Brutto-Download-Speed bis 28.000 Kbps und einem zackigen Upload bis 5.760 Kbps surfen. Dagegen schaut mein Münchener Festnetz-Anschluss DSL 6.000 von der Telekom mit netto grad mal 3.000 Kbps ganz schön alt aus. Lieferant der neuen HSPA+ Netzwerk Technik,

also der Mobilfunk-Basis-Stationen, der Software und der Laptop-Surfsticks, ist Huawei Technologies. Früher hätte so ein neues Funknetz im schönen München ja fast nur von Siemens München kommen können. Oder von SEL alias Alcatel alias Lucent aus Stuttgart, oder von Ericsson aus Stockholm, oder von Nokia aus Helsinki. Der Betreiber alias Operator des innovativen HSPA+ Funknetzes ist auch nicht die Deutsche Telekom alias T-Mobile, nicht der britische UMTS-Pionier Vodafone, sondern die spanische Telefónica, in Gestalt ihrer deutschen Tochter O2 Germany. Deren Pressesprecher Albert Fetsch wanderte am 3.11.2009 mit seinem coolen Nokia Booklet 3G von der O2-Mitarbeiter-Kantine bis zu jenem Konferenz-Raum, in dem die Presse bereits auf den Launchevent wartete. Dabei schaute Fetsch in seine Laptop-Kamera und dank Skype-Videotelefonie-Software und Huawei-28-Mbps-Surf-Stick sahen ihn die Journalisten live via HSPA+ auf der großen Video-Leinwand durch das O2-Building fröhlich heran marschieren. Schon im Live-Skype-Video konnte man neben Herrn Fetsch zwei weitere Herren via Mobile Video erkennen: Und zwar Michael Fränkle, Vice President Network Access & Transport bei O2 Germany, sowie Walter Haas, CTO von Huawei Technologies in Germany.

 

Michael Fränkle VP O2 Access

 

Dipl.-Ing. Michael Fränkle ist für all Jenes zuständig, was mit dem so genannten Access zu tun hat: Also Mobile und Fixed, Mobilfunk und DSL. Da läuft bei O2 Germany seit 2007 gerade ein 3,5-Milliarden-Investitions-Programm. Dank dieses Kraftaktes will O2 Germany per

Sylvester 2009 das National Roaming abschalten und ab Januar 2010 nur noch auf der eigenen Plattform funken, sagt Fränkle. So muss O2 nicht mehr in das deutsche Funk-Netz von T-Mobile hinein roamen. Das neue O2-Funknetz bringt laut einer O2-Grafik 99,9% Outdoor-Versorgung beim Telefonieren, 99% beim Mobilen Internet-Outdoor-Surfen, 90% in ICE-Zügen und 99% auf Autobahnen. 

Fränkle zitiert ein dickes Lob aus der TK-Fachzeitschrift connect 11/2009: Demnach ist O2 eine „interessante Alternative für viel reisende Geschäftsleute“, bringt „beste Leistung bei Telefonie im innerstädtischen Raum“, ist „stark bei Up- und Download von Dateien“ und hat „im letzten Jahr Großartiges geleistet“. Connect-Zitat Ende.

 

O2 Germany hat laut Fränkle „…ein extrem modernes IP-Backbone, was der Endkunde nicht sieht, was aber wichtig ist, um den Verkehr weg zu transportieren… Da wir modernste Hard- und Software haben, sind wir in der Lage, gemeinsam mit Huawei, den ersten HSPA+ Trial zu machen“, sagt Fränkle: „Der Live-Betrieb läuft quasi seit heute, wir können hier in der Gegend nachweislich Datenraten bis zu 28 Megabit pro Sekunde im Download und 5,8 Megabit im Upload erzielen. Die Aktion ist zunächst kostenlos für unsere Bestandskunden, und zwar gleichermaßen für Privatkunden wie Geschäftskunden“, sagt der Chef der O2-Netze.

 

HSPA+ sei die logische Weiter-Entwicklung von HSDPA und HSUPA, meint Fränkle, was auch aus dem 3GPP-Standardisierungs-Programm hervorgehe: „Es gibt derzeit theoretische Datenraten im 5-MHz-Kanal von 21 und 28 Megabit pro Sekunde: Die 28 Megabit setzen voraus, dass wir die MIMO-Technologie einsetzen“, erklärt Fränkle die komplexe Funk-Physik in verständlichen Worten.

 

Anmerkung aus einer Fußnote der O2-Charts: MIMO steht für Multiple Input / Multiple Output. Es bezeichnet das gleichzeitige Senden und Empfangen mehrerer Datenströme. Mögliche Effekte von MIMO sind die Erhöhung der Coverage in einer Funkzelle und / oder die Erhöhung der maximalen Datenrate.

 

Wenn wir „zwei Kanäle bündeln würden, könnten wir mit bis zu 84 Megabit über die Luftschnittstelle gehen. Da sehen Sie, dass wir mit dem Mobilfunk schon sehr nahe an hoch-bit-ratige Fixed Broadband Verbindungen heran kommen. Sei es nun ADSL2+ oder VDSL. Natürlich sehen die Economics auf der Luftschnittstelle anders aus als im Festnetz…“ weiß der Chef des O2-Networks zu berichten.

 

Und wozu kann der normale Handy-, SmartPhone- oder Laptop-User so viel mobile Bandbreite denn überhaupt einsetzen? Dazu kann Fränkle drei Kern-Applikationen nennen: „Erstens High Quality Video Streaming. Zweitens High Quality Video Conferencing für das

kollaborative Zusammenarbeiten, über Webcams, über Chats, oder über Skype, wie wir es grad eben auch ein Stück weit gesehen haben. Und Drittens das mobile Gaming, Online Spiele: Diese Anwendungen sind sehr Bandbreiten intensiv, verschlingen sehr viel Bandbreite, vor allem wenn es Real Time Applikationen sind. Dafür ist HSPA+ gut geeignet, auch weil die Verzögerung, die so genannte Latenzzeit, besser ist als in anderen bereits kommerziell verfügbaren Funk-Technologien“.  

Danach zeigte O2-Pressesprecher Albert Fetsch „…einen kurzen Ausschnitt von einem hochauflösenden HDTV-Video, das würde zwar mit HSDPA auch laufen, würde aber dazwischen etwas ruckeln und laden. Und wenn jetzt alles fein ist, dann läuft das 120-MB-Videofile dank HSPA+ jetzt einfach durch“: Gesagt, getan, Peng, Knall, ein Action Video also! Damit der HD-Sound noch besser rüber kommt, dreht einer noch die Lautsprecher hoch: Im Raume schaukelt sich ein schrilles Pfeifen auf, das hat mit HSPA+ jetzt aber nix zu tun, das ist eine analoge akustische Rückkoppelung über die Redner-Mikrofone.

 

Ein Hinterbänkler flüstert mir ins Ohr: „Jetzt wird’s gleich eng, daaaa unten, am Balken, jetzt wird der Vorlaufpuffer gleich vom Video eingeholt, Uuuuuund…. Zackkkk… Wir kichern auf den letzen Rängen: „Hihihi, das Video hängt…“ Was nun, Herr Fetsch? „Das ist jetzt leider der berühmte Vorführeffekt, es läuft aber eigentlich nahezu lückenlos durch, ich würde aber jetzt einfach mal vorschlagen, Sie können es ja später noch an den Demo-Stationen im hinteren Bereich des Raumes selber testen…“ der Satz von Albert Fetsch war noch gar nicht zu Ende, da lief auch schon das HD-Video via HSPA+ wieder weiter. Trotzdem will Fetsch uns wissen lassen: „…wir haben hier im Hause Mitarbeiter, die das HSPA+ Netz schon mit nutzen…“. Kapiert! Wenn zu viele Nutzer gleichzeitig Bandbreite konsumieren, kann es auch mit HSPA+ mal zu einem kurzfristigen Ruckler kommen.

 

Das ohnehin sehr kurze Ruckeln könnte aber auch an einem lahmen Server im World Wide Web gelegen haben, und ich frage: „Holen Sie das Video jetzt grad aus irgend einem öffentlichen Server draußen, oder aus dem eigenen High-Speed-Server im Keller?“ Das beantwortet Ruggero Ruggieri, Senior Expert Radio Technologies vom Network Development der Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG: „Das kommt direkt von Appe.com, da ist nichts gecached, nichts vorbereitet“. Also wirklich live.

 

Walter Haas CTO Huawei

 

Dann sprach Walter Haas, CTO von Huawei, der Technologiepartner von O2 Germany: „Wir waren im ersten Moment ja sehr stolz, als der Trial auf dem Mobile World Congress MWC 2009 in Barcelona angekündigt wurde. Im zweiten Moment mussten wir dann aber gleich die Ärmel zurückkrempeln, um das Thema auch in dem vorgegebenen Zeitrahmen zu stemmen… Die Teams haben sehr gut kooperiert, und das Netz ist jetzt aufgebaut... Hier sehen Sie die Karte: Wir haben ein dediziertes Trial-Netz parallel zum Live-Netzwerk aufgebaut, mit der einzigen Maßgabe, dass es ein Antennen-Sharing gibt… Dort sind die Basis-Stationen in der Lage, beide Technologien alternativ zu betreiben. Wir sind sehr sicher, dass das eine Weltpremiere für eine HSPA+ Ende-zu-Ende-Lösung sein könnte, also vom Terminal, über das Radio-Netzwerk, bis zum Radio Controller. Dahinter haben wir IP-Microwave, also neueste Übertragungstechnologie. Auf der Packet Core Seite wachsen die Netze dann zusammen, von dort geht es dann in das mobile Internet“. Und was ist an der Technik HSPA+ nun anders als bei HSDPA und HSUPA: Dazu Haas: „Wir haben jetzt 64QAM und MIMO-Technologie. Mit 64QAM können Sie 21 Mbps in der Spitze erreichen, mit MIMO geht es schon auf 28 Mbps. Kombiniert man beide Verfahren, so kommt man schon auf 42 Mbps, und wenn man dann noch Zellen-Doubling macht, dann kommen wir mit HSPA+ sogar in die Gegend von 80 Megabit pro Sekunde“.

 

HSPA versus HSPA+

 

Anmerkung: Die auf der PK am 3.11.2009 gezeigten und verteilten, sehr interessanten Charts von Huawei, waren per 3. November 2009 "Confidential", also firmen-vertraulich, das heißt, sie durften per 3.11.2009 noch nicht öffentlich publiziert werden: Also kann ich hier nur das gesprochene Wort zitieren: Voila: Besonders interessant findet Walter Haas die Ergebnisse der Vergleichs-Messungen zwischen HSPA und HSPA+: „Wir ziehen bei diesen Messungen im Feld identische Daten, wie wir sie auch im Labor unter Ideal-Bedingungen nutzen, und zeichnen dann die erzielten, durchschnittlichen Datenraten in die Grafik“: Ganz links im Chart sieht man die Labor-Downloadraten: Der lange, rote Balken steht für die neuen MIMO-Terminals, auf gut deutsch also die neuen weißen HSPA+ Surfsticks. Der kürzere, blaue Balken steht für die HSDPA-Terminals, das sind die momentan im Markt befindlichen 7,2-Mbps-Laptop-Surfsticks. Das zweite Balken-Pärchen von links heißt „Good“ und steht für Durchsatz-Messungen im Feld, unweit der Mitte einer Funkzelle. Am interessantesten ist aber das Balken-Pärchen ganz rechts im Huawei-Chart namens Bad. Das steht für Durchsatz-Messungen am Rande der Funkzelle, am so genannten Edge-Bereich: „Hier zeigt sich sehr deutlich, dass die MIMO-Technologie den EDGE-Bereich extrem anhebt. Das führt dazu, dass Sie im ganzen Netz ein gutes Speed-Erlebnis haben, weil speziell die bekannt schwachen Bereiche mit HSPA+ überproportional stark angehoben werden“, sagt Walter Haas von Huawei. Frage von Harald Karcher: „Haben Sie bei diesen Messungen immer nur einen einzelnen User im Netz? Oder sind mehrere User gleichzeitig in der Lage, diese Speed zu bekommen?“ Walter Haas, Huawei: „Wir haben hier im Vorfeld mehrere Friendly User im Test gehabt, aber es ist ja bekannt: Das Funkmedium ist ein Shared Medium." Frage von Harald Karcher: „Das heißt, wenn zwei Power-User im Funknetz surfen, dann halbiert sich die Speed für jeden der Beiden?“ Walter Haas, Huawei: „Ganz so einfach kann man das nicht sagen: Auch bei einem Festnetz-Anschluss kalkuliert man ja immer ein durchschnittliches Datenvolumen, wir gehen heute immer noch von 100 KB pro Nutzer aus. Von daher können Sie bei einem durchschnittlichen Nutzerverhalten eben davon ausgehen, dass Sie sehr hohe Bandbreiten erzielen. Man kann nicht einfach sagen, das halbiert sich. Aber im Prinzip stimmt es schon: Der Durchsatz geht runter, je mehr Nutzer in der Zelle sind“.

 

Benefits von HSPA+

 

Laut Huawei bringt HSPA+ etwa dreimal mehr Daten-Durchsatz als das normale HSPA Release 6. Gleichzeitig halbiert sich die Latenzzeit einer Ende-zu-Ende-Verbindung auf die Hälfte. Daneben wäre auch Sprache über HSPA möglich, was laut Huawei eine Effizienz-Steigerung um fast 50% bringen kann, im Münchner O2-Trial aber noch nicht genutzt wird. „Am Ende des Tages teilen sich alle Nutzer die Ressource Radio-Netzwerk: Bei sehr vielen Sprachkanälen reduziert man das verbleibende Daten-Volumen, und umgekehrt“, sagt Haas: „Mit HSPA+ können Sie also die Gesamt-Performance in beiden Bereichen, sprich Voice und Data, deutlich erhöhen. Und die hohen Bandbreiten enabeln natürlich auch neue Dienste, HD-Dienste, Videostreaming, Gaming… das ist auch ein Grund, warum solche Technologien auch schon im asiatischen Bereich eingesetzt werden“.

 

HSPA+ versus LTE

 

Manche Mobilfunk-Provider fragen sich dieser Tage, ob sie HSPA+ überspringen können und gleich auf das nochmals schnellere LTE warten sollen. Dazu Walter Haas von Huawei: „Es gibt keine schwarz-weißen Antworten, das hängt von den Geschäftsmodellen der Netzbetreiber ab, und auch davon, welche Frequenzspektren zur Verfügung stehen: Wir sehen HSPA+ als eine sehr effiziente Zukunftstechnologie für den 3G-Bereich, wir erwarten auch noch starke technologische Neuerungen bis 84 Megabit, und wir sehen da keine Konkurrenz zu LTE. HSPA+ ist heute schon Ready for Deployment, wie wir sagen, das enabelt die Netzbetreiber, den boomenden Datenmarkt heute schon wahrzunehmen, Marktanteile zu sichern. Und jetzt erlauben sie mir etwas Werbung in eigener Sache: Mit unserer Single RAN Technologie können wir sagen, dass alle Wege am Ende des Tages zu LTE führen: Dort erwarten wir den Technologie-Durchbruch 2010, 2011, und die ersten kommerziellen Netze für das normale Mobile Data Business so gegen 2013“, sagt Walter Haas: „Das heißt, HSPA+ wird einen sehr langen Lebenszyklus haben und eine dominante mobile Technologie sein. Es wird nach wie vor lange Zyklen der Koexistenz in den Netzen geben.“

 

HSPA+ Weltpremiere

 

Frage von Harald Karcher: „Gibt es vergleichbare Projekte mit HSPA+ auch schon in anderen Teilen der Welt?“ Michael Fränkle, O2: „Ich glaube, dass das bei uns eine Weltpremiere ist“. Walter Haas, Huawei: „Also wir haben natürlich schon etliche HSPA+ Projekte in Asien, aber das sind alles 64QAM-Projekte bis 21 Megabit. In der Kombination mit MIMO, also bis 28 Megabit, ist das hier in München wirklich Brand New. Hier im O2-Netz können wir sogar beide Technologien nutzen, das ist per Software konfigurierbar. Das nächste Release, nämlich 3GPP8, wird Anfang nächsten Jahres bei uns als RAN 12 zur Verfügung stehen: Damit können wir dann QAM64 mit MIMO kombinieren, damit kommen wir dann auf die besagten 42 Megabit“. Frage von Harald Karcher: „Wo liegen denn die Ping-Zeiten von HSPA+ in der Praxis. Können die schon mit einem DSL 6000 konkurrieren?“ Ruggero Ruggieri, Senior Expert Radio Technologies im Network Development von o2: „Wir haben zwischen 30 und 40 Millisekunden gemessen. Und es ist für uns sehr interessant zu beobachten, wie sich diese Werte jetzt im Friendly User Test weiter entwickeln werden“. Michael Fränkle, O2: „Also den Radio Access kriegen wir in den Griff, das haben wir jetzt lange genug geübt als Mobilfunker“. Frage von Stefan Gneiting, Journalist: „Das heißt, es gibt Basis-Stationen, die nutzen 64QAM, und andere, die MIMO nutzen? Walter Haas, Huawei: „Ja, das steuern wir per Software: Alle Outdoor-Stationen in diesem Netz arbeiten mit MIMO und die Indoor-Stationen in den O2-Gebäuden mit QAM64“.

 

Die Beauty bei Huawei

 

Michael Fränkle, O2: „Das ist ja auch die Beauty bei Huawei: In traditionellen Systemen, sei es GSM oder UMTS, habe ich halt eine Kiste gekauft, die konnte genau das Eine oder das Andere: Ein Grund, uns für Huawei zu entscheiden war eben, dass man da eine extrem skalierbare und flexible Plattform hat, die eben nur durch einen Einschub oder eine Software-Konfiguration verschiedene Standards ermöglicht. Walter Haas, Huawei: „Wir haben für diesen Trial keine neuen Basis-Stationen gebraucht, wir haben die existierenden Stationen genommen, aus dem normalen Rollout, aus dem normalen Live-Netz, und haben diese per Software auf HSPA+ upgegradet“. Frage von Harald Karcher: „Und wie jung, oder wie alt, sind denn diese hoch modernen Huawei-Basis-Stationen?“ Michael Fränkle, O2: „Wir haben den Swap vom Frühjahr 2008 bis zum Sommer 2009 durchgezogen. Wir haben die Nortel-Stationen abgebaut und durch Huawei ersetzt.

 

MIMO-Stick mit 28 Mbps

 

Frage von Peter Pernsteiner, Journalist: „Der Kunde braucht dann aber sicher neue MIMO-Sticks, um die 28 Megabit zu bekommen?“ Walter Haas, Huawei: „Ja natürlich: Das ist ja eine Ende-zu-Ende-Lösung: Die Endgeräte und das Radio-Netz müssen ja miteinander funktionieren: Im Radio Controller sind auch diese intelligenten Algorithmen, die dann entscheiden: Mach ich QAM? Mach ich MIMO? Und bei MIMO ist es ja auch so: Es sind ja zwei Streams und zwei Antennen: Wenn Sie als User nahe am Zellzentrum sind, dann benutzen Sie die beiden Antennen. Wenn Sie weiter weg sind, nutzen sie nur eine. Das Endgerät schickt ständig Quality Indikatoren zum Netz, und auf dieser Basis kann das Netz entscheiden: Bin ich in Good, in Medium oder in Bad? Damit wird die Technologie immer so optimiert, dass ich immer eine Best Cell Coverage bekomme“. Frage von RolandBernhard, Chefredakteur Telecom Handel: „Nach so viel Technik jetzt mal eine vertriebliche Frage: Haben Ihre O2-Kunden den Stick dann morgen im Briefkasten, oder wo kann man ihn denn käuflich erwerben? Was kostet er? Wie komm ich ran?“ Albert Fetsch, O2: „Mit einem großen Teil der Bestandskunden haben wir Kontakt aufgenommen. Die müssten schon seit zwei bis drei Tagen Ihren neuen Surfstick haben, die bekommen eine entsprechende Flatrate drauf gebucht. Die noch nicht kontaktierten Kunden, die in dem versorgten Gebiet wohnen, können sich bei uns melden, das sind diejenigen Kunden, die irgendwann mal irgendwo angekreuzt haben, dass sie nicht kontaktiert werden wollen: Das respektieren wir natürlich, diese Kunden müssen sich dann eben bei uns melden, wenn die so einen schnellen Stick haben wollen“. Frage von Stefan Gneiting, Journalist: „Wie kam es denn zur Auswahl der Gebiete. Sind das Basis-Stationen, die nachweislich viel Datenverkehr haben?“ Ruggero Ruggieri, O2: „Erstens: Wir wollten unsere eigenen Büros versorgen. Zweitens: Da wo wir bereits eine schnelle Anbindung der Basis-Stationen haben.“ Michael Fränkle, O2: „In den gewählten Gebieten haben wir keine Hochhäuser, keine nennenswerten Abschattungen und keine inhomogenen Verteilungen. Das zweite Thema ist die Anbindung, weil man das hohe Verkehrsvolumen natürlich abführen muss, und der Dritte Punkt: Wir wollen mal verstehen: Was passiert mit Fixed, was passiert mit Mobile, wenn die Kunden solche Optionen bekommen“. Frage von Jan Uebe, Chefredakteur CE-Markt: „Wie sind denn die weiteren Ausbaupläne mit HSPA+? Wann kommen welche Städte dran? Wann kommen welche Regionen?“ Michael Fränkle, O2: „Wir sind gerade in der Abstimmung: Im Voice-Umfeld haben wir damals ja mit München, Hamburg und Berlin angefangen. Bei HSPA+ fangen wir eher dort an, wo die mittelständischen bis großen Kunden sitzen“. Albert Fetsch, O2: „Wir planen die kommerzielle Vermarktung ab dem ersten Halbjahr 2010“. Frage von Harald Karcher: „Richtet sich die Auswahl der Gebiete und Regionen denn auch danach, ob die Basis-Stationen einen Glasfaser-Anschluss haben? Oder wie sieht Ihre Backhaul-Anbindung denn genau aus?“ Michael Fränkle, O2: „Einerseits Glasfaser. Aber wir versorgen ja einen Großteil unserer Basis-Stationen mit Richtfunk-Strecken: Diese können wir so fit machen, dass wir breitbandige Internet-Verbindungen aufbauen können. Die Strecken sind schon größtenteils modernisiert, wichtig ist eben, dass IP bis an die Basis-Stationen heran kommt“. Walter Haas, Huawei: „IP-Backhaul ist ein großes Thema: Da haben wir heute schon Technologien, die 400 Megabit weg transportieren können“. Frage von Harald Karcher: „Und von welchen Backhaul-Geschwindigkeiten reden wir in der installierten Praxis?“ Michael Fränkle, O2: „Bisher hatten Sie ja Multiples von

E1en. Jetzt haben wir die Richtfunk-Strecken auf Ethernet upgegradet, und dann haben Sie halt ein Vielfaches von E1. (Anmerkung: Eine E1-Leitung hat in der Regel eine Übertragungsrate von 2 Megabit). Frage von Harald Karcher: „Ist seitens Huawei bereits bekannt, wann Embedded HSPA+ Module für Laptops, Notebooks und Netbooks mit 28 Megabit Speed kommen werden?“ Walter Haas, Huawei: „Nein“. 

Huawei HSPA+ E1820

 

Im Münchener HSPA+ Trial Netzwerk kommt ein USB-Surf-Stick namens HUAWEI Mobile Broadband HSPA+ USB Slider Model E1820 zum Einsatz. Dieser beherrscht laut Markus Bültemann, Project Manager Technical Services bei Huawei, bereits MIMO mit 28,8 Mbps im Download und 5,76 im Upload. Das ist laut Bültemann kein Prototyp mehr, sondern schon ein Serien-Produkt der Terminal-Kategorie CAT 18.

  Prinzipiell kann der Stick überall dort bis zu 28 Megabit aus der Luft saugen, wo O2 die Huawei Basis-Stationen schon auf HSPA+ hoch gerüstet hat, zur Zeit also wie gesagt im Trial-Gebiet von München. Ansonsten hat O2, grob gesagt, ganz Bayern und Baden-Württemberg mit Huawei-Technik versorgt, im Rest von Deutschland funkt bei O2 wohl Technik von Nokia Siemens Networks, kurz NSN. Der so genannte SWAP in der Region Süd (Bayern und Baden-Württemberg) beinhaltete offenbar den Austausch der Basisstationen für GSM (vormals Nortel) und UMTS (vormals NSN) gegen Huawei Technik.

Ob und wann auch NSN die Technik HSPA+ mit MIMO und 28 Mbps beherrscht, und ob O2 die dann auch sofort aktiviert, und ob der schnelle Huawei-Stick dann auch problemlos mit Nokia Siemens Netzwerken kommunizieren kann, war noch nicht in Erfahrung zu bringen.

 

Inhouse Messungen bei o2

 

Im Konferenzraum von O2 standen am 3.11.2009 mehrere Laptops mit dem 28 Mbps-Stick von Huawei zum selber Ausprobieren. Ich habe

dort auf die Schnelle spontan Download-Raten von 5 bis 12 Mbps messen können. In dieser Funkzelle waren aber wohl mehrere O2-Mitarbeiter plus einige Journalisten gleichzeitig aktiv, und wie wir in der PK gelernt haben, ist HSPA+ ja ein Shared Medium, das heißt, die 28 Mbps werden mehr oder weniger „gerecht“ auf die gerade aktiven Surfer aufgeteilt. Sobald sich Gelegenheit bietet, werde ich mir so einen Wunder-Stick besorgen und in aller Ruhe ordentliche Fotos, Screenshots und Messungen im Freien und in Gebäuden damit durchführen. Laut Ruggero Ruggieri, Senior Expert Radio Technologies im Network Development von O2, bringt der Huawei-Stick im Münchner Trial-Netzwerk jedenfalls nicht selten deutlich über 20 Megabit pro Sekunde. 

Outdoor Messungen

 

Meine Outdoor-Messungen in München finden Sie hier.

 

Tipps und Quellen

 

2009-11-02---1655---O2 startet HSPA+-Netz in München, heise.de

2009-11-03---1500---FF---Pressemappe und Vortrag als PDF, von o2

2009-11-03---1500---FF---Drei Videos rund um die Presse-Konferenz, von o2

2009-11-04---1332---HSPA+: O2 zündet mobilen Datenturbo in München, CHIP ONLINE

 

Text: Dr. Harald Karcher