Hilton Frankfurt WLAN

 WERBUNG

 

Mit seiner offenen Atrium-Architektur war das Hilton Frankfurt eine harte Nuss für die Planer des WLAN-Hotspots. Doch das Projekt wurde 2003 zum ersten Showcase für das zentrale Management von 70 WLAN-Access-Points per WLAN-Switching. Wer heute einen  WLAN-Internet-Hotspot plant, kann immer noch viel daraus lernen.

 

Wireless Switching

 

Wer anno 2010 nur eine Wohnung mit Wireless LAN versorgen will, hängt einfach einen WLAN-Router von AVM, D-Link oder Netgear an seine DSL-Dose und surft nach kurzer Konfigurationsarbeit los. Noch einfacher geht es seit Herbst 2009 mit einem vorkonfigurierten UMTS-to-WLAN-Router, wie etwa dem winzigen „Vodafone Mobile W-LAN Spot“ alias „MiFi 2352“.

 

Doch wer viele Räume in einem Hotel, in einer Firma oder in einer großen Villa drahtlos mit dem Internet aus der Luft versorgen will, braucht etliche WLAN-Basis-Stationen über mehrere Stockwerke hinweg. Beim Hilton Munich Park Hotel waren über 30 WLAN-Access-Points für die Erstversorgung nötig. Beim Hilton Frankfurt Hotel sogar über 70, wegen der offenen Architektur rund um die extrem hohe Hotel-Halle.

 

So viele WLAN-Access-Points kann und will kein Mensch mehr einzeln konfigurieren. Deshalb kündigte Symbol Technologies schon 2002 das Konzept der zentralen Verwaltung vieler Access-Points mit so genannten WLAN-Switches an. Der innovative US-Hersteller war damit seiner Zeit voraus und wurde 2007 von Motorola Enterprise Mobility geschluckt, aber das Konzept des WLAN-Switching lebt weiter und wird anno 2010 mehr denn je auch von Aruba, Cisco, D-Link, Hewlett-Packard, Netgear, Trapeze Networks und weiteren WLAN-Experten voran getrieben. Doch keiner konnte mir bislang einen schöneren Showcase zeigen als die Installation im Hilton Frankfurt. Auch 2010 kann man noch davon lernen. Die Details kommen am Ende dieser Story.

 

Das Leben ist kurz, genießen Sie ein Wochenende im Hilton Frankfurt zu besonders günstigen Weekend-Raten. So ähnlich lockte ein Werbespruch auf der Hilton-Website im August 2003. Und weil das Business-Hotel seit wenigen Monaten auch ein ungewöhnlich modernes und dichtmaschiges Wireless LAN hatte, entschlossen wir uns zu einer Hotspot-Reportage. Da wir just an diesem brütend heißen Sommer-Weekend auch noch einen BMW 745i mit drahtlosem Internet testen dürfen, gliedern wir die Story nach der zeitlichen Abfolge, das heißt: Zuerst ins Auto, dann ins Hotel und am Schluss ins Funknetz.

 

BMW mit Internet

 

München, Freitag, 1. August 2003: Wir legen die SIM-Card in das Autotelefon des 745er BMW ein. Die SIM-Karte ist für SMS-, Fax- und Datendienste freigeschaltet, denn über diese Non-Voice-Dienste kommt auch gleich die Authentifizierung und das mobile Internet ins

Auto. Mit dem griffigen Multifunktions-Drehrad auf der Mittelkonsole des BMW 745i tippen wir unser Ziel, das Hilton Frankfurt, Hochstrasse 4, in das Navigationssystem ein. Ein paar Sekunden später ist die Route von München nach Frankfurt berechnet und wird auf dem TFT-Display so klar angezeigt, dass Fahrer, Beifahrer und Fondspassagiere sie gleichzeitig während der ganzen Fahrt beobachten können. Sogar bei grellem Sonnenlicht und 37 Grad im Schatten, die wir an jenem Testweekend ja noch bekommen sollten. Eine Damenstimme gibt in bestem Deutsch sehr klare Navigationsanweisungen: In 100 Metern rechts abbiegen, und so weiter. Diese Sprachausgabe könnte man auch abschalten, sie stört uns aber nicht, im Gegenteil. Zusätzlich kommen die wichtigsten Richtungs- und Entfernungs-Informationen frühzeitig auf ein Rundinstrument in der Armaturentafel: So kann der Fahrer den Blick ständig im engeren Lenkrad-Umfeld belassen, ohne wirklich auf den weiter entfernten Farbbildschirm blicken zu müssen.

 

Kurz vor dem Start nach Frankfurt schaltet unsere multimediabegeisterte Fotografin gleich mal den Bord-Fernseher ein. Doch kaum tippen wir den Rückwärtsgang zum Ausparken an, schaltet sich der Fernseher gleich wieder ab, um den Fahrer nicht abzulenken. Dafür kommt jetzt das Parktronic-System auf das TFT-Display. Piep-Piep-Piep, der Warnton wird immer nerviger, noch 30 Zentimeter bis zum Anrempeln, aber soweit lassen wir es nicht kommen. Das Piepsen ist hilfreich, denn als Fahrer sieht man bei diesen CW-optimierten Limousinen ja nicht mehr, wo das Auto anfängt und wo es aufhört.

 

Kurz drauf sind wir auf der Autobahn nach Frankfurt. Jetzt könnten wir die vor uns liegenden Staus anzeigen und auch gleich die besten Umfahrungen auf das Display liefern lassen, Emails im Bordcomputer lesen und bearbeiten, die Ankunftszeiten verspäteter Flugzeuge abrufen und mit dem dynamischen Navigationssystem verquicken oder den Füllstand der Parkhäuser in denjenigen Städten anzeigen lassen, die diese Infos schon ins BMW-Portal melden und somit für den Internet-BMW online auf der Fahrt abrufbar machen.  

Aber das Beste an diesem Auto ist – mit Verlaub – weder der Fernseher, noch die wunderbaren Lautsprecher, auch nicht die extrem leichte Bedienbarkeit mit der Spitze des Zeigefingers, sondern der agile Motor aus den Bayerischen Motoren Werken, kurz BMW. Wegen der vielen Staus und Unfälle kommen wir trotz BMW aber kaum schneller nach Frankfurt, als mit einem beliebigen Mittelklassewagen. Allerdings erholter, denn bei rücksichtsvoller Fahrweise ist das Auto sehr leise. Den Motor hört man fast nur beim ganz bewussten Kickdown, und nur in diesen seltenen Sekunden verwandelt sich das sanfte Säuseln in kernige Bissigkeit, an der man sich leicht begeistern könnte, wenn es nicht so unvernünftig wäre: Der Schub ins Kreuz erinnert an das Abheben eines Fliegers: Egal wie viel Pferdestärken dieser 7er BMW nun hat: Es sind immer mehr als genug, und sie kommen blitzschnell, wenn man sie denn wirklich abfordert. Laut BMW-Handbuch sind es 333 PS, die beschleunigen das schwere Auto in 6,3 Sekunden von Null auf Hundert. Bei 250 Stundenkilometern wird elektronisch abgeregelt, was wir aber nicht ausreizen wollten, weil die Lücken zwischen den Staus viel zu kurz waren. Übrigens soll sich der effiziente Valvetronic-Motor mit 8,3 Liter Superplus außerstädtisch und 15,5 Liter innerstädtisch begnügen – wenn man so fährt, wie es die EU-Richtlinie 80/1268/EWG vorsieht.

 

Im Frankfurter Strassen-Dschungel angekommen biegen wir mal extra falsch ab: Das Navigationssystem verschwindet ein paar Sekunden lang komplett aus dem Rundinstrument, die neue Strecke wird jetzt offenbar neu berechnet. Dann kommt die Navigation wieder aufs Rundinstrument und holt uns auf den rechten Weg zum Hilton in die Hochstrasse zurück.  

Hilton Valet Parking

 

Kurz nach der Alten Oper biegt unser elektronischer Internet-BMW in die Vorfahrt des Hilton Frankfurt ein. Im Prinzip könnte der BMW uns jetzt die freien Stellplätze in den umliegenden Parkhäusern auf dem Bordcomputer anzeigen und sogar ein buntes Foto von den Einfahrten der Parkhäuser anzeigen, damit wir sie in den engen Häuserschluchten leichter finden können. Doch das benötigen wir an jenem ersten August gar nicht, denn das Hilton Frankfurt ist stolz auf seinen Valet Parking Service: Kaum dass wir vor dem Hotel zum Stehen kommen, macht uns der blau livrierte Wagenmeister schon die Autotüren auf und nimmt mir gleich den Keyless-Go-Sender ab, vormals auch Autoschlüssel genannt. Derweil kommt ein fescher Page aus dem Hotel, lädt schon mal das Gepäck samt Laptop und Kamera aus dem Kofferraum auf seinen Rollwagen und wartet damit in der Lobby, bis wir uns an der Rezeption eingecheckt haben. Derweil fährt der Wagenmeister das Auto in die Tiefgarage des Hotels und holt es bei Bedarf zu jeder Tages- und Nachtzeit wieder hoch. Dieser super Service kostet pauschal 21 Euro pro Nacht und ist perfekt für

Leute, die sehr wenig Zeit verlieren wollen. Der Preis ist angemessen: Wir haben in Frankfurter Hotelgaragen früher auch schon mehr als 21 Euro bezahlt und uns dabei noch eigenhändig durch eng-düstere Tiefbauten quälen müssen.  

Drahtlose Lobby

 

Nach dem Eintritt durch die Drehtüre des Hilton Frankfurt stehen wir in einer ungewöhnlich hellen und freundlichen Lobby. Um einen viereckigen Innenhof herum sind zwölf Stockwerke mit Zimmern und Suiten hochgebaut. Das Hotel-Dach besteht aus einer imposanten Glasdecke, die sich im Brandfalle elektrisch öffnen soll, um den Rauch abziehen zu lassen. Die Südwestseite des Hotels besteht oberhalb der Fitness- und Konferenzetagen aus einer riesigen Glasfront, die das Licht auf eine wunderbare Weise in das ganze Atrium herein kommen lässt. Die drei weiteren Seiten des Hotels sind mit Zimmern und Suiten umbaut. Viele Zimmertüren sind vom ersten bis zum zwölften Stock hinauf von der Lobby aus zu sehen. Die Türen zu einigen großen Suiten liegen allerdings in den Außenecken des Hotels und sind nicht von der Lobby aus einsehbar. Sogar die Aufzüge sind aus Glas und etwa ab dem dritten Stockwerk sehen wir durch die Südwestglasfassade auf die Skyline von Frankfurt hinaus, zum Beispiel auf die beiden Wolkenkratzer der Deutschen Bank, auf den roten Messeturm und auf die Alte Oper. Außerdem sieht man jetzt durch die Glasaufzüge, dass das Hilton Frankfurt in einem kleinen Park liegt und einen kleinen See vor der Türe hat. Eine derart moderne Idylle aus Licht und Raum hätten wir überall erwartet, bloß nicht mitten drin im engen Frankfurt. In diesen Glasaufzügen werden wir an diesem Weekend noch öfter spazieren fahren, zum Fotografieren, zum Funkmessen und zum Sightseeing. In dieser Hotelhalle spielt sich das Leben ab, d sieht jeder jeden. Übrigens kreuzen sich hier in der Lobby und in den Glasaufzügen auch die Funksignale von bis zu vierzig AccessPoints. Man kann also auch in den Aufzügen bestens surfen. Doch dazu später. 

 

Funk im Executive Club

 

Zuerst treffen wir den IT-verantwortlichen Glenn Schreiber (Links) und den Director of Business Development, Gerald R. Nowak (Mitte), beide vom Hilton Frankfurt. Da erfahren wir: Das Hotel hat 342 Gästeräume, davon 14 Suiten, 76 Executive Floor Rooms, 44 Business Rooms und 208 Classic Rooms. Die schönsten Zimmer und Suiten liegen auf den oberen Executive-Etagen 10, 11 und 12. Das sei eine Art Hotel im Hotel, sagt Nowak. Da oben gibt es einen eigenen Checkin-Counter sowie zwei Executive Clubs, die von früh bis spät feine Häppchen und Getränke bereithalten, die in den Zimmerpreisen schon pauschal enthalten sind. Zudem gibt es hier oben auch ein eigenes Frühstücksbuffet, diverse Tages- und Wirtschafts-Zeitungen und seit kurzem halt auch Wireless LAN. Im Executive Club auf der 11ten Etage haben wir 25 aktive AccessPoints empfangen, das ist mehr als gut genug zum Laptop-Surfen. Unser Funk-Laptop will und kann sich ja eh nur mit einem dieser APs verbinden. Übrigens wohnen in den oberen Executive Etagen manche Banker und Berater sogar über Wochen und Monate hinweg, von Montags bis Freitags. Einige haben hier schon über tausend Nächte verbracht, obwohl das Hilton Frankfurt ja als Neubau erst seit 1999 in Betrieb ist. Bei vielen Business-Gästen muss für das Wireless LAN nicht mehr extra missioniert werden, die erwarten das heute schon ganz selbstverständlich in einem Haus dieser Klasse, sagt Gerald Nowak. Das Hilton Frankfurt war von Anfang an gut ausgelastet, es traf in eine Marktlücke, kann somit auch der Leistung entsprechend gesunde Preise verlangen, sagt Nowak. “Wenn Sie Banker und Berater als Gäste haben, die 80 Prozent ihres Lebens in Hotels und Flugzeugen verbringen, dann zählt bei denen vor allem die Produktivität, die geizen dann nicht mehr um den letzten Spar-Euro am Hotelzimmer.” Ganz anders ist die Buchungs-Situation am Weekend: Da fliegen die Business-Gäste zurück nach London, Brüssel, New York, Zürich, Amsterdam und so weiter. Die Zimmerpreise sind deshalb von Freitag bis Sonntag meist deutlich niedriger, und so hat das Hilton Frankfurt am Weekend einen viel höheren Anteil an Privatreisenden als unter der Woche.  

Events mit 2 Mbps

 

Die typischen Gäste aus der Finanzwelt will Gerald Nowak aus Gründen der Diskretion nicht unbedingt publiziert sehen, aber es sind etliche Namen dabei, die man ständig in den Wirtschaftsnachrichten hört. Aus Sport und Entertainment waren Boris Becker, Michael Stich, John McEnroe, Herbert Grönemeyer, BonJovi und viele weitere schon im Hilton Frankfurt. Über das Weekend vierter bis achter Juli 2003 war gerade das Casting mit Dieter Bohlen für die nächste Superstar TV-Staffel im Herbst 2003. Da standen und sangen bis zu 250 junge Talente in der Lobby, erzählt uns Nowak. Das eigentliche Casting war dann in zwölf weiteren Räumen. Normalerweise hänge der WLAN-Hotspot des Hotels noch mit 512 Kbps am Internet. Wenn das nicht reicht, könne die Swisscom Eurospot ihn aber sehr schnell auf 2 Megabit hochfahren. Zum Beispiel habe man den Internet-Anschluss auch während des Bohlen-Castings auf 2 Mbps hochgenommen, weil etliche aus Bohlens

Truppe mit Funklaptops arbeiten wollten. Unsere eigenen Durchsatz-Messungen vom ersten bis dritten August brachten Downloads von 240 Kbps, also hing der Hotspot an jenem nicht voll ausgebuchten Wochenende wohl gerade mal wieder mit 512 Kbps am Internet.  

Volle Ausleuchtung

 

Laut Auskunft des Hotels sind alle Zimmer, Suiten und Konferenzbereiche samt Lobby und Executive Clubs komplett mit dem Wireless LAN Service ausgestattet. Schon aus Rücksicht auf die eingebuchten Gäste konnten wir bei weitem nicht alle 342 Zimmer selber von innen testen.

 

Extrem dicht versorgt ist zum Beispiel die Lobby im Erdgeschoss: Da hatten wir auf einem Sessel vor dem Springbrunnen sogar 31 aktive AccessPoints von Symbol Technologies gleichzeitig auf dem Laptop-Display. Ein einziger AP würde allerdings auch schon zum Surfen reichen, drei bis fünf fanden wir in einer grossen Hotelhalle bisher normal, aber 31 gleichzeitig aktive APs haben wir noch nie zuvor in einer Hotel-Lobby gefunden.

 

Im Executive Club im elften Stock des Hotels fanden wir 25 aktive Symbol-AccessPoints und in der etwas versteckter und sehr ruhig gelegenen Junior Suite Nummer 1212 mit Blick auf den Park, die Skyline und den Taunus fanden wir zwei aktive Symbol-AccessPoints auf dem Laptop. Unser Messpunkt war dort der Schreibtisch, der übrigens auch noch analoge und digitale Kabelanschlüsse für Laptop-Traveller bereithält.  

In der Anfahrt vor dem Haupteingang des Hilton Frankfurt schwankte es ständig zwischen 15 und 30 Symbol-AccessPoints auf unserem drahtlosen Dell Latitude X200. Also könnten hier auch Chauffeure und Selbstfahrer ohne Kabel surfen, wenn die Herren Wagenmeister vom Valet Parking die Autos nicht immer gleich in die Tiefgarage hinunterfahren würden. Lediglich ein Frankfurter Bürger wollte seinen offenen Ferrari an diesem Weekend partout nicht in der tiefen Garage drunten haben und ließ ihn stundenlang gut sichtbar oben vor dem Hoteleingang stehen. Diesen heißen Ferrari läßt man durchgehen, von dem Modell gibt es nämlich nicht so viele. Ansonsten werden aber sogar die gepanzerten VIP-Limousinen der Bankvorstände vom Valet Parking gnadenlos in den Hotelkeller gefahren, wenn sie nicht aktuell oben gebraucht werden.

 

Übrigens kam hier draußen vor dem Hotel neben den vielen Symbol-APs auch schon ein fremder AccessPoint von 3Com mit der SSID 123 sowie ein weiterer AP von Agere mit unterdrückter SSID auf unser Laptop-Display. Innerhalb der Hotelmauern fanden wir dagegen ausschließlich AccessPoints von Symbol Technologies mit der SSID-Netzwerkkennung eurospot. Also ist Swisscom Eurospot wohl der Funknetz-Provider, die Rubbelkarten werden aber vom Hilton Frankfurt an der edlen Rezeption in der Lobby und an der eben so gepflegten aber etwas kleineren Rezeption vor dem Business- und Tagungscenter verkauft. Allerdings geht der Trend mittelfristig wohl eher weg von den Rubbelcards und hin zu Wochen-, Monats- oder Jahrespauschalen für das mobile High-Speed-Internet.

  

Symbol Funknetz

 

Offenbar ist dieses Hotel 100 Prozent komplett mit einer sehr neuen WLAN-Technik von Symbol Technologies ausgestattet. Also haben wir uns am Freitagabend noch mit Martin Palzer, dem technischen WLAN-Experten von Symbol in der Hilton-Lobby getroffen. Schließlich wollen wir vom Internet-Funknetz des Frankfurter Hilton Hotels ja auch technisch etwas lernen. Es sollte nämlich eines der besten in Deutschland und in ganz Europa werden, musste sich aber einer extrem anspruchsvollen Gebäude-Architektur, dem Ambiente eines veritablen Hilton 5-Sterne-Hotels mit Lead-Funktion für Hilton Europa und den Wünschen der internationalen Business- und Banker-Gäste unterordnen, die hier im arrivierten Bank- und Börsen-Viertel von Frankfurt am Main alias Mainhattan absteigen.  

Also schauen wir mit Martin Palzer in Europas höchste offene Hotelhalle, bis wir die Genickstarre bekommen. Laut Palzer ist das nämlich auch die größte funktechnische Herausforderung, denn wo andere Hotels zu viele und zu dicke Mauern haben, die den Funk dämpfen, sind hier nun ganz im Gegenteil mal zu wenige Mauern.

 

Das sei hier eine Situation wie in einem großen Raum mit 50 Leuten, von denen 30 gleichzeitig in voller Lautstärke sprechen. Das geht nicht gut, sagt Palzer, laut Visitenkärtchen „System Specialist Mobile Solutions“. Da müssen die Leute dann eben in kleinen Gruppen leiser sprechen. Und so ähnlich haben die Techniker das auch mit dem Funk gemacht: Sie haben die Sendestärken einiger AccessPoints von 100 auf 50 oder gar 35 Milliwatt heruntergenommen. Dann braucht man zwar mehr AccessPoints, aber die Funkzellen werden dadurch kleiner und die gegenseitigen Störungen geringer. Rein theoretisch, sagt Palzer, haben wir beim Standard IEEE 802.11b ja nur drei überlappungsfreie Kanäle zur Verfügung. Also sollten streng genommen nur drei AccessPoints im gleichen Raume funken. Das wird aber schwer, wenn der Innenhof sich vom EG bis zum zwölften Stockwerk hinauf erstreckt und wenn sich viele Zimmertüren auch noch gegenseitig anschauen, weil sie fast alle zum lichtdurchfluteten Atrium hin ausgerichtet sind. Plötzlich wünscht sich der Funk-LAN-Architekt Martin Palzer etwas mehr Mauern im Gebäude.

 

Site Survey

 

Wie errechnet man überhaupt die Anzahl und die optimalen Montagepunkte der AccessPoints? Palzer machte dazu einen Site Survey: Dazu hätte er am liebsten die Baupläne des Hotels studiert, die waren aber nicht so einfach zu bekommen. Also kopierte er die

Fluchtpläne, die ja ebenfalls einen groben Grundriss der jeweiligen Etagen enthalten. Dann nimmt Palzer einen batteriebetriebenen AccessPoint und klebt ihn mit Klettband an diejenigen Stellen, Wände und Decken im Hotel, die er aus dem Bauch heraus für die optimalsten späteren Montagepunkte hält. Oder er legt die AccessPoints in Revisionsklappen, oder er befestigt sie provisorisch an den Lüftungsschlitzen, weil er das Klettband ja nicht auf allen edlen Materialien im Hotel aufkleben kann. Dann wandert Palzer mit seinem Wireless Notebook samt Wireless-Messprogrammen um die provisorischen Batterie-APs herum und zeichnet die Reichweiten und die Qualität der Verbindung in seine Fluchtplangrundrisse ein. Idealerweise entstehen auf diesen Grundrissen dann mehrere Funkzellen in Form von Kreisen oder Waben oder ähnlichen Funk-Ausbreitungsmustern. So wandert Palzer mit seinem Batterie-AP von Etage zu Etage und am Ende hat er eine gute Schätzung, wie viele AccessPoints er für das ganze Gebäude braucht und wo sie am besten montiert sein sollten. In der Regel strahlt so ein AccessPoint von Symbol oder auch von anderen Herstellern durch die Betondecken hindurch, eine Etage nach unten, und eine Etage nach oben. Das ungewöhnlich Trickreiche in diesem Hotel ist nur: Durch die extrem hohe Halle strahlt ein AccessPoints auch völlig ungehindert zig Meter weit in die drei gegenüberliegenden Hotelflügel hinein. Irgendwann kommt da ja der Punkt, wo sich die APs gegenseitig stören, weil das 2,4-GHz-Frequenzband für solche Überlappungs-Situationen eigentlich zu schmal ist. Also musste man die Sendeleistung der APs je nach Montagepunkt unterschiedlich stark reduzieren. Gottlob kann man die Sendestärken bei den APs von Symbol sehr leicht verändern. So was geht ja nicht bei allen Marken. Durch diese Power-Reduktion brauchte man aber letztlich doppelt so viele AccessPoints, als bei einer vergleichbaren Zimmerzahl in einem normalen Hotelbau nötig gewesen wären. Dabei hat Palzer das Frequenzband eh schon etwas stärker genutzt als idealtypisch vorgeschrieben: Er hat die AccessPoints nämlich auf vier Kanäle verteilt, und zwar auf Kanal 1, 4, 7 und 11. Das geht grad noch, idealtypisch nimmt man in einem Hotspot mit internationalem Publikum die Kanäle 1, 6 und 11, aber damit hätte der Hotspot ja noch mehr AccessPoints zur Vollversorgung benötigt. In Deutschland könnte Palzer das Frequenzband zwar ganz legal bis zum Kanal 13 hinauf nutzen, aber das geht in einem Hilton Hotel nicht, weil die Laptops der Gäste aus den USA nur von Kanal 1 bis Kanal 11 funktionieren. So schreibt das in den USA nämlich die FCC in Washington vor. Japaner dürfen – zumindest in Japan - sogar alle verfügbaren Kanäle von 1 bis 14 nutzen, aber die haben eh meist US-Karten in ihren Laptops, somit muss ein Hotspot auch in Deutschland in der Praxis eben mit dem reduzierten Frequenzband von Kanal 1 bis Kanal 11 auskommen.

 

Außerdem kann Palzer in einem Luxushotel mit einem hohen Anspruch an Design und Ambiente die AccessPoints nicht immer genau dort montieren lassen, wo sie funktechnisch ideal hingehören. Er muss in so einem Hotel jede Menge Kompromisse eingehen. Letztendlich wurden die meisten AccessPoints am Ende in den Revisionsklappen in den Decken der Etagen versteckt. Die konnten wir ausnahmsweise nicht einmal fotografieren, denn dazu hätten wir Leitern gebraucht und die Klappen öffnen müssen. Ein Spektakel, das in einem Tophotel nicht gern gesehen wird. Selbst die WLAN-Monteure müssen ja Zeiträume abwarten, wo im Hotel grad mal kein voller Gäste-Betrieb herrscht. Ein Site Survey dauert in einem Hotel mit 250 bis 500 Zimmern mindestens ein bis zwei Tage, sagt uns Martin Palzer. Das ist bei den Hotels nicht beliebt: Erstens macht es Umstände, zweitens stellt der Professional Service die Manntage in Rechnung. Gute Site Surveys beherrscht halt nicht jeder, die gibt es nicht umsonst. Neben der Mess- und Planungstechnik kommt bei den Site Surveys auch die „Bauch-Erfahrung“ aus früheren Installationen sehr zum Tragen. Die optimale Einschätzung der Funkausbreitung und eine darauf aufsetzende, optimale Funknetzplanung ist nicht ganz einfach.

 

Letztendlich hatte das Hilton Frankfurt per ersten August 2003 laut Martin Palzer schon 74 AccessPoints montiert. Und für ein paar letzte Ecken und Winkel hätte er sogar lieber noch mehr APs in diesem Hotel gesehen. Ein Schelm, wer schlechtes dabei denkt, denn Palzer arbeitet bei Symbol Technologies, und die verkaufen ja bekanntlich auch die hier verbauten AccessPoints. Doch die AccessPoints sind nicht einmal das Teuerste an so einem Hotspot, sagt Palzer: Ein AccessPort von Symbol kostet laut Liste 200 Euro, sagt Palzer, die bloße Verlegung des Ethernet-Kabels koste im Durchschnitt aber sogar 300 bis 500 Euro, pro Kabel zum AccessPort, nicht für das ganze Hotel. Die Handwerker in Deutschland sind eben teuer.

 

WLAN Switches

 

Übrigens wurden in diesem Frankfurter Hilton Hotspot keine normalen AccessPoints mehr verbaut, sondern AccessPorts, die über WLAN Switches verbunden sind. Ein Konzept, das Symbol wohl als erster in den Markt brachte und das in großen Hotspots für sehr zukunftsträchtig gehalten wird. Die ersten Konkurrenten sind Symbol damit aber auch schon wieder auf den Fersen.  

Das Konzept ist einfach aber wirkungsvoll: Bisher hatte jeder AccessPoint neben dem reinen Funk auch viel Verarbeitungs-Intelligenz, sprich eigene Software und eigene Administration eingebaut. Der AccessPort (nicht AccessPoint) von Symbol Technologies hingegen ist eine reine Translation Bridge zum reinen Übersetzen von 802.11b auf Standard-Ethernet. Ein Wireless Switch von Symbol versorgt bis zu 30 AccessPorts. Die Intelligenz der Ports sitzt zentral im Wireless Switch. Das hat auch Vorteile für die Konfiguration, Administration und Sicherheit des Hotspots: Früher hätte man 30 AccessPoints einzeln konfigurieren und administrieren müssen, heute macht man das nur noch einmal für alle 30 AccessPorts zentral im Wireless Switch. Macht unterm Strich weniger Arbeit und hat weniger Fehlerquellen. Außerdem sei das zentral geswitchte AccessPort-Konzept etwa ab acht AccessPoints kostengünstiger als bisherige Methoden, weil die Intelligenz ja nur einmal für bis zu 30 Ports gekauft werden muss, erklärt uns Martin Palzer. Der AccessPort hat nicht einmal eine eigene IP-Adresse. In einem Schadensfall könne deshalb sogar ein Netzwerk-unkundiger Mitarbeiter den AccessPort von Symbol durch bloßes Einstecken des Ethernet-Kabels austauschen. Einen AccessPoint mit voller Eigen-Intelligenz hätte man dagegen erst mal sachkundig in das gesamte Netzwerk hinein passend konfigurieren müssen.

 

Im konkreten Falle sitzen im Hilton Frankfurt insgesamt vier „Symbol Wireless Switches“ in den Aufzugschächten an schwer zugänglichen Stellen, an die jeweils bis zu 24 AccessPorts konkret angeschlossen sind.

 

Übrigens hat Palzer in diesem Hotspot auch die Automatic Rate Adaption abgeschaltet. Das heißt, die AccessPoints beziehungsweise AccessPorts bleiben fix auf 11 Megabit und schalten nicht auf 5,5 oder 2 oder 1 Mbps herunter. Neue Funk-Notebooks von Markenherstellern wie Dell hätten mit der permanenten Rate Adaption zwar kein Problem mehr, sagt Palzer, aber es gäbe auch Billigkarten für 30 bis 40 Euro, die beim Rate Switching versagen, und wenn so eine WLAN-Karte in einem Hotspot mal nicht funktioniere, dann sei das Geschrei groß. Man muss als Hotspot-Architekt von Tophotels offenbar an sehr vieles denken.

 

Natürlich ist Palzer längst nicht mehr in allen Symbol-Hotspot-Installationen dabei, nur bei den besonders exclusiven oder den besonders schwierigen Fällen oder wenn ganz neue Technologie eingeführt wird. In Frankfurt war Palzer dabei, weil das Hilton Frankfurt die Technik-Referenz für Hilton Europa sei. Nicht nur in Sachen WLAN, sondern auch für viele andere ITK-Techniken.

 

Die reine Installations-Durchführung, Löcher bohren, Kabel verlegen, AccessPorts anschrauben etc. macht weder Martin Palzer, noch sein Arbeitgeber Symbol Technologies, noch die Experten von Swisscom Eurospot, noch das Hilton Hotel selber. Das machen meist lokal ansässige System-Integratoren oder Elektroinstallateure. Vorzugsweise solche, die eh schon seit Jahren wissen, wo genau im Hotel die Strom- und Kabelschächte verlaufen.

 

Erst am Schluss, nachdem alles gebohrt und montiert war, kam der Hotspot-Netzwerk-Architekt Palzer wieder, um den zentralen Switch im Keller zu konfigurieren. Das lässt sich in 30 Minuten machen, sagt Palzer: „Hätte ich wie früher jeden AccessPoint einzeln konfigurieren müssen, dann hätte das drei Tage gedauert“. Danach wird das Funknetz an den Betreiber Swisscom Eurospot übergeben. Die ändern dann erst mal die Passwörter so, dass nur noch die Swisscom-Experten an die System-Konfiguration herankommen. Die Netzwerk-Gurus der Swisscom sitzen überwiegend im schönen Genf und betreiben das Frankfurter Funknetz im Wesentlichen jetzt aus der Schweiz heraus. An einem solchen Hotspot-Projekt sind offenbar mehr Partner beteiligt, als man sich auf den ersten Blick vorstellen kann.

 

Fazit: Perfekter Service

 

Das Hilton Frankfurt hat unsere Erwartungen übertroffen: Ein sehr gepflegter Neubau, ein Meisterwerk aus Licht und Raum, eine idyllische Parklage am Rande der Altstadt und trotzdem gigantische Blicke auf die Skyline.

  Der Service im Hotel war perfekt, vom Valet Parking bei der Anfahrt bis zum Executive Club in der Belle Etage. Das ganze Haus war pieksauber. Wenn das immer so toll klappt, kann man das Hilton Frankfurt rundum nur empfehlen.

 

Natürlich fehlt dem Neubau noch die historische Komponente eines hundertjährigen Grandhotels, was es in Frankfurt einen Spaziergang weiter ja ebenfalls gibt. Es fehlt jeder barocke Pomp, dafür ist alles extrem funktional, sehr hell und freundlich, aus edlen Materialien, angenehm, aber nicht übertrieben.

 

Das drahtlose Internet-Funknetz versorgt im Wesentlichen die business-relevanten Zimmer-, Suiten-, Lobby-, Club- und Konferenz-Bereiche. Nie haben wir in einem Business-Hotel so viele installierte AccessPoints in der Luft gefunden. Allerdings hat die extrem offene Architektur auch mindestens doppelt so viele AccessPoints erfordert als bei normalen Hotelbauten sonst nötig gewesen wären. Ein paar letzte Eckchen sind aber trotzdem noch nicht mit Wireless LAN versorgt, unter anderem der Fitness Club und die große Schwimmhalle. Da wird das Funknetz von den Laptop-Gästen momentan aber auch sicher noch nicht dringend erwartet.

 

Fotos: Roswitha C. Model

Text: Dr. Harald Karcher