Adlon Berlin WLAN Interview

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1907 wurde das legendäre Hotel Adlon in Berlin eröffnet. Bald stiegen Marlene Dietrich, Charlie Chaplin und Kaiser Wilhelm II. bei Lorenz Adlon ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg brannte das Grandhotel ab. Erst am 23. August 1997 wurde es wieder eröffnet. Danach kamen Michael Jackson, Claudia Schiffer, Bill Clinton, und viele mehr. Am 15. August 2003 konnte ich mit dem Hotel Manager Michael Sorgenfrey und seinem EDV-Leiter Victor J. Lebbin über die Gründe für den ersten Wireless LAN Hotspot im Hotel Adlon Kempinski plaudern.

 

 

Harald Karcher: Herr Sorgenfrey, welche Zielgruppen steigen in Ihrem Hotel ab? Michael Sorgenfrey: Generell haben wir hier alle Arten von Gästen. Ob nun den individuellen Gast, den Freizeitgast, der gerne mal nach Berlin ins Adlon kommt, um das Wochenende hier zu verbringen. Oder den Geschäftsreisenden, der sein Meeting hier abhalten möchte. Wir haben auch Gäste, die ihre Hochzeit hier feiern möchten. Eine große Bandbreite eben. Harald Karcher: Sie würden sich also nicht als ein Business-Hotel sehen? Oder vielleicht sogar ein Regierungshotel? Sie haben die volle Mischung an Gästen hier? Michael Sorgenfrey: Ja, diese Mischung wollen wir auch. Natürlich legen wir Wert auf Regierungsgäste, vom Bundeskanzler bis zum Staatsbesuch aus dem Ausland und auch auf die Eventgäste. Aber wir sind kein Spartenhotel, wir wollen auf jeden Fall auch gerne den individuellen Freizeitgast ansprechen. Denn Berlin bietet so viel. Natürlich sind wir hier kein Strandhotel, wie unser jüngstes Kempinski-Hotel in Heiligendamm. Aber wir haben in Berlin gerade am Wochenende für Freizeitgäste viel zu bieten. Von Montag bis Freitag kommen dann mehr Business-Gäste. Harald Karcher: Welches Ranking hat Ihr Haus? In der Stadt? Im Land? In der Welt? Sind Sie die Nummer Eins in Berlin? Michael Sorgenfrey: Das sollen andere beurteilen. Für mich persönlich auf jeden Fall. Harald Karcher: Wie sehen es die Berliner? Michael Sorgenfrey: Die Berliner sind froh, dass sie ihr Adlon wieder bekommen haben, das 1907 erbaut wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrannt ist. Es heute wieder so aufgebaut zu sehen, ist für den Berliner doch etwas ganz besonderes. Er hat es am 23. August 1997 bei der Wiedereröffnung gebührend gefeiert. Und er feiert es auch heute noch. Der Berliner kommt gerne am Wochenende, aber auch unter der Woche. Wir sind bei den Berlinern wohl eher die Nummer Eins, weil Grand Hyatt, Four Seasons oder jetzt das neue Ritz Carlton amerikanische beziehungsweise kanadische Kettenhotels sind. Die kennt der Berliner zwar auch, aber er kommt doch lieber in sein Adlon, das mit der Tradition und Geschichte Berlins so eng verbunden ist.

 

WLAN in allen Meeting-Bereichen

 

Harald Karcher: Seit wann haben Sie Wireless LAN im Adlon? Victor J. Lebbin: Seit zwei Jahren. Harald Karcher: Welche Rolle spielt das WLAN? Michael Sorgenfrey: Das ist eine wichtige Bezugsgröße. Es wird heute schon bei der Reservierung nach Wireless LAN gefragt. Harald Karcher: Fragen die Gäste selber danach, oder müssen Sie dafür noch missionieren? Michael Sorgenfrey: Nein, einige Gäste fragen gezielt danach. Wir haben ein Research im Hause gemacht, und Geschäftsleute einen Fragebogen ausfüllen lassen: Was ist für Sie heute wichtig? Da ist nicht mehr nur von E-Mail und Computer-Access die Rede, auch Wireless LAN wird immer wichtiger. Harald Karcher: Welchen Ausbaustand hat das WLAN im Adlon? Victor J. Lebbin: Wir haben WLAN in allen öffentlichen Bereichen, in allen Konferenzräumen, und in den ersten 25 von insgesamt 336 Gästezimmern. Ein weiterer Ausbau ist vorgesehen. Harald Karcher: Ist das nicht schwierig mit der Zimmer-Disposition, wenn die Gäste schon selber nach dem WLAN-Service fragen, aber nur 25 von 336 Zimmern dann auch wirklich WLAN haben? Michael Sorgenfrey: Nicht alle Gäste fragen danach und nicht jeder benötigt Wireless LAN. Außerdem gibt es viele funkversorgte Bereiche in unserem Hause, und auch noch andere Zugangsmöglichkeiten ins Internet neben dem WLAN. Harald Karcher: Wo sind die 25 funkversorgten Zimmer denn genau? Victor J. Lebbin: Diese Zimmer sind über alle sechs Etagen verteilt. Der Internetzugang ist in den Lounges auf allen sechs Etagen vorhanden. In den Zimmern, die dicht bei den Lounges liegen, ist technisch bedingt auch ein WLAN-Empfang möglich. Wir reden aber gerade mit Swisscom über den weiteren Ausbau.

 

Betreiber-, Karten- und Preis-Modell

 

Harald Karcher: Warum machen Sie die Installation mit Swisscom Eurospot? Victor J. Lebbin: Die Firma iobox war vor zwei Jahren mit als erste auf diesem Markt tätig, und wir wollten auch zu den ersten Hotels mit WLAN gehören: So hat sich die Zusammenarbeit ergeben. Durch die Entwicklung der Eigentumsverhältnisse von iobox über die Wlangroup bis zur Swisscom arbeiten wir jetzt eben mit Swisscom zusammen. Mit dieser Entwicklung von iobox zur Swisscom ist aber auch der Komfort für die Gäste erheblich gewachsen. Das WLAN ist jetzt schon viel praktikabler, stabiler und schneller geworden. Harald Karcher: Welche Kosten entstehen dem Gast? Halten Sie sich da an die bundesweit üblichen Surfpreise in den Businesshotels? Victor J. Lebbin: Ja, 9 Euro 50 für 2 Stunden und 29 Euro für 24 Stunden. Es wird jetzt aber auch ein Wochen- und ein Monatspreis für das WLAN angeboten. Für eine ganze Woche zahlt man 69 Euro, das ist dann schon viel günstiger. Harald Karcher: Verkaufen Sie den Wochenzugang ebenfalls im Hotel, oder macht die Swisscom dieses Geschäft direkt mit den Gästen? Victor J. Lebbin: Die Karten für 2 und 24 Stunden werden von uns verkauft. Die Wochen- und Monats-Zugänge werden direkt mit der Swisscom abgerechnet. Harald Karcher: Was haben Sie dann als Hotel überhaupt noch von diesem WLAN-Geschäft? Victor J. Lebbin: Das ist ein Service, den wir unseren Gästen selbstverständlich anbieten möchten. Harald Karcher: Wo verkaufen Sie genau die Karten? Michael Sorgenfrey: In der Telefonzentrale, die direkt neben der Rezeption ist. Wenn Sie an der Rezeption nach WLAN fragen, begleitet man Sie zur Telefonzentrale. Harald Karcher: Haben Sie da nur Prepaid-Karten, oder halten Sie auch WLAN-Adapterkarten für Laptops vor? Victor J. Lebbin: Selbstverständlich, wir geben die Adapter gegen Kaution an die Gäste aus. Harald Karcher: Wird das häufig genutzt? Victor J. Lebbin: Die Nachfrage nach den Wireless Adaptern ist nicht so groß. Die meisten Gäste, die WLAN nutzen wollen, bringen eigene Adapter mit oder haben Notebooks mit eingebautem Wireless LAN. Michael Sorgenfrey: Jetzt haben wir die richtigen Adapter-Karten, wir müssen aber das Angebot noch etwas ausweiten. Harald Karcher: Wieso jetzt? Ich denke der Hotspot funkt schon seit zwei Jahren? Victor J. Lebbin: Es gab ein Problem mit den Karten eines ausländischen Anbieters. Harald Karcher: Wieso? Haben Sie deren Karten an Ihre Gäste verliehen? Victor J. Lebbin: Nein, aber viele Gäste kamen selber mit diesen Karten, und damit gab es Probleme. Das waren amerikanische Karten, und die Empfangs-Empfindlichkeit dieser Karten war nicht so groß, wie es im europäischen Raum üblich ist. Harald Karcher: Gibt es auch Adapterkarten, mit denen Sie gute Erfahrungen haben? Victor J. Lebbin: Wir haben mit keinen anderen Karten Probleme festgestellt. (Anmerkung Karcher 17.01.2010: Zu jener Zeit baute Lucent Technologies mit seinen Orinoco Gold Cards und Silver Cards die mit Abstand besten, stabilsten und kompatibelsten WLAN-Karten. Ich konnte damals jedoch Verbindungs-Probleme mit WLAN-Karten von Cisco Systems in einigen WLAN-Hotspots feststellen). Harald Karcher: Haben Sie Werbeaufsteller für das WLAN im Hause? Victor J. Lebbin: Nein. Michael Sorgenfrey: Selbst wenn wir WLAN-Aufsteller im Hause hätten, würden wir sie hier nicht aufstellen. Harald Karcher: Welchen Bezug hat Ihr Hotel-Personal zum WLAN? Kennt sich schon jeder damit aus? Michael Sorgenfrey: Jeder vielleicht nicht. Aber das Personal an der Rezeption und in der Telefonzentrale wurde speziell geschult.

 

WLAN als Verkaufs-Tool

 

Harald Karcher: Und der Vertrieb? Michael Sorgenfrey: Für den Vertrieb ist das WLAN natürlich ein wichtiges Verkaufstool, neben vielen anderen. Harald Karcher: Was sind die Hauptargumente für Ihr edles Haus im Vertrieb? Michael Sorgenfrey: Ein Argument ist

natürlich Berlin, die einzigartige Location, am Pariser Platz mit Blick auf das Brandenburger Tor, und wie sich Berlin entwickelt hat. Berlin hat viel Kultur zu bieten, unter anderem drei Opernhäuser. Für das Hotel Adlon spricht vor allem der exzellente Standard in Einrichtung und Ausstattung, der außergewöhnliche Service und die erstklassige Küche im Restaurant Lorenz Adlon und im Restaurant Quarré. Harald Karcher: Wie entwickelt sich die Bedarfsstruktur im Hause? Michael Sorgenfrey: Wir werden einige Zimmer zu Suiten umbauen, weil vor allem Familien gerne zwei Schlafzimmer haben möchten. Ansonsten geht sicher auch die Tendenz wieder nach oben. Viel schlimmer kann die Wirtschaftslage ja nicht mehr werden. Ich denke alle haben die Talsohle erreicht, jetzt kann es nur noch besser werden. Harald Karcher: Sind Sie als Adlon auch von der Krise tangiert. Michael Sorgenfrey: Das sind wir doch alle. Den, der das verneinen kann, würde ich gerne treffen. Harald Karcher: In welcher Preisspanne liegen Ihre Zimmer? Michael Sorgenfrey: Mal abgesehen von speziellen Sommeraktionspreisen: In der Regel von 250,- Euro für ein Einzelzimmer bis zu 7.700 Euro für die Präsidentensuite. Harald Karcher: Werden die teuren Suiten auch benutzt? Michael Sorgenfrey: Oh ja, sehr häufig sogar, die Präsidentensuite ist auch momentan wieder belegt. Harald Karcher: Dann können wir dort ja gar nicht messen und fotografieren? Michael Sorgenfrey: Nein, die ist bis zehnten September belegt. Harald Karcher: Ist das ein privater Gast? Wer hat denn so viel Zeit? Michael Sorgenfrey: Dazu kann ich Ihnen leider nichts sagen. Harald Karcher: Dann muss ich anders fragen: Was für Gäste haben Sie denn so? Wer steigt hier denn so ab? Michael Sorgenfrey: Wir haben da wirklich eine große Bandbreite: Von Gästen, die sich das Adlon einfach einmal leisten möchten, über Stars und Prominente aus Kultur, Wirtschaft und Politik, bis hin zu Präsidenten aus der ganzen Welt. Auf unserer Gästeliste finden sich Namen wie Tom Cruise, Steven Spielberg, oder auch Heidi Klum, die gerne zu uns kommt.

 

LAN und WLAN am 2 Mbps WAN

 

Harald Karcher: Aha, Sie geben sich volksnah bei der Auswahl der Gästenamen... die weiteren Fragen gehen eher an die EDV: Wie haben Sie den Hotspot denn ans Internet angebunden, Herr Lebbin? Victor J. Lebbin: Das Wireless LAN selber hat 11 Megabit und der Anschluss ins Internet hat 2 Megabit. Harald Karcher: Hatten Sie den Access von Anfang an so schnell, oder erst seit kurzem? Victor J. Lebbin: Von Anfang an. Wir sind auch selber mit 2 Megabit ans Internet angebunden und stellen unseren Gästen auf Wunsch auch

kabelgebunden 2 Megabit zur Verfügung. Wir können das auf die Zimmer schalten, allerdings muss der Gast es vorher bestellen. Harald Karcher: Haben Sie die gleiche 2 Megabit Leitung fürs öffentliche WLAN und für den betriebsinternen Bedarf? Victor J. Lebbin: Nein, das haben wir streng getrennt. Schon aus Sicherheitsgründen. Außerdem ist das WLAN ein Betreibermodell: Wir haben der Swisscom nur die Möglichkeit gegeben, das WLAN in unserem Hause zu installieren, natürlich auch im eigenen Interesse. Aber geschäftlich und technisch ist das völlig getrennt. Harald Karcher: Haben Sie schon mal Aktivitäten von Funk-Hackern registriert? Die gibt es ja sicher auch in Berlin zuhauf? Victor J. Lebbin: Man hört davon. Wir waren aber noch nicht betroffen. Die Absicherung des WLAN ist Sache der Swisscom. Das ist ja deren System. Wir stellen nur das Hotel zur Verfügung, um unseren Gästen diesen Service bieten zu können. Wir hätten auch gar keine Möglichkeiten, in deren Funknetz einzugreifen. Wir verkaufen die Prepaid-Karten in Kommission. Wenn ein Gast seinen Funkzugang über Handy oder über Kreditkarte bezahlt, dann wissen wir nicht einmal, dass er das Wireless LAN bei uns benutzt hat. Auch ein Gast, der mit seinem Handy bei uns telefoniert, informiert uns ja nicht darüber. Harald Karcher: Wie viele Access Points sind hier im Hause montiert? Mir ist rein optisch noch keiner aufgefallen. Victor J. Lebbin: Sie werden auch keinen davon sehen. Wir haben acht Access Points. Selbstverständlich sind sie so angebracht, dass die Architektur nicht beeinträchtigt wird. Die Installation hat die Swisscom durchgeführt. Unsere Bedingung war: Es darf nicht zu sehen sein. Harald Karcher: Wissen Sie denn, welche Hersteller die hier als Access Points verbaut haben. Victor J. Lebbin: Meines Wissens nach Symbol. (Anmerkung Karcher 17.01.2010: Der WLAN-Switching-Pionier Symbol Technologies wurde 2007 von Motorola Enterprise Mobility übernommen). Harald Karcher: Und können Sie mir schon mal ein paar Tipps geben, wo ich in etwa suchen muss, um die über die Luft auch möglichst rasch zu orten? Victor J. Lebbin: Nein, das werde ich Ihnen nicht sagen. Ich möchte doch die Gelegenheit nutzen und sehen, welches Bild Sie sich da ohne fremde Hilfe selber verschaffen können und wie Sie das Funknetz in unserem Hause einschätzen. Harald Karcher: Okay. Und wie finden es Ihre Gäste so? Kommen die gut klar mit dem Netz? Victor J. Lebbin: Ja, das Netz selber ist sehr stabil. Wenn es mal ein Problem gibt, liegt es meist an der Konfiguration des Laptops. Früher musste man noch den Netzwerknamen von Hand in den Browser eintragen, aber das geht inzwischen automatisch. Heute kann man eigentlich gar nichts mehr verkehrt machen. Harald Karcher: Und wenn doch mal ein Problem mit dem Funk-Notebook auftreten sollte? Victor J. Lebbin: Dann gibt es die Hotline der Swisscom. Es ist nicht Aufgabe unseres Hotel-Personals, alle diffizilen technischen Fragen zu beantworten. Außerdem hätte ich Bedenken, am Laptop eines Gastes Konfigurations-Änderungen vorzunehmen. Harald Karcher: Vielen

Dank für das Gespräch, Frau Sabine Kalkmann, Herr Sorgenfrey, Herr Lebbin.  

Michael Sorgenfrey: Vom Oriental Bangkok ins Adlon Berlin

 

Michael Sorgenfrey ist seit Juni 2002 der zweite Mann im Hotel Adlon Berlin. Als Resident Manager vertritt er auch den Geschäftsführenden Direktor Jean K. van Daalen. Er kümmert sich insbesondere um die betrieblichen Abläufe, auch um die Restaurants sowie um die Entwicklung der Gastronomien im neuen Adlon Palais. Der Food & Beverage-Experte (F&B) kennt das Adlon bereits aus den Jahren 1997 bis 1999, in denen er zunächst als Assistant F&B Bankett Manager, zuletzt als F&B Operations Manager an der Hoteleröffnung beteiligt war. Anschließend zog es ihn als F&B Director und Executive Assistant Manager in das berühmte The Oriental Bangkok. Mit dem Ruf ins Adlon kehrte er 2002 aus Thailand zurück. Der gelernte Koch begann seine Karriere in den Hamburger Kempinski-Häusern Atlantic und Überseeclub und war anschließend in anspruchsvollen Positionen im Marriott Hotel Zürich und Hotel Vier Jahreszeiten Hamburg tätig. Vor seiner ersten Adlon-Station avancierte er im Steigenberger Hamburg in knapp fünf Jahren vom Assistant F&B Controller bis zum Director of Convention and Sales.

  

Fotos: Roswitha Model (2), Kempinski AG (2). Text: Dr. Harald Karcher