Umweltbundesamt

Lärmwirkungen

Letzte Änderung: 12.07.2011

Schall durchdringt unser Leben allerorts. Er ist ein wesentlicher Bestandteil unseres sozialen Lebens und gleichzeitig oft unerwünscht. Unser Körper funktioniert biologisch so, dass wir Schall erzeugen und verarbeiten können. Wir benötigen Schall zur Kommunikation, Orientierung und als Warnsignal. Daher sind wir mit einem feinen Sensor ausgestattet, der Schall wahrnehmen kann. Dieser Sensor ist das Ohr mit seinen nachgeschalteten Verarbeitungsebenen im Gehirn. Der Sensor ist immer aktiv, auch im Schlaf. Schall wird zu Lärm, falls er Störungen, Belästigungen, Beeinträchtigungen oder Schäden hervorruft.

Gehörschäden und Stressreaktionen

Zu viel Schall – in Stärke oder Dauer – kann nachhaltige gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Schäden hervorrufen. Diese betreffen zum einen das Gehör, das durch kurzzeitige hohe Schallspitzen oder Dauerschall bleibende Schäden davontragen kann (aurale Wirkungen). Dazu gehören Beeinträchtigungen des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit, sowie zeitlich begrenzte oder dauerhafte Ohrgeräusche (Tinnitus). Hohe Schallpegel treten nicht nur im Arbeitsleben auf, sondern auch in der Freizeit, zum Beispiel durch laute Musik.

Ferner wirken Schall oder Lärm auf den gesamten Organismus, indem er körperliche Stressreaktionen auslöst (extra-aurale Wirkungen). Dies kann auch schon bei niedrigeren, nicht-gehörschädigenden Schallpegeln geschehen, wie sie in der Umwelt vorkommen (zum Beispiel Verkehrslärm).

Lärm als psychosozialer Stressfaktor beeinträchtigt somit nicht nur das subjektive Wohlempfinden und die Lebensqualität, indem er stört und belästigt. Lärm beeinträchtigt auch die Gesundheit im engeren Sinn. Er aktiviert das autonome Nervensystem und das hormonelle System. Die Folge: Veränderungen bei Blutdruck, Herzfrequenz und anderen Kreislauffaktoren. Der Körper schüttet vermehrt Stresshormone aus, die ihrerseits in Stoffwechselvorgänge des Körpers eingreifen. Die Kreislauf- und Stoffwechselregulierung wird weitgehend unbewusst über das autonome Nervensystem vermittelt. Die autonomen Reaktionen treten deshalb auch im Schlaf und bei Personen auf, die meinen, sich an Lärm gewöhnt zu haben.

Mögliche Langzeitfolgen

Zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung gehören neben den Gehörschäden auch Änderungen bei biologischen Risikofaktoren (zum Beispiel Blutfette, Blutzucker, Gerinnungsfaktoren) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie arteriosklerotische Veränderungen („Arterienverkalkung”), Bluthochdruck und bestimmte Herzkrankheiten einschließlich Herzinfarkt.

Das Umweltbundesamt führt Laboruntersuchungen und epidemiologische Studien zu diesen Themen durch, um den Einfluss akustischer Umweltfaktoren auf die Gesundheit quantitativ zu ermitteln und Lärm-Qualitätsziele für die Umwelt und den Freizeitbereich abzuleiten. Dies geschieht im nationalen sowie im europäischen und internationalen Rahmen. Die verkehrsbezogenen Lärmquellen wie Straßen-, Flug- und Schienenverkehr, Freizeitlärmquellen wie laute Musik in Diskotheken, bei Konzerten und beim Hören mit Kopfhörer, sowie lautes Kinderspielzeug werden dabei besonders betrachtet. Das Umweltbundesamt bemüht sich, durch seine wissenschaftliche Tätigkeit und Politikberatung, den Schutz der Bevölkerung vor Lärmeinwirkungen zu verbessern.

Geräuschbelastung im Straßen- und Schienenverkehr

Der Straßenverkehr ist die dominierende Geräuschquelle für den überwiegenden Teil der Bevölkerung.

Nach Berechnungen ist durch Straßenverkehr knapp die Hälfte der Bevölkerung mit Pegeln, bei denen Beeinträchtigungen des physischen und sozialen Wohlbefindens zu erwarten sind (Lm über 55 dB(A) tags), belastet. Beim Schienenverkehr beträgt der Anteil ca. 20%. Von Pegeln, bei denen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen besteht (Lm >65 dB(A) tags) sind im Falle von Straßenverkehr 15,6% und im Falle von Schienenverkehr 3,1% der Bevölkerung betroffen.

Auch nachts ist die Geräuschbelastung an vielen Stellen hoch. So ist etwa die Hälfte der Bevölkerung durch Straßenverkehr Pegeln ausgesetzt (Lm > 45dB(A)), bei denen mit Beeinträchtigungen des Schlafes bei zu Lüftungszwecken geöffneten Fenstern gerechnet werden muss. Beim Schienenverkehr beträgt der Anteil ca. 37%, s. Tabelle "Berechnete Geräuschbelastung der Bevölkerung (alte Länder) durch Straßen- und Schienenverkehr"

Berechnete Geräuschbelastung der Bevölkerung (alte Länder) durch Straßen- und Schienenverkehr