2019 - Mit Otto Sauter und Ten Of The Best auf der Akropolis

03.08.2019 - Es begann mit einem Anruf, bei dem ich dachte, da will mich einer auf den Arm nehmen. Ein Gig auf der Akropolis mit zehn Top-Bläsern aus der ganzen Welt. Ja nee, is klar. Erst mal gegoogelt und festgestellt: die Band gibt es wirklich ihr Leiter Otto Sauter gilt als einer der führenden Piccolo-Trompeter auf diesem Planeten! Und so jemand ruft MICH an? Ja, und zwar auf Empfehlung von Peter Bauchwitz, Ex-Mitglied der "Höhner", mit dem ich im Jahr 2004 mal ein Konzert gespielt und eine CD aufgenommen hatte. 15 Jahre lang hatten wir danach keinen Kontakt mehr. Und Peter erinnert sich noch an mich und empfiehlt mich für einen Keyboarder-Job, den sonst Mike Lindup von Level 42 macht? Unglaublich, vielen Dank, lieber Peter! :-)

Athen, Akropolis: da war tatsächlich schon einmal. 1992 auf meiner Abitur-Abschlussfahrt. 27 Jahre ist das nun schon her, Wahnsinn. Und so stand ich nun morgens um acht mit gepacktem Koffer am Düsseldorfer Flughafen um festzustellen, dass sich hier zwei gigantische Warteschlangen gebildet hatten. Es war noch Zeit, aber ich hatte meine Zweifel, ob das mit dem Einchecken so hinhaut und ich sollte recht behalten, es wurde eng. Einige mir zu diesem Zeitpunkt noch gänzlich unbekannte Mitmusiker sollten ebenfalls von Düsseldorf aus fliegen, aber da ich keinen kannte wusste ich auch nicht, nach wem ich Ausschau halten sollte. Bis auf einmal jemand vor mir einen anderen mit dem Spruch: "Ah, one of the best!" begrüßte.

Der nette Kollege war Michael Weiss, Pianist der Band und langjähriges Mitglied im Ensemble von "Starlight Express" in Bochum. Und dann auf einmal doch noch ein bekanntes Gesicht: Bassist Jens Foltynowicz, mit dem ich im Jahr zuvor eine Hochzeit in der Toskana begleitet hatte: "Ach, Du spielst auch bei Ten Of The Best?" - "Ne, ich bin gestern abend angerufen worden und soll einspringen, hab gestern noch bis um zwei gespielt und diese Nacht gar nicht geschlafen." Trauriger Hintergrund dieser Aktion war ein Herzinfarkt von Bodo Klingelhöfer, dem Stamm-Bassisten der Band. Leider ist er kurze Zeit drauf im Alter von nur 63 Jahren daran verstorben.

So war die Stimmung natürlich etwas gedrückt. Und Jens hatte keines der zu spielenden Stücke auch nur einmal hören, geschweige denn üben können. Aber als Profi kann er gut vom Blatt spielen und das hat er dann auch mit Bravour gemacht. Am Tag vor dem Auftritt war noch eine Probe angesetzt, die fand in einem riesigen Aufnahmesaal eines lokalen Radiosenders statt. Leider war mir vom Backliner nicht der gewünschte Korg Kronos, sondern ein Roland Phantom hingestellt worden. Ich hatte schon immer eine Aversion gegen Roland-Instrumente, weil ich mit deren für mich unlogischer Bedienung einfach nicht klarkomme. Für die Probe ging es, aber für das Konzert sollte es dann doch bitte wieder ein Kronos sein.

Das Konzert selbst fand im Odeon des Herodes Atticus direkt neben der Akropolis statt, einem rund 5000 Menschen fassenden antiken Theater mit richtig steilen Zuschauerrängen. Wirklich sehr beeindruckend, und eine Ehre an einem solch geschichtsträchtigen Ort auf der Bühne stehen und Musik machen zu dürfen. Meine Gage war da zweitrangig, die war vorab eh schon für den Kauf eines neuen Anzugs und des vorgeschriebenen Smokings draufgegangen. Und vor 5000 Leuten richtig coole Arrangements mit einer Weltklasseband und sogar ein Duett mit Otto Sauter zu spielen, das kann mir auch keiner mehr nehmen. Leider waren Videoaufnahmen des Konzertes verboten, aber ich denke die Fotos vermitteln einen Eindruck.