2008 - Mike Stern Quartett feat. Dave Weckl

05.05.2008 - Anfang der 90er Jahre entdeckte ich die Chick Corea Electric Band. Es haute mich förmlich um, soviel Virtuosität hatte ich noch nie gehört. Die Musik war instrumental, Keyboards standen im Mittelpunkt und alles war brillant gespielt. Der Schlagzeuger hieß Dave Weckl und ich habe bis heute nicht viele Drummer gesehen, die ihm das Wasser reichen können. Als ich damals Stücke der Electric Band nachgespielt habe, war die Programmierung des Parts von Dave Weckl die meiste Arbeit. Es hat 20 Jahre gedauert, aber nun habe ich ihn endlich mal live gesehen! Und nebenbei mit Mike Stern noch eine weitere Jazzlegende...

Es gibt nicht viele Locations, wo man so nah an die Künstler herankommt wie im Alten Pfandhaus und durch die stufenartige Anordnung der Sitzreihen einen so tollen Blick auf das Geschehen hat. Nachdem ich vor knapp zwei Monaten bereits Kevin Hays und Larry Goldings dort gesehen habe, war ich nun wieder dort, um Mike Stern und Dave Weckl mal aus nächster Nähe zu sehen.

Aus nächster Nähe heißt im Alten Pfandhaus ca. zwei Meter oder weniger, je nachdem, wo man sitzt. Da ich in erster Linie wegen Dave Weckl hingefahren war, saß ich also zwei Meter neben Dave Weckl und konnte von der Seite prima sehen, was er da so anstellte. Ich hab es zwar gesehen, aber so richtig glauben konnte ich es nicht. Der Typ ist unfassbar. Und das live aus nächster Nähe zu sehen ist noch mal was ganz anderes, als es auf einer CD zu hören oder sich ein Filmchen bei YouTube anzuschauen!

Doch der Reihe nach: zusammen mit meiner Schülerin Andrea fuhr ich eigentlich rechtzeitig los, aber da die Schranke am Parkhaus defekt war, kurvten wir erst mal ne halbe Stunde durch die Gegend, bis wir mit viel Glück einen Parkplatz erwischten. Als wir dann endlich im Alten Pfandhaus eintrudelten, war der Laden schon gerammelt voll, denn im Gegensatz zu dem Konzert Hays/Goldings, wo sich nur rund 50 Zuhörer eingefunden hatten, waren diesmal 300 Leute da und der Veranstalter durfte sich über ein ausverkauftes Haus freuen.

Wir hatten jedoch Glück im Unglück und konnten noch einen Platz seitlich des Geschehens ergattern. Von da hatte man einen prima Blick auf Mr. Weckl, wo anders hätte ich gar nicht sitzen wollen, perfekt! Um 20.15 Uhr ging es dann los. Um 20.40 Uhr war die erste Nummer zu Ende. Die haben tatsächlich 25 Minuten am Stück gespielt und geschafft, dass man von der ersten bis zur letzten Note gefesselt war! Am Bass war übrigens nicht wie angekündigt Anthony Jackson, sondern Tom Kennedy. Und das war weiß Gott keine Verschlechterung!

Nach 90 Minuten purer Power dachte ich, die haben halt durchgespielt, keine Pause gemacht und das war es jetzt. Dann kündigte Mike Stern an, dass es gleich noch ein zweites Set geben würde und man in der Pause seine neue CD kaufen könne. Bei ihm persönlich. So kam ich dann nicht nur in den Besitz eines signierten Albums mit persönlicher Widmung, sondern auch zu einem weiteren schönen Schnappschuss.

Das zweite Set dauerte dann noch mal über eine Stunde und war die nahtlose Fortsetzung einer atemberaubenden, von höchster Musikalität und irrem Spielwitz geprägten Darbietung, wie ich sie nur selten gesehen habe. Und einen Keyboarder hab ich nicht vermisst...

Konzert-Mitschnitt Mike-Stern-Quartett am 08.03.2008 in Atlanta/USA: