Vollgas trotz Fersensporn

28.06.2023

Leah Hanle nimmt bei einem ihrer Lieblingsläufe wieder die zehn Kilometer unter die Schuhe. Coenning-Ausfall schmerzt sehr.

Es war alles ausgerichtet auf das große Duell über die zehn Kilometer beim Ermstal-Marathon. Corinna Coenning (TSV Glems) hat sich sehr gefreut, dort mit Leah Hanle (TSV Holzelfingen) auf Rekordjagd gehen zu können. Letztere war noch unschlüssig, weil es an besagtem Wochenende quasi als Konkurrenzveranstaltung noch eine Deutsche Meisterschaft gibt. Jetzt hat sie am Montag frohgelaunt mitgeteilt, dass sie auf alle Fälle im Ermstal Gas geben werde – um dann kurz darauf fast in Tränen auszubrechen, als ihr mitgeteilt wurde, dass Corinna Coenning nicht dabei sein wird. Nach einem Achillessehnenriss sei für sie das Jahr 2023 „gelaufen“, wie sie mitteilte.

Passiert ist es am Samstag bei den Süddeutschen Meisterschaften in Ulm im Rennen über 5000 Meter. Dort wollte eigentlich auch Leah Hanle dabei sein. Die musste jedoch schon im Vorfeld passen. „Ich habe einen schlimmen Fersensporn, nach Wien ging gar nichts mehr“, sagte sie. Mit engen Spikes auf der Bahn zu rennen, war am Wochenende undenkbar. Zwei andere Sachen werden aber sehr wohl gehen, obwohl sich neben dem Fersensporn auch noch die Hüfte gemeldet hat. „Ich laufe am Wochenende den Reutlinger Stadtlauf und bin eine Woche später beim Ermstal-Marathon dabei. Das sind zwei Rennen, auf die ich mich schon das ganze Jahr freue. Danach sehe ich dann weiter“, so die Kämpferin mit den schnellen Beinen.

Und wie immer, wenn Leah Hanle an den Start geht, ist die Richtung klar: „Ich habe vor, Vollgas zu geben.“ Wahrscheinlich, weil sie gar nicht anders kann. Die Schmerzen seien mittlerweile einigermaßen erträglich und schließlich kann der Fersensporn diese Woche ja auch noch den Rückzug antreten. Trainiert wird auf alle Fälle ohne große Einschränkungen.

Jetzt gibt es eben noch das eine Problem. Wer ersetzt Corinna? Das Duo wollte sich intensiv um den Streckenrekord kümmern, der noch relativ frisch ist auf der Bergab-Strecke im Ermstal. Im vergangenen Jahr war Leah Hanle dort nach 34:48 Minuten fertig. Jetzt fehlt also die Partnerin, die sich durchaus zugetraut hatte, in diesen Bereich zu laufen, allerdings ihre Mitläuferin in der Favoritenrolle sah.

Jetzt muss sich jene eine andere Strategie überlegen. „Ich habe mich so sehr gefreut auf das Rennen gegen Corinna“, sagt Leah Hanle. Sie laufe aber gerne auch für sich – es bleibt ihr oft auch nichts anderes übrig, weil keine Frau hinterherkommt. Denkbar ist auch, dass sie sich irgendeinen Kerl schnappt, der der Orientierung dienen kann oder sie antreibt, die letzten Körner zusammenzuklauben. Ein paar hatte sie schon im Visier, von denen sie weiß, dass sie beim Ermstal-Marathon dabei sind. „Zur Not muss eben mein Bruder herhalten“, sagte die schnelle Holzelfingerin lachend.

Simon Hanle gilt als einer der Fußballer der Region mit der besten Kondition. Im Training klappe das sehr gut mit ihm, teilt die Schwester mit, die ihn auch im vergangenen Jahr bei ihrem Sieg im Schlepptau hatte. Ihn knapp hinter sich zu wissen, sei auch ganz in Ordnung.

Diese Woche musste er aber zunächst einmal wieder aufgebaut werden, hat er doch mit dem TSV Holzelfingen ziemlich überraschend das Relegationsspiel gegen den TuS Honau verloren und muss nun in der Kreisliga B kicken. Auch Samuele, ein weiterer Bruder, war dabei. Und Schwester Leah sowieso – die aber natürlich nicht mitgespielt hat: „Ich schaue mir jedes Heimspiel an“, so die Holzelfinger Spitzensportlerin, die selbstverständlich im heißen Genkingen supportete. Vergebens, wie man seit Sonntagabend weiß.     

                                                          (Quelle: Südwest Presse 28.06.2023/Wolfgang Seitz)