Leah mag die Hitze und setzt neue Bestmarke

10.07.2023

Bei der 13. Auflage war es so heiß wie vielleicht noch gar nie. Leah Hanle vom TSV Holzelfingen knackt trotzdem im Zehner den eigenen Streckenrekord deutlich. Silvan Rauscher entscheidet packendes Finish für sich.  

Wohl dem, der sich am Sonntag „nur“ für den Lauf über zehn Kilometer entschieden hat. Großer Respekt gebührt aber jenen, die beim Ermstal-Marathon die größeren Sachen unter die Schuhe genommen haben. Denen, die unter der Hitze auf schattenloser Strecke besonders gelitten haben, sei von dieser Stelle alles Gute gewünscht. Bei allen Helfern, ohne die eine solche Veranstaltung nicht denkbar ist, sollen deshalb an erster Stelle die des DRK gelobt werden. Sie waren im Dauereinsatz.

Highlight schon zu Beginn

Das Highlight des Tages kam ganz zu Beginn. Dramaturgisch mag dies fragwürdig erscheinen, es zeichnete sich aber schon beim Studium der Starterlisten ab. Da hatten sich doch im Zehner der Männer etliche Kandidaten gemeldet, die man allesamt als Favoriten handeln konnte.

Allen voran natürlich Silvan Rauscher. Der Vorjahressieger von der TSG Münsingen ließ sich dann auch nicht lumpen, erwehrte sich der vehementen Angriffe von Julian Gering (LG Vogtland) und Dominik Notz (LG Telis Finanz Regensburg), dessen „Dauerlauf über zehn Kilometer“ nun doch zügiger vonstattenging, als es eigentlich angedacht war. „Es ging ganz gut. Erst zwei, drei Kilometer vor dem Ziel habe ich Schmerzen bekommen“, verwies der Dettinger auf eine langwierige Verletzung. 31:21 Minuten sind für einen Rekonvaleszenten eine unfassbare Zeit. Der blutjunge Julian Gering war in 31:17 ein bisschen schneller – aber nicht schnell genug für Silvan Rauscher (31:16). Der hatte sich im Vorfeld kurz mit dem von Notz gehaltenen Streckenrekord aus dem Jahr 2019 (30:51) befasst. „Es war von Anfang an richtig schwer. Ich habe versucht mich zu lösen, die Jungs waren aber einfach zu stark. Am Ende war ich froh, dass ich den Sieg ins Ziel gebracht habe. Der Streckenrekord war wegen der Vorbelastung vom Samstag kein Thema“, sagte ein sehr zufriedener Silvan Rauscher, der am Samstag in Kassel noch 3000 Meter Hindernis bei der DM absolviert hatte. Hinter dem furiosen Trio war Daniel Noll (TSV Glems run2gether) nach 32:57 Minuten im Ziel. Die 34:11 von Simon Hanle (TSV Holzelfingen) waren auch richtig stark.

Und damit wäre man schon automatisch bei dessen Schwester Leah, die gerne mit Simon trainiert und läuft. Eigentlich wollte sie am Samstag auch in Kassel rennen, ein Fersensporn bremste sie dann allerdings aus – wobei man das Wort „bremsen“ in Zusammenhang mit der kleinen Powerfrau eigentlich nicht gebrauchen sollte. Im Gesamtfeld wurde sie Fünfte – und natürlich schnellste Frau. Mit 34:02 Minuten hat sie den eigenen Streckenrekord aus dem Vorjahr (34:48) noch einmal gewaltig nach unten gedrückt. „Ich habe mich echt gefreut als sich herauskristallisierte, dass es so heiß wird. Im vergangenen Jahr hatte ich ja noch Handschuhe an“, so die Rekordläuferin, die sich zunächst um den Bruder kümmern musste, der kurz in die Knie gegangen war, zuvor aber seine Schwester bravourös unterstützen konnte.

Sabrina Mockenhaupt-Gregor wurde in 35:53 Zweite, hatte angesichts der enormen Hitze Gas herausgenommen, als Leah entfleucht war. Michaela Weiß (LV Pliezhausen) komplettierte in 38:33 das Treppchen, Nachwuchs-Triathletin Mirjam Huber von der SG Dettingen ließ dahinter in 39:17 aufhorchen.

Und noch eine Lea

Aber zurück zu Leah. Den Vornamen gibt es auch ohne „h“. Und im Halbmarathon der Frauen führte an Lea Kaufmann kein Weg vorbei. Verblüffend bei ihr: Sie war im Ziel sehr locker, keine Spur von Erschöpfung und hat sich über die Aufmerksamkeit gefreut, die einer Siegerin zuteilwird. „Es war einfach toll, es ist eine tolle Strecke mit einem phantastischen Publikum. Im vergangenen Jahr war ich auch schon da, aber nicht so weit vorne“, so die sympathische Schrambergerin. „Absolut gut“ hat sie sich gefühlt – und das hat man gemerkt. In 1:29:47 Stunden siegte sie vor Laura Mazzocca (TF Feuerbach, 1:32:08) und Katja Schymanski (BSG Festo Esslingen, 1:33:53).

Favorit Tomsich siegt

Bei den Männern gab es den Favoritensieg, mit dem alle gerechnet hatten. „Das war eine gute Vorbereitung auf den Marathon in Berlin, den ich im Herbst laufen werde. Ich bin etwas schneller angelaufen, was vielleicht der Fehler war. Die ganze Zeit musste ich zudem alleine rennen, was natürlich auch nicht einfach ist“, analysierte Anthony Tomsich (LAV Stadtwerke Tübingen) seine 1:11:33 Stunden. Simon Stützel wurde 2019 bei seinem Streckenrekord nach 1:09:01 gestoppt. Angesichts der Hitze hat es Tomsich also sehr gutgemacht. Das trifft auch ohne Einschränkungen auf Christian Reusch (SG Dettingen) zu, der nach 1:14:01 die Strapazen überstanden hatte. Für den Glemser Luki Ilomo wurden in der Endabrechnung 1:17:52 notiert.

Mit viel Gefühl

Favoritensieg auch im Marathon. Da hatte man Richard Schumacher auf dem Zettel – völlig zurecht. „Das war schon eine Quälerei. Bei dem Wetter läuft man mit Gefühl und nicht auf Zeit“, kommentierte er seine Siegerzeit von 2:48:43 Stunden. Das war im Übrigen sein vierter Sieg beim Ermstal-Marathon. Eine Reduzierung auf die halbe Distanz, stand für ihn nie zur Debatte: „Das Gefühl, einen Marathon durchgelaufen zu haben, wiegt alle Strapazen auf.“ Ähnlich sah das auch der Glemser Simon Zimmer, der über die 2:27:50 richtig happy war. „Das war ein mehr als perfektes Rennen“, jubelte er ausgelassen. Auch ihm sah man die Strapazen zuvor nicht unbedingt an.  Steffen Schlegel aus Filderstadt kam mit 3:09:56 in die Wertung. Für einen Läufer des Jahrgangs 1973 sehr respektabel.

Silke Holzmann (LAV Stadtwerke Tübingen) ist noch ein bisschen älter. Sie gewann die Frauen-Konkurrenz unangefochten in 3:28:49 Stunden vor Sonja Retter (VfL Kirchheim) 3:53:38 und Maria Hofgärtner (Die Verendenden) 3:57:10.    


                                                          (Quelle: Südwest Presse 10.07.2023/Wolfgang Seitz)