Ein Glemser wagt sich an den ganzen

27.06.2022

Tim Koch hat sich früher über Peter Keinath gewundert. Jetzt rennt er am 10. Juli selbst die 42,195 Kilometer.

Tim Koch hat durchaus Erfahrungen mit dem Ermstal-Marathon. „Ich habe Peter Keinath beobachtet und ihn auch auf dem Fahrrad begleitet, soweit es möglich war. Über Jahre habe ich mich gefragt, wie man sich so etwas antun kann.“ Jetzt tut er es sich selbst an. Und warum? Weil er es kann.

 

Speziell bleibt aber die Strecke. Sie gilt bei jenen, die den ganzen Marathon unter die Sohlen nehmen, als extrem anspruchsvoll. Das Gelände wechselt, es ist keineswegs immer eben, hinzu kommt, dass es meist brütend heiß ist im schattenlosen Ermstal. „Man wird im Alter nicht immer klüger“, hat der Pädagoge festgestellt. „Ich denke, man muss ihn einfach mal gelaufen sein, die Erfahrung selbst machen, sonst kann man nicht richtig mitschwätzen. Es sei ein harter Wettkampf, einzigartig und besonders. Das sagen jene, die ihn schon absolviert haben. Davon will ich mich nun überzeugen“, sagt Tim Koch.

 

Stockerl im Blick

Es ist bei weitem nicht so, dass er die Strecke nicht kennen würde. Jeder Winkel ist von unzähligen Trainingsläufen bekannt. Und weil die Form nicht ganz schlecht ist, wird bei der Premiere im schönen Ermstal die Latte schon einmal recht hoch gelegt. „Ich möchte das Rennen schon vorne beenden. Ein Platz auf dem Stockerl darf es sein, wobei es für detaillierte Prognosen zu früh ist. Man weiß ja nicht, wer alles mitrennt und wie das Wetter wird. Sicher ist, dass ich nicht auf die Jagd nach der Bestzeit gehen werde. Das geht einfach nicht auf dieser Strecke“, sagt Tim Koch. So werden also auch danach noch die 2.38.05 Stunden zu Buche stehen. Sollte es wider Erwarten anders kommen, ist es nicht so schlimm. 

Koch hat als Fußballer beim TSV begonnen, ist dann im Sportstudium über einen Trainingsplan für den Halbmarathon gestolpert. Gelesen und gemacht – und er ist dann gleich richtig gut gelaufen. Das neue Hobby war gefunden. Der Kontakt mit run2gether kam hinzu. „Voneinander lernen, einander unterstützen, miteinander Ziele erreichen und auf verschiedenen Ebenen voneinander profitieren“, ist das Motto. Der Verein run2gether ist in Österreich und in Kenia offiziell als Laufverein registriert. Tim Koch war in Kenia und da hat es ihn vor sieben Jahren dann richtig gepackt. Nicht von ungefähr taucht run2gether nun auch in Verbindung mit dem TSV Glems auf. 


Ganz früh raus

Was Tim Koch am Laufsport gefällt, ist die freie Gestaltung des Trainings. „Man kann Einheiten in jede Ecke des Tages schieben“, sagt der 36-jährige Familienvater. Derzeit ist es eine sehr frühe Ecke. Zwischen 6 und 6.30 Uhr geht‘s los. Vor dem Job als Lehrer am Keppler-Gymnasium in Tübingen (Musik und Sport). Auch in den Ferien, weil sich danach Sohn Julius auf den Papa freut, der mit seinen sechs Monaten immerhin schon zielsicher das Telefon ausschalten kann.

Der Umbau eines Häuschens in Metzingen ist ein weiterer Aspekt, der in die Vorbereitung zum Ermstal-Marathon mit hineinspielt. Trotz allem wird ein bestens vorbereiteter Tim Koch an der Startlinie stehen. Schließlich gucken ja alle zu, wenn nach Peter Keinath wieder ein Glemser den ganzen Marathon unter die Sohlen nimmt. (Quelle:SWP/Wolfgang Seitz)